Ich möchte gerne meine Ausbildung abbrechen - was muss ich beachten?

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Da Du ja aus der Probezeit heraus bist, kannst Du mit einer Frist von vier Wochen kündigen.

An die Kündigung im Ausbildungsverhältnis sind allerdings Bedingungen geknüpft. Ich schreib Dir mal was für Dich bei der Kündigung wichtig ist:

§ 22 Abs. 2 BBiG (Berufsbildungsgesetz):

"Nach der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis nur gekündigt werden:

1. aus einem wichtigen Grund ohne Einhalten einer Kündigungsfrist

2. von Auszubildenden mit einer Kündigungsfrist von vier Wochen, wenn sie die Berufsausbildung aufgeben oder sich für eine andere Berufstätigkeit ausbilden lassen wollen."

Wenn also einer der o.g. Gründe zutrifft, steht Deiner Kündigung nichts mehr im Wege.

Wenn Du mit der 4-Wochen-Frist kündigst, fängt die Frist von 28 Tagen am Tag nachdem der AG die Kündigung erhalten hat, an zu laufen.

Gibst Du die Kündigung z.B. am Montag, den 22. Juni ab, ist der 20. Juli der letzte Tag des Ausbildungsverhältnisses.

In die Kündigung schreibst Du dann, dass Du fristgemäß zum ....kündigst, weil Du Dich z.B. für eine andere Ausbildung, weiteren Schulbesuch etc. entschieden hast. Du schreibst dann noch dazu, dass Du den Dir zustehenden Urlaub so weit möglich, während der Kündigungsfrist nehmen willst.

Der restliche Urlaubsanspruch wird Dir dann bei Beendigung des Ausbildungsverhältnisses nach § 7 Abs. 4 Bundesurlaubsgesetz ausgezahlt.

lucida93 
Fragesteller
 19.06.2015, 09:01

Vielen Dank für deine Antwort. Dazu habe ich jetzt aber noch ein paar Fragen: "Berufsausbildung aufgeben" - bedeutet das, dass ich nie wieder eine Ausbildung machen will oder wie muss ich das verstehen? Urlaubsanspruch - heißt das, dass man beim Urlaubsanspruch dann vom Tag, an dem die Kündigung wirksam ist, rechnet? Ist mein Betrieb dann nicht dazu verpflichtet, mir meinen Urlaubsanspruch zu gewähren? Ich dachte immer, dass der Urlaub nur dann ausgezahlt werden darf, wenn beide Parteien einverstanden sind oder nichts anderes mehr geht... Mein Problem ist einfach, dass ich mittlerweile an dem Punkt angelangt bin, dass ich am liebsten nie wieder einen Fuß in die Firma setzen möchte...

Hexle2  19.06.2015, 10:11
@lucida93

 "Berufsausbildung aufgeben"

Das bedeutet nur, dass Du diese Ausbildung jetzt aufgeben willst und ist ein Sonderkündigungsrecht zum Schutz der Berufsfreiheit. Du kannst z.B. nicht bei diesem Ausbildungsbetrieb kündigen, weil Du in einem anderen Betrieb die selbe Ausbildung weitermachen möchtest, da es dort eine höhere Ausbildungsvergütung gibt.

Selbstverständlich kannst Du wieder zur Schule gehen und danach eine Ausbildung machen oder Du beginnst gleich mit einer anderen Ausbildung. Das steht Dir frei

.Ist mein Betrieb dann nicht dazu verpflichtet, mir meinen Urlaubsanspruch zu gewähren?

Was Deinen Urlaub betrifft: Wenn Du Deinen Urlaub nehmen kannst und noch fünf Wochen Urlaubsanspruch hast, wird zwangsläufig etwas ausbezahlt. In vier Wochen Kündigungsfrist passen ja max. vier Urlaubswochen. Die fünfte muss dann bezahlt werden.

Den Anspruch auf Freistellung hast Du nach § 7 Abs. 1 BUrlG. Wenn Dein AG Dir den Urlaub nicht gewähren will, muss er beweisen können, dass das betriebsbedingt nicht möglich ist und er auf Dich nicht die ganzen vier Wochen verzichten kann. Dieser Beweis wird ihm bei einem Azubi aber schwer fallen.

lucida93 
Fragesteller
 19.06.2015, 17:24
@Hexle2

Vielen, vielen Dank! Du hast mir echt weitergeholfen!

Hexle2  19.06.2015, 17:25
@lucida93

Gerne. Ich wünsche Dir viel Glück und dass Du eine Ausbildung findest, die Dir zusagt. Schönes Wochenende.

lucida93 
Fragesteller
 19.06.2015, 17:37
@Hexle2

Danke, wünsche ich dir auch :)

Hexle2  25.06.2015, 11:35
@lucida93

Danke fürs Sternchen

708090  15.12.2015, 00:38

Was beinhaltet einen wichtigen Grund ?Kennst du dich da auch aus ? Bitte :).

Hexle2  15.12.2015, 05:30
@708090

@708090,

meinst Du den § 22 Abs. 2 Nr. 1 BBiG und die Kündigung seitens des Azubis?

Fristlos kann ein Azubi, wie schon geschrieben, nach der Probezeit nur aus einem "wichtigen Grund" kündigen. Wichtige Gründe sind z.B. wenn ein Betrieb gar nicht zur Ausbildung berechtigt ist, wenn die Ausbildungsvergütung trotz mehrmaliger Abmahnung nicht bezahlt wird, wenn Gewalt gegen Azubis ausgeübt wird, sexuelle Belästigung oder auch wenn der AG und/oder Ausbilder den Azubi schwer oder öfter beleidigt.

Diese "wichtigen" Gründe sollte man aber belegen oder durch Zeugen beweisen können. Nur die Behauptung wird nicht viel bringen.

Hallo, 

Ich musste mal das gleiche durchmachen. Ich wusste auch von vornherein das die Ausbildung nichts für mich war, OBWOHL es die Ausbildung war, die ich eig immer machen wollte. Es war der Betrieb der mir die Freude genommen hat. Dazu muss ich sagen, dass ich genau wie du Dinge erledigen musste die rein GAR NICHTS mit den Beruf zu tun hatten. 

Es war nicht mal wirklich eine Dankarbeit. Azubis wurden als billige Arbeitskräfte eingestellt mit der Sicherheit das niemand danach übernommen wird. 

Es gab sehr viele Dinge die nicht stimmten (brauch jetzt nicht alle aufzuzählen). Ich wollte die Ausbildung am Anfang durchziehen, aber ich merkte wie unglücklich ich wurde. Ich war Dauer gereizt und bekam wie du Magenschmerzen und weinte. Müde Beat ich auch immer usw. Irgendwann vertraute ich mich meinen Lehrer an. Er verstand es vollkommen und ich konnte während der Schulzeiten "vorstellungsgespräche annehmen" - leider klappte es jedoch nicht so schnell mit ne neue ausbildungsstelle und ich entschied mich "abzubrechen". Das war mir unangenehm, weil ich jmd bin der eig eine Sache durchzieht ABER es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte. Anstatt sich weiter kaputt machen, sollte man lieber ein Schlussstrich ziehen. Heute habe ich eine neue Ausbildung gefunden. Der gleiche Bereich und ich bin glücklich. Die Firma und die Kollegen sind Top. 

Natürlich wil ich dir nichts einreden. Du musst es für dich entscheiden wie du mit all der Belastung zurecht kommst und wie lange du es noch fort aushälst.

übrigens würde ich mich bei der IHK melden und die Firma melden, da die Arbeitsweise gegenüber den Azubis nicht inakzeptabel ist und man in der Ausbildung nichts lernt. Ich meine, was soll der mist das du Dinge in dein Berichtsheft schreiben musst die du gar nicht in der Praxis umgesetzt hast? Es ist keine seriöse Ausbildungstätte und dies muss gemeldet werden, vor allem würdest du was gutes tun. Es soll dich niemand in Zukunft das gleiche durchleben wie du, oder?

Ich wünsche dir viel Erfolg und ich hoffe du wirst bald wieder glücklich. 

lucida93 
Fragesteller
 19.06.2015, 17:22

DANKE! Endlich mal jemand, der mich versteht. Mir geht es genau so - ich möchte die Ausbildung eigentlich durchziehen, aber ich kann einfach nicht mehr. Die Dinge, die ich erledigen soll und die Art, wie sie mit mir umgehen, machen mich einfach fertig. Deswegen möchte ich auch abbrechen, OBWOHL ich eigentlich auch lieber alles durchziehe. Aber wieso kaputt machen lassen für einen Job, der einem nicht gefällt und bei welchem die Kollegen einen schlecht behandeln?

Nur bin ich nicht zuversichtlich, dass ich so schnell eine neue Ausbildung finden werde. Deswegen lass ich mir da jetzt auch einfach Zeit und bewerbe mich wirklich nur auf das, was sich wirklich gut für mich anhört.

tesori  19.06.2015, 17:56
@lucida93

Ich verstehe dich vollkommen. Es ist leichter für ein "außenstehender" zu sagen "komm zieh die Sache durch" etc - aber es geht doch sehr nah an die Seele Und dies raubt einem die Lebegequält. Übrigens mach dir keine Gedanken über dein Lebenlauf. Immerhin ist es die erste Ausbildung die du abbrichst und viele Firmen zeigen Verständnis. So war's zumindest bei mir, da ich Ihnen alles erklärte, warum ich die vorherige Ausbildung abgebrochen habe. Natürlich wollten Sie es wissen. Ich habe nicht direkt eine Ausbildung gefunden. Es hat 1,5 Jahre gedauert, wobei ich auch sagen muss das ich eine andere Ausbildungstätte ablehnte, da ich sofort gemerkt habe (während der Probe Woche) das diese nichts für mich war. Es war das Arbeitsklima und ich merkte auch das mich die eine "raus ekeln" wollte. Aber es wahr eh nicht meine "wunsch Ausbildung" sondern eine Alternative falls es mit der Ausbildung die ich eig. Wollte (und nun zum Glück habe) nicht klappt. Ich entscheide meistens aus den bauch heraus. Ich bin verdammt froh darüber. Ja es war riskant aber um ehrlich zu sein... LIEBER suche ich etwas länger und ALLES klappt hinterher als irgend eine Stelle zu nehmen und ich bin unglücklich... so was macht einen fertig.

Solange du deine "lücke" im Lebenslauf füllst solltest du dir keine Sorgen machen das es negativ auf dich zurück fällt. Geh arbeiten, studiere aber nach was und nebenbei bewirbst du dich und machst am besten ein Praktikum in der Firma und dann siehst du dir an wie es dir gefällt. Am besten dieses Jahr noch bewerben, da viele Azubis abspringen und Do wieder Stellen frei werden usw. :)

tesori  19.06.2015, 17:57
@tesori

Sorry paar schreibfehler. 😅

lucida93 
Fragesteller
 19.06.2015, 20:55
@tesori

Genau so denke ich auch! :) Lieber länger suchen und wirklich nur das nehmen, was einem gefällt, als das nächst-beste zu nehmen und hinterher unglücklich zu sein. Ich werd natürlich anfangen, mich zu bewerben, aber ich gehe davon aus, dass ich erst ab nächstes Jahr was finden werde. Trotzdem danke für dein Verständnis. Gut zu wissen, dass es noch Leute gibt, die so denken wie ich und mich auch verstehen können. :)

708090  15.12.2015, 00:33
@lucida93

Die Idee ist doch super. Man sollte auch nur das lernen, was einen interessiert. Für die Erstausbildung jedenfalls. Beruf mit Abitur oder gar das ganze Abitur kann später immer noch an den Abendschulen nachholen, wenn der Verdienst im Traumberuf frustend sein sollte. Die Grundbasis sollte man immer in dem Beruf wählen ,der einen Freude bereitet. Dann bist du auch gut in deinem Job.

708090  15.12.2015, 00:48
@tesori

Aus dem Bauch heraus. Da hast du was sehr kluges geschrieben,liebe Tesori !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ehrlich. Wie viele bleiben bei dem selben Mist ,um die Eltern nicht zu enttäuschen oder um endlich unabhängig zu sein. Nein, der Bauch sagt einem immer was richtig ist. Eine Studie hat bewiesen ,dass 70% unserer Wahrnehmung unbewusst ist und wir seeeeehr viel mitkriegen. Auch wenn wir es uns vielleicht nicht erklären können.

Sobald der Bauch muckert ,Finger weg.

Natürlich macht Mobbing krank. Und ob man sich durchsetzen kann oder besser geht...die Entscheidung liegt bei jeden Einzelnen. Als Auszubildende hat man auch keine gute Ausgangsposition.

Was lernst du Tesori?

Musst du mit deinem Ausbildner darüber reden, der kann dir bestimmt genau sagen was du machen musst

Das du dann höchstwahrscheinlich bei Lidl oder McDonald's landest wenn du dir nicht früh genug eine neue besorgst

Hier solltest du dich fragen ob dir das Tätigkeitsfeld oder die unprofessionellen Kollegen gegen den Strich gehen. Weil wenn du den Beruf an für sich gerne ausübst wäre vielleicht ein Arbeitsplatzwechsel sinnvoll.

Sollte dir aber die ganze Marterie nicht gefallen,dann macht es auch keinen Sinn dir den Stress weiter zu geben.

Rede mit deinen Eltern drüber , wenn die dir zu gewandt sind.

Mache dich aber vor der Kündigung bei der IHK und dem Arbeitsamt kundig, was du tun kannst um keine Sperre deines Arbeitslosengeldes zu bekommen.

Vielleicht hältst du ja bis zum Frühjahr noch durch und kannst dann nahtlos umsatteln ?

Auch frage ich mich was für Vollpfosten du als Vorgesetzte hast. Du bist Lehrling und dem hat man was beizubringen. Und umso mehr sie Fragen stellen desto besser .So weiß der Ausbilder schnell wo die Stärken und Schwächen liegen,an welchen Stellen noch geübt werden muss und wie sich der Lehrling so macht. Kann ich echt nicht nachvollziehen. Wenn man keinen Bock auf Lehrlinge hat sollte man sich Bürohelfer vom Amt holen, die sich freuen wieder Arbeit zu haben. Aber nicht einem Lehrling die Freude an der Ausbildung nehmen. Unmöglich finde ich das. Das ist sehr bedauerlich für dich ,liebe Lucida.