Chronisch unterbesetzt Kita?

6 Antworten

Akutmaßnahme:

  • Eine Überlastungsanzeige an den Träger muss raus.
  • Je nach Verhältnis zu den Eltern kann und muss das Thema auch bei einem (außerordentlichen) Elternabend angesprochen werden. Die Eltern sind ja auch an einer guten Betreuungsqualität interessiert. Damit kann man dann beim Träger Druck machen.
  • Krank sein, wenn man krank ist! Man muss sich nicht zur Arbeit schleppen! Das geht auf euere Kosten - und die der Kinder auch!
  • Evt. muss und kann eine neue Kraft eingestellt werden (sofern der Markt es noch hergibt), notfalls bei einer Zeitarbeitsfirma anfragen, auch wenn das super-teuer ist.
  • Ansonsten: Kita konsequent früher schließen oder später öffnen! Es nützt nichts, wenn die restlichen Mitarbeiter auch noch dauerkrank werden. Dann ist die Kita nämlich komplett zu. Das kann man auch Eltern so mitteilen.

Mittelfristig:

  • Dem Träger ankündigen, dass man sich eine neue Stelle sucht, wenn die Zustände so anhalten. Schon einmal ein Zwischenzeugnis anfordern. Und dann auch wirklich gehen, wenn es Dauerzustand bleiben sollte. Eine neue Stelle sollte eigentlich aktuell kein Problem sein.
  • Werbemaßnahmen für eine neue Ausschreibung (Zeitung, Internet, Soziale Medien, Außenauftritt kontrollieren etc.)

Fazit:

  • Wenn ihr euch nicht um euch selbst kümmert, macht es sonst keiner.

Viel Erfolg!

Hallo Jojo,

es geht nicht, dass ihr gesundheitlich da vor die Hund geht. Meldet euch bitte krank. Es wird ja sowieso auf Dauer Krankheitsausfälle und Kündigungen aus Verzweiflung geben, und dann wäre das Chaos umso größer.

Die Eltern müssen leider damit rechnen, dass es Engpässe in einer Kita gibt. Allen ist heutzutage die Situation im Pflegebereich bekannt. Viele Eltern rechnen wahrscheinlich auch schon insgeheim mit so was. Die müssen sich auf ihrer Arbeit dann halt für die Kinder freinehmen.

Euer Arbeitgeber muss besser zahlen, damit sich wieder Leute finden. Ganz einfach.

Beim gegenwärtigen Mangel an pädagogischen Fachkräften hilft kurzfristig auch eine bessere Bezahlung nichts. Man hat zwar unter politischem Trommelfeuer zahllose KiTa-Plätze geschaffen, aber Fachpersonal lässt sich eben nicht so leicht aus dem Hut zaubern.

@Altersweise

Ohne bessere Bezahlung wird's langfristig aber nichts. Man kann nur hoffen, dass die Eltern bald mal Druck machen.

@WisperndesGras

Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht wie viel Geld erzieher bekommen? Ich verdiene mehr als mein Mann als Maurer! Ich habe bei 20 Stunden netto mehr als 1100€ zur Verfügung (ohne Kinder) das macht bei einer Vollzeit Woche da doppelte! Ähm 2200€ ist doch keine schlechte Bezahlung. Und da bekommen wir auch nicht den Großstadt Bonus und co. Also ich finde in den letzten Jahren ist viel passiert und so wenig verdienen wir nun auch nicht.

@GroupieNo1

Nun ja, wie große Sprünge kann man mit 2200 machen. Das ist natürlich alles relativ. Da ziehe ich mich einfach mal auf den Aspekt der Konkurrenz zurück: Für mehr Lohn finden sich auf dem Arbeitsmarkt auch wieder mehr Leute bereit Erzieher zu werden. 

@WisperndesGras

Jede tipse wird schlechter bezahlt. Wenn ich mir ansehe, wie viele Frauen als Bürokraft arbeiten und weniger verdienen.

das Problem ist nicht das Geld! Aber die Ansprüche die mittlerweile gestellt werden. Alleine die Fragen hier zeigen doch, mit was für Eltern wir uns rumschlagen müssen. Die Gesellschaft spinnt immer mehr, da werden bundesjugendspiele abgeschafft weil das Söhnchen traurig ist in keine ehreurkunde Hat, da startet Mama eine Petition und 1000 andere machen mit!

