Was muss man beachten, wenn man eine Reitanlage pachten möchte?

4 Antworten

Ist der Verpächter der Reitanlage auch gleichzeitig Eigentümer der Anlage? Oder hat der Verpächter die Reitanlage selbst nur gepachtet? Hier solltet Ihr genau hinschauen. Denn Verpächter und Eigentümer sind oftmals verschiedene Gruppierungen. Und hier kann es zu Problemen kommen!

Danke, solche Tipps meinte ich! 😀 Aber ja, der Verpächter ist auch der Eigentümer.

Niemlas würde ich so einen Wahnsinn. Ein Verein ist Eigentümer und verpachtet? Und was hat der neue Pächter da zu melden?

Der Pächter hat freie Hand, verpflichtet sich nur dazu die Vereinsmitglieder zu unterrichten, ansonsten taucht der Verein nicht im Vertrag auf. Der letzte Pächter hat auf der Anlage zB auch gezüchtet.

@Dunno2010

Der letzte Pächter hat auf der Anlage zB auch gezüchtet.

Das war vermutlich der einzige Punkt, in dem ihm der Verein nicht dreinreden konnte :-)

Ich würde als Einsteller definitiv nicht in einen Vereinsstall gehen. Letztlich bleibt es ein Vereinstall, wenn, wie du in einem anderen Kommentar geschrieben hast, die neuen Reitschüler nach 10 Reitstunden Vereinsmitglied werden müssen. 

Ich hätte auch Sorge, dass sollte man sich irgendwann mal mit dem Verein überwerfen (kann bei Vereinen ja schnell gehen, dass die Vorstandschaft wechselt, mit der man nicht mehr klar kommt oder die völlig neue Vorstellungen hat), dass man dann mit seinen Schulpferden plötzlich auf der Straße steht. Unterbringungsmöglichkeiten für mehrere Pferde gibts ja nun auch nicht an jeder Ecke.

Wie viele Mitglieder hat der Verein und wieviele Reitstunden fallen da an ? Könnt ihr für genügend Schulpferde sorgen, ohne dass diese in Dauerbetrieb laufen müssen ? Könnt ihr den Unterricht nach euren Vorstellungen führen oder besteht die Gefahr, dass ihr euch von den Vereinsmitgliedern Vorgaben machen lassen müsst. 

Ich denke, es ist immer schwierig, wenn man neu wo anfängt, Reiter sind ja dann auch so eine Spezies für sich... 

Ich vergleiche das mal mit meinen Erfahrungen bei Gastronomieübernahmen. Da gab es ettliche Kämpfe, bis die bisherigen Gäste akzeptiert haben, dass der Betrieb jetzt anders läuft. Manche sind auch weggeblieben. Die Betriebe sind aber ins Eigentum übergegangen und nicht nur verpachtet worden. In deinem Fall könnt ich mir schon vorstellen, dass der Verein zwar sagt, du hast völlig freie Hand, wenn er aber Vereinsinteressen verschlechtert behandelt sieht, plötzlich anders agiert. 

@Dunno2010

Verträge sind zum vertragen da, das setzt aber voraus, das beide Parteien lesen können. Bei einem Reitverein habe ich da ernsthafte Zweifel. Die sind viel zu Emotionsgesteuert.

Vereinsanlage? Im Leben nicht. Der Verein hat seine Mitgliederinteressen und gleichzeitig wird jeder Kratzer irgendwo als Angriff auf das heilige Eigentum betrachtet.

Da ist außerdem der Kontakt zu eng. Gerade Vereinsvorstände bergen die Gefahr persönliches in das geschäftlich zu übertragen. Üblich ist daher für ein paar Monate eitel Sonnenschein. Doch dann wird es beginnen - egal was.

