War damals alles besser?

24 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Früher ( das heißt für mich in den 80ern, 90ern) war das Leben einfacher und leichter als heute. Allein schon, weil unser Sozialsystem wesentlich stabiler als heute war, die Gesellschaft nicht so sehr auf Leistung getrimmt war und einfach nicht so viel Stress vorhanden war. Dazu kommt noch, dass es wesentlich weniger prekäre Arbeitsverhältnisse gab, welche eine solide Lebensplanung unmöglich machen. Handy, Internet und HD TV gab es nicht, haben wir aber auch nicht vermisst, da wir es nicht kannten( und waren trotzdem zufrieden). Man konnte damals auch leben ohne ständig und überall erreichbar zu sein, was ja heute unvorstellbar zu sein scheint.

Ploppy8888  15.02.2018, 21:00

Du hast Recht, und die Menschen waren in dem Glauben, dass der Fortschritt etwas positives für sie bringt, nicht nur Automatisierung und Personalabbau.

Die Ansprüche waren aber auch bedeutend bescheidender. Das Bild könnte etwa 70er 80er Jahre gewesen sein, wenn der Kinderwagen nicht schon wieder RETRO ist.

Z.B. verbrachte die junge Familie mal einen gemeinsamen Tag am nah gelegenen Baggersee und dann wurde der Picknick-Korb ausgepackt und gekühlter Tee getrunken und geschmierte Butterbrote gegessen von Zuhause. Wenn man Allemann so auch zufrieden bekommt, dann kann man das auch jeden Sonntag machen im Sommer.

Das Essen und Trinken spielt doch dann keine Rolle, weil das muss ich auch Zuhause. Aber ich hab den Eintritt gespart für das Strandbad oder Freibad oder Erlebnis-Bad und McDONALDs &Co. auch und Sprit für das Auto meist auch noch, weil man Zufuß dorthin ging oder mit Fahrrad.

mondfaenger  15.02.2018, 00:14

Ich gebe dir in allen Punkten Recht, außer in einem! Das Bild stammt nicht aus den 70er oder 80er Jahren, allerhöchstens aus den 60er oder späten 50er Jahre.

Logisch leben wir in der besten aller Zeiten! Wir haben ja keine anderen.

Aber "früher war alles besser" ist eben auch falsch, meiner Meinung nach. Früher waren wir jünger und wussten weniger über unsere eigene Welt. Heute wissen wir mehr darüber und haben eine breite Palette von Erfahrungen gesammelt, gute und eben auch schlechte. Diese schlechten Erfahrungen werden diese Zähler (früher war es besser...) zugeschlagen.

Zudem ist die Welt als Ganzes in den letzten Jahrzehnten tatsächlich viel komplexer geworden, weil die gegenseitigen Abhängigkeiten vielfältiger wurden und daraus auch die Beeinfluss des einzelnen stark zugenommen hat. Diese Beeinflussbarkeit durch weit weg liegende Umstände und die dazwischen liegende Abhängigkeit zu uns macht es uns schwer, dies als 'gut' zu betrachten; also sehen wir sie mindestens als 'störend' an (was auch als schlecht empfunden wird).

That's way of life.

Die beschriebene Situation "damals" galt nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung und die beschriebene Situation "heute" gilt auch nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung.

Ich für meinen Teil wollte weder mit meinen Großmüttern oder Urgroßmüttern tauschen wollen. Und meine Mutter ist immer mit arbeiten gegangen. Für mich stimmt das also so überhaupt nicht.

Punkt 1:

Die Kehrseite von der Medaille lässt du aber geschickt aus. Eine Scheidung war damals nicht möglich. Was das für Einzelschicksale alles bedeutete, kann man nicht erwägen. Da blieb man zusammen, egal was zwischen den beiden Eheleuten schief gelaufen war. Die Frau war finanziell komplett abhängig vom Mann. Wehe, es stiße ihm etwas zu, so dass er frühzeitig starb. Woher kommt denn deiner Meinung nach die Tatsache, dass Frauen eher von Altersarmut betroffen sind?

Punkt 2:

Die Eigenheimrate in Deutschland müsste demnach höher sein, denn die Häuser wären dann entweder noch im Besitz oder an die Kinder vererbt worden. Das mit dem Urlaub war damals schon eine Frage des persönlichen Verdienstes und heute wäre ein Auto zu wenig. Zumindest dort wo ich wohne. Wie denn sonst sollen die Kinder zu ihren zig-Terminen kommen?

Punkt 3:

Dass viele Autos geleast sind, hängt eher damit zusammen, dass man sich einbildet, ein gebrauchtes Auto kann man sich nicht kaufen. Es muss ein neues sein. Das ist aber Einbildung. Außerdem ist es nicht nur eins, es sind zwei.

Ich kann dir aber gerne mal erzählen, was ich sonst noch so über die Zeit der 70/80er Jahre weiß.

Bis 1977 benötigte die Frau die Erlaubnis ihres Mannes, wenn sie arbeiten gehen wollte.

In der ländlichen Gegend, in der ich wohne, sind die Kinder teilweise Kilometer gelaufen, wenn sie zum Schulbus/Schule wollten. Heutzutage ist es schon eine Zumutung, wenn sie den Schulbus benutzen sollen.

