Pro/Contra: Sollten Eltern verpflichtend Kurse zur Kindererziehung belegen müssen?

8 Antworten

Ich halte das nicht für sinnvoll, denn die meisten Eltern kriegen das auch ganz gut alleine gebacken und es gibt genug Informationen, wenn man danach sucht, und Leute, die einem vorhalten, dass man alles falsch macht, die gibt es meist eh genug. Und vor allem von denen, die selbst keine Kinder haben oder diesbezügllich nichts auf die Reihe kriegen.

Und die Eltern, die es nötig hätten, die sitzen da eh nur ihre Zeit ab, wenn überhaupt.

Als meine Kinder noch klein waren, da wollte ich meine Freizeit vor allem mit ihnen verbringen und nicht noch jemanden zur Betreuung suchen müssen für so einen Kurs, das hätte nur Stress für jeden gebracht.Wenn man arbeitet und alleine ist mit dem Kind, ist die Zeit sehr wertvoll  Das sollte daher jeder selbst entscheiden, ob er so ein Angebot nutzen will im Nomalfall. Aus meinen Kindern ist auch ohne Kurs was anstaendiges geworden, alles richtig gemacht habe ich sicher nicht, aber im Grossen und Ganzen hat es wohl gestimmt.

Theorie und Praxis ist in der Erziehung ein sehr grosser Unterschied Ist wie mit dem Abnehmen, wie es geht, wissen eigentlich alle, aber an der Umsetzung hapert es, sonst gäbe es nicht so viele mit Übergewicht.

Vielleicht sollte man solche Kurse vom Jugendamt aus für manche einzelne zur Pflicht machen, wenn sie ihre Kinder behalten sollten, aber ansonsten nicht. Man darf nicht alle Eltern entmündigen, weil einige sich falsch verhalten.

Nö, aber ich finde, dass man Entwicklungspsychologie in der Schule durchaus vermitteln könnte und Kommunikation sollte auch ein Pflichtfach werden.


Pro:

- es könnten grundlegende Dinge besprochen werden: Gesetze, Grenzen, Regeln, Konsequenzen etc.

- man wüsste genau, dass alle Eltern auf einem vergleichbaren Level sind. Bzw. es gäbe sowas wie ein "Mindestwissen", das man voraussetzen könnte

- manchen Eltern würde es wirklich helfen.

Contra:

- das "Bauchgefühl" geht weiter verloren. Ist heute schon oft nicht mehr da. Man verlässt sich auf "Das hat der-und-der aber gesagt" oder "das steht im Buch XY"

- die organisatorische Umsetzung ist extrem schwierig: wer ist Anbieter? Wer kontrolliert die Inhalte? Was passiert, wenn man nicht teilnimmt? etc...

- Unterschied von Theorie zu Praxis: man kann zig mal lernen, wie man ein Problem theoretisch angeht - das hat oft mit der Praxis nicht viel zu tun.

Meine Meinung:

- freiwillig anbieten. Aber nicht verpflichtend.

Na deine Ansichten sind ja super, genau so wird es derzeit gemacht: Elternführerschein ja gerne. Ünterstützung vom Jugendamt aber nur, wenn Probleme auftreten und die Eltern gewalt anwenden! Sehr realistisch!

@Barney123

Hilfe vom Jugendamt gibt es nicht nur bei Gewalt. Da natürlich auch. Aber auch, wenn Eltern überfordert sind, nicht weiter wissen etc. Sie müssen sich da nur hinwenden. Wer zu stolz ist, Hilfe anzunehmen, wird auch nicht in irgendwelchen Kursen was dazulernen.

Verpflichtend ganz sicher nicht. Ich frage mich aber, was der Inhalt dieser "Kindererziehungskurse" sein soll.

Als verpflichtende Maßnahme zu "Wie erziehe ich mein Kind richtig" ?

Oder als Hilftestellung "Wie reagiere ich in Stresssituationen mit meinem Kind richtig"?

