Darf man Goethe indirekt zitieren?

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Klar darf man das. Mach ich auch. Schau mal (letzte Zeile):

Der Dichter

Und da steht er
mit hängenden Schultern
und vollgeschrieben Heften
(Lyrik auf Halde),
und er bittet den Mond
mit verweintem Gesicht
gib meinen Versen
bitte Gewicht!
Doch der lächelt
und spricht:

warte nur balde!

Goethe genießt keinen Urheberschutz mehr - aber es zeugt von wenig Geschmack, Goethesche Zitate in eigenen Dichtungen zu verwenden. Solche Gedichte wird wohl auch kaum ein Verlag zur Veröffentlichung annehmen.

Das hier hat mit Urheberrechten nichts zu tun, sondern mit Intertextualität.

UrhG § 64 Allgemeines: "Das Urheberrecht erlischt siebzig Jahre nach dem Tode des Urhebers."

Gruß aus Berlin, Gerd

Tichuspieler  03.08.2019, 07:53

Das ist nicht ganz richtig. Das Urheberrecht erlischt 70 Jahre + die Tage bis zum Anfang des nächsten Jahres. Wenn zum Beispiel ein Autor am 02. Januar 2020 verstirbt, dann erlischt das Urheberrecht nicht am 02. Januar 2090, sondern erst am 01. Januar 2091.

GerdausBerlin  03.08.2019, 09:54
@Tichuspieler

Das stimmt. Das steht in UrhG § 69 Berechnung der Fristen.

Aber falsch war meine Aussage dennoch nicht: Ich habe lediglich ein Gesetz zitiert! Und das korrekt. Weiterführende Gesetze und Ausführungsbestimmungen sind dabei nie ausgeschlossen - so wenig wie auslegende Urteile. ;-)

Natürlich darf man Goethe paraphrasieren.

Hier hat die Lyrikerin  Margot Scharpenberg „Wandrers Nachtlied" paraphrasiert:

"... ach, ich bin des Irrens müde

und der Grenzen mir bewußt,

ferner Friede,

komm und bleib in meiner Brust!“

Bei deinem Text fehlt mir allerdings ein guter Rhythmus...