Duales Studium Polizeivollzugsdienst gD Berlin?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als ich mich für das Studium im gehobenen Dienst beworben habe, dachte ich zu wissen was mich erwartet. Ich habe mich vorher informiert, mir die Module angeschaut, Bekannte gefragt die bereits in der Behörde sind oder das Studium absolviert haben oder die Ausbildung im mittleren Dienst absolvieren bzw diese abgeschlossen haben. Ich wollte Infos. Was ich aber fast nie gefunden habe, waren Erfahrungsberichte. Berichte, von Studenten aus dem gD oder Absolventen des mD, die aktuell dabei sind und aus der Gegenwart erzählen können. Oftmals finden sich Berichte die mehrere Jahre alt sind. Das Problem ist, dass diese zwar eine Orientierungshilfe darstellen, aber leider nicht aktuell sind. Da ich vor einem Jahr an der selben Stelle wie viele andere hier war, möchte ich euch ein wenig aus meiner Sicht erzählen über die ersten zwei Semester des Studiums an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin.

Über die Einstellungsprozedur werde ich nicht weiter Worte verlieren, da dies hier doch mehr aus ausführlich diskutiert wurde.

Begonnen hat alles mit dem Tag der Ernennung. Um nicht zuviel zu verraten, dies ist der Tag an dem ihr euch in eure vorerst zukünftigen Klassen einschreiben könnt. Wählen könnt ihr selbst. Schwierig ist natürlich, dass ihr absolut keine Ahnung habt wo ihr euch da eintragt. Das ging fast allen so. Solltet ihr also jemanden am Ernennungstag kennenlernen oder bereits kennen, seht zu das ihr euch in die selbe Klasse bzw Kurs eintragt. Wie dem auch sei, es geht relativ schnell mit der Uni los. Bei mir hieß es am Folgetag direkt morgens um 8 in der Uni erscheinen. Nun ist die erste Begegnung mit dem "neuen" Kurs bzw. eurer Klasse.
Bei uns war die Aufteilung wirklich sehr gemischt. Wir hatten Neueinsteiger, Leute die bereits im mD angefangen haben und dann durch eine Neubewerbung sich für den gD qualifiziert haben, aber auch ausgelernte Leute die bereits ihre Ausbildung im mD absolviert haben und schon einige Jahre "draußen" waren. Alterstechnisch könnt ihr euch demzufolge vorstellen, dass auch hier alles vertreten ist. Bei uns reichte es von 18-31. Bunt gemischt also.