Da bringt der Peter eine 6 mit nach Hause und die Lehrer sind schuld. Da haut sich das Kind im Kindergarten das Knie auf und wir werden verklagt. Dann kommt natürlich Kevin der keine Eier essen darf, Marie die nur gluten-free Speisen bekommt, Flore die nur Vega ernährt wird, shanaia die keine Milch Produkte darf und natürlich Leopold, Estelle, Levi, matteo und co die alle KEINEN Zucker essen dürfen. Der Elisa ist es im Sommer zu warm sie möchte drin bleiben, der Marco ist immer krank und darf daher im Winter nicht raus. Die anderen Eltern schreiben warum wir nicht raus gehen.

„Warum könnt ihr nicht auch noch englisch Unterricht im Kindergarten anbieten? Die Luise hat montags schon Klavier, dienstags reizen, mittwochs muss sie zur Logopädie weil sie mit 3 Jahren das ‚bl‘ und ‚gl‘ nicht richtig ausspricht. Am Donnerstag ist Kinder turnen, freitags Karate und am Samstag da sind natürlich oft Turniere, da haben wir zu Hause keine Zeit mehr für englisch“

“waaaas? Warum ist mein hochbegabter Emilien nicht schulreif. Der kann schon alles, er ist nur unterfordert!“

„Aufsichtspflicht verletzt weil sie die Kinder alleine aufs Klo lassen, alleine in den Garten, alleine im Nebenraum spielen und alleine in der Turnhalle sind!“

boa wenn die ganzen wahnsinnigen Helikopter Eltern nicht wären, die meinen und nach 5 Jahren Ausbildung und meistens noch einigen Jahren Berufserfahrung sagen wollen wie wir unseren Job richtig machen. Warum werden die Kinder dann den ganzen Tag in die Kita gebracht und dann von einem Termin zum nächsten gekarrt.

so und dann kommt die Bürokratie. Ich muss für ein Vorschulkind mit Migrationshintergrund im Jahr 3 verschiedene beobachtungsbögen machen und das 2 mal im Jahr pro Bögen! Wir haben mittlerweile alle das Port folio welches wir gestalten müssen, wir müssen unsere pädagogische Arbeit dokumentieren. Wir müssen für die Eltern Wochenlöhne schreiben und am besten von jeder Arbeit ein Poster mit Bildern raus hängen. Ich habe als Erzieherin schon über 4 Jahre mit keinem Kind mehr in der Bauwerke gespielt oder mich auf die Couch setzen können um ein Buch zu lesen. Die Eltern verlangen das zu Ostern Nester gebastelt werden, die Kinder osterlieder lernen, wir etwas zu Ostern passendes backen, Eier färben, Eier bemalen, den Kindern erklären wie das mit dem Osterhase läuft, sie wollen zum Mutter Tag und Vater Tag ein Geschenk, am besten noch mit Lied und Gedicht und wenn 2 Wochen keine neuen Bastelarbeiten im Gang hängen hat man das nächste Eltern Gespräch am Hals. Als würden die 2x 25 Gespräche die wir (bei Vorschulkinder sind es 3 Gespräche plus die der Kinder die im kommenden Jahr kommen) führen müssen nicht reichen. ...

das ist der wahre Alltag einer Erzieherin. Hätte ich vor 13 Jahren geahnt was aus meinem Traumberuf gemacht wird, hätte ich ihm damals schon nicht gelernt. Weil das warum ich ihn ergriffen habe, kann ich heute kaum noch machen. Nämlich mit dem Kind zu arbeiten. Da müssen sich aber die Eltern an die Nase fassen und etwas ändern und ihre Erwartungshaltung runterfahren.

Fakt ist, das arbeiten mit den Kindern wäre so schön wenn die Eltern nicht wären.

Und Hand hoch, wer will nach dieser tagsächlichen

und realem Ausführung noch Erzieherin werden?

@GroupieNo1

Bravo! Und danke, dass du trotzdem weitermachst.

@WisperndesGras

Welche Eltern? Die, die ihre Kinder in der KiTa abstellen, damit sie im besseren Fall zwei Verdienste haben oder im schlechteren Fall Mutti Zeit fürs Kaffeetrinken mit den Freundinnen oder für den Hundefriseurbesuch hat? Oder die, die es nicht schaffen, ihre Kinder zu erziehen, so dass sie als erzogenen Kinder in den Kindergarten kommen und man dort mit ihnen was anfangen kann? Oder die, die der KiTa alle möglichen Aufgaben aufhalsen wollen, weil sie selber keine Zeit fürs Kind haben? Oder gar die, denen eh alles wurst ist, solange die Kita nach Möglichkeit von sechs Uhr morgens mit acht Uhr abends aufhat?

Tja leider sieht es wohl in jeder Einrichtung so aus. Egal ob in meiner oder der meiner Kinder. Personalmangel ist Programm.

