Was kommt nach der Offizierslaufbahn?

4 Antworten

In "Pension" gehen nur Berufssoldaten - Soldaten auf Zeit (die weitaus größte Teilmenge der Truppe) scheiden nach Ende ihrer Verpflichtungszeit aus und erhalten "nur" Dinge wie Berufsförderung, Übergangszahlungen und Ausscheiderprämien.

Berufssoldaten erhalten nach dem Ende ihrer Dienstzeit - berechnet nach ihrem letzten Dienstgrad - eine lebenslange monatliche Pension wie Beamte auf Lebenszeit auch.

Wann Offiziere in Pension gehen können, ist von der Altersbegrenzung ihrer Verwendung abhängig. Die berühmt-berüchtigten Pensionisten mit Ende 30 sind die absolute Ausnahme (Jagdflieger o.ä.), im Schnitt ist ein Alter von 55 bis 60 realistisch.

koeningsblau00 
Fragesteller
 12.02.2018, 22:25

Das heißt man muss nochmal in die freie Wirtschaft mit 55 und gucken dass man über die Runden kommt?

navynavy  12.02.2018, 22:31
@koeningsblau00

Man muss nicht - man kann.

Wie gesagt: Wenn ein Berufssoldat mit 55 ausscheidet, erhält er eine Pension. Soldaten auf Zeit (ohne Pension) sind beim Ausscheiden üblicherweise sehr viel jünger (Klassiker: Ein Offizier mit 13 Jahren Dienstzeit scheidet mit Mitte 30 im Dienstgrad Hauptmann aus). Und da Offiziere üblicherweise ein abgeschlossenes Hochschulstudium absolviert und Anrecht auf Berufsförderung haben, sind solche Ausscheider meist sehr gesucht und haben keine Probleme, auf den zivilen Arbeitsmarkt zu wechseln.

wiki01  13.02.2018, 07:29
@koeningsblau00

Ganz sicher heißt es das nicht. Ein Soldat, der mit 55 in Pension geht, bekommt etwa 3/4 seines letzten Gehaltes als Pension.

wiki01  13.02.2018, 07:28

Lieber navynavy, die besondere Altersgrenze BO 40 ( oder 42? Weiß nicht mehr) war immer eine Kannbestimmung, und musste beantragt werden. Heutzutage wird kaum einem Antrag mehr stattgegeben, weil man erkannt hat, dass ein "abgeflogener"Jetpilot mit Dienstgrad Oberstleutnant noch sehr gut einen Schreibtischstuhl mit seinem Hintern polieren kann bis zu seinem normalen Pensionsalter.

navynavy  13.02.2018, 09:14
@wiki01

Danke für die Ergänzung - da hast du natürlich völlig recht. Ich habe nur bewusst ein wenig provozierend formuliert, weil diese Legende "bei der Bundeswehr kann man ja mit 35 in Rente gehen und kriegt dann die Kohle in den A*** geblasen" ja leider unkaputtbar ist und mir ganz schön auf den Senkel geht.

Insofern eine sehr wertvolle Erweiterung von deiner Seite - danke dafür!

Kommt darauf an. Navynavy hat das schon ausgeführt. Ein Berufssoldat geht in Pension, das ist mit dem Renteneintritt vergleichbar, aber: je höher der Enddienstgrad, desto später ist dieser Zeitpunkt. Eines ist sicher: Im Gegensatz zu den teilweise ärmlichen Renten nach 40 und mehr versicherungspflichtigen Jahren kann ein Berufssoldat mit seiner Pension ganz gut leben. Und geht in der Regel viel jünger in Pension. In meinem Beispiel bin ich nach 30 Jahren Dienst in Pension gegangen, mit 50 Jahren, dem Personalstärkegesetz sei Dank, mit knapp 75% meiner letzten Bezüge, incl. meiner Zulagen, die ruhegehaltsfähig sind. Da muss ein normaler Mensch noch 17 weitere Jahre malochen. Und mit 50 kann man dann echt noch etwas suchen, was Spaß macht, und (fast) egal wo.

Es wurde ja schon gesagt, dass eine Pension nur für Berufsoldaten in Betracht kommt.

Da ich gerade genau in der Lage bin, nach meinen 12 Jahren neue Arbeit zu suchen, kann ich dir ja mal ein bisschen was erzählen:

Ich habe einen Master in BWL während meiner Ausbildung erworben, zum Dienstzeitende standen mir noch etliche 1000€ für Weiterbildung zur Verfügung, ich habe davon 9000€ für ein Fernstudium genutzt, um noch einen Master als Wirtschaftsingenieur zu machen.

Zusätzlich bietet der BFD sehr viele sehr hochwertige Lehrgänge zum Nulltarif an, ich bin derzeit für einen Lean Management Six Sigma Green Belt Lehrgang angemeldet, das ganze kostet sonst gerne mal um die 5000€.

Dazu gab es knapp 20000€ Abfindung und derzeit 2450€ jeden Monat, um sich wieder in den zivilen Arbeitsmarkt einzugliedern. Damit kann man es sich zum Beispiel erlauben, auch ein schlecht bezahltes Praktikum zu machen (es fehlt meist die fachliche Expertise), was für viele Kameraden der Türöffner zu einem guten Job war. Ebenfalls wird mir noch ein Umzug (falls für den neuen Job erforderlich) sowie alle Reisekosten für Bewerbungsgespräche gezahlt. Und wenn man mal eben aus Norddeutschland für 3 Tage nach Stuttgart muss, kommt da durchaus was zusammen.

Wie man sieht tut die Bundeswehr also wirklich extrem viel, um ihre ehemaligen Offiziere wieder gut unterzubringen, der Rest liegt an einem selbst (man muss die Sachen halt auch abrufen, Eigeninitiative zeigen, am Ball bleiben, die zivile Wirtschaft reißt sich nicht gleich um ehemalige Soldaten).

Eine evtl. Pension eines Berufssoldaten richtet sich nach seiner Dienstzeit. Der %-Satz seines Ruhestandgehalts steigt mit jedem Dienstjahr bis höchstens knapp 75 %

Ein Jet-Pilot kann u.U. bereits mit 42 Jahren ausscheiden, hat aber natürlich noch nicht den vollen Pensionsanspruch.

wiki01  13.02.2018, 10:39

Das war auch das Problem, mit dem viele zu kämpfen hatten, die nicht einen lukrativen Anschlussjob in der Tasche hatten. Die "verdienten" Pensionsansprüche reduzierten die Einkünfte auf weniger als die Hälfte, und das in einer Zeit, in denen deren Kinder im Studium waren, und jede menge Geld verbrauchten. Da haben sich viele verschätzt. Heute ist das anders, denn das Ausscheiden mit 42 setzt einen Antrag voraus, das war und ist keinesfalls zwangsläufig. Und zum Ende meiner Dienstzeit 2006 wurde dem Antrag kaum noch entsprochen.