Geht es im Leben nur ums Geld ?

41 Antworten

In wessen Leben? Wenn es um dein Leben geht, liegt es auch in erster Linie an dir, welche Rolle Geld darin spielt.

Geld ist eine Form der Beziehung oder besser Nicht-Beziehung zwischen Menschen. Du arbeitest für andere Menschen, die dich nicht weiter zu interessieren brauchen, dafür bekommst du Geld. Dafür kannst du andere Menschen, die dich auch nicht weiter zu interessieren brauchen, für dich arbeiten lassen. Das Geldsystem garantiert maximale Kooperation bei maximaler Vereinzelung.

Die Alternative wäre, füreinander etwas zu tun und Sachen zu teilen oder gemeinsam zu nutzen, ohne Geld zu verlangen. Innerhalb einer Familie ist das ja durchaus noch üblich, obwohl auch da das kapitalistische Denken manchmal schon Einzug hält.

Dasselbe ist aber auch in einem Freundeskreis möglich oder sogar einer größeren Gruppe. Wichtig ist nur, dass man sich darüber einig ist. Dann braucht man nur noch etwas Geld für das, was man nur außerhalb bekommen kann.

MissMarplesGown  16.01.2016, 18:11

maximale Kooperation bei maximaler Vereinzelung.

Ich lese Deine Antworten absolut gern! :-)

MissMarplesGown  16.01.2016, 18:27
@Machtnix53

Oh!! Vielen Dank! :-D

Ruehrstab  16.01.2016, 19:30

Es gibt dazu seit etwa 150 Jahren kaum etwas Besseres als das berühmt-berüchtigte "Warenkapitel" im "Kapital", Band 1, von Karl-Heinrich Marx, demzufolge der Kapitalist im Grunde kein Geld, sondern "Zeit stiehlt", da Geld nun mal Verfügung über die im universellen Tauschwert geronnene Zeit ist: Wer mehr davon hat, verfügt letztlich über mehr Lebenszeit anderer Leute. Der Einzug des Geldsystems in private Beziehungen ist dabei nur ein besonders garstiges Element in der Umwandlung der ganzen Welt in eine Ansammlung verfügbarer Waren.

MissMarplesGown  17.01.2016, 06:15
@Ruehrstab

Und hierzu wiederum gibt es das märchenhafte und ebenso plastische "Pendant":

Momo von Michael Ende.

Leider ist es bei vielen so, dass der soziale Status vom Einkommen, vom Job (Was ist ein "guter Job"? Natürlich einer, der "gut bezahlt ist"!), etc. abhängen und dass viele sich gut fühlen, wenn es jemanden gibt, auf den sie "herunter schauen können". Natürlich spielt da nicht nur das Finanzielle, sondern auch noch andere Faktoren rein, wie Bildungsstand, etc. Aber letztlich ist alles, was dazu dient, Menschen in Schubladen zu stecken, im Grunde dafür geeignet, im Extremfall auch Dinge, wie Glaubensrichtung, sexuelle Orientierung, Geschlecht, Ethnie, Hautfarbe. Unsere Gesellschaft braucht (noch) eine Hierarchie, damit sie funktioniert. Früher gab es "Stände", heute gibt es andere Kriterien.

Mir persönlich geht es im Leben darum, dass ich möglichst viel Gutes tue. Ich bin ein ziemlich altruistisch eingestellter Mensch. Ich hinterfrage jede meiner Entscheidungen kritisch und bekomme sehr schnell Gewissensbisse. Deshalb geht es mir bei der Berufswahl beispielsweise insbesondere darum, dass ich "möglichst wenig Schaden anrichte". Viele Menschen denken, die "arbeitende Bevölkerung" und die Industrie würden alles am Laufen halten und der Rest sein irgendwie "Schmarotzer". Aber schaut Euch doch einmal an, was die meisten Wirtschaftsunternehmen machen. Da werden Ressourcen verbraucht, die Umwelt verschmutzt, Konkurrenten vom Markt verdrängt, verklagt oder sonstwie "platt gemacht", Forderungen eingetrieben, Arbeiter ausgebeutet, Waren und Wissen (Stichwort "geistiges Eigentum" - welch ein Euphemismus) monopolisiert. Nein, ich bin mir sicher, dass "die Gesellschaft" davon größtenteils nicht profitiert, ganz im Gegenteil!