Mir ist nicht ganz klar, was du dir unter derartigen Kursen vorstellst. Abgesehen davon mag ich mit nicht von einer kinderlosen Erzieherin erzählen lassen, was ich alles falsch mache. (Erfahrungswerte aus dem Kindergarten)

die kinderlose erzieherin hat aber oftmals den nötigen abstand der den eltern u.u. fehlt

@Viowow

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kinderlose Erzieher sich oftmals auf die Theorie die sie gelernt haben beziehen. Natürlich haben sie Abstand zu den betreuten Kindern, aber gerade das ist das Problem. Wenn die gelernte Theorie so einfach erfolgreich anzuwenden wäre, dann wären alle Kinder gleich gestrickt. Und genau das haut nicht hin. Während z. B. ein ermahnendes Wort bei dem einen Kind schon Wirkung zeigt, erzeugt es bei einem anderen eher eine trotzige Haltung.  Es gibt somit einfach keine klare "Erziehungslinie" die allgemein anwendbar ist.

Deswegen habe ich explizit nachgefragt, was genau in diesen Kursen vermittelt werden soll.

@Viowow

Die kinderlose Erzieherin geht aber nach acht Stunden nach Hause, hat das Wochenende frei, sechs Wochen Urlaub im Jahr und kann sich den Unterschied zwischen Theorie und Praxis im 24/7-Modell an 365 Tagen im Jahr oft nicht im Entferntesten vorstellen. Zudem steht ihr immer mindestens eine weitere Fachkraft hilfreich zur Seite.

@isebise50

Und wenn dann das erste Kind kommt, merkt sie dass ihre gelernte Theorie in der Praxis eben nicht so einfach anwendbar ist und schließlich merkt (hoffentlich) dass ihr eigenes Kind ihr einen Strich durch die gelernte Theorie macht. Da fehlt ihr dann der Abstand - und sie wird jeder kinderlosen Erzieherin einen Vogel zeigen und sagen: "Du hast ja gar keine Ahnung - hab du erst mal selbst Kinder!" :-))

Es gibt aber tatsächlich Erzieherinnen, die in der Lage sind, das nach Familiengründung zu bestätigen.

@TrudiMeier

Nun, ich bin Vater von zwei Kindern, inzwischen 23 und 25 Jahre alt und kann sagen, dass das, was ich bei meinem Pädagogik, Psychologie und soziologiestudiumm gelernt habe, praktisch funktioniert. Ja, ich musste auch dazulernen und manche alte Kamelle über Bord werfen.

Das was man theoretisch in Padagogik lernt, funktioniert. wenn man es verstanden hat!

Ach ja, mein Junger kam erst neulich von der Arbeit nach Hause und meinte, sein Geschäftsführer der Firma hätte ihn angesprochen, sie hätten mit ihm einen ausgesprochenen Glücksgriff gemacht.

Theorie und Praxis sind durchaus unter einen Hut zu bringen.

@Barney123

Das bestreite ich nicht. Aber es ist nicht in jedem Fall unter einen Hut zu bringen. Manchmal funktioniert die Theorie eben nicht. Und wer sich von vornherein von den Kindern auf der Nase herumtanzen lässt, bei dem bringt ein "Kindererziehungkurs" auch nicht viel, weil sie es nicht umsetzen können. Und es funktioniert auch ohne "Kindererziehungskurs".  Ich hab selbst zwei Söhne und kann sagen, dass ich die zwei auch ohne Elternführerschein ganz gut hingekriegt hab. Mir hat mal jemand gesagt: Erziehung ist für außerhalb. Wenn dir jemand sagt, was für ein nettes Kind du hast und du dich fragst, ob derjenige tatsächlich von deiner Brut redet - dann hast du alles richtig gemacht. :-)

@TrudiMeier

Dito! Du sprichst mir aus der Seele.

@isebise50

Ja, dieser Spruch stimmt schon irgendwie, als ich bei meinem ersten Sohn in der schlimmsten Pupertätszeit mit ständigen Auseinandersetzungen dachte, der tritt draussen auf wie ein totaler Rüpel (wie zu Hause) und mir dann die Nachbarin erzählte, wie freundlich und nett und zuvorkommend er wäre, immer grüßt, da war ich auch total überrascht.

Heute ist er erwachsen und benimmt sich auch zu Hause wieder normal.

@TrudiMeier

Hallo TrudiMeier und isebise,

wer sich von vornherein von den Kindern auf der Nase herumtanzen lässt,

das ist doch genau das Problem. Da gibt es Leute, die haben Angst, dass ihnen ein Zweijähriger auf der Nase herumtanzt. So ein quatsch! Was kommt durch diese unsinnige Einstellung Gewalt in unsere Welt. Ein zweijähriger will niemandem auf der Nase herumtanzen! Es ist frustriert, dass etwas nicht so klappt wie er möchte oder er etwas nicht bekommt. Das frustriert ihn und er muss erst lernen mit seiner Enttäuschung umzugehen, deshalb schreit er. Das Problem ist doch, wie die Erwachsenen darauf reagieren! Wenn er seinen Willen bekommt, weil er so rumschreit, wird das ganze immer schlimmer! Ein Lerngesetz lautet: "Erfolg verstärkt ein Verhalten!" Und ja, der Lütte hat Erfolg, wenn er seinen Willen bekommt und sein Verhalten wird immer schlimmer. Bei Euch lernt der Lütte: "Das Leben ist ein Kampf und ich muss mich durchsetzen!" Habe schon 5o-jährige Dr.Ings erlebt, die panisch wurden, weil ein anderer was besser wusste und wurden aggressiv und bösartig, weil sie meinten, sie lassen sich nicht auf der Nase herumtanzen. Das ist es, was Ihr Euren Kindern beigebracht habt. Und ein Erziehungskurs kann mit diesem Unsinn aufräumen. Da reicht Dein gesunder Menschenverstand offensichtlich nicht aus, das zu verstehen. Ach ja, der Lütte darf in obigen Beispiel seinen Willen natürlich nicht bekommen, wann man ihm hilft entscheidet die Mutter. Aber ein Verständnis der Situation trägt ungemein zur Entspannung bei und nimmt viel Stress aus der Erziehung. Und diese Erkenntnis hat nichts damit zu tun, ob jemand Kinder hat oder nicht. Bei mir jedenfalls haben solche Theorien immer funktioniert, merkt man auch an meinen Kindern!

Wisst Ihr, als meine Kinder noch Klein waren musste ich mir immer anhören "Lass Deine Kinder mal in die Pubertät kommen!" Und sie kamen in die Pubertät. Alles wunderbar. Und wer saß bei uns am Tisch und hat gejammert, wie schlimm doch ihre Tochter in der Pubertät sei? Genau, eine Erzieherin, die am lautesten getönt hatte. Wie sagte doch Jesper Juul so schön? "Pubertät is paybacktime!"

@Barney123

Das Problem ist doch, wie die Erwachsenen darauf reagieren!

Genau das meinte ich ja.

Und wer saß bei uns am Tisch und hat gejammert, wie schlimm doch ihre Tochter in der Pubertät sei? Genau, eine Erzieherin, die am lautesten getönt hatte.

Damit bestätigst du gerade meine Aussage über Theorie und Praxis. Die Erzieherin hätte das doch mit ihrer gelernten Theorie ganz locker händeln müssen. :-)

Demnach: Kindererziehungskurse ja - aber freiwillig und / oder bei Bedarf. Manche kriegen das auch ohne hin. :-)

 

@TrudiMeier

Manche kriegen das auch ohne hin.

Aber eben nur manche, und die anderen sollten da einen Kurs machen. du hast ja auch Lernbedarf. deine Einstellung ist ja auch nicht optimal und führt zwangsläufig zu unnötigen Konflikten

@Barney123

Sag mal liest du eigentlich nur das was du möchtest?

Kindererziehungskurse ja - aber freiwillig und / oder bei Bedarf.

Hast du das möglicherweise überlesen? Zwingen kannst du niemanden - ebensowenig, wie jemanden zum "Ehetauglichkeitskurs" zu verpflichten.

Wieso hab ich Lernbedarf? Nur, weil dir meine Einstellung nicht passt? Oder weil sie deiner Meinung nach nicht optimal ist? Was ist denn optimal? Und wer bestimmt, was optimal ist? Konflikte wird es immer geben, auch nach dem Besuch irgendwelcher Kurse. Das ist nicht zu vermeiden. Es gibt keine Familie in der dauerhaft Friede, Freude, Eierkuchen herrscht.

