Hallo euch allen, kann mir jemand mein Arbeitszeugnis bewerten bzw. benoten?

6 Antworten

Das Problem an Arbeitszeugnissen ist, dass selbst die Personaler eigentlich nicht verstehen, was der Aussteller des Zeugnisses damit en detail sagen will. Da gab es mal eine Studie dazu, die ich aktuell aber nicht finde :/

Wenn man jetzt dein Arbeitszeugnis analysiert, fallen unter anderem auf:

Du warst sehr "kontaktfreudig" - das würde ein Personaler vermutlich so auffassen, dass du ein sehr "geschwätziger Typ" bist und sehr gern mal einen Schnack während der Arbeitszeit hältst.

Du arbeitest "sehr sorgfältig" - das kann heißen, dass du ein langsamer Mitarbeiter bist. Dem widerspricht man sich aber wohl schon selbst, da du qualitativ und quantitativ "stets überzeugen konntest".

Für mich sieht das generell erstmal in Ordnung aus. Die Frage ist, warum die Zusammenarbeit beendet wurde - eventuell gibt das noch das ein oder andere Indiz, in welche Richtung man schauen muss.


"Das Arbeitsverhältnis endet im gegenseitigen Einvernehmen zum 31.10.2016." => Hieraus leitet sich eine Kündigung durch den Arbeitgeber ab.

ChristianLE  17.11.2016, 12:43

Dem widerspricht man sich aber wohl schon selbst, da du qualitativ und quantitativ "stets überzeugen konntest".

 

Zumindest das "quantitativ" erscheint widersprüchlich.

da steht zuviel stets drin.. sorry aber die waren nicht wirklich zufrieden mit dir



Alle Aufgaben führte er vollkommen selbstständig, sehr sorgfältig und planvoll durchdacht aus. 

das liest sich für mich, wie wenn du dir nichts sagen lässt und alles auf eigene Faust machst.. die Sätze, zu unserer Zufriedenheit,zu unserer vollen Zufriedenheit.. zu unserer vollsten Zufriedenheit fehlen vollkommen

o0bellaAnna0o  17.11.2016, 11:07

So liest es sich für mich leider auch. Auch die Kontaktfreudigkeit interpretiere ich eher als “er quatscht ständig mit Kollegen“. Aber ich bin kein Personaler...

ChristianLE  17.11.2016, 11:25

Für mich klingt das eher so, dass er sehr pedantisch gearbeitet hat, was zu Lasten des Arbeitstempos ging.

(die erbrachten Tätigkeiten etc. lass ich mal weg, da mir das als OK erscheint)

Selbst wenn: Ein Zeugnis lässt sich seriös nur dann beurteilen, wenn es komplett und im Wortlaut vorliegt, von der Unterschrift bis zum Datum (natürlich anonymisiert).

In deinem Falle fehlen: Angaben zu

  • Unternehmen/Arbeitgeber
  • Branche
  • Beruf
  • Position
  • Tätigkeiten
  • Beschäftigungsdauer.

Unabhängig davon sind in dem Zeugnis Formulierungen enthalten, die auf Probleme schließen lassen. Ein auf den flüchtigen Blick guter bis sehr guter Eindruck wird im Gesamttenor doch deutlich abgeschwächt. Mir als potentiellem Arbeitgeber wäre dieses Zeugnis suspekt, ich würde es nicht einmal zum Vorstellungsgespräch kommen lassen.

Kann es sein, dass man dich entlassen hat? Falls ja, weshalb? Betriebliche Gründe können es nicht gewesen sein, also bleiben nur Leistung und/oder Sozialverhalten, vielleicht auch häufige und/oder längere Fehlzeiten.


 

nomis1981 
Fragesteller
 17.11.2016, 12:30

Unternehmen Branche etc. ist alles dabei und auch korrekt angegeben 

Hideaway  17.11.2016, 12:35
@nomis1981

Schön. Aber damit sind wir immer noch nicht weiter. Wenn du eine vernünftige Interpretation deines Zeugnisses möchtest, musst du diese Punkte auch hier einstellen.

Ich wiederhole noch einmal:

Nur wenn es komplett und im Wortlaut vorliegt, von der Unterschrift bis zum Datum (natürlich anonymisiert), kann es sachgerecht bewertet werden..

Hi Simon.

Abgesehen von z.B Kontaktfreudig,w as Dir vermutlich einfach beim Tippen passiert ist, liest sich das als gutes Zeugnis.

Der vorletzte Absatz brachte mich im ersten Satz erst etwas ins Wundern (ZU kontaktfreudig?), aber "Sein Verhalten gegenüber der Leitung, Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen und Kunden war stets einwandfrei" rückt es dann wieder in ein sehr gutes Licht.

Man kann dann nocgh streiten, ob zuerst der Kunde, dann Kpllegen,d ann Chefs bgenannt werden sollen.. oder eben erst Chefs, dann KOllegen, dann Kunden.

Das ist tatsächlich einfach "Geschmacksache".

Also, m.E. ist es ein gutes Zeugnis.

Habe schon so einige gelesen und erstellt,d a ich früher für so was zuständig war.

Und weiss auch aus eigener Erfahrung: wenn man gar nicht mit rechnet, plötzlich gehen darf..das verunsichert einen erstmal an allem.

Denk dran: Du bist (leider) nicht der erste und einzige,dem so was passiert. Blcik nach vorne und weitermachen,e s wird wieder.

Alles GUte.

Hideaway  17.11.2016, 11:47

Also, m.E. ist es ein gutes Zeugnis.

Dieses Zeugnis ist zwar gut geschrieben, aber inhaltlich keineswegs positiv.

Kurz zusammengefasst: Rausschmiss und dann ein scheinbar gutes Zeugnis zur Ruhigstellung.

Ein paar Sachen hierzu:

Er agierte immer ruhig überlegt und zielorientiert und in hohem Maße präzise.

 

Du hast nur das nötigste gemacht, bzw. hast sehr kleinlich/pedantisch gearbeitet.

Vertrauenswürdigkeit und große Zuverlässigkeit zeichneten den Arbeitsstil von Herrn XY aus.

 

Hier werden Selbstverständlichkeiten erwähnt, was eher negativ zu bewerten ist (es sein denn, Du hast mit Geld zu tun gehabt).

 er förderte durchgehend aktiv die gute Zusammenarbeit und Teamatmosphäre.

 

Pausenclown oder außerbetriebliche "Auffälligkeiten"?

Wir bedanken uns für die stets guten Leistungen und wünschen ihm für die Zukunft beruflich und privat weiterhin viel Erfolg und alles Gute.

 

Das würde ich eher neutral bewerten. Man bedankt sich immerhin für die guten Leistungen und wünscht weiterhin beruflichen Erfolg.

Die Entlassung hat dann sicher verhaltensbedingte Gründe, oder?

coding24  17.11.2016, 11:21

Ich finde das interessant: "ruhig überlegt und zielorientiert" als "nur das nötigste" zu interpretieren. Das kann man in meinen Augen genauso auch positiv interpretieren: warum sollte ein Mitarbeiter denn an einer Aufgabe mehr machen, als eigentlich getan werden muss? In der Zeit, die er für die (eventuell unnötige) Mehrarbeit investiert, kann er auch andere Dinge tun. Zielorientiertes arbeiten ist doch nichts schlimmes? Ebenso ist es (in meinen Augen) positiv, wenn jemand "ruhig überlegt" arbeitet - statt einfach wild drauf loszuarbeiten und wirr irgendetwas anzufangen, das dann wieder neu anzufangen und wieder neu anzufangen, weil er keinen Plan hat - und dabei noch hektisch alle durcheinanderzubringen.

Aber das nur als Diskussionspunkt, dass man es auch komplett anders interpretieren kann.

Den Rest sehe ich ähnlich.

ChristianLE  17.11.2016, 12:42
@coding24

Zielorientiert heißt in der Regel aber, dass er eben nur das gemacht hat, was er sollte. Arbeit nach Anweisung ohne großen Einsatz.

Ebenso ist es (in meinen Augen) positiv, wenn jemand "ruhig überlegt" arbeitet

 

Klar, ist es das. In der Zeugnissprache heißt es aber etwas anderes. Hier bedeutet es einfach "langsam" (wie der Fragesteller im Kommentar unten indirekt auch sagt (nicht hinterhergekommen)).

 

coding24  17.11.2016, 13:31
@ChristianLE

Das ist aber genau das, was ich meine:

Selbst Personaler innerhalb desselben Büros verstehen unter den getätigten Aussagen teilweise etwas komplett anderes. Ich finde, zielortientiertes Arbeiten ist etwas äußerst positives. Und das sehen auch viele andere Menschen so. Daher halte ich diesen ganzen "Code"-Kram auch für totalen Quatsch. Es kann sich eh kein Chef (außer vielleicht in manchen Berufsgruppen) eine großartige Meinung über die Fähigkeiten des Mitarbeiters machen - dafür sind die meisten sowieso viel zu weit "weg" von dem, was im Arbeitsalltag passiert. Und das Ganze dann auch noch mit verschwommenen, auf zig verschiedene Arten und Weisen interpretierbaren Aussagen "belegen"... Naja. Aber das ist meine persönliche Meinung ;)

ChristianLE  17.11.2016, 14:02
@coding24

Selbst Personaler innerhalb desselben Büros verstehen unter den getätigten Aussagen teilweise etwas komplett anderes.

 

Meine Meinung. Grundsätzlich bezieht man sich als Personaler dann auf die sicheren Codes (z.B. Schlussformel), bzw. eben auf den Gesamtkontext.

Zusammenfassend kann man hier sagen, dass er die Arbeit, die er "geschafft" hat, auch gut erledigt hat.

An der Qualität der Arbeit besteht kein Zweifel.

Ich denke, dass die Kündigung tatsächlich verhaltensbedingte Gründe hat.

nomis1981 
Fragesteller
 17.11.2016, 11:36

es war in den letzten vier Wochen sehr stressig...mit bis zu 57h/Woche. Ich bin dann nicht mehr mit der Arbeit hinterher gekommen und habe Fehler gemacht.  

Hideaway  17.11.2016, 21:55

Wir bedanken uns für die stets guten Leistungen und wünschen ihm für die Zukunft beruflich und privat weiterhin viel Erfolg und alles Gute.

 

Das würde ich eher neutral bewerten. Man bedankt sich immerhin für die guten Leistungen und wünscht weiterhin beruflichen Erfolg.

Nein, das ist nicht neutral. Denn es wurde das Bedauern über das Ausscheiden des Mitarbeiters weg gelassen. Damit ist die gesamte Schlussformel entwertet.