Mir persönlich ging es in meinem Leben bisher darum, mein Potential auszuschöpfen, das heißt insbesondere einen hohen Bildungsstand zu erreichen beziehungsweise auch möglichst "alles mögliche" zu lernen, für das ich mich interessiere und für das ich eine Begabung habe. Ich bin ein Mensch, der sicher nicht alles kann, aber sich zumindest wirklich für nahezu alles interessiert. Meine Tätigkeit liegt im wissenschaftlichen Umfeld. So werde ich selbst ständig gefordert und stelle auch sicher, dass ich mein Potential möglichst gut ausschöpfen und dabei von größtem Nutzen für "die Gesellschaft" sein kann. Der finanzielle Profit is zweitrangig. Er "muss ja leider irgendwie da sein", da unsere Marktwirtschaft ihn mir leider "aufzwingt". Mir persönlich wäre er im Grunde vollkommen egal. Es ist nur eine Zahl und sie hat auch nicht im Geringsten etwas mit "Leistung" zu tun. Ware wird immer noch von Arbeitern produziert und nicht von Managern. Schaut mal, wie die Verdienstverhältnisse sind, insbesondere heutzutage, wo die Produktion größtenteils in Billiglohnländer, wo es auch keinen vernünftigen Arbeitsschutz gibt, ausgelagert ist. Das steht doch in keinem Verhältnis!

Mir ist es außerdem wichtig, dass ich eine Tätigkeit ausübe, bei der ich mich noch selbst im Spiegel ansehen kann. Da ich ein starkes, im Verhältnis zur "Norm" vermutlich durchaus als "übersteigert" zu bezeichnendes Gewissen bzw. Gerechtigkeits-/Unrechtsempfinden habe, ist das gar nicht so einfach. Sobald ich auch nur irgendwo einen Vorteil erfahre, fühle ich mich schlecht und versuche, es irgendwie zu "kompensieren". In unserem Wirtschaftssystem ist das natürlich sehr "kontraproduktiv". ;-)

Meine Hoffnung ist, dass ich möglichst lange in der öffentlichen Forschung arbeiten kann. Da tut man relativ wenig "Unrecht" (solange die Forschungsergebnisse nicht gerade "missbraucht" werden), man "erweist der Menschheit einen Dienst", indem man Wissen "erschafft", und der Profit, der anfällt, landet zumindest bei "der öffentlichen Hand", anstatt in der Tasche eines privaten Unternehmers. Ob ich damit "dauerhaft zufrieden sein werde", weiß ich nicht. Vermutlich werde noch ein paarmal "wechseln". Meine finanzielle Situation ist auch ziemlich "prekär". Aber im Moment scheint es die beste Möglichkeit zu sein und es wird wohl auch weiterhin in diese grundsätzliche Richtung (Wissenschaft, öffentliche Forschung) gehen.

AlexChristo  15.01.2016, 22:26

Du hast eine komische Einstellung zu dir selbst. Mal ein Gedanken spiel: Wenn du Millionär wärst, was könntest du dann alles gutes tun?

NoHumanBeing  15.01.2016, 22:38
@AlexChristo

Dann hätte ich vor allem erst einmal eine Menge "wieder gut zu machen", weil ich dann wohl eine Menge "Mist gebaut hätte", um überhaupt zu diesem Reichtum zu gelangen. Oder einer meiner Vorfahren hätte "Mist gebaut", wenn ich das Geld geerbt hätte. Oder ich hätte im Lotto gewonnen. (Ich würde allerdings erst gar nicht spielen, weil ich hinreichend Verständnis von Stochastik habe. ;-) )

Durch ehrliche Arbeit wird man nicht zum Millionär.