@TrudiMeier

Hallo TrudiMeier,

nein habe ich nicht überlesen. Ich sehe das Problem genau darin, dass gerade die, die den größten Bedarf haben, am wenigsten bereit sind und die festeste Überzeugung haben, genau keine weiteren Informationen zu benötigen. So wie Du.

Ich sehe das Anders als Du und ich habe die Erfahrung gemacht, dass

1. die Theorie richtig verstanden funktioniert, und zwar unabhängig davon, ob jemand eigene Kinder hat oder nicht und unabhängig davon, wie das Kind ist. Sicher muss man auf das Kind reagieren und seine Eigenheiten berücksichtigen. Aber das stelle ich ja nicht in Frage.

2. genau die Dinge, die heute unbestritten wissenschaftlicher Konsens sind halt bei vielen Eltern nicht angekommen sind und wir deshalb unsere Kinder heute besser erziehen könnten (im allgemeinen, was nicht heißt dass das Einzelne nicht schon tun). Die Leute, die das erkannt haben gehen ja freiwillig in die Kurse.

3. viel unsinniges, das so unter den Eltern geredet wird endlich korrigiert werden könnte, denn da ist die pädagogische Wissenschaft Heute eindeutig weiter, und es ist nicht mehr so sehr die Frage nach den unterschiedlichen Erziehungsstilen, wie das isebise oben plakativ fragt. Mit der ins Gesetz eingeführten gewaltfreien Erziehung ist die autoritäre Erziehung z.B. eindeutig vom Tisch und viele andere Erziehungsstile und Konzepte ebenfalls.

Worin ich Deinen Lernbedarf sehe, habe ich oben geschrieben: Du hast Angst, dass Dir Kinder auf der Nase herumtanzen könnten und das willst Du auf Jeden Fall verhindern. Du schreibst:

Mir hat mal jemand gesagt: Erziehung ist für außerhalb. Wenn dir jemand sagt, was für ein nettes Kind du hast und du dich fragst, ob derjenige tatsächlich von deiner Brut redet - dann hast du alles richtig gemacht. :-)

dann erkenne ich daran, wie es bei Dir zugegangen sein muss, als Du Deine Kinder erzogen hast. Bei uns war das ganz anders. Laut ging es praktisch nie zu, ich hatte auch nie das Gefühl, dass ich eine "Brut" zu Hause hatte. Bei uns gab es immer gegenseitigen Respekt. Den haben wir gelebt und damit unseren Kindern am Vorbild gutes Verhalten beigebracht. Natürlich gab es da auch Konflikte! Aber die wurden immer ruhig und sachlich gelöst. Auch da waren wir unseren Kindern ein gutes Vorbild. Wir haben unseren Kindern die Welt, so wie wir sie sehen, erklärt, aber nur einmal. Wenn das Thema wieder auf den Tisch kam, fragten wir nur, ob es neue Erkenntnisse gäbe, ansonsten war das Thema geklärt. Natürlich wollten die nicht über alles reden. Aber sie haben auch gemerkt, dass wir ihnen bei ihren Problemen weiterhelfen, mindestens durch Hilfe zur Selbsthilfe. Genau das will ich Dir verständlich machen: Die alte Erziehungsform, dass die Eltern anschaffen und die Kinder haben zu gehorchen hat ausgedient. Wie titelte doch Jesper Juul eines seiner Bücher? "Vom Gehorsam zur Verantwortung" Und genau so haben wir unsere Kinder erzogen. Ich habe das Buch erst gelesen, als meine Kinder schon erwachsen waren. Aber ich fand vieles, was ich in der Theorie gelernt hatte und in der Praxis als funktionierend erlebt habe, wieder. Und weil Dir genau das nicht klar ist, deshalb hast Du meiner Meinung nach Lernbedarf. Ob das allerdings bei Dir ankommt, ob Du das verstehen kannst, da bin ich mir nicht sicher. Zu groß ist die Kluft. Ich kann gut verstehen, was Dich zu Deiner Meinung führt. Aber genau das ist es auch, was mich davon überzeugt, dass Du vieles nicht sehen kannst und auch gar nicht sehen willst. Diesen Eindruck macht, wie Du statt sachlich zu argumentieren, immer irgendwelche Fragen stellst, Deren Antwort für Dich zwar eindeutig zu sein scheint, für mich aber weitere Fragen und Erklärungen hervorruft.

