Angst vor Erwerbsunfähigkeit. Wie verhalte ich mich beim Gutachter am besten?
Diese Beschreibung könnte etwas länger werden. Ich bedanke mich schonmal an jeden, der sich den Text bis zum Ende durchliest und eine Antwort für mich hat.
Ich bekam einen Brief von der Rentenversicherung. Darin steht, dass das Jobcenter (ich bekomme ALG II) sich an die RV gewandt hätte, um meine Erwerbsfähigkeit zu prüfen. Die RV hat nun einen Gutachter beauftragt, von dem ich in den nächsten Tagen hören werde. Das macht mich unglaublich nervös und in gewisser Weise habe ich auch Angst vor diesem Termin. Ich möchte dort nicht hingehen aber leider brauche ich das Geld vom JC noch ein paar Monate.
Seit September letzten Jahres gehe ich auf eine Abendschule, die ich im Juni diesen Jahres mit der Mittleren Reife abschließen werde. Ich bin auch schon dabei, mir Stellen für meine Ausbildungsbewerbungen zu suchen. Anfang Februar möchte ich dann die Bewerbungen schreiben und abschicken. Auch für ein FÖJ möchte ich mich bewerben, falls ich keinen Ausbildungsplatz finden sollte. Als dritte Lösung bzw. Überbrückung, werde ich mich am Abendgymnasium bewerben, falls ich über die anderen beiden Wege in diesem Jahr keine Stelle finde (warum auch immer).
Das man mir da jetzt "einen Strich durch die Rechnung macht", hätte ich nicht gedacht und es nervt mich. Ich möchte mich eigentlich nicht damit beschäftigen. In 2 Wochen schreibe ich Vorprüfung und in etwa 8 Wochen sind dann die schriftlichen Prüfungen, gefolgt von den mündlichen.
Was mach ich denn, wenn der Psychologe bzw. Psychiater mich arbeitsunfähig schreibt? Das ganze weitere Leben Geld vom Sozialamt bekommen, keinem voll bezahlten Job nachgehen, keine Berufsausbildung abschließen - das kann ich mir nicht vorstellen. Ich würde "eingehen."
Abwenden werde ich den Termin nicht können, denn ich brauche wie schon oben geschrieben das Geld bis meine Ausbildung, das FÖJ oder eben das Abendgymnasium beginnt. Zum arbeiten gehen habe ich keine Zeit denn ich muss mich gerade jetzt in der Prüfungsvorbereitungsphase aufs Lernen konzentrieren.
Leider bin ich sehr schüchtern. Man muss mir meistens alles aus der Nase ziehen und ich kann Leuten kaum bis gar nicht in die Augen schauen beim sprechen.
Das könnte der Gutachter falsch auffassen und was entsprechendes ins Gutachten schreiben. Kann man das irgendwie trainieren und ablegen? Ich möchte in jedem Fall voll arbeitsfähig wirken/sein.
7 Antworten
Entweder Du bist voll erwerbsgemindert oder Du bist es nicht.
Deiner Beschreibung nach würde ich Dich durchaus als erwerbsfähig einstufen - bei den ganzen Plänen, die Du beschreibst.
Aber das Jobcenter wird schon einen Grund dafür haben, warum es Deine Erwerbsfähigkeit überprüfen läßt.
Angst vor dem Termin brauchst Du nicht zu haben.
Erzähl dem Gutachter einfach das, was Du erzählen willst. Du mußt meines Wissens nach nicht mal bei der Wahrheit bleiben, solltest aber vor einer etwaigen Unwahrheit gut abwägen ob Du Dir durch Äußerung derselben nicht schadest.
Man muss mir meistens alles aus der Nase ziehen und ich kann Leuten kaum bis gar nicht in die Augen schauen beim sprechen.
Das klingt nicht gesund. Warum ist das so?
Selbst, wenn Du als voll erwerbsgemindet eingestuft wirst, kannst Du Deine Pläne ja trotzdem weiterverfolgen.
Falls das Gutachten nicht zu Deiner Zufriedheit ausfallen sollte, kannst Du ein Gegengutachten beauftragen. Wie das genau geht und wie es finanziert wird, muß Dir ein Anwalt verraten. Ich weiß, daß es möglich ist.
