Gesichtsblind als Lehrer - was nun?
Hallo Leute,
ich habe ein Problem: Ich bin Lehrer in der Erwachsenenbildung und kann mir einfach keine Gesichter merken. Das sorgt regelmäßig für peinliche Situationen, weil ich meine Studenten nicht nur dann plötzlich nicht mehr erkenne, wenn ich sie in ungewohnten Situationen treffe (z.B. im Supermarkt oder in der Bank), sondern auch dann, wenn sie sich im Klassenraum einfach umsetzen, ihre Frisur ändern oder sich den Bart abrasieren. Manchmal kommt es sogar vor, dass ich einen neuen Kurs starte und mich ein Student etwas fragt, und ich dann fünf Minuten später noch einmal etwas gefragt werde, wobei ich dann nicht mehr weiß, ob es sich wieder um denselben Studenten handelt oder um eine andere Person, was mir inzwischen regelmäßig Lacher und schiefe Blicke einbringt.
Ich glaube nicht, dass mein Problem optische oder psychische Ursachen hat (also etwas, womit man zum Augenarzt oder Psychologen gehen könnte).
Ich glaube eher, dass ich mich an einen Neurologen wenden sollte, aber nach meiner eigenen Internetrecherche bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass man Gesichtsblindheit nur diagnostizieren, aber nicht therapieren kann, und dass sich eine Diagnose eigentlich nicht lohnt, weil man dann aus eigener Tasche viel Geld rausschmeißen muss (die Krankenkasse zahlt das nicht), um dann vom Arzt etwas schwarz auf weiß zu bekommen, was man ohnehin schon weiß.l
Meine Fragen:
1.) Würdet ihr euch an meiner Stelle trotzdem untersuchen lassen udn das notfalls auch aus eigener Tasche bezahlen, selbst wenn es keine Therapiemöglichkeiten gibt?
2.) Würdet ihr euren Arbeitgeber involvieren oder das verheimlichen? Bin ich evtl. sogar dazu rechtlich verpflichtet? (Ich hab Angst, dass ich gekündigt werden würde, weil das tatsächlich etwas ist, was mich in meiner Arbeit beeinträchtigt)
3.) Würdet ihr das Problem vor den Studenten ansprechen (wie gesagt, es handelt sich um Erwachsene), damit diese mit mehr Verständnis reagieren, weil es ja augenscheinlich medizinische Ursachen hat.
7 Antworten
Warum versuchst Du nicht, das zu machen, was auch ich als Betreuuer in der Mittagsbetreuung mache? Ich merke mir irgendeine Besonderheit und kombiniere sie mit dem Namen.
- Einer der Jungen hat einen Zopf und heißt Maxi. (Die Haare sind maxilang)
- Ein Mädchen heißt Ava, sie sagt immer, dass sie "Prinzessin im Umgekehrtland ist, dem Land, in dem alles verkehrtrum ist". (Klar ist sie dort Prinzessin, denn ihr Name ist im Umgekehrtland ja auch von hinten und vorne gleich)
- Eines der Kinder heißt Ibrahim, er ist besonders schlau (Ich stell mir immer vor, dass er "Ibrahim der Weise" ist)
- Ana gibt allen gerne was von ihren Spielsachen oder ihrer Frühstücksbox ab (deshalb heißt sie Ana, sie hat sogar ihr zweites "n" verschenkt)
PS: erkenst du das biometrische GesichT in Zahlenwerten oder wie? An Verhältniszahlen ?Das wäre eine echte Frage die ich als Gesichtblinde stellen könnte!
Ich vermute nicht!
Du wirst da wahrscheinlich kaum beschreiben können, wie Du ein Gesicht erkennst. Irgendwie wirst Du es aber trotzdem können.
