Kann man sich von den Pflichten gegenüber Eltern entbinden?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Natürlich kann Deine Freundin sich von ihrem Vater lossagen. Und sie ist, wenn es schwerwiegende Dinge gibt, auch nicht mehr für ihn verantwortlich. Aber da müssen schon sehr schwerwiegende Fälle vorliegen. Bei einem kleinen Streit wird das bei einer etwaigen Verpflichtung kaum zählen. Diese Dinge müssen von ihm ausgehen, um das jetzt mal deutlich zu sagen. Das heißt, er muss in erster Linie schuld sein und diesen Streit "verschuldet" haben. Damit meine ich aber durchaus nicht, dass es nur einen Streit gegeben haben muss. Ich würde sämtliche Schriftstücke die "seine Schuld" belegen sehr gut aufbewahren als Beweise. Denn die werdet Ihr brauchen. Und dann wird das untersucht und bei guten Gründen ist sie fein raus.

Und jetzt kommt meine persönliche Meinung und bitte denkt darüber nach: bevor Ihr beide bzw. Deine Freundin, eine Brücke abbrecht die Ihr nie wieder aufbauen könnt, kommt bitte erst einmal zur Ruhe. Ich weiß nicht, worum es geht und ich will es auch nicht wissen, aber wenn es nur Meinungsverschiedenheiten sind, dann lasst erst mal etwas Wasser den Rhein runterfließen und lebt einfach Euer Leben. Jetzt muss noch nichts für die Ewigkeit entschieden werden, und vielleicht ist es eine klügere Entscheidung erst einmal die Sache auf sich beruhen zu lassen und später nocheinmal darüber nachzudenken oder miteinander zu reden. Ich weiß wie Deine Freundin sich fühlt und wie es ihr gehen muss, aber da eine schnelle Entscheidung zu treffen und später vielleicht bereuen ist der falsche Weg. Manchmal sehen Sachen sehr böse aus und aus der Entfernung und mit zeitlichem Abstand erhalten sie Sinn. Und manchmal ändert sich auch die eigene Sichtweise auf bestimmte Dinge. Es gibt Fehler die man macht und später wieder gut macht, es gibt Fehler die man macht und nie wieder reparieren kann. Ich wünsche Deiner Freundin nicht, dass am Ende das zweite passieren wird und sie zutiefst bedauert was sie heute macht. Nicht, dass es ihr ganzes Leben irgendwann beeinflusst. Und dabei ist es auch gar nicht wichtig, ob er ihr Stiefvater ist oder nicht. Am Ende, man weiß es nie, wird sie feststellen, dass sie sich in ihm getäuscht hat. Man weiß niemals wie das Leben spielt. Und man sollte sich manche Wege immer offen halten, auch eine Versöhnung.

In der Zwischenzeit ein Trost: es dauert lange, bis die Eltern endlich erwachsen sind. :-)

 

Alles Gute für Euch.

lucky1988  12.05.2011, 14:19

hallo SophieMarie,

ich finde deine Antwort toll und gefühlvoll geschrieben! Du scheinst deine Entscheidung zu bereuhen oder unter den Bruch sehr schwer zu leiden, das tut mir leid für dich!

Könntest du mir trotzdem erklären wie man das gesetzlich durchkrigt? Ich werde an deine Worte denken und noch abwarten, aber möchte ggf. wissen wies geht!

SophieMarie  12.05.2011, 14:51
@lucky1988

Eigentlich braucht Ihr jetzt noch gar nicht viel zu tun, Ihr müsst nur die Beweise aufheben, und hoffentlich ist die Sache so schwerwiegend, dass das Gericht am Ende sagen wird "Das Verhältnis wurde durch den Vater so schwerwiegend gestört, dass der Bruch unabwendbar war." In meinem Fall ist das locker erreicht. Und nein, ich muss Dich enttäuschen, der Bruch mit meinem leiblichen Vater tut mir kein bisschen weh. Ich habe seit 26 Jahren keinen Kontakt mit ihm und ich bin froh um jeden Tag. Aber die Klopper waren auch entsprechend.

Allerdings habe auch ich einen Stiefvater, und ich habe mich jahrelang mit ihm nicht verstanden. Erst fünfzehn Jahre später habe ich begriffen, dass er es im Grunde nicht böse und schlecht gemeint hat. Erst jetzt kann ich seine Sichtweise ansatzweise nachvollziehen und verstehen. Und ich bin heute heilfroh, dass ich da nicht den Mist gemacht habe, den Deine Freundin vielleicht im Begriff ist zu tun. Denn eigentlich haben wir jetzt, wenn auch im Abstand, ein sehr herzliches Verhältnis und ich weiß, wenn ich vor einer kaputten Brücke stehen würde, er würde mich heil rüber bringen. Aber wie gesagt, das sieht man erst in einigen Jahren manchmal sehr schmerzvoll ein. Und außerdem war ich im Begriff einen Fehler in einer anderen Richtung zu machen, und nun musste ich einsehen, dass ich von einer falschen Voraussetzung ausgegangen war. Ich wäre dumm gewesen, hätte ich mich von meiner Wut leiten lassen. Man macht viele Fehler bis man 20 Jahre älter ist als Du und wohl auch Deine Freundin. Darum denkt gut nach, Rat von mir.

Aber wenn es wirklich so schlimm sein sollte, dann sammelt und hebt gut auf, jeder Brief von ihm kann wichtig sein. Mündlich ist in dem Fall nicht viel wert, leider. Weil man das, außer mit Zeugen, schwer beweisen kann. Vielleicht solltet Ihr Euch nicht mündlich mit ihm streiten sondern schriftlich. Damit Ihr am Ende was in der Hand habt. :-)

balljunge87 
Fragesteller
 13.05.2011, 09:31
@SophieMarie

JEmand anders hat zwar deine Antwort kommentiert, aber ich kann mich ihm eigentlich nur anschließen. Ich habe im übrigen lange genauso gedacht wie du und immer wieder versucht, meine Freundin zu beschwichtigen. Zwischendurch war das Verhältnis auch wieder "okay", aber inzwischen kann ich nichts gutes mehr über ihn sagen.

Es geht in unserem speziellen Fall nicht um etwas, was er meiner Freundin angetan hat, sondern darum was er ihrer Mutter antut. Jeder kann sich jetzt denken, dass es um eine Trennung geht, das ist auch richtig. Allerdings würde ich bei einer normalen Trennug anders reagieren. Das, was mein "Schwiegervater" im Moment macht ist echt grausam und für meine Freundin und mich unbegreiflich. Das kann man einfach nicht mehr nachvollziehen. Da spielen ganz viele verchiedene Faktoren mit rein.

Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie es bei uns weiter geht, aber deine Antwort war auf jeden Fall sehr hilfreich. Vielen Dank.

SophieMarie  13.05.2011, 09:42
@balljunge87

Schön alles aufbewahren. Sie ist die leibliche Mutter Deiner Freundin, und wenn er grausam zu ihr (der Mutter) ist, und zwischen Deiner Freundin und ihrer Mutter ein inniges Verhältnis besteht, ist vielleicht (für mich auf jeden Fall) für jeden einsehbar, dass das Verhältnis zu ihrem Stiefvater/Adoptivvater nachhaltig gestört und zerstört ist. Was so einen Fall angeht habe ich mich bei einem Familienanwalt aber noch nicht erkundigt. Bei mir lag die Sache eben so, dass mein Vater nicht nur grausam zu meiner Mutter gewesen ist, sondern auch zu meinem Bruder und mir. Und irgendwie spielte es dann gar keine Rolle mehr, wie er zu meiner Mutter gewesen ist, nicht für mich, sondern für das Recht. Das war dann auch schon unerheblich.

Also am besten Ordner anlegen und alles rein, auch eventuelle Briefe von ihm an die Mutter Deiner Freundin. Alles aufheben, nichts wegschmeißen. Für Euch eine unangenehme Erinnerung, für den Richter später absolut wichtig!

Prüft sicherheitshalber noch einmal genau nach, ob Deine Freundin wirklich vom Stiefvater adoptiert wurde oder ob sie nur seinen Namen bekommen hat, das geht nämlich auch. Wenn letzteres zutrifft, braucht Ihr Euch über künftige Unterhaltszahlungen gar keine Gedanken zu machen.

balljunge87 
Fragesteller
 14.06.2011, 11:07

Ja, doch, sie ist adoptiert, definitiv. Aber vielen Dank für den Tipp.

leider nicht... ich habe auch gar keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, aber dem Staat ist nachher egal, was du willst, denn wenn irgendwo Geld zu holen ist (Eltern, Kinder, Geschwister) werden sie das eher tun, als das der Staat untertützung zahlt!

Das sie adoptiert ist, spielt dabei aber keine Rolle, denn mit der Adoption ist er  vor dem gesetzt wie ihr leiblicher Vater mit allen Rechten und Pflichten. Andersrum leider auch... Bleibt also nur für euch wie für mich zu hoffen, dass unsere Eltern niemals pflegebdürftig werden...

Alles Gute für die Hochzeit!

Das wird im Falle eines Falles das Sozialamt herzlich wenig interessieren, auch ein sehr guter Anwalt wird Ihre Freundin da nicht helfen können.

Eigentlich hilft da wirklich nur eines: selbst so wenig Einkünfte haben, das man eben nicht finanziell für die Eltern einspringen müsste ... und so gerin sind diese Bemessungsgrenzen nicht angesetzt; unter Umständen müsste ein Anwalt die Ansprüche des Sozialamtes überprüfen. Sollten diese Bemessungsgrenzen aber dann tatsächlich überschritten werden, heißt es für Ihre Freundin in den sauren Apfel beißen und zahlen ... egal, was in der Vergangenheit vorgefallen sein sollte und wie schlecht das Verhältnis zu ihren Eltern war oder sein wird!

 

SophieMarie  12.05.2011, 14:05

Das ist so nicht wahr. Es gibt Gründe, die so wichtig sind, dass Kinder für ihre Eltern nicht zahlen müssen. Ich zum Beispiel bräuchte für meinen Vater keinen Cent zu bezahlen, wenn er in Not käme.

Fotografin1958  12.05.2011, 14:15
@SophieMarie

Da gibt es wirklich nur sehr wenige Gründe: Wenn der Vater seine eigeneTochter mißbraucht; die eigenen finanziellen Mittel reichen nicht aus; die Eltern haben ihre Kinder stark vernachlässigt. Ansonsten würde ich mich nicht darauf verlassen! Auch das Sozialamt dürfte beispielsweise Ihre Konto ohne große Umstände pfänden ... selbst wenn Sie sich querstellen! Und die Allgemeinheit ist - Ihre Zahlunsfähigkeit mal vorausgesetzt - nicht willens, für Ihre Eltern aufzukommen!

SophieMarie  12.05.2011, 14:56
@Fotografin1958

Darum sag ich ja, die Gründe müssen wirklich schon gravierend schwerwiegend sein. Dann ist man am Ende fein raus. Aber es gibt Gründe, aus denen man den Kindern nicht zumuten kann, für ihre Eltern aufzukommen. Ein einfacher verbaler Zwist reicht natürlich lange nicht.

Die Beste und Riöchtigste Information wird ihr bestimmt vom Notar bekommen...