Also immer mal locker bleiben und nicht schon jetzt in die Buxe machen :)
Mir geht es vor allem darum, meine Pläne weiterverfolgen zu können
Das kannst Du auch dann, wenn Du ggf. Rente bekommst. Solch ein Gutachten, welches einen ggf. als voll erwerbsgemindert einstuft, hat keine "Sicherungsverwahrung" zur Folge :)
Du kannst Dir auch dann noch einen ganz regulären Ausbildungs- oder Arbeitsplatz suchen, mußt eben nur der DRV Bescheid geben.
Ich gehe davon aus, daß die Leistungen dann aufgehoben werden.
Dann erzähle dem Gutachter deinen Lebensplan/Vorstellungen/Wege einfach und ehrlich!
Er wird keine Erwerbsunfähigkeit (die auch nur auf Zeit) feststellen und Selbst wenn würdest du Hilfen erhalten bist jedoch nur zumindest vorübergehen nicht auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar. Deswegen kannst du trotzdem dir eine Arbeit suchen.....
Einfach und ehrlich ist bei Gutachtern / Amtsärzten des Jobcenter nie eine gute Idee. Besser ist da der direkte Weg zu einem Rechtsanwalt oder einer Beratungsstelle.
Warum? Er will ja keine EM Rente, glaubst du die wird ihm aufgedrängt?
Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich Hochachtung vor Menschen wie dir habe, die trotz gesundheitlicher Einschränkungen nicht auf Kosten der Gemeinschaft leben wollen.
Das Jobcenter hat sicher durch den Amtsarzt prüfen lassen, ob in deinem Fall Erwerbsminderung droht, denn in dem Fall wärst du nicht vermittelbar. Deshalb wirst du aufgefordert, einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen.
Sprich einfach ehrlich mit dem Gutachter und sag ihm, wie du dir deinen Lebensweg vorstellst und was du dir zutraust. Das wird er im Gutachten berücksichtigen.
Af die Entscheidung hast du letztendlich wenig Einfluss. Aber auch wenn du die EM-Rente bekommen solltest, muss das deine Pläne nicht zunichte machen.
Die EM-Rente entspricht in deinem Fall dem ALG II, denn du hast bei einer kleinen Rente Anspruch auf Grundsicherung.
Niemand verbietet dir zu arbeiten - in dem Fall würde die EM-Rente evtl. gekürzt werden und/oder es erfolgt eine erneute Überprüfung.
Alles Gute und verliere deine Ziele nicht aus den Augen!
Bei der Agentur für Arbeit könntest du dich beraten lassen, ob und wenn ja für welche Berufe du geeignet bist.
Anbei zwei Links:
https://www.vdk.de/deutschland/?dscc=ok
Bei einem der genannten Sozialverbänden könntest du Mitglied werden und dich danach beraten lassen. Die Berater kennen sich auch mit Erwerbsunfähigkeit und mit dem Schwerbehindertenrecht und so weiter aus.
Hoffentlich konnte ich dir helfen!
Ich wünsche dir alles Liebe und Gute für deine berufliche und private Zukunft!
Darum ging's mir eigentlich gar nicht und ich weiß genau, was ich mal beruflich machen möchte. Von solchen Eignungstests halte ich nichts. Trotzdem danke für deine Antwort.
Gerne!
Zum arbeiten gehen habe ich keine Zeit
Einerseits hast du einen guten Weg eingeschlagen andererseits verstehe ich auch das Jobcenter. Du beziehst Leistungen aus staatlichen Mitteln und da kann man nicht sagen "ich habe zum Arbeiten keine Zeit". Denn dann musst du von den Leistungen zurücktreten, dich um eine private Krankenversicherung kümmern und dann kannst du dir deine Zeit frei einteilen. Solange das nicht der Fall ist wird das Jobcenter den Ton angeben, nicht du.
Wenn du in der Abendschule den Mund aufbringst dann ganz sicher auch beim Gutachter.
"Das klingt nicht gesund. Warum ist das so?"
Ich bin einfach wahnsinnig schüchtern von Klein auf.
Deine Antwort beruhigt mich etwas. Mir geht es vor allem darum, meine Pläne weiterverfolgen zu können und das ist ja anscheinend auch bei Erwerbsminderung- bzw. Unfähigkeit der Fall, solange ich Grundsicherung und keine Rente bekommen würde.