Ein weiteres Problem ist vermutlich Eure Unerfahrenheit in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Da reichen nicht gute Tipps. Wenn ich Euch den Tipp gebe auf die Kundenstruktur zu achten, dann geht es um Absprungquoten oder im positiven Sinne ob Eure Zielgruppe bereits vertreten ist. Doch wenn Ihr keine Ahnung habt, wie man ein funktionierendes Empfehlungsmarketing installiert ist das in die hohle Hand gesprochen.

Ähnlich mit der Belegenheit von Koppeln. Pacht oder Mietvertrag. Ihr müsst in gleicher baulicher und technischer Qualität bei einem Pachtvertrag übergeben. Das ist nur die größte Falle und die liegt offen vor Euch.

Was Euch an Zahlen erwartet ist vermutlich eine Vereinsbuchführung, egal was die Freunde erzählen. Da sind Neuberechnungen nötig. Da sind Einkaufs- und Lieferbedingungen zu beachten. Von den steuerlichen Unterschieden schweige ich.

Diesen Schritt ins Unternehmerlager solltet Ihr vermutlich lassen. Da die Risikoabwägung nicht oder nur unter ganz engen Voraussetzungen möglich ist.

Was überhaupt nicht absehbar ist, dass ist die personelle Entwicklung im Verein. Wenn dort nämlich ein Vorstandswechsel stattfindet, dann kann der durchaus von heute auf morgen ganz andere Überlegungen zur Nutzung der Anlage haben. Die Konsequenzen kann der Verein leicht tragen, nur ihr nicht. Und wenn die für ein paar Monate alle Pferde abziehen, also auch von den Mitgliedern. Dann hat man Euch am Boden, weil Ihr keine Chance bekommen werdet diese Krise zu bewältigen.

Natürlich kann man einen guten Teil der Gefahren versuchen zu verkleinern. Das würde bedeuten, dass man einen Ing. die bauliche Situation beurteilen lässt. Mindestens einen Steuerberater oder besser noch einen Unternehmensberater zusätzlich die Zahlen prüfen lässt. Dann eine Anwaltskanzlei mit der Prognose der eintretenden Verpflichtungen beauftragt. Dieses wäre sozusagen das Mindest-Netzwerk. Sämtliche Aktivitäten natürlich ohne darüber den Vertragspartner in Kenntnis zu setzen.

Last but not least. Häufig wird mit so einem Vertrag auch ein Wohnsitz geregelt. Da solltet Ihr auf alle Fälle auf eine Trennung achten. Denn der Kündigungsschutz in einem Pachtvertrag ist nicht besonders groß. Und wenn die Pacht über die gesamte Anlage geht, dann hat man auch noch ein Wohnungsproblem...

Warum ich so negativ bin? Weil ich aus der Beratung häufig genug diese Erlebnisse habe. Und Verträge oder andere Verhandlungen macht man nur zu einem geringen Teil für Zeiten wo man sich prima versteht. Es geht um die Zeiten, wenn die Konflikte offen liegen.

Ihr pachtet vom Verein, müsst aber den Schulbetrieb stellen? Sowas würde ich auch nicht unkritisch sehen. Wie läuft das? Bekommt ihr dafür die Anlage günstiger? Womit könnt ihr tatsächlich Geld verdienen? Mit den Einstellern? Mit Schulbetrieb? Sind Vereinsmitglieder bevorzugt zu behandeln? Die werden das vermutlich glauben, sind schließlich eure Verpächter.

Was auf jeden Fall wichtig ist, alle Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. Ich kenne eine Reihe von Anlagepächtern die viel Geld mit der Pachtanlage verloren haben, weil sich der Verpächter nicht an Abmachungen gehalten hat. Genau so, wie ich doch eine Reihe von Stallbetreibern kenne, die nach dem Verlust der Anlage alles machen wollten nur keine große Reitanlage mehr. Könnt ihr ein endliches Gespräch mit dem vorherigen Pächter führen. Der Verpächter wird kaum offen und ehrlich Auskunft darüber geben, warum die Anlage neu zu verpachten ist. Versucht auch, mit Ortsansässigen zu sprechen. 

