Darf ich mein Auto absichtlich zu schrott fahren?

16 Antworten

Interessant. Passt wie Faust aufs Auge zu einem Artikel eines Soziologen, den ich grade gestern in einer Zeitung las.

Nach dessen Ansicht geht heutzutage alles, bloss eins ums Verrecken nicht: "Normal" bzw. durchschnittlich sein.

Es muss unbedingt etwas ganz spezielles, höchst durchgeknalltes her, womit man sich von der "Masse" abheben kann. Letztlich werden Fotos von diesem aussergewöhnlichen Vorgang in allen möglichen sozialen Plattformen hochgeladen, weil sich viele junge Menschen nach Anzahl der erhaltenen "likes" definieren.

Habe ich viele davon, dann bin ich wer, wenn nicht, bin ich eine profillose Dumpfbacke, für die sich niemand interessiert.

Man muss allerdings festhalten, dass es den Artikel des Soziologen nicht gebraucht hätte. Macht man die Augen ein wenig auf, dann kann man diese Entwicklung auch locker in seinem engeren oder weiteren Umfeld beobachten, ohne studiert zu haben.

Wenn im Film Autos zu Schrott gefahren werden, passiert das unter großen Sicherheitsvorkehrungen. Neben der Gefahr für den Stuntman, die es weitestgehend zu minimieren gilt (spezielle Ausbildung, besser festgegurtet als im einfachen Dreipunktgurt, Helm...) werden vor Allem Motor und andere Teile ausgebaut und das Auto durch Seilwinden gezogen. Der Grund dafür sind die bereits erwähnten massiven Umweltschäden durch austretendes Benzin, Öl und verschmutztes Kühlwasser.

Ein Auto fängt zwar normal nicht einfach an zu brennen wie im Film, aber auch das kann passieren, dann wird der Schaden noch mal größer.

Nicht umsonst sind die Deckungssummen der Haftpflicht so utopisch hoch: Neben Schadenersatz für Personenschäden, die in die Millionen gehen können, sind auch Flurschäden durch ausgetretenen Kraftstoff und Öl mit gedeckt, die auch 6- bis 7-stellig (Boden abtragen und als Sondermüll entsorgen etc., im schlimmsten Fall verseuchtes Grundwasser) werden können. Bei Vorsatz können Regressansprüche der Versicherung gelten und du bleibst auf dem Schaden im öffentlichen Raum sitzen.

Im Wald beschädigst du zwar auf den ersten Blick kein Fremdeigentum wie andere Autos, aber genauso wie z.B. bei einem Brückenpfeiler öffentliches Eigentum, denn genau das sind Bäume. Sie können auch Privateigentum des Waldpächters sein (z.B. Förster) sein. Konsequenzen eines verletzten oder getöteten Baums können auch rechtlicher Natur sein, bestimmte Bäume darf man selbst im eigenen Garten nicht oder nur nach Genehmigung durch das Ordnungsamt abholzen, sonst droht Bußgeld.

Die strafrechtilchen Konsequenzen gehen also eher in Richtung Umweltvergehen (Schäden an den Bäumen und Pflanzen, Flurschäden durch das Fahren im Wald wo es ja verboten ist und ausgetretenes Öl und Benzin...). Bei einem so "ausgefallenen" Wunsch kann auch an deiner Fahrtauglichkeit gezweifelt werden, du weißt vielleicht selbst, dass du sowas nicht im Straßenverkehr machen würdest, aber weiß es der Gesetzgeber? Der kann dir zum Schutze der Öffentlichkeit den Führerschein wegnehmen.

Und wenn sie wollen, kriegen sie dich, Lackräste an beschädigter Flur und Bäumen, Abklappern von Schrottplätzen nach dem Wrack, Abklappern von Abschleppdiensten die dich rausgeholt haben, Fahrgestellnummer... alles ausreichend Indizien.

Die Idee mit dem Demolition Derby von KanaxInBS finde ich noch die sinnvollste. Nach ein paar Umbaumaßnahmen zu Sicherheitszwecken wie Käfig, Sitze/Gurt und Helmkannst du dich mit anderen Teilnehmern beharken, bis nur noch Schrott übrig bleibt. Oder die Stuntschule die maenne638 erwähnte.

ICh glaube nicht, dass ein Förster einverstanden ist, wenn du Bäume mit absicht beschädigst. (Und man darf ja auch nicht auf allen wegen fahren)

Bleibt auch noch das Risiko, dass du selber dabei schwer verletzt wirst. Und nein, du kannst das nicht abschätzen.

MadSpiderRise 
Fragesteller
 29.01.2018, 18:02

das ist mir durchaus bewusst.

Bei deinem Vorhaben geht es weniger um die Erlaubnis als um die Folgeschäden.

Beschädigte Bäume, Sträucher und Waldwege müssten von dir ersetzt werden. Ausgelaufenes Öl und Benzin müssen von einem Fachmann beseitigt werden. Beides ist sehr teuer.

Dazu kommt noch ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung (jeder Wald gehört auch jemanden, du zerstörst das Eigentum eines Anderen), ein dickes Bußgeld für das ausgelaufene Öl - die Bußgelder hierfür sind sehr hoch, da ein Tropfen Wasser 600 - 1000 Liter Trinkwasser verunreinigen kann.

Das Befahren von Waldwegen ist an vielen Stellen (mit Außnahme von Land- und Forstwirtschaft) verboten. Käme also noch ein Bußgeldbescheid dafür noch dazu.

Falls dabei geschützte Pflanzen oder Tiere drauf gehen, das selbe.

Wenn du körperliche Schäden davon trägst, kommen noch Arztkosten und eventuell langjährige oder gar lebenslange Körperschäden auf dich zu. Aber so etwas verbuche ich boshaft unter der Kategorie "Natürliche Selektion".

Viel Spaß, allerdings wirst Du dir einen großzügigen Waldbesitzer suchen müssen, dem es auch egal ist wenn Betriebsstoffe deines PKW in seinen Grund und Boden sickern. Genau nämlich das kostet dir richtig Schotter. Da ist der BMW, den Du schrotten willst, Spielgeld gegen, sogar wenn dieser neu ist. Da Du den Schaden mit Vorsatz beizubringen beabsichtigst, zahlt diesen natürlich auch keine Versicherung. Ach ja, solltest Du dabei selber zu Schaden kommen, zahlt auch niemand deine Heilkosten, bzw. Heimunterbringung wenn Du nur noch ein sabberndes Etwas bist. Du solltest also schon ein paar Hundertausend Euro in der Hinterhand halten.