Das Gleiche gilt für Arbeitswege oder andere Wege.

Kein Internet, wo man online irgendwelche Fragen stellen konnte.

Früher war es nicht besser. Es war anders.

In gewisser Weise geht es uns heute allen gut. Aber es gibt Menschen, denen es nicht so gut geht wie der Rest von uns.

Es ist aber nicht hilfreich, wenn man ein glorifiziertes Bild von früher trägt. Ein Bild, das zudem viele Menschen ausschließt. Familie kann mehr sein als nur Mutter, Vater, Kind.

Oldschool124 
Fragesteller
 15.02.2018, 22:33
Es ist aber nicht hilfreich, wenn man ein glorifiziertes Bild von früher trägt. Ein Bild, das zudem viele Menschen ausschließt. Familie kann mehr sein als nur Mutter, Vater, Kind.

Ich stimme in vielen Punkten mit Ihnen überein, doch der letzte Absatz ist doch stark Ideologie behaftet.

Man kann hilfsbereit sein und sich auch für fremde Menschen einsetzen - aber eine Familie war noch nie etwas anderes als Vater, Mutter, Kinder und Großeltern. - Und dabei soll es auch bleiben.

catchan  16.02.2018, 16:57
@Oldschool124

Witzig. Du wirfst mir vor, dass ich Ideologiebelastet sei, dabei bist du es selbst.

Zu deiner Aussage ein klares Nein.

Familie kann sehr viele Formen annehmen.

Es gibt die alleinerziehende Mutter, den Alleinerziehenden Vater, zwei Väter, zwei Mütter, Patchworkfamilien und und und...

und nichts davon sind fremde Menschen.

DanyXXY  17.02.2018, 15:07

zu 1:

Damals war schlecht, dass der nicht verdienende Partner die Ehe wegen wirtschaftlicher Abhängig die Ehe nicht verlassen konnte. Heute kann der verdienende Partner wegen unglaublicher Unterhaltsverpflichtungen die Ehe nicht verlassen und wird bei Trennung auf unter Hartz Niveau zurückgeworfen. Und zwar unabhängig vom Geschlecht. Deshalb arbeiten in so vielen Ehen beide, wenn sie es können.

zu 2:

Die Eigentumsquote in Deutschland war schon immer skandalös niedrig und ist immer noch skandalös niedrig. Im vermeintlich so armen und unterstützungswürdigen Süden Europas liegt sie deutlich höher. Genau wie der private Reichtum. Verfehlte Politik, in dem die hohe Wirtschaftskraft Deutschlands in Transferleistungen an die EU, statt in die eigene Wohnungsbauförderung fließt. Die katastrophale Geldpolitik der EZB tut ihr übriges. Durch Blasenbildung ist der Leistbarkeitsindex für Immobilien in Deutschland heute so schlecht wie nie. Politikverfehlungen gestern wie heute. Andere Länder, z.B. im Süden Europas, machen es besser, da sie konsequent und rücksichtslos und ohne Scham und schlechtes Gewissen die Interessen ihrer (reichen) Bürger vertreten und nehmen statt geben, auch wenn der Staat stets kurz vor der Pleite steht.

zu 3:

Die finanzielle Allgemeinbildung in Deutschland ist katastrophal. Die meisten haben kein Problem mit ihren Einnahmen, sondern mit ihren Ausgaben. Kein Kind lernt in der Schule, einen Haushaltsplan zu rechnen, manche Selbständige können nicht einmal Brutto und Netto (Stichwort Steuern) unterscheiden. Ist aber so gewollt, damit die Wirtschaft brummt und das Geld unters Volk kommt.

catchan  18.02.2018, 07:57
@DanyXXY

Zu 1.: Die Unterhaltspflicht betrifft in der Regel inzwischen nur die Kinder. Nur bei ganz kleinen Kindern ist der erziehende Partner unterhaltsberechtigt.

Die Unterhaltspflichten waren zu diesen Zeiten stärker, benachteiligten aber uneheliche Kinder.

Diese Pflicht tritt inzwischen auch bei unehelichen Kindern ein. Ehe ist dafür keine Voraussetzung.

Zwischen Ehepartner wird das geteilt, was in der Ehe erwirtschaftet wurde.

Zu 2. Wenn Italien, Spanien und Portugal pleite gehen, haben wir ein Problem.

Wenn man sich mal anschaut, welche Häuser in Italien als Eigenheime gebaut, weiß man sofort, dass man so etwas nicht in Deutschland will.

Auch ist der durchschnittliche Verdienst dort um einiges niedriger als hierzulande.

Das Geld ist sehr ungleich verteilt.

Politik für wohlhabende Bürger sollte es hier nicht geben.

Zu 3:

zu lernen, dass man nicht mehr ausgibt als man einnimmt, ist Verantwortung der Eltern. dazu dient das Taschengeld. Und strikt nur das Taschengeld und nicht noch Sachen dazu kaufen, wenn das Kind darum bettelt.

Nix Schule.

Ein Haushaltsplan ist nicht entscheidend, dass man mit dem Geld umgehen kann.

Dass so mancher Selbstständiger selbst die wichtigsten wirtschaftliche Dinge nicht weiß, ist auch nicht Fehler der Schule.

Brutto/Netto kommt darin vor.

Nur können/wollen manche nicht begreifen.