Dürfen Jägerstände so platziert werden dass der Schussverlauf im Hintergrund eine Straße/ Wanderweg oder Siedlung kreuzt?

6 Antworten

Es werden gerade deshalb (auch) Hochsitze gebaut, da man von dort aus schräg nach unten auf das Wild schiesst. Die Kugel fliegt also gar nicht "waagerecht durch die Landschaft", sondern schlägt relativ dicht vor dem Hochsitz "in den Boden ein". Hochsitze dienen also auch der Sicherheit.

Davon abgesehen stimmt natürlich, was unten bereits geschrieben wurde:

Der Jäger ist für seinen Schuss verantwortlich, er schiesst nur wenn...

  • Sichergestellt ist, dass es sich auch um das richtige Tier handelt (er "spricht das Tier korrekt an")
  • Sichergestellt ist, dass sich vor und hinter dem Tier nichts in der Schusslinie befindet ("Vorder- und Hinterland frei ist")
  • Sichergestellt ist, dass ein Kugelfang gegeben ist (die Kugel also - egal ob er das Wild trifft oder nicht - dahinter gestoppt wird indem sie z.B. in die Erde geht).

Kannst du bei irgendeiner Platzierung ausschließen, dass jeder mögliche Verlauf eines Schusses irgend etwas kreuzt?

Das Kriterium ist also nicht, wo der Hochsitz stand, sondern wohin genau der Schütze geschossen hat.

Und deshalb ist es tatsächlich auch so: Jeder Schütze muss vor jeder Schussabgabe prüfen, ob das so gefahrlos möglich ist. Wenn der Stand also so schlecht angebracht war, dass er zwar ständig Wild vor sich hatte, aber niemals ohne Gefährdung Anderer hätte schießen können, dann ist das sicher höchst ärgerlich für ihn, aber natürlich auch keine Rechtfertigung, trotzdem zu schießen.

Deswegen gibt es auch keine Vorschrift, wo solche Einrichtungen angebracht werden dürfen, und wo nicht.

Dann müssten etliche Jagdstände wieder abgebaut werden weil die Möglichkeit besteht über einen Feldweg hinweg zu schießen, wenn es nicht erlaubt wäre

naja, es gibt Jagdwiesen/ -Lichtungen mit Lecksteinen und der Jagdsitz in Blickrichtung zum Leckstein, tangieren im Hintergrund ein Wanderweg, würde der Jäger ein Wild in dieser Abschussrichtung setzen, dann würde er über den Wanderweg verlaufen, wenn die Schussmunition nicht im Wild oder in einem Baum stecken bleibt.

@Middlemen

Geometrie heisst hier das Zauberwort.

  • Die Schussposition auf dem Hochsitz ist z.B. 5 m hoch.
  • Reh hat eine Schulterhöhe von ca. 75 cm. (alles Beispiel-Werte)
  • Das Reh steht 50 Meter vor dem Hochsitz auf der Wiese.

Frage: Wie verläuft die Schussbahn?

Antwort: Schräg von oben vom Hochsitz nach unten, ca. 51 Meter vor dem Hochsitz in die Erde.

Wen interessiert es da, ob 300 Meter weiter ein Feldweg ist?

Hier mal der Versuch das zu "malen", auch wenn die Abstände und die Winkel so natürlich nicht stimmen, aber ich denke das Prinzip wird daran klar.

Jäger      Wild                         Feldweg


 O -
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| |    \
| |     \
| |      \
| |       O°)__,
| |        /---\
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Es ist für Jäger vollkommen normal, dass sie nur in bestimmte "Bereiche" schiessen und das außerhalb dieser Bereiche Dinge sind, die sie mit ihrem Schuss gefährden könnten. Das gehört zur Vorsicht dazu, auf so etwas zu achten.

@Waldmensch70

aber sie dürften niemals über Weg, Straße ... schießen, auch wenn kein Mensch, Auto ... wahrzunehmen ist?

@Middlemen

Gute Frage! - Die Antwortet darauf lautet: Kommt darauf an...

Die Sache ist schon komplexer:

Wenn es so etwas wie eine "richtige" öffentliche Strasse oder ein bebautes Gebiet oder ähnliches ist: Nein da dürfen sie nicht drüber weg oder quer durch schiessen.

Über einen ich nenne es mal "Weg" oder "Trampelpfad" zum Beispiel am Feldrand oder im Wald darf drüber hinweg geschossen werden, wenn sich dort niemand befindet.

Aber der Jäger ist prinzipiell für seinen Schuss verantwortlich, muss vor jedem Schuss schauen, dass sich da niemand in der Schusslinie

  • zwischen ihm und dem Wild oder
  • zwischen Wild und dem so genannten "Kugelfang" befindet.

"Kugelfang" bezeichnet in dem Fall die Stelle, an der die Kugel sicher "gefangen" wird, also z.B. durch Eindringen in die Erde oder z.B. die Wand einer Sandgrube oder ähnliches unschädlich wird und danach niemanden mehr gefährden kann.

Das ist natürlich auch für den Jäger nicht immer ganz einfach, denn es könnten ja z.B. auch spät Abends mal unverhofft Leute quer durch den Wald joggen oder da noch eine Runde mit dem Hund spazieren gehen. Darum lautet die eiserne Regel: Nur dann "den Finger krumm machen" (also den Abzug der Waffe betätigen), wenn man sich sicher ist, niemanden zu gefährden und das richtige Tier zu schiessen.

Du darfst als Jäger nur dann einen Schuss abgeben,

  • wenn das Ziel eindeutig angesprochen (als jagbares Wild identifiziert) werden kann
  • das Vor- und Hintergelände frei ist
  • ein natürlicher Kugelfang (gewachsener Boden) vorhanden ist.

Lernt man in der Jagdschule

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Nun...: der Schußverlauf von einer " Kanzel " / einem Hochsitz ist zuerst einmal schon von oben nach unten, sprich der sichere Kugelfang in Form des Bodens ist schon mal grob gewährleistet.

Desweiteren schießen Jäger im allgemeinen nicht auf deutlich größere Entfernungen und dann schon gar nicht in Richtungen, wo Straßen oder Wege in zu kurzer Entfernung sind.

Mir persönlich wäre es allgemein zu haarig, in der freien Natur zu schießen....., ich bin aber auch bloß Sportschütze und kein Jäger.