Zum Schulbetrieb: Also wir bringen die Schulpferde mit und geben den Unterricht. Der Verein taucht nur insofern im Vertrag auf, dass wir uns verpflichten die Mitglieder zu unterrichten. Die Zahlen ihre Stunden ganz normal an uns, neue Schüler müssen spätestens nach 10 Std dem Verein beitreten. Die aktuellen Unterrichtspreise liegen uns vor. Der Verpächter meinte auch, dass viele Bedenken haben wegen dem Verein und denken würden, dass die sich dann überall einmischen würden. Wir hätten aber völlig freie Hand, der alte Verpächter hat zB auch dort gezüchtet. Die einzige Pflicht wäre halt, dass wir den Mitgliedern den Unterricht ermöglichen. Leben würden wir von den Einstellern und dem Unterricht. Die Pacht ist gestaffelt, die ersten Monate niedriger und später auch abhängig von der Zahl der Einsteller. Wenn zB Zäune erneuert werden müssen oder neuer Hallenboden (würden die Anlage renoviert bekommen inkl. Neuem Hallenboden und neuen Tränken), Dach undicht, Tränke defekt,... Macht das alles der Verein. Er meinte "sie bekommen von uns ein rundum Paket". Er erzählte dann aber auch warum der jetzige Pächter geht, ob ich mit dem reden kann ist fraglich, sie trennen sich nicht im Guten. Der Verein hat wohl im letzten Jahr an die 50 Mitglieder verloren, da der Pächter zum einen den Schulbetrieb so gut wie eingestampft hat und auch sonst nichts mehr getan hat. Wohnung und Anlage sind wohl in einem sehr schlechten Zustand, deshalb wird jetzt auch erstmal alles renoviert. Natürlich ist das nur die eine Seite der Geschichte, die Gründe des Pächters kenne ich nicht. Mal schauen ob ich mit ihm reden kann. Und es ist klar, dass wir alles vertraglich festhalten müssen, eben für den Fall dass die Beziehung zum Verein irgendwann nicht mehr so gut ist, wie am Anfang. Daher frage ich ja auch hier noch nach Punkten, die man beachten muss. Danke schonmal für deine Antwort!

@Dunno2010

Rein Interessehalber, wie bezahlt der Verein dass denn alles ? Haben die so viele Mitglieder ? So ne Anlage Instandzuhalten und jetzt auch noch zu renovieren, kostet ja nicht gerade wenig.

Weil du in der anderen Fragen ja wissen wolltest, was man sich von einer Reitanlage erwarten würde, wäre dieser Zwang, nach 10 Stunden dem Verein beizutreten, wenn ich Reitunterricht nehmen würde, schon mal ein Punkt, der mir nicht so gefallen würde.

Wie siehts denn dann aus, dürfen die Einsteller dann fremde RL auf die Anlage holen, wenn sie eben nicht in den Verein wollen ? Oder hat der Verein da etwas dagegen ?

Wenn die Anlage nicht an eurem Wohnort ist, würde ich mal versuchen, irgendwo mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen und das Gespräch auf die Reitanlage zu lenken. Vielleicht erfahrt ihr da noch für euch etwas Wissenswertes.

Naja, der Verein bekommt von uns ja die Pacht - davon kann man schon so eine Anlage unterhalten. Fremde Reitlehrer sind denen wurscht, das ist unsere Entscheidung wie wir das händeln (ist ja auch unser Verlust, wenn jemand statt bei mir bei XY trainiert). Soweit ich weiß sind alle Einsteller auch Vereinsmitglieder- so kenne ich es jedenfalls von anderen Vereinsanlagen und Turnierreiter müssen ja eh in einem Verein sein. Aber da werde ich nochmal genau nachfragen, danke dir. Die 10-Std-Regel gilt ja vor allem für die Schulreiter, die privaten werden entweder mit der Einstellung Mitglied oder sonst freiwillig- dass werde ich mal erfragen.