@Barney123

Ich finde es schon interessant, dass du anhand meiner Kommentare erkennst, wie es bei mir zugeht.

Du hast Angst, dass Dir Kinder auf der Nase herumtanzen könnten und das willst Du auf Jeden Fall verhindern.

Nö, das hab ich nicht. Meine Kinder sind schon groß und sind mir nie auf der Nase herumgetanzt. Klar gabs Konflikte, die gibts überall. Jedoch hielten sich die in erträglichen Grenzen.

Mir hat mal jemand gesagt: Erziehung ist für außerhalb. Wenn dir jemand sagt, was für ein nettes Kind du hast und du dich fragst, ob derjenige tatsächlich von deiner Brut redet - dann hast du alles richtig gemacht. :-)

Dieser Spruch stammt ja nicht von mir. Aber du kennst auch den Hintergrund nicht, aufgrunddessen er gesagt wurde. Und staune: Er hat mit meiner Familie und meiner Erziehung nicht das geringste zu tun! Ich bezeichne meine Kinder auch nicht als "Brut" , ich habe die Aussage nur wörtlich wiedergegeben. Hätte ich geahnt, dass sie mir gleich negativ angelastet wird, hätte ich mir das besser gespart. Trotzdem empfinde ich ihn nicht als unsinnig, denn er sagt ja auch aus, dass Kinder sich bei Fremden anders verhalten als zuhause. Ich empfinde es allerdings als anmaßend, anhand einer solchen  Aussage und ohne die Hintergründe zu kennen unter denen sie entstanden ist, beurteilen zu wollen, wie es bei mir zugegangen ist.

Genau das will ich Dir verständlich machen: Die alte Erziehungsform, dass die Eltern anschaffen und die Kinder haben zu gehorchen hat ausgedient.

Erkläre mir bitte, wo du ersehen konntest, dass ich so denke. Du weißt gar nichts von mir und der Erziehung meiner Kinder. Du kannst doch gar nicht wissen, ob meine Kinder "gehorchen" mussten. Es ist mir völlig unerklärlich, warum du mir verständlich machen willst, dass eine Erziehungsform ausgedient hat, nach der ich nie gehandelt habe. Gut, ich habe keinen Elternführerschein, habe nicht Pädagogik studiert - aber das bedeutet nicht, dass ich meine Kinder zu absolutem Gehorsam erzogen habe.

@TrudiMeier

Tja, Tude Meier,

Dann musst Du wohl lernen, Dich so auszudrücken, dass man Dich nicht falsch verstehen kann. Jedenfalls hat das was ich schreibe etwas zu bedeuten, und ich weiß ziemlich genau, was ich Schreibe. Offensichtlich hast Du es ja verstanden!

@TrudiMeier

Hallo TrudeMeier,

Ich verstehe ja, dass Du Dich auf den Schlips getreten fühlst. Aber wenn Du hier etwas äußerst, dann lässt das ja auch Rückschlüsse auf Dich und Deine Einstellung zu. Und es ist nun mal eine Tatsache, dass Du  folgenden Satz geschrieben hast:

