Sinn einer BU im öffentlichen Dienst?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet


Berufsunfähigkeitsversicherung, ja oder nein?

Ö.D. kann zwei Dinge bedeuten:

  • Angestellter im eben diesen
  • Beamter (auf Wideruf, Probe oder Lebenszeit) bzw. Beamten gleichgestellte Personen.

Der Angestellte hat gesetzliche Ansprüche wie ein Angestellter der freien Wirtschaft und dazu noch Ansprüche an die ZVK. Ob die in Summe ausreichen, würde ich nicht unterschreiben, meist ist dem nicht so.

Auch müsste ich deine Zahlen sehen.

Bei Beamten ist Dienstunfähigkeit ein Thema, was bei Dienstunfähigkeit passiert, hängt stark mit dem Alter des Beamten und dessen Status (W, P, L) zusammen.

Aber dazu müsste man ein Gutachten anfertigen lassen, z.B. bei einem Maklerkollegen in deiner Nähe.


Lösung wäre eine BU bis zum 60 Lebensjahr über 1200 Euro.

Warum nur bis 60?

Gesetzliche Altersrentenzahlungen setzen niemals vor dem 63. Geburtstag ein, könntest du 3 Jahre überbrücken (du müsstest auch deine Kranken- und Pflegeversicherung selbst tragen, wenn du keine Erwerbsminderungsrente bekämst). Also schlag auf deinen Bedarf noch mal ca. 250,- € monatlich auf.

Analoges gilt für eine Leistung aus der ZVK. Diese ist der Betriebsrente gleichgestellt und daher erfolgt eine Altersrentenleistung NICHT vor Eintritt der gesetzlichen Altersrente.


Die Wohnung ist bis dahin locker abbezahlt und die staatliche Rente und
die Betriebsrente plus Mieteinnahmen würden dann locker langen.

Ach das Eigentum ist vermietet. Dann müsste die Mietpreisentwicklung und der Tilgungsplan ebenfalls ins Gutachten. Beim Thema BU geht es ja nicht um die Rente sondern um den Weg dahin.

Während der Tilgungsphase wird der positive Überschuss aus der Vermietung ja durchaus gering sein, wie viel vom Bedarf würde er also decken?

Das könnte man aus einer BU-Absicherung ausklammern. Kannst du aus der Miete deinen Bedarf nicht alleine decken, bräuchstest du halt eine BUV in ausreichender Höhe.


Wie hart muss es mich treffen, damit ich im öffentlichen Dienst berufsunfähig bin?

Berufsunfähig ist, wer zu mind. 50% außer Stande ist seinen zuletzt ausgeübten Beruf aufgrund von Krankheit, Unfall oder (mehr als) altersbedingtem Kräfteverfall weiter so auszuüben wie es vor Eintritt besagtes Malus der Fall war.

Und ein Ausfall wegen Stress, Depressionen, Burn- oder Bore-Out passiert schneller als man denkt. Unfallbedingte BU ist relativ selten. Die meisten sind krankheitsbedingt (psyschich oder bei Bürojobs oft auch am Bewegungsapparat).


und wo finde ich ein Scoring über die Zahlungsmoral der Versicherungen?

Leistungspozessquoten kriegst du beim GdV. Die Vermitteln aber nur einen Teil der Wahrheit, denn sie verraten nur ob Prozesse geführt wurden nicht deren Inhalt.

Entscheidend bei einer BU sind

  • Perfektion beim Beantworten der Gesundheitsfragen. Es darf keine Abweichungen geben zu dem was deine Ärzte im abgefragten Zeitraum in deine Akte eingetragen haben. Schlampigkeit hier, sei es durch den Versicherungsnehmer (bzw. versicherte Person) oder den qualitativ schlechten Vermittler (Abrechnungsbetrug Ärzte und Kassen mal außen vor), ist nach wie vor der Hauptgrund für Streitigkeiten. Genau deshalb nicht ohne entsprechnde Hilfe durch den Vermittler/Makler.
  • Wann der Versicherer zu leisten hat. Gute Anbieter akzeptieren einen EM-Rentenbescheid der DRV oder die Feststellung eines Pflegegrades durch den MDK als automatisches Vorliegen einer BU an und prüfen dann selber nicht mehr. In jedem anderen Fall wirst du deinen Gesundheitszustand begutachten lassen müssen.


Was denkt ihr zu dem Risiko?

Du musst dich fragen:

  • Wie viel Geld brauche ich monatlich mindestens um zu leben?
  • Wie viel davon, hast du aus passiven Einnahmequellen (Sidenote: Du solltest die Anzahl deiner vermieteten Immobilien alle 5 bis 10 Jahre verdoppeln, dann erübrigt sich meist die Frage der Alterssicherung).
  • Was passiert im Worst Case, ergo du bist berufsunfähig aber NICHT erwbersgemindert. Kriegst also kein Geld von der DRV und ggf. auch nicht der ZVK?
  • Mal den Wert deiner Arbeitskraft vom Ausbildungsbeginn bis zur Regelaltersrente hochgerechnet, da kommen schnell Summen zwischen 1,5 und 2,5 Millionen € zusammen.

Ein Laienforum ist hier nicht eine bessere Alternative als der Rat eines Menschen mit entsprechender Ausbildung. Auch wenn sich hier Menschen, u.a. ich selbst, tummeln die beruflich als Versicherungsmakler oder -vermittler am Start sind, hast du hier auch oft gefährliches Halbwissen und KEINE Haftung.

