Sollte Selbstjustiz bedingt erlaubt werden?
Da die Gerichte ja total überlastet sind. Man könnte ja z. B. bei eindeutiger Sachlage Selbstjustiz erlauben.
Ich stelle mir das so vor, dass Bürger einen Katalog bekommen, wo entsprechende Vergehen aufgeführt sind und die jeweiligen möglichen Strafen (Ausgenommen Haftstrafen - man kann ja keinen in den Keller sperren). Der Geschädigte kann mit dessen Grundlage Selbstjustiz üben. Die Sachlage muss dabei eindeutig und beweisbar sein.
Beispiel: Ich erwische einen Nachbarn wie er meine Reifen zersticht und filme das. Daraufhin kann ich ihn ohne Verhandlung verurteilen zu sozialer Arbeit, Schadenersatz und Geldstrafe für eine gemeinnützige Sache.
Wenn ich dies mache, dann muss ich das dokumentieren und der Polizei melden. Vielleicht per Onlineformular. Der Sachverhalt wird dann zu den Akten gelegt, um so Straftaten zu registrieren.
So würde man die Gerichte entlasten, Geld sparen und schnell für Gerechtigkeit sorgen. Als Geschädigter kennt man ja auch am besten die optimale Strafe, die einem einen Ausgleich bzgl. Gerechtigkeit verschafft.
Das Ergebnis basiert auf 36 Abstimmungen
12 Antworten
Selbstjustiz ist grundsätzlich eine recht archaische Vorstellung auch wenn das Verlangen danach durchaus menschlich ist - da gibt es viele Varianten z. B.
- Du zerstichst meine Reifen - ich zersteche dann deine Reifen
- Du hast meine Frau umgebracht - dann bringe ich Deine Frau um (oder ich bringe Dich um)
Das hat es alles schon gegeben und gibt es auch heute noch - aber in einem Rechtsstaat darf es so etwas nicht geben - der Willkür wäre Tür und Tor geöffnet...
- Der Geschädigte kann nicht Ankläger, Ermittler, Richter und Vollstrecker in einer Person sein.
Sorry, aber diese Idee ist alles andere als brauchbar. Du kannst Dir nämlich ohne Probleme selber ausmalen, wohin genau das führen wird: Nämlich zur Denunziation! Ausserdem wird es dazu führen, dass Leute andere Menschen, welche sie nicht mögen, gnadenlos verfolgen und selber richten.
Und genau DAS ist eben NICHT die Idee hinter der Justiz. Ja, die Gerichte sind überlastet. Aber das hat ganz andere Ursachen - welche man unbedingt bekämpfen sollte. Aber Selbstjustiz ist definitiv KEINE LÖSUNG!
Weil sich unsere Gesellschaft nicht an deinen Katalog halten wird.
"Oh, er zersticht meine Reifen? Dann steche ich ihn mal ab, ist bestimmt gerechte Selbstjustiz"
Und dann hat die Polizei noch mehr zutun, um sowas aufzuklären.
Es hat schon Sinn, dass Geschädigte die emotional in den Geschehen involviert sind, keine Urteile über die Strafe fällen dürfen.
Selten so einen Unsinn gehört.
Hallo!
Ich behaupte, dass niemand ungeeigneter für die Festlegung eines Strafmaßes ist, als das geschädigte Opfer selbst.
Selbst Kleinigkeiten werden subjektiv als so massive Einflüsse wahrgenommen, dass die "Bestrafung" dafür - rein objektiv - völlig unverhältnismäßig wäre. Das schürt Ungerechtigkeit und Hass.
Hinzu kommt, dass auch bei vermeintlich "kleinen" Delikten teils juristisch anspruchsvolle Prüfungen dahinter stehen. Seien diese aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen. Wie sollte ein Laie - insbesondere das Opfer - dies korrekt beurteilen können?
Nein, der Vorschlag scheint mir überhaupt nicht gut zu sein.
PS: Im Rahmen der Notwehr gibt es bereits heute eine gewisse Form der Selbstjustiz.