Und wer sich von vornherein von den Kindern auf der Nase herumtanzen lässt

Das lässt doch tief blicken! Allein schon die Einstellung, dass es
Kinder darauf anlegen, jemandem auf der Nase herumzutanzen! Das ist einfach lächerlich. Und natürlich steckt dahinter die Angst, dass sie das tun könnten. Also wird gleich gegengesteuert und den Kindern klar gemacht, wer der Chef ist. Dahinter steckt doch tatsächlich die Einstellung, die Kinder meinten es böse. Kinder sind aber nicht brav oder böse. Sie probieren einfach vieles aus, haben eigene Interessen und finden manches, was von Ihnen verlangt wird öde und anstrengend. Ich konnte bei meinen Kindern immer wieder feststellen, dass sie nie bösen Willen hatten. Ja, vieles musste ich ihnen erklären, damit sie verstanden haben, warum sie sich genau in diesem Punkt anstrengen sollten und anderes zurückstellen sollten. Genau darin sehe ich die Aufgabe der Erziehung: Den Kindern die Welt zu erklären! Wenn sie das
erst einmal verstanden haben, dann wollen sie auch niemandem auf der Nase herumtanzen. Wie das im sogenannten Trotzalter (ein irreführender Begriff) ist, habe ich ja bereits beschrieben.

Als meine Kinder in den Kindergarten gingen, kamen sie natürlich auch mit Schimpfworten nach Hause. Wir haben da nicht groß Theater gemacht und geschumpfen! Wir haben ihnen nur einmal gesagt, dass das nicht nett ist und wir so nicht miteinander umgehen. Danach keine weitere Reaktion. Das Sagen von Schimpfworten war nach einem Wochenende vorbei. Später
haben wir noch einmal nachgefragt, warum sie das gemacht hätten: Tja, das haben die Kinder im Kindergarten so mit ihnen gemacht, und sie wollten einfach einmal sehen, wie wir damit umgehen würden. Tja cool und gelassen natürlich!

Ein Lerngesetz für soziales Verhalten lautet: "Erfolg verstärkt ein
Verhalten!" Was ist es denn für ein Erfolg, wenn wegen so einem kleinen Wort, das sie nicht einmal verstanden haben alle ausflippen? Natürlich wird das später wiederverwendet, wenn sie dem Anderen eins rein-würgen wollen. Meine Kinder verwenden auch Heute keine Schimpfworte und reagieren ruhig und gelassen. Aber genau das ist es ja: Wer Kinder gleich bestraft, wenn sie sich nicht so verhalten, wie man es von ihnen erwartet, der zeigt ihnen gleich ihre Schwächen und pflanzt ihnen gleich die Einstellung ein, dass das Leben ein Kampf ist. Viel besser ist es doch, den Kindern zu lernen, wie wir erfolgreich miteinander reden können, um Probleme und Konflikte zu lösen.

Und genau das kann man bei einem Erziehungskurs lernen: Dass die Kinder keine bösartigen Monster sind, sondern dass sie eigentlich liebenswerte Geschöpfe sind. Und natürlich müssen wir ihnen Rückmeldung über ihr Verhalten geben und sie anleiten. Und genau das wird bei einem Erziehungskurs gemacht. Genau das hättest Du dort lernen können, und ich bin mir sicher, dass die Erziehung Deiner Kinder damit harmonischer verlaufen wäre, denn Du hättest ganz andere Einsichten gewinnen können und die Folge wäre eine andere Einstellung gewesen, anders, als Du sie mit obiger Aussage offenbarst.

@Barney123

Du willst es einfach nicht verstehen oder?

Allein schon die Einstellung, dass es
Kinder darauf anlegen, jemandem auf der Nase herumzutanzen!

Wie kommst du nur darauf, dass ich diese Einstellung habe? Du reimst dir da was zusammen. Ja, ich habe geschrieben:

Und wer sich von vornherein von den Kindern auf der Nase herumtanzen lässt,

Du könntest mal versuchen, diesen Satz aus einem etwas anderen Blickwinkel zu sehen und mir nicht unterstellen, ich hätte damit behauptet, dass Kinder es drauf anlegen, jemandem auf der Nase herumzutanzen. Vielmehr sagt es aus, dass Eltern soetwas zulassen. Da werden keine Grenzen gesetzt, keine Regeln. Es liegt nicht daran, dass die Kinder das vorsätzlich tun, sondern dass es Eltern gibt, die das durch ihre "Erziehung" geradezu fördern. Und bevor du mir gleich das Wort im Mund umdrehst: Grenzen zu setzen und Regeln einzuhalten ist nicht gleichzusetzen mit einer Erziehung zum Gehorsam. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß.

Und natürlich steckt dahinter die Angst, dass sie das tun könnten.

