Abmahnung wegen einmaliger Verspätung von 5 Minuten?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist vollkommen verständlich, wenn du die Verhältnismäßigkeit anzweifelst. Aber das hat rechtlich keine Relevanz. Man kann vom Arbeitgeber nicht einfordern, dass er Vergehen gleichermaßen mit einer Abmahnung ahndet. Es liegt in seinem Ermessen.

Ich würde dennoch dazu neigen, es auf sich beruhen zu lassen. Du könntest dir allenfalls noch einen Beleg (z.B. Zeitungsausschnitt) bei deinen Unterlagen aufbewahren, aus dem hervorgeht, dass es sich um den Tag des Sturms gehandelt hat. So könnte ein Gericht später mal - falls es zu weiteren Problemen kommen sollte - das Ganze relativieren und es würde wohl die Verspätung als relativ unbedeutend betrachten. Zudem würde ein Gericht die Abmahnung nach einer gewissen Zeit des fehlerfreien Verhaltens als nicht mehr ausschlaggebend betrachten.

Von einer Gegendarstellung würde ich abraten, denn eine Aussage wie "Ich bin wegen des Sturms zu spät gekommen" enthält ja zwischen den Zeilen dein eigenes Geständnis, dass du in der Tat zu spät warst. Das würde ich dann nicht noch mit eigenen Worten schriftlich festhalten, sondern lieber Gras drüber wachsen lassen. Wobei du durchaus beobachten solltest, ob man dich wegen weiterer möglichen Fehlverhalten auf dem Kieker hat.

AllOutLife 
Fragesteller
 21.02.2020, 15:40

Danke, endlich mal eine vernünftige Antwort. Wenn du wüsstest was mir hier teilweise vorgeworfen wurde...ich denke es ist am besten deinem Rat zu folgen.

Natürlich könnte man sich die Frage stellen, ob ggf. eine Ermahnung vorab gereicht hätte. Wie das gleiche "Vergehen" bei anderen Mitarveitern gehandhabt wird, wissen wir nicht. Es gibt Aussagen und Mutmaßungen, die uns im konkreten Fall aber nicht zu interessieren haben.

In diesem Beispiel ging es um dich. Nicht schön, aber rechtlich zulässig.

Manche Menschen sind eben gleicher als andere

picasso22  21.02.2020, 13:25

Oder haben andere Vereinbarungen.

AllOutLife 
Fragesteller
 21.02.2020, 13:30
@picasso22

Nö. Die ist an die gleichen Tarif und Betriebsvereinbarungen gebunden. Ganz normale Sachbearbeiterin

Dir muss jetzt sofort klar sein, dass es nicht um die 5 Minuten geht, sondern um dich. Ich habe so, so, so viele Scherereien selbst erlebt oder mit angesehen und wenn ich eines aus all diesen Firmen in letzten 6 Jahren mitgenommen habe, dann ist es, dass sowas oft Nonsens-Abmahnungen sind.

Niemanden interessiert es, dass du 5 Minuten zu spät warst. Deine Vorgesetzten haben andere Probleme mit dir und hier eine Gelegenheit gesehen, schon mal eine Abmahnung einzutragen. Eine mündliche Ermahnung hätte völlig gereicht, die Mühe mit der Schriftform machen sie sich nur, um deine Position wackelig zu machen.

Sind Hindernisse in der Arbeit entstanden, weil du 5 Minuten gefehlt hast? Was ist dadurch ausgefallen, wem ist dadurch etwas verloren gegangen? Man macht sich Mühe und steckt Zeit (> 5 Minuten!!!) in die Abmahnung, obwohl kein Problem oder Schaden entstanden ist? Du musst dir die Strukturen der Firma ansehen und überlegen, wie plausibel es ist, dass sowas tatsächlich überaus negativ auffällt. Wenn für so einen Quatsch direkt Abmahnungen fliegen, dann zeigt mir das, dass hier jemand gelauert hat, bis du ihm auch nur den kleinsten Rechtfertigungsgrund für die Abmahnung gibst.

Und sobald jene Person die Gelegenheit gesehen hat, ging die Abmahnung raus, ggf. lag das schon vorbereitet. Macht der Schrieb einen generischen Eindruck? Nun soll "auf dem Papier" eine Abmahnung vorhanden sein, um deine spätere Kündigung zu erleichtern.

Ich will dir keinesfalls Angst machen, ich hoffe sehr, dass hier tatsächlich einmalig eine unverhältnismäßige Strenge vorlag. Aber wir reden hier von 5 Minuten, lass es sogar 10 oder 15 sein - meiner Erfahrung nach schert das bei beliebten Mitarbeitern niemanden, während die unbeliebten über solche Kinkerlitzchen entfernt werden. Wieso sollte man einen nützlichen, produktiven Mitarbeiter verärgern oder dessen Platz wegen 5 Minuten riskieren? Sowas entscheiden Leute, wenn sie Mitarbeiter loswerden möchten. Ich nehme an, du bist aus der Probezeit raus und es wäre schwer, dich zu kündigen - es sei denn, es liegen Abmahnungen als Grund bereit.

Du solltest ein persönliches Gespräch mit deinen Vorgesetzten führen und dabei auch nachfragen, ob sie wirklich nur wegen den 5 Minuten diese Abmahnung ausgestellt haben oder ob sie andere Gründe haben. Nur so kannst du das, was dort ggf. folgt, vermeiden.

Du darfst dir auf jeden Fall nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Denn die Firma hat damit quasi zugegeben, dass du beobachtet wirst, und zwar auf minimale Fehler genau.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung