"Schneller als die Polizei erlaubt" - Fake?

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Ich denk mal das ist Scripted Reality (http://de.wikipedia.org/wiki/Scripted_Reality)

TheJayKay 
Fragesteller
 22.04.2012, 17:03

Ah, danke

Ich bin sicher, dass die Mehrheit der "nacherzählten Fälle" nicht im Ansatz so stattgefunden hat. Teils sind die "Hintergrundgeschichten" ja mehr als hanebüchen. Ich gehe davon aus, dass die Zivilstreifen in ihrem Tagesgeschäft zumeist mit wenig spektakulärem Drumherum konfrontiert sind - entweder werden es wohl notorische Raser/Schnellfahrer sein, oder es trifft mal jemanden, der gedankenlos bzw. unaufmerksam unterwegs war.

Hat man solche "Alltagsgeschichten" ein paar Mal gesehen, verliert der Zuseher das Interesse. Das ist ähnlich wie bei den TV-Gerichtsshows. Waren anfangs reale zivilrechtliche Verhandlungen im Fernsehen ein absolutes Novum und entsprechend erfolgreich, wurde dieses Format ziemlich rasch zu alltäglich und es mussten fiktive, immer haarsträubendere Strafrechtsfälle her. Sogar der schlimmste Mordfall kann jetzt mit oft minderbegabten Darstellern in 45 Sendeminuten verhandelt werden.

Deshalb dürften wohl auch bei den Geschichten der Autobahnpolizei die herkömmlichen, realen Fälle einfach "nicht mehr ziehen". Und dem Trend der Zeit folgend, setzt man demzufolge einfach auf Laienschauspieler und Drehbücher zum Weinen. Auch das Organisatorische und der Kostenfaktor für die Produzenten sind dabei wohl ein wesentlicher Aspekt: es ist wesentlich einfacher, sich von der Polizei irgendwelche 08/15 ProViDa-Videos zu holen und selbst eine erfundene Geschichte drumherum zu basteln, als Kamerateams in den Polizeialltag zu integrieren - was auch seitens der Polizei entsprechend aufwändig ist (die Sicherheit der Teams muss jederzeit gewährleistet bleiben, meist muss auch noch ein eigener Pressebeauftragter mit dabei sein, etc. etc.). Und wie schon erwähnt: allzu oft wird nichts Spektakuläres passieren, das den TV-Konsumenten wöchentlich bei Laune hält.

Alles schön und gut, es bleibt ja dem mündigen Zuseher freigestellt, was er sich ansieht und wo er wegschaltet. Nur ist es ziemlich einfältig, eine Sache um jeden Preis als "real" verkaufen zu wollen, wenn diese das nicht im Ansatz ist. In "Schneller als die Polizei erlaubt" wird etwa die Figur eines "Heiner Bender" gemimt, der zusammen mit seiner blonden Kollegin seit Jahren für die Autobahnpolizei auf Streife sein soll. Das jedenfalls suggerieren die entsprechend betitelten Einblendungen. Quasi parallel erscheint derselbe Darsteller (samt Kollegin!) auf RTL2 in "Die Zollfahnder" (selbes Prinzip, selbes Niveau, ähnliches Genre), dort jedoch als Mitarbeiter der Zollfahndung mit der eingeblendeten Bauchbinde "René Graf - Seit 16 Jahren beim Zoll".

Wenn man also ohnehin auf Fiktion setzt (wie die Produzenten ja zu erklären versuchen), kann man sich auch diese Einblendungen getrost sparen. Sie geben schließlich dem Zuseher keinen echten Informationswert (und das alleine wäre das erklärte Ziel einer solchen Titeleinblendung). Eine Namens- und Funktionseinblendung ergibt nur dann Sinn und Mehrwert, wenn diese dem Zuseher tatsächlich entsprechende Hintergrundinformationen und zusätzliche, aus dem Originalbild bzw. -ton nicht ableitbare, weiterführende Information übermittelt. In einem Spielfilm, einer Soap Opera oder anderen fiktiven Formaten wird kein normaler Produzent solche Namenseinblendungen vornehmen; das ist ein Baustein, der für Dokumentarformate geschaffen wurde. Und Dokumentarformate sollten sich, meiner Meinung nach, mehr als deutlich von Fiktion abheben.

Wenn also in (meiner Ansicht nach) ohnehin meist inhaltlich schwachen Produktionen auf Teufel komm raus versucht wird, weniger aufmerksame Zuseher über den fiktionalen Charakter hinwegzutäuschen und das Gezeigte so gut es geht als "real" zu verpacken, ist das ein produktionstechnisches Armutszeugnis.

alles, was in dieser Richtung im Fernsehen gezeigt wird ist--- gespielt --- nix Realität, die im wirklichen Leben sicher so sein kann, aber hier --eindeutig auf Einschaltquoten getrimmt !!!

Jo alles gespielt, war früher aber nicht so...

TheJayKay 
Fragesteller
 22.04.2012, 17:03

Daher haben sich die Leute früher auch anders vor der Kamera benommen ..

Leider ist so vieles heute gespielt!

Liebe Grüße vom dokumonster