Ein Gesichtblinder ist da ziemlich orientierungslos, versucht sich Schemata zu bauen, aber das klappt echt nur eingeschränkt (z. B. die Merkel - die Mundfalten- hoffentlich läßt sie sich diesbezüglich nie operieren (-;
Wenn meine Antwort nicht hilfreich war, entschuldigung! Aber ich kenne mich in diesem Bereich nicht so gut aus. Ich habe eben gedacht, dass es sich dabei darum handelt, dass man die Identität, also den Namen einer Person nicht mit dem Gesicht zusammenbringen kann.
Ich z.B. kann mir Namen nicht merken und leite sie vom Gesicht und seinen Merkmalen ab. Ich bin davon ausgegangen, dass es umgekehrt auch geht.
So müsste es eigentlich auch sein - Blinde entwickeln ja auch außerordentliche Fähigkeiten beim Hören und Fühlen.
Aber das muss man trainieren - "von nichts kommt nichts"!
Ich habe als Gesichtsblinde , als ich das noch nicht wußte, daß ich es bin, daß andere es nicht sind.... nie begriffen, wie man ein Phantombild erstellen konnte und was das überhaupt für Sinn machte.
Ich war davon ausgegangen, daß kein Mensch, der sich schminkt, die Frisur ändert, und Haare färbt noch erkennbar sein könne (-; , zum Glück hatte ich nie eine Ambition kriminelle Tätigkeiten zu unternehmen, sonst hätte ich mich vor dem Spiegel einfach so verändert, bis ich! mich nicht mehr erkenne, dann raus; Straftat begehen(-;..... und hätte mich extrem gewundert und nie begriffen, warum mich andere trotzdem erkannten (-;
Danke für die interessante Ergänzung :)
Noch einmal zu meinem Verständnis: Die sog. Gesichtsblindheit ist demnach ein genetischer Defekt, der (per se) nicht therapierbar ist.
Wie gehst Du denn selbst damit um, bzw. hast Du für Dich eine Methode gefunden, dieses Defizit zu mildern? Wenn ja, wie hoch schätzt Du die Übertragbarkeit auf gleichbetroffene Personen ein?
Ich freue mich auf Deine Stellungnahme.
Gruß @Nightstick
Ich hatte mich mal mit meinem alten Lehrer getroffen. Der hatte zwar so getan als er mich erkannt hätte, was er aber nich tat. Das merkte man locker an seinem Gesichtsausdruck, er war so verwirrt. Ist gar nichts wildes das Lehrer ihre Schüler vergessen da sie es mit vielen Gesichtern zu tun haben und vieles um die Ohren haben. Zudem verdienen sie auch nicht so viel und das macht alles Stress. Danach vergisst man den einen oder anderen Mal. Ist völlig normal.
Es geht nicht darum, dass ich Leute nach Jahren nicht mehr wiedererkenne, sondern darum, dass ich mich mit einer Person von Angesicht zu Angesicht unterhalte und manchmal 5 Minuten später nicht mehr weiß, ob ich die Person schon mal gesehen habe oder nicht. Das ist nicht normal und nicht stressbedingt, sondern ein echtes Problem.
Ok. Dann ist das eben ein gesundheitliches Problem, dann geh doch am besten zum Psychiater und lass dich beraten. Das wird dir helfen.
Das ist kein Fall für einen Psychiater,weil das mit der Psyche nichts zu tun hat. Würdest Du z.B. wegen Rot-Grünblindheit zum Psychiater laufen?
Manche Sachen hängen mit Stress zusammen weißte.
Oder der Augenarzt kann eben helfen. Mit diesen Farbtests dies und das wird ein Program erstellt, dann stellen die halt fest wie es weitergehen soll.
Manche Sachen hängen mit Stress zusammen weißte.
Bei dieser genetischen Besonderheit: KAUM.
Wobei es sich unter extremen Stress echt dahin verstärken kann, daß man niemanden! mehr erkennt (dann erkannte ich gut bekannte Personen nicht an Stimme, Bewegungen etc.). Diese Situation hatte ich exakt 2 MAL in meinem Leben (für kurze Zeit- nie über Stunden hinausgehend). Aber ich weiß nichtmal, ob das in solchen Extremsituationen nicht bei vielen Menschen vorkommen könnte
Das tut mir wirklich Leid. Ich wusste nicht, dass das genetisch ist. Aber irgendeine Lösung muss es ja geben. Ich bin zwar kein Arzt, aber alle die chronische Krankheiten hatten, sind auf Dauer damit durchgekommen. Man muss halt kämpferisch und geduldig sein und mit den Ärzten schön in Kontakt bleiben.
