„Geld verdirbt den Charakter“ - eine Redewendung oder bittere Wahrheit?

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Den Charakter verdirbt bei jemanden, der einen schwachen hat alles. Da ist es egal, ob Auf- oder Abstieg und da ist es egal, ob man Geld verliert oder gewinnt.

Nur ist das Thema, dass sich bei sozialem Aufstieg die Themen verändern. Konnte man sich davor stundenlang über Aldi, Lidl, ebay, Schnäppchen und Flohmarkt, vielleicht auch noch Sozialmissbrauch und Steuerhinterziehung unterhalten, sind es dann, wo kriege ich was am besten, Lokale, Kultur, Urlaube, Autos, Einrichtung und Kapitalanlagen.

Frauen (jedenfalls meine) kriegen das leichter in den Griff, einige Zeit mitzureden oder auf nettere Themen zu warten. Mir ist es zutiefst zuwider, mich über billiges Essen oder ähnliches zu unterhalten.

Ich kann nichts charakterschwaches daran finden, wenn sich die Interessen ändern und wenn das Paar zu oft erlebt hat, dass sie andere und andere sie langweilen, pflegt man einen anderen Freundeskreis. Der nicht mehr gepflegte verschwindet.

Das ist kein bisschen anders, wie sich der Freundeskreis verändern kann, wenn man Kinder bekommt. Einige (die besten sowieso) bleiben gleich, aber es kommen andere dazu und dann fallen die, mit denen man keine gemeinsamen Themen hat eben hinten runter.

Du solltest das genau so sehen und wenn du sie triffst so wie früher mit ihnen umgehen. Wenn ihr euch länger kennt habt ihr gemeinsame Bekannte, mit denen man am ehesten ein Gespräch anfängt und auch für alle interessant findet. Wenn ihr euch schon früher wenig zu sagen hattet bleibt es beim freundlichen Grüßen. Das sollte man (von beiden Seiten) beibehalten denn wie jeder weiss trifft man sich immer (mindestens) zwei mal.

Wenn sie dich tatsächlich "von-oben herab" behandeln sollten, was ich komisch finden würde, wird es (von deiner Seite) ein sehr kurzes Gespräch. Ich weiss auch, dass es solche Leute gibt aber mit denen muss man nicht unbedingt zu tun haben.

>dass sich bei sozialem Aufstieg die Themen verändern<

So ist es! Ich merke das immer wieder bei meinem kleinen Ehrenamt, bei dem ich mich für alte, hilfsbedürftige und kranke Menschen einsetze. Da gibt es viele Themen um „nicht vorhandenes Geld“ und viele Fragen, wie man mit wenig Geld einigermassen gut leben kann. Nicht, wie man den Staat ausnutzen kann, sondern wo man sparen kann.

Die „Reichen“ haben andere „Sorgen“: Wie und wo man am gewinnbringendsten sein Geld anlegen kann, bei welchem Anbieter von Flugreisen man das beste Preis-/Leistungsverhältnis hat usw.! Auch solche „Exemplare“ sind mir nicht unbekannt, und ich habe mich in der Vergangenheit auch schon mit solchen Menschen auseinandergesetzt. Da klaffen die Meinungen meilenweit auseinander.

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>Wenn ihr euch länger kennt habt ihr gemeinsame Bekannte<

Das haben wir, und die fühlen sich ja brüskiert und „vor den Kopf gestoßen“ von dem überheblichen Getue der „neureichen Bekannten“!

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>Wenn sie dich tatsächlich "von-oben herab" behandeln sollten, was ich komisch finden würde, wird es (von deiner Seite) ein sehr kurzes Gespräch.<

Darauf kannst Du Dich verlassen! :o))

Danke für Deine ausführliche Antwort!

also ich finde es völlig normal, wenn man sich über neu getätigte anschaffungen freut und darüber erzählt. ich finde es aber nicht normal andere menschen von oben herab zu behandeln. leider kommt das bei neureichen häufiger vor aber nicht immer. manchmal werden aber auch bestimmte verhaltensweisen als hochnäsig betrachtet, obwohl sie es nicht sind. ich finde es z.b. völlig normal, wenn z.b. zwei paare essen gehen, deren vermögen und einkommen sehr weit auseinander klaffen (normalverdiener und multimillionär), dass die besser betuchten bezahlen. ich weiß, dass es von vielen anderes gesehen wird und sie sich brüskiert fühlen. dass müssen sie aber nicht. denn millionären ist es vielleicht total peinlich sich einladen zu lassen, wenn sie wissen, dass die einladenden es sich kaum leisten können. ebenso sehe ich es bei geschenken. selbst wenn man von einem großverdiener ein üppiges geschenk bekommt, muss man nicht ebenso üppig zurückschenken, sondern kann mit einer guten idee, die nicht viel kosten muss, eine freude bereiten.

>wenn man sich über neu getätigte anschaffungen freut und darüber erzählt.<

Ja, das macht wohl jeder. Als ich mir ein „neues Auto“ gekauft habe, war ich auch stolz, weniger auf das Auto, als auf mich, weil ich das ganz alleine „hinbekommen“ hatte! Als Frau gar nicht so einfach! ;o))

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>manchmal werden aber auch bestimmte verhaltensweisen als hochnäsig betrachtet, obwohl sie es nicht sind<

In diesem speziellen Fall wurde das Gefühl vermittelt: „Was seid ihr und was bin ich!“ Das würde ich mir nicht bieten lassen und „Kontra“ geben. Ich bin ein friedliebender Mensch, aber was zu viel ist, ist zu viel - es würde von meiner Seite, wie User Rat2010 vorschlägt ein sehr kurzes Gespräch!