Was kann man dagegen tun? Ja ist schwierig. Als eher an die Eltern zu appellieren, ihre Kinder nur so lange zu buchen wie nötig. Ich persönlich liebe ja Eltern die ihre Kinder 10 Stunden in der Einrichtung haben und das 5 Tage obwohl sie an zwei Tagen 5 Stunden homeoffice haben und 2 mal die Woche 4 Stunden auf arbeit sind. Oder die Eltern die mittags Feierabend haben und ihre Kinder dann um Punkt kitaschluss abholen. Noch besser die Mamas die mit Baby zu Hause sind und die Kinder bis Nachmittag in die Einrichtung schaffen. Noch besser: die Eltern haben 1 Woche Urlaub und schaffen ihr Kind jeden Tag in die Einrichtung! Gehts noch auch Kinder brauchen mal frei für die ist die Kita auch Stress! Egal anderes Thema... Ich arbeite bis 12.30 und um 13.00 Uhr stehe ich am Kiga und hole meine Kinder ab. Also Appel an die, die ihre Kinder nicht Vollzeit bringen müssen, die Kinder zu Hause zu lassen. Das würde oft hinten raus das Personal mehr entlasten.

Naja was will man sonst machen? Eltern kündigen, dann fehlen noch mehr Gelder und letz endlich steht dann der Staat mit seinem gesetzt wieder auf der Matte „jeder hat ein Anrecht auf einen Kita Platz Blabla..“ also werden die Träger sicher nicht den Eltern kündigen und das Personal muss weiter durch.

Aber auch die Eltern sind nicht ganz unschuldig. Gerade an den Krankheiten der Erzieherinnen. Es ist ja leichter dem Kind am Morgen noch ein nurofen Saft in Mund zu schieben und das kranke und fiebernde Kind in die Einrichtung zu verfrachten, als seinem Chef zu erklären dass man wegen dem Kind zu Hause bleiben muss und sich dann auch noch im dieses selber KÜMMERN muss!

Blick nach vorn bald ist Pfingsten da sind dann hoffentlich weniger Kinder da (oder die Einrichtung ist sogar geschlossen) dann kommt der Sommer und im September geht ein neues Kindergarten Jahr los und es gibt einige neue Fachkräfte mehr.

Natürlich ist es auch schwierig, den Job machen weiterhin mehr Frauen und gerade bei jungen Frauen ist die Quote auszufallen doch sehr hoch (Schwangerschaft, beschäftigungsverbot)

und wenn Männer verurteilt werden als Vergewaltiger weil sie beim wickeln einem 2 jährigen auf dem Bauch gepustet haben (was jetzt schon nicht nur als sexuelle Belästigung gewertet wird sondern als sexuelle misshandlung) werden sich wohl auch immer mehr Männer denken, „fass ich dass das Kind einmal „falsch“ an und muss fürchten im Knast zu sitzen. Erzieher nein danke!“ (Beispiel hatte letzte Woche eine Dozentin gebracht als wir das neue Schutzkonzept erarbeiteten und es um kindeswohlgefährdung und sexuelle Übergriffe in Kitas ging)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ihr solltet schleunigst eurem Arbeitgeber eine Überlastungsanzeige zukommen lassen, indem ihr die Verhältnisse schriftlich dokumentiert.

Wenn sich der Arbeitgeber nicht binnen einer Woche mit euch zusammensetzt - hier müsst ihr ein Ultimatum stellen! - dann könnt oder müsst ihr sogar die Aufsichtsbehörde, also das zuständige Landratsamt oder die Stadtverwaltung, in Kenntnis setzen, da hier eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, weil ja eine Erzieherin oder Kinderpflegerin nicht mal mehr aufs Klo kann.

Letztlich wird, wenn sich nichts ändert, wohl eure Kündigung erforderlich sein. Denn so macht ihr euch kaputt. Und eine andere Stelle findet ihr allemal.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mehr Krankheitsstände im sozialen Einrichtungen gibt, wenn Im System etwas nicht stimmt. Entweder liegt es an der Leiterin oder an den Mitarbeitern oder an den Arbeitsbedingungen, wo der Träger verantwortlich ist.

Also müsste grundlegend etwas verbessert werden. Das bedarf einer längeren, ehrlichen Auseinandersetzung mit sämtlichen Mitarbeitern, also einer gründlichen Reflexion und Evaluation. Evtl. mit Supervision.

Zum akuten Zustand, kann man den Träger bitten, Eltern als vorübergehende Arbeitskräfte als Übergangslösung einzustellen. Eltern sind Fachkräfte, sie erziehen ihre Kinder, natürlich ist das nicht vergleichbar mit ausgebildeten Fachkräften, aber immerhin können sie die Erzieherinnen entlasten.