Warum sind diese Sätze verboten und andere nicht?

9 Antworten

Das liegt an dem breiteren, historischen Kontext. 

"Verboten" ist der Spruch sicher nicht. Niemand verbietet pure Worte, nur Inhalte (z.B. Holocaust leugnen) werden verboten.
Der Spruch ist "gesellschaftlich nicht akzeptabel". So könnte man es eher bezeichnen.

Während "Jedem das seine" bereits ein römisches Sprichtwort ist, das von den Nazis missbraucht wurde, sich aber schon immer auf viele Bereiche anwenden ließ, assoziieren wir den Spruch selten mit Nazis.

 

Der Spruch "Meine Ehre heißt Treue" ist ein sehr politischer Spruch. Er steht für die Deutschen im Kaiserreich, die Deutschen in der Nazizeit. Die "Deutsche Kollektivschuld" besteht ja vor allem darin, dem Vaterland  bedingungslos treu zu sein und dies als Ehre anzusehen. Dementsprechend ist der Spruch für viele gleichbedeutend mit einer unreflektierten Haltung Autoritäten gegenüber.  In der Verbindung: "Treue = sexuelle Treue in einer Partnerschaft" hat diese Satz keine historische Verwurzelung. "Treue" als beziehungskonzept ist in nicht-ganz-so-alter Vergangenheit keine Tugend und kein Talent-  sondern schlichtweg bohrende Tatsache. Nichts womit man sich vor der sexuellen Revolution hätte brüsten müssen. Daher gehört "Meine Ehre heißt Treue" in das Repertoir der Nazi- Sprüche, so wie z.B. auch "Arbeit macht frei." Durchaus ja auch ein Satz, den ein Workaholic häute äußern könnte. Er würde aber garantiert falsch verstanden.

Das Problem ist, dass solche an sich tollen Sprüche oft missbraucht wurden und werden und dann nicht mehr so gewaltig klingen!  Meine Ehre heißt auch "Treue".  Aber weil dieser Spruch beim "großen" Arturo Ui dermaßen missbraucht wurde, würde ich das niemals so wörtlich sagen!

stimmt, finde ich auch, dass  der spruch "jedem das seine" besonders sarkastisch auf die gefangenen wirken musste; find ihn ebenfalls schlimmer als den ersten

zu dem 1. spruch habe ich einen kleinen anhaltspunkt. als im krieg die rohstoffe/metalle ausgingen, haben gut betuchte und weniger betuchte bzw. 'geschmückte' damen ihr gold und silber dem staat geschenkt, da dieser diese materialien brauchte, um weiterhin krieg führen zu können.

da das eine sehr noble geste von den damen war, bekamen sie als ersatz ein armband oder eine kette aus eisen, und darin eingearbeitet stand der spruch

"ich gab gold zur wehr, und bekam eisen zur ehr". hier ging es sicher um die ehre und damit die treue zu h*tler.

durch einen kleinen nachlass besitze ich selbst  auch so ein armband und kenne mich daher mit einem teil dieser geschichte  aus. lg!

"Meine Ehre heisst Treue" war der Gelöbnisspruch der SS-Mitglieder beim Eintritt in die SS.

"Jedem das seine" war das Lagermotto des KZ Buchenwald.

Eigentlich ist das eine Ironie: denn das war ein Ausspruch von König Friedrich II. der damit, wie mit anderen Aussprüchen (z.B. "Es soll ein jeder nach seiner Facon selig werden") seine Politik der Toleranz umschrieb.

Den dann als Motto für die Ermordung von allem und jedem, was anders oder unverständlich ist, zu verwenden, braucht sehr viel Zynismus und wahrscheinlich auch Dummheit.