Kann man die deutsche Finanzsaufsicht verklagen?

Grundsätzlich kannst du - unterstellt dass die Geschichte auch nur ansatzweise wahr ist - die BaFin natürlich wegen Amtspflichtverletzung auf Schadensersatz verklagen.

Allerdings liegt hier wohl keine amtspflichtverletzung vor. Bei betrügerischen Aktivitäten kann auch die Aufsicht nichts machen. Du kannst allerdings die Gesellschaft und den Vorstand unter Umständen verklagen.

Grundsätzlich muss man sagen, dass Investieren immer ein solches Risiko birgt

WireCard Aktie sinkt seit gestern über 70%.

Und die Aktie ist immer noch zu teuer. Realistisch sind € 5.--

Ich habe an einem Tag 60.000€ verloren.

Das ist eben das Risiko, wenn man zu einseitig investiert - es kann auch schiefgehen. Außerdem ist die Aktie schon seit Sommer 2019 im Gerede, da hätte doch jeder vernünftige Investor längst die Reißleine gezogen - oder sich zumindest mit Short-Kontrakten abgesichert. Mein Mitleid hält sich daher in engen Grenzen.

Wo war die Finanzaufsicht die ganze Zeit?

Bilanzmanipulationen, die erst durch die Prüfer aufgedeckt wurden (wie hier) sind gar kein Fall für die BAFIN. Das ist ein Fall für die STA, Fachabteilung Wirtschaftskriminalität. Die BAFIN führt keine Bilanzprüfungen durch, das ist Sache der entsprechenden Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Deswegen muss ja jede AG ihre Bilanz zum Stichtag veröffentlichen, und die gibt es nur mit Testat. Kostet ja auch eine 6- bis 7-stellige Summe pro Jahr.

Ich habe mein Geld absichtlich in DAX Aktien investiert weil ich sie immer als sicher sah.

Grundsätzlich richtig, aber Rendite ohne Risiko gibt es eben nirgends. Und das gilt doppelt, wenn - wie hier - Betrug im Raum steht.

Wie kann ich meinen Schaden im Wert von 60.000€ geltend machen?

Du kannst nur gegen Wirecard selbst resp. den Vorstand vorgehen. Die € 60.000.-- kannst du als Verlust im Rahmen der EStE nur mit Gewinnen aus KAP verrechnen (horizontaler Verlustausgleich), und das zudem auch nur noch gedeckelt seit 2020. Dafür darfst du dich bei Herrn Scholz extra bedanken.

Ich will nochmal anmerken, dass die BaFin nur im öffentlichen Interesse tätig ist (§ 4 Abs. 4 FinDAG), dh. die BaFin handelt nicht, um dein Geld subjektiv zu schützen. D.h. du kannst – selbst wenn die BaFin schlampig und damit fahrlässig rechtswidrig gearbeitet haben sollte, was bis jetzt noch nicht wirklich bewiesen ist, kein Geld von ihr holen.

Auf eine missglückte Investition mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an, Arun.