Ist ein Beichtvater dem ein Mord gebeichtet wird moralisch verpflichtet einen Tip an die Polizei zu geben, damit keine weiteren Morde geschehen?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist ein furchtbares Dilemma, aber er darf es nicht. ich bin nicht katholisch, aber meines Wissens ist das Beichtgeheimnis ein Sakrament, dessen Bruch eine Todsünde ist.

Solltest du mal den Film "Der Priester" irgendwie in die Hände bekommen, dann schau ihn dir an. Es ist ein sehr, sehr guter Film:

Zu einem jungen Priester kommt ein Mädchen in den Beichstuhl und beichtet ihm, dass es häufig, wenn die Mutter außer Haus ist, vom Vater vergewaltigt wird. Er redet ihr gut zu , dass der Mutter zu erzählen oder aber ihn vom Beichtgeheimnis zu befreien, aber sie weigert sich.

Der junge Priester wird darüber halb verrückt, weil er niemanden einweihen darf. Obwohl er weiß, dass der Missbrauch weitergehen wird. Schließlich hat er das wöchentliche Treffen mit dem Pfarrgemeinderat, wo die Mutter eine eifrige Teilnehmerin ist. Sie planen eins der Kirchenfeste, aber der junge Priester ist nicht in der Lage zuzuhören, weil er weiß, gerade jetzt wird das Mädchen wieder vergewaltigt. Schließlich hält er es nicht mehr aus und beendet die Gemeinderatssitzung ohne Begründung. Die Leute sind erstaunt und etwas sauer, gehen aber nach Hause. Da die Mutter des Mädchens früher als erwartet nach Hause kommt, erwischt sie den Vater....

Ein extrem beeindruckender und spannender Film.

abominog  20.03.2018, 15:38

Danke. Den sehe ich mir an.

AB

Dahika  21.03.2018, 00:21
@abominog

Es nur die Frage, wo. Auf DVD gibt es ihn nicht. Bei den Streamingportalen habe ich ihn nicht gefunden. Ok, bei Netflix habe ich noch nicht nachgeguckt. Muss ich morgen mal machen. Der Film ist einfach grandios.

Beichtgeheimnis bleibt Beichtgeheimnis.

Das mag man gut oder schlecht finden...es ist so.

Die einzige Verpflichtung, die dem Pfarrer daraus erwächst ist, zu versuchen, den Beichtenden

  • von weiteren Taten abzuhalten
  • die Tat an amtlicher Stelle zu gestehen
Misterblue75 
Fragesteller
 20.03.2018, 12:35

Aber wenn ers nicht macht und weiter mordet?

HonestWitch  20.03.2018, 13:04
@Misterblue75

Dann bleibt es trotzdem ein Beichtgeheimnis...und dazu eines, an dem der Pfarrer wohl schwer zu tragen hat.

Hallo,

die katholischen Priester (und übrigens auch die evangelischen Pfarrer/innen) haben das Beichtgeheimnis zu wahren: Sie dürfen etwas, was ihnen in der Beichte anvertraut wurde, nicht verraten, auch nicht, wenn ein Leben in Gefahr ist (das eigene oder ein fremdes) oder z.B. ein (bisher ungelöster) Mord begangen wurde. Das Beichtgeheimnis darf unter keinen Umständen verletzt werden.

Geregelt ist dies für die katholische Kirche im Codex Iuris Canonici:

Can. 983 — § 1. Das Beichtgeheimnis ist unverletzlich,
dem Beichtvater ist es daher streng verboten, den Pönitenten durch Worte
oder auf irgendeine andere Weise und aus irgendeinem Grund irgendwie zu
verraten.

Für die evangelische Kirche im Pfarrdienstgesetz der EKD:

§30: Beichtgeheimnis und seelsorgerliche Schweigepflicht
(1) Pfarrerinnen und Pfarrer sind verpflichtet, das Beichtgeheimnis gegenüber jedermann unverbrüchlich zu wahren
(2) Pfarrerinnen und Pfarrer haben auch über alles zu schweigen, was ihnen in Ausübung der Seelsorge anvertraut worden oder bekannt geworden ist. Werden sie von der Person, die sich ihnen anvertraut hat, von der Schweigepflicht entbunden, sollen sie gleichwohl sorgfältig prüfen, ob und inwieweit sie Aussagen oder Mitteilungen verantworten können.
(3) Soweit Pfarrerinnen und Pfarrern Nachteile aus der Pflicht zur Wahrung des Beichtgeheimnisses und der seelsorglichen Schweigepflicht entstehen, hat die Kirche ihnen und ihrer Familie Schutz und Fürsorge zu gewähren.

Das Beichtgeheimnis steht allerdings auch unter dem Schutz des Gesetzes. D.h.: Vor Gericht darf ein Pfarrer, wenn er verhört wird, auf das Beichtgeheimnis verweisen.

Sollte er das Beichtgeheimnis brechen, hat das halt berufliche Folgen für ihn, die Kirche ergreift dann also Maßnahmen.

Das Einzige, was ein*e Pfarrer*in machen kann (wenn er/sie den geleisteten "Eid" nicht verletzen will), ist, dem/der Beichtenden ins Gewissen zu reden, damit er/sie sich selbst stellt oder nicht noch mehr anstellt.

Liebe Grüße

Auch in diesem Fall gilt das Beichtgeheimnis.