Egal was immer du für eine Krankheit hast. Lass dich nicht verrückt machen. Das wird schon. Ich drück dir die Daumen ;)
Ist die Frage, ob man das überhaupt als Krankheit ansehen sollte, sondern statt dessen, eher als genetische Besonderheit. Das kann auch kein Arzt ändern Es ist halt einfach so!. Das beste ist offen damit umzugehen, es zuzugeben. Damit fahre gut.
Früher, als mir das einfach nur peinlich war, habe ich in meinem beruflichen Umfeld eine Person extra dafür abgestellt, (o.k. die hatte daneben auch noch andere Aufgaben), mir jedesmal erstmal den Namen der Personen zu nennen, die ich hätte erkennen können sollen. (O.k. Namen sind auch nicht gerade meine Stärke- da geht es mir so, wie anderen, die damit Schwierigkeiten haben- die Namen haben ich dann einfach systematisch in meiner Freizeit gelernt (und mit den wichtigen Infos zur Person verknüpft). Namen lassen sich immerhin lernen.
Bei Erwachsenen kannst Du das Problem durchaus ansprechen. Es ist peinlicher Leute einfach in solchen, wie von Dir genannten Fällen nicht zu erkennen, als einfach zuzugeben, daß man damit ein Problem hat.Ich erlebe ein enormes Verständis, seit ich das einfach zugebe.Und Kinder fragen dann manchmal einfach nach.
Sollten irgendwelche mündlichen Noten relevant sein (keine Ahnung, wie das in der Erwachsenenbildung ist), würde ich sogar um Namensschilder bitten.
Ich wüßte nicht, wieso Du deswegen gekündigt werden solltest. Einer Beinträchtigung in der Arbeit kann man notfalls auch mit Namensschildern entgegenwirken.
Da es keine Therapiemöglichkeit gibt, kannst Du Dir die Untersuchung beim Arzt auch schenken.
Ein kleiner Tipp noch zum Leute erkennen. Manchmal helfen kleine Merkmale, die andere nicht Gesichtsblinde kaum bemerken, mit in die Gesichterkennung einzubeziehen und man erkennt ein paar mehr Leute, z.B. eine kleine Narbe, ein Muttermal o.ä, hilft aber nur gelegentlich, weil das Merkmal muß ja noch ohne zu eingehende Musterung erkennbar sein.
Ich bin übrigends dafür, daß man Frisurenänderungen und Bartabrasieren im Film verbieten sollte (-;, am besten sollten noch alle Schauspieler unterschiedliche Frisuren haben müssen (-;. Ich kann nämlich Filmen oft nicht mehr folgen,wenn das nicht der Fall ist, es sei meine Tochter sitzt daneben und informiert mich, wer, wer ist
Im Film kommt manchmal noch dazu, dass ein Mann in einer Outdoor-Szene einen wilden Bartwuchs hat, und im nächsten Filmschnitt plötzlich sauber rasiert ist :))
Aber Spaß beiseite: Nach meiner Erfahrung verändern sich die Teilnehmer eines Seminars (bis auf seltene Ausnahmen) eigentlich nicht signifikant.
Der Tipp mit den Namensschildern ist sehr gut !!
1) Kannst du dir sparen bringt dir nämlich nichts ich bin auch relativ Gesichtsblind wenn es nicht gerade Personen sind die ich wirklich lange kenne. Sehe ich diese aber in zu ungewohnter Umgebung wird es schwierig.
2) Ich würde den Arbeitgeber nicht unbedingt bescheid sagen solange es noch nicht zur Beeinträchtigung der Arbeit führt gibt es nichts zu melden.
3) Spreche die Studenten ruhig darauf an, dann die Lacher die durch die unwissenheit der Studenten resultieren sind sicher deutlich störender. Eine Erklärung schafft verständnis.
Wie handhabst du es den Personen zu unterscheiden? Ich persönlich habe mir extremst angewöhnt auf die Gangart und Stimme einer Person zu achten. Zu meinen Missfallen funktioniert das aber auch nicht immer zu 100% aber wenigstens zu 80%.
1) Ja, ich würde das auf jeden Fall untersuchen lassen... einfach nur um etwas über mich selbst zu wissen und mir nicht irgendwelche Dinge einzureden, die u.U. gar nicht so vorhanden sind
2) Ich würde dem Arbeitgeber nichts sagen, solange ich nichts diagnostiziert bekommen habe.
3) Und ja, ich würde den Studenten durchaus mitteilen, dass du Schwierigkeiten beim Erkennen von Gesichtern hast. Du hast ja selbst beschrieben, dass das schon für einige Lacher gesorgt hat, und u.U. können sie den Eindruck bekommen, dass du unqualifiziert bist für den Job.
Gruß Cody
Mychrissie, Du hast das Problem des Fragers nicht begriffen. Das, was Du schreibst ist sicher sinnvoll bei Merkproblemen.
Aber Gesichtsblindheit ist etwas anderes.
Jetzt an einen nicht unrealistischen Extremfall: Könntest Du Dir vorstellen, daß Du plötzlich Dein Kind, Deinen Vater, Deine Mutter nicht mehr erkennen würdest, nur weil die plötzlich einen anderen Haarschnitt, obendrein gefärbte Haare und anders geschminkt wären: Ich vermute, daß Du so eine Möglichkeit für Dich ausschließen würdest , oder?
Bei Gesichtsblinden kann genau das im schlimmsten Fall passieren. Meine Tochter zieht mich echt damit auf, daß sie das mal machen würde. Ich weiß , daß ich sie trotzdem sehr schnell erkennen würde, an ihren Bewegungen, an der Stimme......aber u. U. würde sie es schaffen- ich habe sie teilweise auf Fotos erst mal nicht erkannt (weil halt andere Frisur.....)
Es gibt verschiedene Grade von Gesichtsblindheit- es gibt sogar fremde Personen, die ich auf jedem Foto erkenne, z.B. echt die Merkel (diese markanten Wangenfalten)- ja die erkenne ich - den Schulz immer noch nicht (vielleicht bekomme ich den mal in ein Schema- bi jetzt schaffe ich das einfach nicht. Manche erkennen einige Gesichter schon, andere nicht.
Kinder merken ihre Gesichtsblindheit oft gar nicht, weil sie nicht wissen, daß es normal anders ist: Trotzdem erkennen sie die meisten Personen in ihrem Umfeld trotzdem ( die Haare, der Pferdeschwanz (Maxi ) maxilang- ja der würde auch erkannt, wenn plötzlich kürzer, weil halt immer noch der charakteristische Pferdeschwanz.
Gesichtsblinde sind nicht dumm, entwickeln teils bemerkenswerte Fähigkeiten; Leute an anderen Merkmalen zu erkennen, so gaß das kaum auffällt und dann gibt es noch verschiedenene Graduierungen.
Ich weiß nicht, wie ich das am besten erklären kann. Ein gesichtsblinder Mensch erkennt ein Gesicht einfach nicht automatisch mit einem Blick- ich kann das kaum beschreiben.
Versuche umgekehrt, doch mir mal, als Gesichtsblinde zu erklären, wie Du ein Gesicht erkennst (aißer an klar beschreibbaren Merkmalen (das KÖNNEN Gesichtsblinde zum Teil sogar auch zumindest teilweise . Aber woran erkennst Du Dein Kind, Deinen Vater, Deine Mutter (mißt Du das Gesicht biometrisch aus und speicherst diese Daten in Deinem Gehirn (wenn, WIE?) oder wie machst Du das?