Das ist völliger Quatsch. Meine Kinder sind erwachsen, die können mir gar nicht mehr auf der Nase herumtanzen. Mein Ältester steckt mitten in der Ausbildung, mein Jüngster macht sein FSJ und seinen Sport. Die haben dazu gar keine Zeit.

ich bin mir sicher, dass die Erziehung Deiner Kinder damit harmonischer verlaufen wäre,

Ich frage mich, woher du wissen willst, dass die Erziehung meiner Kinder nicht harmonsich verlaufen ist.  Ich weiß, du wirst es nicht glauben, aber ich habe meine Kinder tatsächlich ohne Fernsehverbot, Taschengeldentzug, Hausarrest oder sonstige beliebte "Erziehungsmaßnahmen" erzogen. Beispielsweise waren meine Kinder von der Grundschule an sportlich sehr aktiv, der eine im Fußball, der andere im Handball. Es hat gereicht ihnen zu erklären, dass sie am Abend vor einem wichtigen Spiel früh ins Bett sollten, damit sie fit sind. Abgesehen davon, auch der Ton macht die Musik.  Eine Ermahnung, die ruhig ausgesprochen wird oder gar in einen scherzhaften Ton verpackt wird, wurde von meinen Kindern angenommen.

Aber es ist völlig wurscht, was ich sage, du drehst dir meine Äußerungen so, dass sie dir in den Kram passen. Ich habe keinen Elternführerschein, ich habe nicht studiert, aber ich bin nicht blöd. Und ich bin stolz auf meine Jungs.

@TrudiMeier

Hallo TrudiMeier,

Ich schrieb bereits:

Ich kann gut verstehen, was Dich zu Deiner Meinung führt. Aber genau das ist es auch, was mich davon überzeugt, dass Du vieles nicht sehen kannst und auch gar nicht sehen willst.

Du hast geschrieben:

Und wer sich von vornherein von den Kindern auf der Nase herumtanzen lässt,

Den habe ich in seiner vollen Gänze verstanden, denn er hat zwei Aussagen:

2. lassen

Die Eltern lassen etwas zu. Das ist das, worauf Du hinauswillst, was Du vorgibst, sagen zu wollen. Aber der Satz hat auch eine Hauptaussage:

1. Die Kinder tanzen auf der Nase herum.

Was damit ausgesagt werden solle ist mit anderen Worten besser formuliert:

Die Kinder verhalten sich mit Absicht und Freude falsch und ärgern die Eltern. Das ist die Hauptaussage und die gehört zur autoritären Erziehung und ist dort ganz normal. Du kannst immer wieder lesen, wie genau diese Leute Angst haben, dass ihnen die Kinder über den Kopf wachsen. Deshalb müssen sie von Klein an gezähmt werden. Zu dieser Einstellung passt auch die andere Aussage von Dir:

und du dich fragst, ob derjenige tatsächlich von deiner Brut redet

Sicher Du hast das zitiert, jemand hat das zu Dir gesagt, aber Du findest das so treffend formuliert, dass Du es hier gleich weiterverbreiten musst. Das lässt schon tief blicken.

Du glaubst Erziehung sei nicht mehr als gesunder Menschenverstand und dazu bräuchtest Du keinen Erziehungskurs. Aber es bildet immer weiter, wenn man sich auch einmal andere Vorstellungen anhört und erst dann kann man sich wirklich ein Urteil bilden. Erst dann ist eine Weiterentwicklung möglich. Du schreibst, Du hättest Dich nicht besonders mit Erziehung befasst und fragst Dich, was denn so ein Erziehungskurs bringen soll. Merkst Du den Widerspruch? Du erlaubst Dir eine Meinung. Obwohl Du gar keinen Überblick hast und die anderen Meinungen gar nicht kennst. Denn sich mit den anderen Meinungen beschäftigen ist die Voraussetzung dafür, dass Du eine eigene Meinung begründen kannst. Du handelst nach dem Motto: „Ich habe zwar keine Ahnung, aber eine sehr detaillierte Meinung zum Thema.