Ontario  19.01.2016, 09:24
@NoHumanBeing

Schon eine sehr merkwürdige Einstellung, anderen zu unterstellen, sie hätten "Mist gebaut" weil sie zu Geld gekommen sind. Wo wären denn all die Menschen, die täglich ihr Geld in Fabriken verdienen, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können ? In den Fussgängerzonen sitzen und um Geld betteln ? Ich weiss zwar nicht, wo und womit du dein Geld verdienst, oder dich vom Staat unterhalten lässt. Gäbe es nicht die Unternehmer, welche das Risiko auf sich nehmen, das die Führung und Weiterentwicklung einer Firma abverlangt, wovon sollten die Leute ihren Lebensunterhalt bestreiten, als von ihrer Arbeit ?Klar verdienen einige mehr als die anderen. Das mag an der besseren Ausbildung, am sozialen Status liegen. Manche erben auch viel Geld, welches auch erst erarbeitet werden musste. Sind denn Unternehmer unehrlich, weil sie Millionäre wurden ? Aus deiner Einstellung spricht eher Neid. Niemand bleibt es vorenthalten, sein Leben anders zu gestalten, als es die Masse tut. Du kannst jederzeit eine Firma gründen, so du den Mut zum Risiko hast und mit Glück, Know How zum Erfolg kommen. Wer aber nicht bereit ist, diese Energie einzusetzen und der Mut zum Risko fehlt, der sollte sich nicht darüber beschweren, wenn es andere gibt, die sich mehr leisten können. Wer einmal den Schritt in die Selbständigkeit gewagt hat, der weiss wieviel Arbeit, Zeit und Energie notwendig ist, um damit seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Während andere nach Feierabend ihre Füsse hochlegen , ein sicheres Einkommen haben, schuften andere weiter bis die Firma läuft. Haben denn die "Mist gebaut", wenn sich deren Einsatz lohnt und sie mehr verdienen als die anderen ? Sie Arbeitsplätze schaffen und anderen Familien deren Lebensunterhalt sichern.

NoHumanBeing  19.01.2016, 09:50
@Ontario

Man kann das Handeln natürlich auch glorifizieren. Natürlich haben nicht alle "Mist gebaut", aber gerade, wenn Sie selbst Unternehmer sind, dann werden Sie wissen, dass Sie eben zu allererst wirtschaftlich handeln müssen, damit Ihr Laden läuft. Und dabei bleibt es nicht aus, dass Sie eventuell auch mal die Gehälter Ihrer Angestellten "drücken" müssen, dass Sie Ihre Angestellten eventuell auch mal Überstunden schieben lassen müssen, dass Sie die Preise Ihrer Mitbewerber unterbieten und Sie eventuell vom Markt verdrängen müssen, dass Sie, wenn Ihre Stellung am Markt "gut" (Monopol/Quasi-Monopol) ist, eventuell Ihre Preise anheben müssen und so Ihren Kunden letztlich "das Geld aus der Tasche ziehen".

Natürlich gibt es Unternehmen, die Ihre Mitarbeiter gut bezahlen, die sich (halbwegs) "fair" am Markt verhalten, etc., aber allein die Tatsache, dass dieses System es "belohnt", möglichst viel Geld einzunehmen (das schließt auch ein, "im Extremfall" oder auch "bestenfalls", je nachdem, aus welcher Perspektive man es sieht, den Verbraucher zu "schröpfen" und es schließt auch ein, seine Angestellten möglichst viel schuften zu lassen, auch Überstunden, etc.) und möglichst wenig Geld auszugeben (das schließt auch ein, die Gehälter seiner Angestellten möglichst zu "drücken", etc.) führt letztlich dazu, dass es zu einer Konkurrenzsituation kommt, die nicht immer zu positiven Entwicklungen im Sinne der Allgemeinheit führt (sondern ziemlich häufig sogar nicht).

Natürlich mag es Unternehmer geben, die ein sehr starkes Gewissen haben und versuchen, so nicht zu handeln und sicher auch einige wenige, denen dies auch tatsächlich gelingt. Und natürlich gibt es hierzulande Gesetze und Regeln, Kartellregeln, Arbeitsschutzgesetze, etc., die den Missbrauch einer Marktposition verhindern und die Rechte der Angestellten stärken sollen. Nur greifen die leider, obwohl Deutschland hier wohl eher eine der besseren Positionen belegt, eben nicht immer. Es finden sich immer Schlupflöcher und es finden sich immer Menschen, die die Regeln "umgehen" oder das System missbrauchen wollen und das liegt eben daran, dass es dieses Verhalten (zumindest zunächst - die "staatliche Kontrolle" ist ja allenfalls "nachgeschaltet") belohnt. Wir alle kennen die Fälle, insbesondere bei großen Konzernen, wie Amazon und Co. Ich gebe zu, ich bestelle selbst dort. Und ich habe auch diverses elektronisches Equipment von fernöstlichen Unternehmen, die dafür berüchtigt sind, unzureichenden Arbeitsschutz bei Umgang mit gefährlichen Substanzen zu gewährleisten, ihre Mitarbeiter auf dem Fabrikgelände "einzusperren", auf Schritt und Tritt zu überwachen und letztlich sogar in den Selbstmord zu treiben. Und woher kommt dies? Das kommt letztlich alles daher, weil unser Wirtschaftssystem hohe Einnahmen belohnt und hohe Ausgaben bestraft. Es kommt daher, dass wirtschaftliche Beschränkungen und Zölle fallen (Stichwort: Globalisierung), dass Arbeitsplätze (insbesondere die tatsächliche Fertigung) ins Ausland verlegt werden (bzw. schon längst verlegt worden sind), wo andere Regeln herrschen, sodass man die hiesigen Bestimmungen "umschiffen" kann.

