Strafe für falsche Beschuldigung von sexueller Belästigung/Vergewaltigung?

6 Antworten

Hallo,

bei strafrechtlichen Ermittlungen wird oft deutlich weiter ermittelt, als sich nur die Aussage des Opfers anzuhören.
Grundsätzlich kann auch einen Aussage gegen Aussage Konstellation zu einer Verurteilung führen, wenn der Tatrichter keine Zweifel mehr an der Schuld des Angeklagten hat.

Folgende Faktoren können hier berücksichtigt werden
-Wurden bei der Untersuchung des Opfers DNA Spuren(Speichel,Sperma,etc.) vom Angeklagten gefunden
-Wurden körperliche Spuren festgestellt, die auf eine Vergewaltigung hindeuten
-Wie glaubwürdig ist die Aussage des Opfers(Hierzu kann der Richter auch ein Glaubwürdigkeitsgutachten erstellen lassen)

xxYourMumxx 
Fragesteller
 23.08.2020, 23:02

Also kann es bei einer Aussage gegen Aussage Situation nur durch die Glaubwürdigkeit entschieden werden?

Martinsky1987  23.08.2020, 23:03
@xxYourMumxx

Das hängt immer vom Einzelfall ab.
Man kann das so pauschal nicht sagen.
Jedoch muss der Richter den Angeklagten frei sprechen, wenn Zweifel an der Schuld des Angeklagten bestehen(In dubio pro reo)

Eine Anzeige wegen Vergewaltigung oder sexueller Belästigung ist sicherlich kein Spaziergang für das Opfer.

Man hat ein traumatisierenden Erlebnis erlebt und ist gezwungen immer und immer wieder davon bis ins letzte Detail zu berichten.

Oftmals wird das Sexleben des Opfers öffentlich gemacht und es kommt zudem zu Victimblaming.

Zwar haben Opfer inzwischen das Recht auf speziell geschultes PolizistInnen, aber das wissen viele nicht.

Nach der Aussage gibt es, je nach Anschuldigung, eine medizinische Untersuchung, die zeigen soll, ob es Verletzungen gibt.

Das Opfer muss in der Regel zu einem Gutachter, der die Glaubwürdigkeit feststellen muss.

Der Täter kann, muss aber nicht, ebenfalls zum Gutachter.

Wenn die Aussage des Opfers so glaubwürdig sind, dass keine Zweifel mehr bestehen, kann es zu einer Verurteilung kommen.

Bestehen Zweifel, kommt es zu einem Freispruch.

In dubio pro reo gilt auch für Frauen, die eine Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung angezeigt haben und bei der der Täter nicht verurteilt wurde. Die Strafe hierbei ist immer nach Einzelfall zu beurteilen. Aber das Strafmaß sieht einen Rahmen zwischen 3 Monate und 5 Jahre.

Es erfolgen in Deutschland sehr wenig Verurteilungen wegen Vergewaltigung. Ungefähr 85% der Vergewaltigungen werden gar nicht zur Anzeige gebracht. Von denen, die vor Gericht landen, erleben 8% eine Verurteilung des Täters.

Laut Kriminologen Pfeiffer erlebt nur eine von hundert vergewaltigten Frauen eine Verurteilung.

https://www.tagesschau.de/investigativ/report-muenchen/verurteilungen-vergewaltigung-101.html

Die gern getätigte Aussage, dass Frauen nur geglaubt wird, weil sie Frauen sind, entbehrt somit jeder Grundlage.

Die Statistiken zu Falschbeschuldigungen zeigen auf, dass sie nicht so häufig sind. Es ist statistisch sogar wahrscheinlicher als Mann vergewaltigt zu werden als Opfer einer Falschbeschuldigung zu werden. Zudem sind die Ursachen anders als vermutet und die Abläufe werden als sehr eindeutig beschrieben. Zudem muss bei falschen Beschuldigungen nicht explizit ein Name genannt werden.

https://www.sueddeutsche.de/kultur/sexualisierte-gewalt-der-mythos-der-falschen-beschuldigung-1.4166540

An dem Fall Kavanaugh sieht man auch wie es mit den anderen beschworenen Folgen einer Vergewaltigungsbeschuldigung aussieht. Er ist inzwischen oberster Richter, sie erhält Morddrohungen. Ob die Anschuldigungen stimmen, weiß niemand.

Im Rahmen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wurde festgestellt, dass es wahrscheinlicher ist, dass das Opfer den Arbeitsplatz verlässt anstatt die übergriffige Person.

https://www.zeit.de/arbeit/2018-04/sexuelle-belaestigung-arbeitsplatz-hilfe-folgen-arbeitgeber/komplettansicht

Falsche Verdächtigung, uneidliche Falschaussage, kannst du ja googlen.

Es gilt immer noch im Zweifel für den Angeklagten.

Es würde definitiv Aussage gegen Aussage stehen. Weder du hast beweise es vorzulegen und er hat keine Beweise dies zu wiederlegen.

Man könnte es höchsten vom Frauenarzt abchecken lassen, ob irgendwelche sexuellen Handlungen vonstatten ging - aber das heißt nicht das es eine Vergewaltigung war.

Aber im den meisten Fällen, bekommen die Frauen erst einmal Recht, bis das alles geprüft wurde, ob es wirklich zu solchen Belästigungen kam. Und sollte dies nicht der Fall sein und es ist alles gelogen, hast nicht nur du eine Arschkarte gezogen, sondern auch der Typ, der auf ewig als Vergewaltiger gilt, obwohl er nichts getan hat.

Die Strafe fällt demnach unterschiedlich aus. Je nach Aufwand. Entweder Geldstrafe, oder Gefängnis wegen falscher Beschuldigung.

xxYourMumxx 
Fragesteller
 23.08.2020, 22:49

Warum gilt dann nicht: Im Zweifel für den bzw. zugunsten des Angeklagten?

Zitat:

In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren.

Aufgrund der Strafandrohung von Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe handelt es sich bei der falschen Verdächtigung gemäß § 12 Absatz 2 StGB um ein Vergehen.

Die weiteren Fragen haben ja andere schon beantwortet.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung