Haben Fahrradfahrer auf den Straßen nichts zu suchen?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ist denn wirklich die Mehrzahl der Leute der Meinung das lieber alle mit dem Auto fahren sollten?

Solange sie selbst im Auto sitzen, ja. Der Mensch ist nunmal ein egoistisches Wesen. Richtig genial sind dann die, die sich als Autofahrer über die Radfahrer aufregen, daheim dann aufs Fahrrad steigen und sich über die Autofahrer aufregen. Ganz ehrlich: Sollen sie halt meckern. Wenn sie nichts Sinnvolleres mit ihrer Luft anfangen können...

Selbstverständlich darfst du die Straße mit dem Fahrrad benutzen, wenn es keinen Radweg gibt. Und ein Radweg ist es erst, wenn da ein rundes blaues Schild mit weißem Fahrrad drauf ist... dann bist du allerdings verpflichtet, diesen zu benutzen, wenn er parallel Straße verläuft.

Ich fahre übrigens mit voller Absicht mit dem Fahrrad nicht ganz ängstlich am Straßenrand, sondern mitten auf der Fahrspur... die StVO gesteht mir ja 1m Abstand zwischen rechtem Ellenbogen und Straßenrand zu. Das hat den Vorteil, dass jedem Autofahrer hinter mir klar ist, dass er bei Gegenverkehr nicht überholen kann, ohne mich von der Straße zu kegeln. Und das ist dann doch eine höhere Hemmschwelle als "knapp, aber passt", ich werde so sehr viel seltener knapp überholt. Und wenns denn doch mal so ist, hab ich nach rechts noch etwas Luft zum Ausweichen.

Einmal fuhr jemand neben mir her und meinte, ich soll den Radweg nehmen. Ich habe zurückgerufen, er soll doch nen Spaten nehmen und einen bauen.

Hoedeldidoedel 
Fragesteller
 22.05.2019, 13:49
mitten auf der Fahrspur

Das versuch ich auch mal.
Allerdings werde ich dann sicher dauernd beschimpft. ¯\_(ツ)_/¯

Ich fahre zu 99,x % auf der Fahrbahn ganz normal im Mischverkehr mit und "die Autofahrer" kommen da sehr gut mit klar - ich halte ca. 1m Abstand zum Bordstein (sonst hätte ich schon ein paar Fußgänger mitgenommen, die einfach so auf die Fahrbahn gebaselt sind). Mein Fahrtempo entspricht ungefähr einem normalen E-Rad (20 - 30 km/h), also weder langsam, noch besonders schnell.

Ist das gefährlich?

Meiner Erfahrung nach nicht - in den letzten 10 Jahren (ca. 25.000 km auf dem Rad) hatte ich ca. 5 gefährliche Situationen mit Autofahrern, davon alle (i. Worten: einhundert Prozent!) auf sog. "Radwegen" auf dem Bürgersteig, deren Benutzung ich leider nicht immer vermeiden kann (die 0,x % Restanteil meiner Fahrtstrecke). Immer durch abbiegende oder ausfahrende Fahrzeuge.

Tips: Mache Dir klar: Eigentlich kein Autofahrer möchte jemanden absichtlich verletzen und selbst wenn er Dich nur nicht umfährt, um keine Kratzer ins Auto zu bekommen - Dir passiert erstmal gar nichts. Wer Dich anhupt, hat Dich gesehen. Winke freundlich zurück, denk Dir was passendes und radel weiter.

Und nein: Man ist der Verkehr, d.h. kann ein Autofahrer nicht sofort überholen und muß 10 sek. hinter mir herfahren, ist das keine Behinderung!

Gute Fahrt wetierhin

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Olaf68  22.05.2019, 15:37

Eines sollte man bedenken: Fahrradfahrer fahren, (solange sie korrekt im Mischverkehr fahren) exakt so wie alle anderen Fahrzeuge; es gibt nur einen Unterschied: Sie fahren etwas langsamer.

Alle Verkehrsregeln (Vorfahrt, Wahl der Fahrbahnseite, Fahrtrichtung usw.) gelten einheitlich, das Verkehrssystem ist prinzipiell sehr einfach aufgebaut.

Fängt man aber nun an, für Radfahrer eigene Wege rechts der Fahrbahn vorzuschreiben, verkompliziert man das System extrem.

Abbieger müssen jedesmal daran denken, dass rechts von Ihnen noch schnelle Verkehrsteilnehmer geradeaus fahren und sie Vorfahrt achten müssen. Ist man als Autofahrer mal kurz abgelenkt (und wer ist das nicht schonmal?), wird es sehr schnell sehr gefährlich.

So passieren jedes Jahr viele tödliche Unfälle.

Und der ursprüngliche Gedanke der räumlichen Trennung von Rad- und KFZ-Verkehr durch "Radwege" wird alle paar Meter an jeder Einmündung, Straßenkreuzung, Grundstückseinfahrt durchbrochen.

Fußgänger verhalten sich dagegen völlig anders als Fahrzeuge - sie sind unberechenbarer (unvorhersehbare Richtungsänderungen), sind nicht beleuchtet usw.; d.h. wenn man Fußgänger mit Fahrzeugen (Fahrräder!) eng zusammenpfercht, gibt es zusätzlich zum KFZ-Abbiegerproblem noch große Probleme, wie man an jedem "Radweg" auf dem Hochbord jeden Tag beobachten kann.

Fazit: Alle FAHRzeuge gehören auf die FAHRbahn und die FußGÄNGER auf den GEHweg.

Es spricht natürlich nichts gegen echte Radwege, die eigenständig geführt und nach den Erfordernissen von Fahrzeugen geplant und gebaut werden - wer sowas mal live sehen will, sollte es erstmal in den Niederlanden versuchen...

Hoedeldidoedel 
Fragesteller
 23.05.2019, 07:57
@Olaf68

Da muss man gar nicht ins Ausland.
Ich war vor kurzem ein paar Tage in Münster.
Die Stadt ist extrem optimiert für Fahrradfahrer.
Und trotzdem gibt es sicher keinen Autofahrer der nicht zufrieden mit
den Straßen in der Stadt wäre.
Münster ist ein echtes Vorbild für andere Städte in der Beziehung.
Ganz im Gegensatz zu der Stadt in der ich wohne.
Die ist eher extrem Fahrradfeindlich.

Olaf68  23.05.2019, 13:22
@Hoedeldidoedel

Ich wohne in der Nähe von Münster und fahre da nach Möglichkeit nur Zug oder Motorrad!

Warum? Münster hat drei Vorteile in Bezug aufs Radfahren:

  • Viele Studenten, von denen viele halt oft radfahren, wodurch es immer viel Radverkehr gab.
  • Die Stadt ist flach und im Kern eng gebaut (schmale Straßen, mit Auto unpraktisch), d.h. Radfahren ist prinzipiell oft praktischer.
  • Der "Leuchtturmradweg" Promenade, der als Grüngürtel als separat geführter, ausreichend breiter Radweg fast komplett um den Stadtkern geführt wird - genial!

Nachteil: Der Rest der Infrastruktur ist vor langer Zeit geplant und gebaut worden; es handelt sich größtenteils um zu schmale, holprige "Radwege" auf dem Hochbord. Als Fußgänger muß man höllisch aufpassen, nicht versehentlich vom blaßgrauen Fußgängerteil auf den blaßrosanen Radfahrerteil zu treten. Aber auch neue Straße (z.B. an der ehemaligen Eishalle) werden noch so gebaut!

Als Autofahrer muß man höllisch aufpassen, aus welcher Richtung nun die Radfahrer kommen, um keinen umzufahren (daher fahre ich da nach Möglichkeit mit dem Motorrad; man sieht und hört dann einfach mehr).

Schlimmes Beispiel: Wolbecker Straße: Einfallsstraße mit viel Autoverkehr, links und rechts wird längs geparkt. Die Radfahrer (extrem viel Verkehr) wird hinter den Autos auf einem knapp 1,5 m schmalen blaßrosanen Holperpfad zwischen Fußgänger und geparkten Autos gezwungen und es stehen mehrfach im Jahr gefährliche, teilweise tödliche Abbiegerunfälle in der hiesigen Zeitung.

Reaktion von den Verantwortlichen: Ein Video, wo ein vor Liebe trunkener Student fast umgefahren wird und ihm nahegelegt, dass er gefälligst aufpassen soll.

Bessere Abhilfe wäre: Aufgabe der Parkplätze und anlegen einer ausreichend breiten Fahrradspur; dann müßte man als autofahrer aber schonmal 500 m laufen! Dann lieber besagte Abbiegeunfälle in Kauf nehmen???

Das Image als "Fahrradhauptstadt Münster" wird von den Verantwortlichen gut gepflegt und zu Werbezwecken gerne benutzt; mit der Infrastruktur vor Ort hat es leider nicht viel zu tun.

Es ist vielerorts einfach zu eng. Innenstadtstraßen wurden meist nicht für heutige SUVs gebaut, und erst recht nicht für das aktuelle Verkehrsaufkommen.

Jeder sieht das Problem immer bei den anderen - zu viele Autos, rücksichtslose Radfahrer, Fußgänger, die alles blockieren...

Solange die Planung zu 90% aufs Auto ausgerichtet ist, und der Rest irgendwie "dazugequetscht" wird, sind Konflikte vorprogrammiert. Die Antworten zeigen ja auch, dass die meisten hier Autofahrer sind, die sich von allen anderen Verkehrsteilnehmern gestört fühlen.

Persönlich finde ich, dass PKW zumindest dort "zurückstecken" sollten, wo es Alternativen gibt. Das passiert aber nicht von allein - wer gibt schon freiwillig einen Vorteil auf? Sowas muss auch "von oben" gewollt sein...

Romanzev33  17.08.2019, 14:05

Es kommen ja jetzt die Elektro Roller, dann wird alles besser, nur Geduld!😁🤗🌝

Als so manchesmal leidgeplagter Autofahrer würde ich gefühlt zwar zu einem deutlichen NEIN tendieren, aber das ist natürlich nicht gesetzeskonform.

Ist keine Fahrradspur vorhanden, dürfen Radler selbstverständlich die Straße benutzen.

Es wäre nur zu wünschen, daß sich so mancher auch mal Gedanken über die StVO machen würde und sich im Straßenverkehr nicht wie ein Rüpel benimmt.

Denn bis heute ist mir noch nicht klar geworden, wie man geistig dermaßen eingeschränkt sein kann, ohne jegliche Knautschzone oder anderer Sicherheitseinrichtungen, zu meinen, einen Zweikampf mit Pkw oder gar Lkw gewinnen zu können, nur weil man vermeintlich im Recht ist.

Als geistig gesunder Mensch ist mir meine körperliche Unversehrtheit doch eigentlich wichtiger, als auf meine Vorfahrt zu pochen oder anderen Verkehrsteilnehmern die Vorfahrt zu nehmen.

PostMeUser  22.05.2019, 11:35

Ist keine Fahrradspur vorhanden, dürfen Radler selbstverständlich die Straße benutzen.

Es gibt seit Jahrzehnten keine Radwege-Benutzungspflicht mehr.
Die StVO sollte man auch dann kennen, wenn man im Auto sitzt.

Falls mit "Fahrradspur" ein abgetrennter Bereich auf der Straße gemeint war, erübrigt sich meine Antwort.

LeChuck01  22.05.2019, 11:39
@PostMeUser

Da kann ich nur sagen: Dito.

Die StVO sollte man auch dann kennen, wenn man im Auto sitzt.

Schauen wir doch mal, was §2 der StVO dazu sagt:

„Eine Pflicht, Radwege in der jeweiligen Fahrtrichtung zu benutzen, besteht nur, wenn dies durch Zeichen 237, 240 oder 241 angeordnet ist. Rechte Radwege ohne die Zeichen 237, 240 oder 241 dürfen benutzt werden. Linke Radwege ohne die Zeichen 237, 240 oder 241 dürfen nur benutzt werden, wenn dies durch das allein stehende Zusatzzeichen „Radverkehr frei“ angezeigt ist. Wer mit dem Rad fährt, darf ferner rechte Seitenstreifen benutzen, wenn keine Radwege vorhanden sind und zu Fuß Gehende nicht behindert werden. Außerhalb geschlossener Ortschaften darf man mit Mofas Radwege benutzen.“

Tatsächlich gibt es keine Pflicht?

PostMeUser  22.05.2019, 11:50
@LeChuck01

Ok, die von dir angeführten Ausnahmen gibt es natürlich.
Gemeint war hier aber eine allgemeine Benutzungspflicht, wenn ein Radweg vorhanden ist. Diese existiert tatsächlich aber nicht, was aber sehr viele Verkehrsteinehmer-innen nicht wissen.
Das wollte ich mit meinem Kommentar verdeutlichen.

Hoedeldidoedel 
Fragesteller
 22.05.2019, 11:57
@PostMeUser

Und das beste an der ganzen Sache mit dem Radfahren zur Arbeit ist,
zumindest nachmittags, das ich mit dem Rad in viel kürzerer Zeit zu
Hause bin als mit dem Auto. Denn dann ist die Stadt komplett mit
Autos verstopft.

martinreschke  22.05.2019, 12:36
@PostMeUser

Jeder Verkehrsteilnehmer hat den für ihn zuständigen Strassenbereich zu nutzen, natürlich unter Beachtung der Beschilderung.

Hoedeldidoedel 
Fragesteller
 22.05.2019, 11:44

Die meisten Radfahrer verhalten sich sehr ordentlich und rücksichtsvoll.
Nur fallen die dir nicht auf, sondern nur die über die du dich ärgerst.

Hier in Hamburg wurden etliche Radwege auf die Fahrbahn verlegt. Ich finde das fürchterlich!

Die Statistiken zeigen auch, das die Unfälle in HH deutlich gestiegen sind. Das ist meiner Meinung nach dem Umbau geschuldet.

Lieber schöne breite Gehwege bauen die sich Fuß- und Radverkehr teilen können. Denn wieviele schwere Unfälle gibt es zwischen Rad und Fußgänger im Gegensatz zu Rad und Pkw?!

Ich würde einige Strecken in HH nur noch ungern befahren, viel zu gefährlich auf der Straße!