BtW: Weist Du was der Dunning-Kruger-Effekt ist? Schau mal nach!

https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt

Nein.
Aber es sollte Kurse/ Seminare/ Informationsabende zu speziellen Themen geben die man freiwillig besuchen kann, wenn einem das Thema interessiert.

So ist es eingerichtet, und alle Eltern sollten das besuchen!

@Barney123

Du scheinst ja sehr großes Vertrauen in das Bauchgefühl von Eltern zu haben. Ich find es schade, dass es mittlerweile soweit ist. Warum soll ich einen Elternführerschein machen, wenn ich denken kann? Ich liebe mein Kind - also werde ich es nicht nur mit Schokoklade füttern, ich werde mit ihm zum Arzt gehen, wenn es krank ist, ich werde es angemessen kleiden aber nicht bei  jedem SchnickSchnack mitmachen, ich werde es nicht prügeln und vor allem werde ich es aus vollem Herzen lieben. Wozu braucht es da nen Führerschein??

@MoBruinne

Bauchgefühl ist völlig überbewertet.

Mein Bauchgefühl sagte mir so manches Mal, dass ich meinen Kindern mal eine Ohrfeige geben sollte.

Was für ein Glück hat sich da mein Kopf eingeschaltet und das verhindert.

@MoBruinne

Hallo MoBruinne,

Das mit dem Bauchgefühl ist so eine Sache. Wie ich schon mehrfach schrieb habe ich auch, inzwischen erwachsene, Kinder. Und wie das halt mit Kindern so ist, läuft auch manchmal etwas weniger gut, und ich hatte mich geärgert. Wenn ich dann versuchte, irgendetwas an die Kinder heranzubringen, war das aussichtslos. Aber ich habe sehr schnell gelernt, den inneren Standpunkt zu wechseln weg vom Ärger hin zu einer vernunftgesteuerten Sichtweise: Ich habe also innerlich den Standpunkt eingenommen: "Aha, das Kind kann dies und jenes noch nicht und muss es erst noch lernen!" Das hat die Verantwortung bei mir gelassen und ich habe mir überlegt, was zu tun sei. Der Ärger war schlagartig weg und ich konnte mit dem Kind ruhig und vernünftig reden und ihm erklären was schief läuft. Das ging immer ganz ruhig und friedlich.

Das Problem ist nämlich, Du kennst Deine Ansichten und vielleicht noch die Ansichten der Leute,, mit denen Du Dich triffst, die Professionelle Sichtweise ist aber eventuell eine ganz andere. Und da die Pädagogische Theorie zu kennen, hilft ungemein weiter. Da kann ich aus Erfahrung reden! Das Problem ist nur, dass selbst studierte Pädagogen oft nicht verstehen, was sie da lernen und sie glauben, sie wüssten manches besser, als die Professoren an der Uni. Die haben nämlich auch ein Bauchgefühl und das ist mit der Erfahrung und am Vorbild gewachsen. Wenn die Vorbilder schlecht waren, wie soll denn da ein vernünftiges Bauchgefühl entstehen? Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Die Kindererziehung ändert sich momentan sehr stark. Vor nicht allzulanger Zeit wurden die Kinder noch regelmäßig geschlagen, die körperliche Gewalt wurde die vergangenen Jahre ind psychische Gewalt umgewandelt, heute wird die gewaltfreie Erziehung gefordert. Um die alten Zeiten zu überwinden, aber auch damit junge Eltern darin gestärkt werden wieder und richtig zu erziehen, dazu brauchen wir den Elternführerschein. Wie ich oben schon schrieb, tun sich sogar studierte Pädagogen schwer, ihre Kindheit abzustreifen. Und ich kanns nur immer wieder betonen, nur über vernünftigen Input können wir unser Verhalten bewusst steuern. Nur weil jemand mit seinen Gefühlen im Reinen ist, macht er noch lange nicht alles richtig! Denk einfach einmal an die ganzen Psychischen Erkrankungen in unserer Zeit: Das sind alles Leute bei denen die Gefühle nicht mehr stimmen. Und nun kommst Du daher, verlass Dich auf Dein Gefühl. Das zeugt eigentlich nur von Ahnungslosigkeit.