Beispiele für Kommodifizierung bzw. De-Kommodifizierung (Sozialpolitik)?

1 Antwort

Die Geschichte liefert eine Fülle von Beispielen für Kommodifizierungsprozesse:

Mittelalterliche Bauern trieben Ackerbau und Viehzucht für den Feudalherrn und für sich selbst. Die Bauern des 21. Jahrhunderts erzeugen beinahe alles für den Markt, und behalten nur einen Bruchteil ihrer Erzeugnisse für sich selbst Aber nicht nur Produkte wurden kommodifiziert. Die Arbeit selbst verwandelte sich zur Ware: während sich der Feudalherr von seinen Leibeigenen, die an sein Land gebunden waren, einen Teil der Ernte aneignete, sind im Kapitalismus die Arbeitenden von ihren Produktionsmitteln getrennt und frei von der Bindung an die Scholle:

Frei in einem doppelten Sinn: Frei von feudalen Bindungen, und frei, das einzige Gut, das sie noch besaßen, nämlich ihre Arbeitskraft, zu Markte zu tragen. Die direkte Aneignung des Überschusses der Arbeit der Leibeigenen in Form von Fronarbeit (ein bestimmter Anteil an der gesamten geleisteten Arbeitszeit) oder Zehent (in Naturalien, später in Geld) wurde im Kapitalismus in eine indirekte verwandelt.

Die Arbeitskraft ist die einzige Ware, die unter geeigneten Bedingungen mehr erzeugen kann als sie selbst zu ihrer Reproduktion verbraucht (die Differenz in Arbeitszeit gemessen wird „Mehrwert“ genannt, in Gütern gemessen „Mehrprodukt“). Im Kapitalismus kann sich der Unternehmer ganz legal diese Differenz zwischen den Erlösen der verkauften Waren und den Löhnen, die er seinen Arbeitern bezahlt, aneignen. Sie wird zur Grundlage der Akkumulation von Kapital und von Wirtschaftswachstum.

Stellinaaaa 
Fragesteller
 06.08.2016, 02:33

Vielen Dank für die ausführliche und schnelle Antwort !