Danke für Deine Antwort!

Nein, die Redewendung ist - wie so viele Sprichworte - bloss Geschwätz von Leuten die klingen möchten als hätten sie den Durchblick.

In Wahrheit kann Geld keinen guten Charakter verderben. Aber wenn der Charakter nicht gut war, dann kann die Sorglosigkeit des Geldes dazu führen das der wahre, schlechte Charakter zum Vorschein kommt.

Ich denke das es vielen so geht. Die meisten Menschen haben einfach nur Angst, sind unsicher. Daher konformes Verhalten, mit dem Strom schwimmen, Nettigkeiten, obwohl man doch aus tiefstem Herzen eigentlich missgünstig ist. Plötzliches Geld kann als neugewonnene Freiheit empfunden werden udn dazu führen dass man den wahren Charakter zeigt.

Ein guter Charakter dagegen ist wie Gold. Er geht keine Legierungen ein. Vermischt man ihn mit Silber, Eisen oder Kupfer, bleibt es doch immer Gold. Vermischt sich ein guter Charakter mit Habsucht, Mißgunst, Eitelkeit, Ehrgeiz, Neid, Angst, Hass, so bleibt es doch immer ein guter Charakter.

Zu Deiner Frage fällt mir noch etwas anderes auf: Dir scheint es weniger darum zu gehen, uns nach unserer Meinung zu fragen, als mehr darum uns das mitzuteilen. Bist Du der Ansicht, das der plötzliche Geldsegen die Falschen getroffen hat? Hätte es vielelicht besser DICH treffen sollen, weil Du Dich nicht verändert hättest?

Ich persönlich hatte schon viel Geld und war auch schon arm. verändert habe ich mich nie. Aber meine Umwelt, Typen wie Du, die schon! Es gibt eine latente Art von Neid, die die Betroffenen garnicht wahrnehmen können, weil sie sich ja gerade auf jemand anderen konzentrieren.

Ausserdem sind Freundschaften mit sehr großem finanziellen Unterschied kompliziert. man stelle sich nur mal vor die Gruppe wolle ab und zu eine gemeinsame Reise unternehmen oder einfach ein Restaurant, das nich tganz billig ist besuchen. Was dann? Zahlt der mit dem Geld dann immer? Werden die ohne Geld ihm dafür dankbar sein oder ihn hassen? Nach meiner Erfahrung sind es die armen Schlucker, die die Freundschaft dann kaputt machen und verlassen. So doch auch Du, oder?

Meine Antwort für Dich ganz persönlich lautet: Warte nicht ab bis man sich durch Zufall trifft, sondern suche den Kontakt und spreche Deien Unbehagen laut aus. Sonst taugst Du als Freund auch keinen Pfifferling!

>Bist Du der Ansicht, das der plötzliche Geldsegen die Falschen getroffen hat? Hätte es vielleicht besser DICH treffen sollen, weil Du Dich nicht verändert hättest?<

Nein, Neid ist mir fremd! Ich habe ein gutes Auskommen mit meinem Einkommen :o))

Du schätzt mich da falsch ein! Wenn ich mit einer Gruppe ausgehe, stimmen wir ab und richten uns nach der- oder demjenigen, der rechnen muss. Ausserdem kann man auch etwas zusammen unternehmen, was nicht viel kostet. Z. B. einen Besuch im Tierpark (Gruppenpreis), und im Rucksack das belegte Brot, den selbst gebackenen Kuchen und die Flasche Sprudel. Man muss bei solchen Besuchen nicht unbedingt das nächste Lokal oder Café aufsuchen!

Danke für Deine sehr ehrliche Meinung!

Was war den vorher da: Charakter oder Geld! Es ist doch sehr wahrscheinlich, dass der Charakter vorher schon durch so dinge, wie: ich kann mich und andere nicht leiden, durch Eifersucht und Neid, durch Gier geprägt war. Erfülltes Leben durch bereichernde und heilsame Beziehungen braucht erfahrungen auf diesem Gebiet und dafür ist es eien Vorraussetzung mit sich selbst im Reinen zu sein. Wenn man das erfahren hat, wie soll Geld einem diese Erfahrung nehmen? Hast du diese Erfahrungen nicht gemacht oder sind deine Beziehungsbedürfnisse untergegangen, so hilft dir Geld auch nicht weiter - oder?

Danke für Deine Antwort!

Meistens ändert sich aber auch das Umfeld solcher Personen durch den Neid anderer. Und wenn man dann diese nicht genug teilhaben lässt am Erfolg, dann heisst es: „Geld verdirbt den Charakter“. Das muss nicht immer so sein, natürlich kann es auch genau anders rum laufen, aber in der Regel ist es eher der Neid anderer, das die Freundschaften kaputt macht.

>Ein mit mir befreundetes Ehepaar ist durch eine Erbschaft unerwartet zu viel Geld gekommen. Ich freute mich mit ihnen, zumal sie ihr Leben lang sparen mussten<

Neid liegt mir fern! Danke für Deine Antwort!