1. Semester

Die ersten Wochen sind mit Einführungsveranstaltungen belegt. Vieles mag anfangs langweilig klingen. Aber ihr werdet schnell in die Materie eingeführt und bekommt einen groben Einblick was ihr zu erwarten habt, besonders inhaltlich. Zu erwähnen sei, dass einige Veranstaltungen erst in den Folgesemestern auf euch zukommen. Ihr hört also vieles, was euch auch beispielsweise erst im 4. Semester entgegen kommt. Ihr werdet möglicherweise die ersten "großen" Namen kennenlernen. Menschen, die nicht "nur" Dozenten sind, sondern wirklich aus der Praxis kommen und dort etwas erreicht haben. Diese Leute wissen wovon sie reden. Schätzt euch glücklich wenn ihr Praktiker habt, wirklich! Ich persönlich fande das immer sehr spannend wenn diese dann von sich und ihrer Laufbahn erzählt haben. Viele hielten anfänglich bei uns sehr motivierende Reden und machten uns deutlich, dass wir nun die sind die es final geschafft haben sich gegen die große Bewerberzahl durchzusetzen. Man merkte direkt, sie wollen einen direkt in ihren Bann ziehen und mitreißen. Das schaffen sie auch, versprochen! :zustimm: . Versteht nicht falsch, das ich die Dozenten, welche nicht aus der Polizeipraxis kommen, schlecht reden möchte. Ganz und gar nicht! Irgendwie hat jeder was mit der Materie zu tun. Aber ihr werdet mit der Zeit einen Unterschied merken ob derjenige vor euch mal Polizist war oder ist, oder nicht. Das hat alles seine Vor- und Nachteile.
Wie dem auch sei, das erste Semester wird für euch verhältnismäßig ruhig ablaufen. Ihr müsst lediglich eine Klausur schreiben, sowie eine Hausarbeit anfertigen. Beides machbar, wobei sich bei der Hausarbeit doch viele sehr schwer getan haben. Für viele ist es halt auch etwas ganz Neues. Ich denke das ist hier nicht verwerflich. Mir persönlich bereitete diese Hausarbeit beispielsweise weniger Probleme, da ich bereits zuvor studiert hatte und das Anfertigen von größeren Hausarbeiten dort zur Tagesordnung gehörte. Vielen anderen mit ähnlicher Vita ging das ähnlich.
Lediglich ruhig heißt jedoch nicht, das ihr wirklich viel Freizeit habt. Ich meine, ja die habt ihr wenn ihr euch das nachbereiten clever einteilt. Diese Frage, wieviel Zeit ihr investiert und investieren müsst, ist jedoch sehr individuell. Wir haben auch viele bei uns die sehr sehr früh Lerngruppen gebildet haben und angefangen haben zu lernen, viele lernen aber auch eben erst kurz vor den Klausuren. Die Dozenten werden euch schnell deutlich machen, dass dieses kurzfristige Lernen vor den Klausuren ineffizient ist und zum nichtbestehen führen kann. Machen wir uns nichts vor, ich denke das "wie" und "wann" sollte jedem selber überlassen sein. Ich gebe euch den Tipp, ihr habt im 1. Semester verhältnismäßig viel Zeit da ihr nur 2 Leistungsnachweise erbringen müsst (s.o.) Schreibt viel mit! Besonders die Rechtsfächer, also Strafrecht

gta4multiplayer 
Fragesteller
 05.05.2016, 12:01

Vielen Dank azeri61 hast mir paar eindrücke des Studiengangs verschaffen.

Was ich nicht verstehe, ist folgendes: Du machst JETZT dein Abitur. Das ist der höchste schulische Bildungsabschluss. Danach machst du noch eine 12. Klasse, wofür auch immer. Danach ein FSJ, um dich mit einer Fachhochschulreife zu bewerben.

A H A ...

Warum bewirbst du dich nicht JETZT mit deinem ABITUR?

Zu deinen eigentlichen Fragen: Modulhandbücher lassen sich googeln. Ich finde das Studium - auch Sicht einer Mutter von zweien, die das gemacht, durchlebt, durchlitten und letztendlich auch genossen, überlebt und bestanden haben - anspruchsvoll. Dabei hatten beide ihre Probleme woanders.

Der Stoff ist immens. Die Bearbeitung von Fällen und Sachlagen entweder richtig oder komplett daneben. Man hat das Prüfschema kapiert oder eben nicht. Durchfallen ist leicht, wenn man einen Sachverhalt nicht richtig erkennt, ihn also falsch einstuft, falsch prüft und die Konsequenz eben auch falsch ist.

Sport ist happig und vielseitig, war für meine beiden aber nie ein Problem. Fahren, Funken, Schießen - alles hat Spaß gemacht.

Praktikum ist im 2. Studienjahr 2x3 Monate. Schicht. WE/lange WE. Sonn- und Feiertage. Mit Uniform, Waffe, Dienstausweis - volles Programm.

Meine beiden sind sehr unterschiedliche Charaktere. Beide nach dem Studium gleich in den ESD, nicht in die Bereitschaft. Beide sind glücklich. Beide wollen aber nie wieder eine Klausur in Verkehrsrecht schreiben ... :)

Wie es Berlin handhabt, weiß ich nicht. In NDS hat man für jede Prüfung 1 Wiederholungsmöglichkeit. Außerdem hat man 2 Joker, um ein 3. Mal zu wiederholen. Davon ist aber die Abschlussprüfung ausgeschlossen. Hier darf kein Joker verwendet werden. Wir hatten beide Extreme. Alle Joker weg, alle Joker ungebraucht :) Ich glaube, weil einer der Denker ist und der andere der Macher. Erfolgreich sein als Polizist gelingt beiden.

