Warum sagt der Buchwert nichts über den inneren Wert einer Unternehmung aus?

4 Antworten

Der Buchwert sagt Dir nur aus, wieviel eine Aktie relativ wert ist, nicht wieviel das Unternehmen absolut.

Angenommen eine Firma hat einen Marktstand um

1000 Euro, darauf liegen Rüben im Wert von 500 und in der Kasse sind schon 500. Dann ist diese Firma 2000 wert.

Angenommen sie verkauft jetzt Aktien, sagen wir 2000 Stück, jede um einen Euro.

Ich denke mir: "Wow, die Waren sehen aber toll aus! Da bezahle ich 1,10 für eine Aktie, denn diese wunderbaren Rüben werden sicher im Preis steigen, bevor Abend wird!"

Das sagen andere auch. Under der Kurs steigt und steigt. Das Geschäft geht so gut, dass am Abend 4000 Euro für Aktien bezahlt wurde.

Damit ist - der Buchwert 2, denn 4000 : 2000 (Wert der Firma) ist 2.

Jetzt verrate ich Dir ein Geheimnis: Die Rüben sind faul, das Geld sind Blüten und der Stand ist Sperrmüll. Der Innere Wert der Firma ist Null, - womit wir bei Deiner Frage oben wären.

Der Buchwert ist einfach, was übrig bleibt, wenn man alle Vermögenswerte des Unternehmens zusammenzählt und die Verbindlichkeiten abzieht. Die Verbindlichkeiten sind damit oft angemessen bewertet, wenn man zum Beispiel einer Bank einen bestimmten Betrag schuldet. Auf der Vermögernsseite passt es aber nicht.

Zum Beispiel ist eine Maschine nach der geplanten Lebensdauer mit Null in der Bilanz, aber sie läuft immer noch.

Aber der wirkliche Unterschied kommt von dem, was gar nicht in der Bilanz steht. Am wichtigsten für den Erfolg sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine von ihnen hat es vielleicht in sich, nächste Woche ein neues Protein für einen Fleischersatz zu synthetisieren. Und das wird überhaupt nicht bewertet!

Die richtige Bewertung muss die Zukunftsaussichten mit beinhalten, denn es geht um Wachstum und um zukünftige Zahlungsströme. Die bilanzielle Bewertung ist aber statisch.

Du siehst es ja bei echten Unternehmen. Tesla ist sehr weit über Buchwert. Nur bei Werten wie Vonovia, die das Geld direkt aus ihrem Anlagevermögen machen, gibt der Buchwert einen wichtigen Hinweis auf die faire Bewertung.

Am besten kann man das mit einem Beispiel erklären.

Angenommen man hat vor 50 Jahren ein Hotel im der Münchener Innenstadt für 2 Millionen DM gekauft. Der Buchwert beträgt heute nach Abschreibungen noch 100.000 Euro (Anteil Grund und Boden wird nicht abgeschrieben da er keiner Abhutzung unterliegt) laufende Instandhaltung etc wurde alles direkt als Aufwand gebucht. Das Hotel wäre heute wahrscheinlich einige hundert Millionen Euro Wert. Ebenso das Unternehmen und damit die Aktien insgesamt

Ich denke, Warren Buffett meint mit dem "inneren" Wert den derivativen Firmenwert, also jenen Wert, den ein fiktiver Erwerber bereit wäre, für das Unternehmen zu bezahlen. Der Buchwert umfaßt lediglich das Anlage- und Umlaufvermögen inklusive Abschreibungen und Bewertungsvorschriften abzüglich des Fremdkapitals. Wird das Unternehmen nun aufgekauft, so bezahlt der Erwerber nicht nur den Buchwert, sondern darüberhinaus einen Aufpreis für z.B. Gewinnerwartungen, Marktkapitalisierung, Markenname, Potential aus Lizenzen/Unternehmensbeteiligungen usw.