Man könnte meinen, wir haben es hier im Grunde perfekt, aber das haben wir nicht. Wir haben es vielleicht besser, als andere. Das bedeutet aber nicht, dass nicht noch Luft nach oben ist. Man muss sich immer an dem orientieren, was "über einem liegt", nicht auf andere "herabschauen" und sagen: "Wir sind doch so 'toll', wir können uns jetzt 'ausruhen'. (Oder schlimmstenfalls sogar 'zurück entwickeln'.)"

Ein ehemaliger Mitbewohner von mir studiert Politikwissenschaften und hat einmal Einblicke in die Arbeitsweise eines großen Automobilzulieferers bekommen. Sogar in die Arbeitsweise von Ingenieuren, also eigentlich Menschen, denen es dank ihres hohen Bildungsstands noch relativ "gut geht" in unserem Wirtschaftssystem. Und er sagt, die Arbeitsstellen waren so spezialisiert, diese Leute haben so sehr ihr winziges Spezialgebiet gehabt, auf dem sie die gesamte Zeit zu tun hatten, dass die nach einigen Jahren vollkommen (sorry) "verblödet" waren und wirklich nur noch exakt das konnten und sonst absolut nichts mehr. Wenn die danach was anderes hätten machen sollen, hätte man sie erstmal wieder für ein paar Jahre auf die Uni schicken müssen, weil sie einfach nur in einer super-super-super-spezialisierten Sache gefordert wurden, die sie auch nur für genau diesen Job brauchten und in allem anderen nicht und somit alles andere wieder "verlernt haben".

In meinen Augen müsste ein "gutes" Wirtschaftssystem das Miteinander und die Koexistenz vieler "kleinerer" Unternehmen fördern, eine faire Preispolitik hervorbringen, gute (nicht nur "faire") Gehälter für das gesamte Personal.

Wir leben zudem in einer hochindustrialisierten Welt, in der zahlreiche Vorgänge automatisiert sind. Trotzdem geht es uns (im Verhältnis zu diesem wirklich enormen technischen Fortschritt) nicht so viel besser. Eigentlich müssten wir inzwischen in einem "Schlaraffenland" leben.

Nicht nur, zumindest bei mir nicht. 

Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt. Wer der Meinung ist, dass man für Geld alles haben kann, gerät leicht in den Verdacht, dass er für Geld alles zu tun bereit ist.

Kann man sagen, wenn man null Fantasie und Vorstellungsvermögen hat, was man mit seinem Leben machen möchte. Geld an sich ist nicht so interessant - was man damit machen kann, das kann interessant sein! Und damit meine ich nicht, permanent Urlaub zu machen oder möglichst viele der vom Markt feilgebotener Artikel zu kaufen (und dann wieder wegzulegen) oder mehrere Autos zu besitzen und doch nur eins aufs Mal fahren zu können, sondern irgendetwas Erfüllendes oder sozial Weiterführendes. Und was man sich mit Geld nicht kaufen kann, ist Zeit (oder Gesundheit bei einer schweren Krankheit) - die zerrinnt, ob arm oder reich, unwiederbringlich...wohl dem, der sie klug nutzt!


Nein, Liebe ist ( mir ) sehr wichtig, aber mit Liebe kann man keine Miete, Lebensmittel, Kleidung oder Strom kaufen. 

Leider ist unsere Gesellschaft übersättigt bzw hat neue Bedürfnisse bekommen und um diese Gier zu befriedigen, brauchen die Menschen noch mehr Geld. Tja, und einige Menschen verlieren dadurch die Sicht, worauf es im Leben wirklich ankommt...