In welcher Art und Weise sollte man Religion nicht kritisieren und darf man Religion überhaupt kritisieren?

20 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Natürlich darf man Religion kritisieren, man darf alles kritisieren, wenn man gute Argumente hat. Und das ist auch ganz wichtig, weil Religion, wie jede andere Ideologie, ein Werkzeug ist, das unter Umständen gefährlich sein kann, aber auch helfen kann, über schwere Zeiten zu kommen oder einfach ein gutes Gefühl im Alltag machen kann. 

Allerdings sollte man, da Religion halt auch ein Grundbedürfnis mancher Menschen darstellt, überlegen, mit wem man kritisch über Religion spricht. Ein Mensch, der aus dem Glauben an eine jenseitige Welt Kraft zieht, sollte man das nicht nehmen. Das hat ja auch gar keinen Sinn, als Gegner der Religion mit einem Tiefgläubigen zu diskutieren, man kann sich solche Gespräche ja auf gutefrage.net angucken.

Ebenso sollte man Religion in einem möglichst neutralen Rahmen kritisieren. Beide Gesprächspartner müssen füreinander offen sein, Klischees haben da keinen Platz. Geht der Christ mit der Meinung "der Typ muss von der Wahrheit überzeugt werden" und der Atheist mit "der Typ ist ja blöde wie Brot, wenn er diese Märchen glaubt", wird kein konstruktives Gespräch zu Stande kommen.

Wichtig ist da einfach Toleranz und Respekt. Gläubige sind nicht alle blöd und Atheisten/Agnostiker sind nicht alle schlechte Menschen. Man findet Pfosten in beiden Gruppen und herzensgute Selbst-Aufgeber auch. Missionare gibt es auch auf beiden Seiten.

Fazit: Ja, du darfst Religion kritisieren. Du musst sogar, denn etwas, das nicht kritisiert werden darf, wird eine unkontrollierbare Macht und das darf nicht sein bei uns. Aber kritisier auf wissenschaftlichem Grund, überleg gute Argumente und kritisier nur dann, wenn dein Gegenüber das auch verträgt.

Okay vielen Dank :)

Religion muss vom Grundsatz her immer kritisierbar sein und bleiben.

Gegenstand jeder Religion ist der Galube. Ein Glaube ist gleichsetzbar mit einer Annahme. Über eine Annahme kann man immer diskutieren, und selbstredend auch Kritik üben.

Dabei sollte die Kritik immer als konstruktive Kritik verstanden werden, und auch so formuliert sein.

Eine Kritik die in Form einer Beleidigung geäußert wird, sollte nicht erfolgen, da der Glaube auch immer eine persönliche Einstellung ist, und man mit der Beleidigung auch indirekt die glaubende Person beleidigt.

Okay danke :)

Ich bin ein religiöser Mensch und davon überzeugt, dass man Religion nicht nur kritisieren darf, sondern es sogar auf jeden Fall machen sollte, um Missstände und Defizite aufzuzeigen.

Wann immer religiöse Lehren dazu missbraucht werden, um Menschen zu manipulieren und sie persönlicher Freiheiten zu berauben, oder Diskriminierung und politische Absichten unter dem Mantel der Religion versteckt werden, ist Kritik dringend erforderlich.

Auch das kritische Hinterfragen religiöser Lehren auf ihre Notwendigkeit halte ich für sehr sinnvoll. Nicht jede Regel und jedes Gebot, die jemals niedergeschrieben wurde, haben heute noch ihre Gültigkeit.

Emotionale Erpressung durch Moralkeulen und die Drohung mit Höllenstrafen oder Ausschluss aus der Gemeinschaft wegen vorehelichem Sex, Homosexualität und alternativen Beziehungsformen ist nach meiner Ansicht in höchstem Maße zu kritisieren.

Auch Forderungen an die religiösen Führer der Gemeinschaften müssen meiner Meinung nach möglich sein, ohne deswegen um Leib und Leben, oder den Ausschluss aus der Gemeinschaft fürchten zu müssen.

Solche Organisationen sind von Menschen geschaffene Konstrukte, genau wie beispielsweise Staaten, oder Unternehmmen und müssen deshalb auch Forderungen und Kritik von Mitgliedern und Außenstehenden akzeptieren - und bei berechtigter Kritik auch die Bereitschaft zur Änderung zeigen.

Kritik an Religion ist aus meinem Verständnis heraus dann unangebracht, wenn sie in verletzender und herabwürdigender Weise vorgebracht wird.

Ich bin somit nicht gegen Kritik an Religion, sondern halte lediglich manche Formen der Religionskritik für unangebracht. Es sollte ein gewisser Respekt gewahrt bleiben - aus Rücksicht auf die Gefühle der gläubigen Menschen.

Äußerungen wie "Religion ist Müll" sind aus meiner Sicht keine Kritik, sondern schlichtweg beleidigende Aussagen - insbesondere, wenn kein Kontext hierzu geliefert wird.

Viele Menschen ziehen für sich selbst positives aus ihrem Glauben - sie deshalb aus "zurückgeblieben" zu bezeichnen wäre meiner Ansicht nach ebenfalls keine sachliche Kritik, sondern diskriminierend.

Auch Verallgemeinerungen wie "Religionen bringen nur Tod und Elend" mögen als Kritik grundsätzlich berechtigt sein - in solch pauschalierter Form sind sie für mich jedoch keine ernstzunehmende Gesprächsgrundlage.

Okay vielen Dank :)

@Yannick1998

Keine Ursache, sehr gerne. :-)

philosophisch gesprochen: Religion ist eine menschliche Institution und, wie jedes Menschenwerk natürlich kritikwürdig.

Aber ob man darf? Das hängt ab von dem Land, in dem du Kritik üben willst. In den sunnitischen Gottesstaaten darfst du jede nichtsunnitische Glaubensrichtung kritisieren, wobei deiner Kritik keine Grenzen gesetzt sind und auch Taten folgen dürfen; das Sunnitentum darfst du allerdings weder kritisieren noch hinterfragen, das würde deine Lebenserwartung gegen Null senken.

In laizistischen Ländern, in denen bürgerliche Grundrechte garantiert sind, fällt Religionskritik unter Meinungsfreiheit, eingeschränkt (bei uns) durch die Sanktionierung des StGB

§ 166
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen



(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11
Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses
anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen
Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit
Geldstrafe bestraft.


(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11
Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere
Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre
Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet
ist, den öffentlichen Frieden zu stören.


Wie weit man bei seiner Religionskritik gehen darf, und wie dieser Paragraf auszulegen ist, kann man der Mehrheitsmeinung der Richterkollegien entnehmen. Was Islamkritik betrifft, ist leider derzeit die Tendenz zu beobachten, dass mehrheitlich deutsche Richter immer grösseres Verständnis zeigen für moslemische Kläger und deren niedriger Schwelle, ihre religiösen Gefühle verletzt zu fühlen. Das heisst, sie messen dem Grundrecht auf freie Religionsausübung einen höheren Wert bei als dem Grundrecht auf freie Meinungsäusserung.
Hierzu stehen höchstrichterliche Grundsatzentscheidungen erst noch aus, dazu, welche juristischen Grenzen der Religionsausübung in einem laizistischen Land zu setzen sind.

Und WIE sollte man Religionskritik vorbringen? Na ich würde sagen: so effizient und überzeugend wie nur möglich; also so wenig Polemik und Etikettierung wie möglich, und soviel profunde Sachkenntnis, Argumente und Belege für die behaupteten Kritikpunkte wie nur möglich.
Denn es soll ja um Aufklärung gehen und nicht darum, Religion A niederzumachen und Weltanschauung B zu rechtfertigen

Okay vielen Dank für die ausführliche Antwort :)

ich bin Christ.
natürlich dürfen Religionen hinterfragt werden - besonders die eigene. ist sie nicht glaubwürdig, lohnt es nicht sie zu leben. dabei muss man natürlich unterscheiden: Was war der Urgedanke und was haben menschen draus gemacht? nur weil Menschen Fehler machen, heißt es nicht dass das Grundprinzip verkehrt ist.

In irgendeinem Buch der Bibel steht dass wir Gott sogar prüfen (nicht: testen) sollen. er will also sogar als das drüber kommen was ER über sich sagt.

Natürlich darf man auch Witze machen. sollten nur nicht verletzen.

wusstest du das Jesus Fußball spielte? Es heißt: "Jesus stand im Tor von Jerusalem und Petrus im Abseits". (so steht es natürlich NICHT in der Bibel. aber es ist lustig und verletzt niemanden)

Für mich ist aber Gott nicht "Religion" sondern genauso Tatsache wie die Schwerkraft. nur mal so

Okay danke :)

Oder ich darf auch folgendes sagen ohne dass ich hier wie viele muslimische Mädchen gleich ängstlich die Frage hinterher schicken muss: " Ist das schlimm???"

Folgendes:

Wusstet ihr, dass Jesus eine Freundin hatte? "Er ging in die Wüste und eine lange Dürre folgte ihm."

@authumbla

Ich persönlich habe kein Problem damit.

Die Grenzen liegen bei Jedem sicherlich woanders. Aber objektiv betrachtet muss man, besondern im Bereich Satire, einfach damit klarkommen, dass man als Christ auch verspottet wird. Oder dass Jesus verspottet wird. Das kann ein lustiger Witz sein, wo ich selbst mitlache.

Das kann auch unter die Gürtellinie gehen, womit ich aber auch leben muss.

So eine Kritik, auch eine extrem herabwürdigende, darf nach meiner Rechtsauffassung NIEMALS ein Grund für Gewalt sein. Stichwort Charlie Hebdo.

Die meisten Witze gehen auf Kosten irgendeiner Gruppe. Dicke, Alte, Frauen, Programmierer, Männer, Juden, Blondinen, ...

Da ist Religion keine Ausnahme.

@danhof

Ich mache Witze über alles und jeden :-) Auch über meine (bekannte) Berufsgruppe *gähn* ;-)
Aber nicht weil ich diese "Gruppe" beleidigen möchte oder so, sondern weil die Situationskomik mir gefällt:

Zb Geht ein Blinder zum Bäcker und sagt: ich hätte gern 100 Mohnbrötchen." Sagt der Bäcker: "Kann ich Ihnen gern geben. Aber entschuldigen Sie die Frage: Wollen Sie die wirklich alle essen?" Darauf der Blinde: "Das nicht, aber da stehen so schöne Geschichten drauf." :-)
Da will ich mich nicht über Blinde amüsieren oder ihre Situation madig machen (ich möchte nicht blind sein), aber die Brailleschrift mit den Körnern zu vergleichen, finde ich irgendwie süß :-)