Gruß S.


gta4multiplayer 
Fragesteller
 05.05.2016, 11:59

Vielen Dank für deine Antwort Sirius66, doch leider befinde ich mich noch in der Einführungsphase (die 11 Klasse eben) die 12, also die Qualifikationsphase muss bestanden werden, danach ein FSJ, erst dann kann ich mich an der HWR bewerben. Habe auch so mit die Fachhochschulreife.

Sirius66  05.05.2016, 12:28
@gta4multiplayer

Warum ein FSJ? Wenn du eh "nur" die FHR anstrebst, kannst du die 12. auch weglassen. DANN brauchst du allerdings das FSJ.

Wenn du die 12. sowieso machst, warum dann FSJ? Es stimmt nicht, daß du dich erst DANN bewerben kannst. Du könntest dich JETZT bewerben. Für 2017 - mit voraussichtlichem Abitur oder dann der FHR. So oder so. Abi nach 12. FHR nach 11. + FSJ.

FHR ist "niedriger" als Abitur ... DAS verstehe ich nicht.

azeri61  05.05.2016, 13:02

In Berlin ist das Schulsystem anders, wenn man nich direkt vom Gymnasium kommt, also von der Sekundarschule (Real+Haupt+Gesamtschule), sein Abitur machen möchte, so muss man ein Jahr dranhängen. Ein Abitur direkt vom Gymnasium dauert 2 und eins von der Sekundarstufe 3 Jahre. Die Theorie für eine FHR hat man dann nach 2 Jahren bei der Sekundarstufe und nach einem beim Gymnasium.

Sirius66  05.05.2016, 13:27
@azeri61

azeri, das ist auch in NDS so und auch in anderen BL wird es so sein. Es heißt nur immer anders. Und es geht ja um Berlin.

Der TE macht ja ein G8, sonst wäre er nicht mit Klasse 12 fertig. Mit Klasse 12 hat er/sie dann ein ABITUR. Wenn er/sie das Abi nicht besteht, nur die theoretische FHR. In diesem Fall wäre dann ein FSJ unbedingt nötig. Aber wenn er es besteht, eben nicht. Und wenn er/sie eh Zweifel mit dem Abi hat und dabei auch Bock auf ein FSJ - dann nach Klasse 11. Spart Zeit und Energie.

Darum verstehe dieses MUSS mit dem FSJ nicht ...

Gruß S.

azeri61  07.05.2016, 15:02
@Sirius66

Soweit ich verstanden habe ist er ja nicht mit der 12. Klasse fertig, sondern hat dann erst sein Fachabitur (Theorie) und muss dann letztendlich ein FSJ oder  ein Praktikum machen, somit erlangt er die volle Fachhochschulreife, weil er ein Jahr vor der HR die Schule verlässt.(das wäre dann das G9). Da er sich in der 11. Klasse noch in der Einführungsphase befindet, hat er mit abschließen der 12. Klasse nur die Theorie der FHR. Natürlich wäre es in diesem Fall sinnvoller, wenn er die 13. Klasse anschließt und eine volle Hochschulreife erlangt. Kommt im Prinzip auf das selbe hinaus nur hat er somit einen höhern Schulabschluss.

Sirius66  07.05.2016, 16:17
@azeri61

Naja, kann nur der TE aufklären.

Einführungsphase ist aber immer das Jahr vor der Qualifikation. In G9 die 12. in G8 die 11.

Qualifikation schließt mit Abitur ab. in G9 mit der 13. In G8 mit der 12. Wozu sollte man sich sonst qualifizieren?

Abi ist dann immer im Frühjahr, nach dem Halbjahreszeugnissen fängt Vorabi an. Im April/Mai die Prüfungen.

In der Einführung = Klasse 11 sein, derzeit sein Abitur machen ... passt ja dann alles nicht.

Aber wie gesagt, WIR sollten uns nicht darüber streiten, wenn der TE eine Klärung für unnötig hält. Eine Möglichkeit könnte sein, daß er nicht denkt/erwartet, sein Abitur zu bestehen. Dann fehlt für die volle FHR in der Tat ein FSJ.

Gruß S.