Man geht ja auch nicht zum Metzger wenn man die Meinung seines Arztes überprüfen lassen will.

Prinzipiell ist dein Risiko berufsunfähig zu werden zwar aufgrund deines Berufs gering, aber es kann natürlich immer etwas passieren, vorallem außerhalb des Büros. Bsp: Sport und Schlaganfall wie bereits genannt.

Da die bu eine risikoversicherung ist, musst du selbst abwägen ob der monatliche Beitrag dir nicht zu hoch ist, da ja alle deine Beiträge verloren gehen insofern du nicht berufsunfähig wirst.

Alternative wäre eine Unfallversicherung mit Unfall Rente, wobei hier der Nachteil wäre, dass lediglich Unfälle und keine Krankheiten wie Krebs oder dergleichen als mitversichert gelten. Bei der Bu sind solche mitversichert.

Vg

DolphinPB  16.09.2017, 13:19

"Prinzipiell ist dein Risiko berufsunfähig zu werden zwar aufgrund deines Berufs gering"

Aha, welchen Beruf hat der Fragesteller denn ?

"Da die bu eine risikoversicherung ist, musst du selbst abwägen ob der monatliche Beitrag dir nicht zu hoch ist, da ja alle deine Beiträge
verloren gehen insofern du nicht berufsunfähig wirst."

Das eine (abgedecktes Risiko) hat doch mit dem Anderen (Beitragshöhe) erst einmal nichts zu tun, da kann man nichts "abwägen".

"Alternative wäre eine Unfallversicherung mit Unfall Rente,"

Da gäbe es noch jede Menge anderer Alternativen, welche i.d.R. alle besser sind als eine UV mit einer für Erwachsene völlig unsinnigen Unfallrente (die noch dazu absolut digitale Auslösewerte hat).

DerHans  16.09.2017, 22:22

Was hältst du davon, dass auch Beamte eine psychische Erkrankung entwickeln?. Bei Lehrern ist das sogar relativ häufig.

Ein Lehrer kann z.B. bereits durch einen Hörsturz dienstunfähig werden.

Vielen Dank an Euch für die ausführlichen Antworten und die Arbeit, die ihr euch danit gemacht habt! Das hilft beim Entscheiden ziemlich gut weiter! Der ÖD ist neu für mich – ich war bis vor zwei Jahren selbstständig und hatte dann Lust auf so absurde Dinge wie Feierabende und freie Wochenenden und so...Und nach der Selbstständigkeit ist der Stress im Öffentlichen Dienst die pure Entspannung...man muss sich echt umgewöhnen...ich glaube, ich werde definitif kein BurnOut Kanditat. Eher mein Team, dass sich jetzt umgewöhnen muss:)
Kontakt zu zwei Maklerkollegen hatte ich schon. Allerdings wollten die mir noch ganz andere Produkte verkaufen und ich habe mich nicht richtig beraten gefühlt – ein Termin bei der Verbraucherzentrale steht also an.

Bis zum 60ten Lebensjahr müsste reichen – spätestens dann
wollte ich eigentlich Privatier sein...allerdings sind die Prämien
bis 63 soviel teurer nicht...

Mit Ersparten und den Mieteinenahmen komme ich entspannt über die
Strecke zwischen 60 und 63. Im Notfall hatte ich mit der
Erwerbsminderungsrente gerechnet. Ich habe in meiner Planung mit
einer 50% Leistung gerechnet.

Die Vermietung macht nach Abtrag & Steuer tatsächlich jedes
Jahr Plus...allerdings gab es noch keine Mietausfälle und
Renovierungen stehen nicht an. Fertig abbezahlt ist in 9 Jahren. Die
BU soll vorrangig mein bisher aufgebautes Vermögen schützen.

 

Die Altersabsicherung ist durch selbst genutztes & abbezahltes Eigentum, vermietete Wohnung, staatliche & Betriebsrente und fleißigen Vermögensaufbau durch Aktien & Fonds ausreichend gesichert. Zum Beitrag der BU – scheint mir im Bezug zur Leistung absolut okay. Ich habe im Bekanntenkreis zwei Fälle, die mich wachgerüttelt haben....beiden hätte eine BU geholfen.

FETTES DANKE soweit!!

Als Angestellter im öffentlichen Dienst kannst du eine normale BU abschließen.

Für Beamte lautet die Bezeichnung "Dienstunfähigkeit". Dabei herrschen auch andere Bedingungen, da du als Beamter auch in eine andere Tätigkeit eingewiesen werden kannst.

Sehr sinnvoll als Angestellter im ÖD, Gründe hast Du schon erwähnt. Wenn Du genau weisst was Du tust, dann ist Endalter 60 OK, aber auch nur dann. Ob 1.200 Euro passen, kann hier natürlich keiner bewerten.

Fast sinnlos als Beamter (scheinst Du aber nicht zu sein), da braucht es unbedingt eine DU-Klausel.

Es gibt (Gott sei Dank) kein Scoring o.ä. über die "Zahlungsmoral" von BU-Versicherern. Das wäre auch unsinnig weil man die komplexen Zusammenhänge (welche Art Leistungsfall, warum nicht gezahlt, Prozess oder nicht und wenn ja - warum, wenn gezahlt - wie viel usw.) nicht darstellen kann.

Privathaftpflicht, Kfz. und Hausrat ist schon OK. Mal über Rechtsschutz und Pflegezusatz nachdenken und sich hier ggf. informieren.