HILFE PUBERTÄT: Was dürfen Minderjährige? Was dürfen Eltern? Und was das Jugendamt?

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Auch, wenn Deine FRage etwas älter ist, möchte ich gerne noch antworten:

Wir haben mit meinem Stiefsohn ungefähr exakt dasselbe durchgemacht. Er ist nun auch im Betreuten Wohnen-auf seinen eigenen Wunsch hin- und glücklich dort.

Mit 16 kann das "Kind" selber entscheiden, ob es zuhause wohnen möchte oder nicht. Solange AUS DER SICHT DES KINDES schwerwiegende Gründe vorliegen, wird das JUgendamt die Unterbringung in einer betreuten Wohngruppe befürworten und auch die Kosten dafür übernehmen, da kaum ein Elternpaar in der Lage ist, Euro 3.000 bis 4.000 monatlich aufzubringen.

Es müssen also keine "dramatischen" Gründe wie Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum, GEwalt oder KRiminalität vorliegen, um in einer betreute Wohngruppe zu kommen. Wenn das Kind leidet-ernsthaft leidet- dann ist das Grund genug.

So war es bei uns: wir waren eine glückliche Patchworkfamilie, bis wir aus beruflichen Gründen in en anderes Bundesland ziehen mussten. MEin STefsohn litt so sehr darunter, dass er in eine betreute Wohngruppe in unserer alten Stadt kam.

Dort herrschen ganz klare Regeln, die auch konsequent umgesetzt werden. Und weisst Du was? Plötzlich wird aus einem rebellischen Teenager ein hilfsbereter, freundlicher junger Mann, eben WEGEN dieser Regeln. Jeder Mensch braucht klare Regeln, um sich sicher zu fühlen.

Verwerfe den Gedanken, dass Deine Stiefschwester im betreuten Wohnen "vor die Hunde geht". Das ist absoluter Quatsch. Entweder sie fühlt sich wohl dort, dann ist doch alles gut. Oder eben nicht, dann wird sie geläutert zu euch zurück kommen. Macht nicht den Feheler, sie vor Erfahrungen, die en Mensch machen muss, bewahren zu wollen. Ihr tut ihr damit evtl. keinen Gefallen. Im Gegenteil.

Alles GUte für euch und eure "Kleine"

PS: nicht böse gemeint, aber dadurch, dass Du den Ausdruck "Kleine" verwendest (was ich durchaus als liebevoll gemeint, interpretere) zeigt, dass ihr sie nichth ernst nehmt. Sie ist 16 und keiin kleines Kind mehr, mir scheint aber, ihr behandelt sie genau so. Das ist aber reine Spekulation meinerseits. Nur als Denkanstoß.

Viel Glück.

Lieben Dank für diese tolle Antwort. Vielleicht ist das für uns einfach auch alles so fremd und wir haben falsche Vorstellungen. Aber, wenn das Jugendamt plötzlich eine Rechnung über 3.000 Euro schickt (so diese Woche geschehen....hat sich aber schon rausgestellt, dass das nicht von uns alleine getragen werden muss) und alle Vermögensverhältnisse offen gelegt haben möchte, bekommt man leider doch schnell ein Schleudertrauma vom Kopf schütteln. Und wenn meine Schwester dann in der Obhut nicht mal die Essenszeiten einhalten muss und mit den anderen Kindern dort den ganzen Tag in der Fußgängerzone um Zigaretten bettelt, frage ich mich natürlich schon, ob Umgang und Regeln später in der WG besser werden.

Aber, mit der "Kleinen" hast Du recht. Für mich ist sie einfach "meine Kleine", "mein Herzstück" und das wird sie vermutlich immer bleiben. Dazu kommt, dass sie in ihrer Entwicklung auch wirklich zwei Jahre zurück ist und da fällt es mir besonders schwer, aufs Alter zu achten. Trotzdem sollte man sie ernst nehmen, egal wie alt sie ist. Da hast Du recht und das war sicherlich auch ein Fehler von uns. Wir haben sie oft nicht "für voll" genommen. Denn, auch wenn manche ihrer Ansichten für uns wirklich wahnwitzig klingen, ist es doch ihre Anschauung der Dinge. Das haben wir wohl übersehen.

Inzwischen haben wir auch therapeutische Unterstützung für Mutter und "Kind". Denn da sitzt so einiges tief.

Wir werden sehen und hoffen das beste.

Nochmal Danke, dass Du Deine Erfahrung mit mir geteilt hast!

@DieMoneypenny

sehr gerne :-)

Ich denke, ihr seid auf dem richtigen Weg.

Verbote und Verständnis passen für mich nicht zusammen.

Regeln? Welche? Wie viele? Wer hat die Regeln beschlossen? Wurde die 16jährige bei der Regelvergabe mit einbezogen?

Wie sieht es mit dem gegenseitigen Respekt aus? Werden die Grenzen der 16jährigen geachtet sowie eigene Grenzen definiert statt ihr die Grenzen zu setzen und gleichzeitig über ihre hinweg zu trampeln?

Wie immer interessiert mich stark, wie die 16jährige als Baby und (Klein)Kind behandelt wurde. Bei vielen rächt sich nämlich das erzieherische (autoritäre) Verhalten der Eltern sowie anderer Erwachsenen, wenn die Kinder in die Pubertät kommen und anfangen sich (langsam aber sicher) abzunabeln und ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln. Bzw. sammeln wollen.

Ich kann mir auch vorstellen, dass sie ihren Platz in eurer Patchwork-Familie nur schwer finden kann und deswegen so drauf ist.

Naja, bisher dachte ich eigentlich, dass alle prima zusammenleben. Es gibt Regeln und Freiheiten. Sie zog ihre Grenzen und hat die auch durchgesetzt, hatte umgekehrt aber auch Aufgaben, die sie erfüllt hat und damit auch den Freiheitsausgleich bekam.

Kindheit. Ja, ich muss leider zugeben, das ist die Kehrseite der Medaille. Da ist was schief gelaufen. Die Mutter kam aus einem sehr armen Dorf in Moldawien und hat ihr Kind einige Jahre bei der Oma gelassen um sich in Deutschland ein Leben aufzubauen. Das ein Kleinkind davon einen heftigen Knacks bekommt, der sich erst später bemerkbar macht, war ja abzusehen. Sie lebt aber nun seit 8 Jahren in unserer Familie, nannte meinen Vater von Anfang an Papa und es wurde ein ganz normales Familienleben geführt. Sie war stolz, jetzt eine große Schwester zu haben, ging zur Schule, brachte ordentliche Noten heim und alles ging seinen Gang.

Nun scheint alles hoch zu kommen, das "Verstoßen" der Mutter, das alleine gelassen werden. Aber, sie fahren jedes Jahr nach Moldawien und die Kleine ist froh, nicht mehr in diesen Verhältnissen leben zu müssen. Sie hat alles und wird von meinem Vater geliebt, wie ein eigenes Kind. Trotzdem ist sie nach 8 Jahren plötzlich eifersüchtig, möchte die Mutter für sich alleine und wirft ihr vor, sie verraten und verkauft zu haben. Aber die Mutter nimmt sich viel Zeit für ihr Kind. Probleme mit Freunden, Probleme in der Schule, alles wird besprochen. Auch viel ohne meinen Vater. Sie haben zusammen gekocht, zusammen gelernt, sie bekam viel Aufmerksamkeit. Von meinem Vater wird sie in alles einbezogen. Eine Familie, die viel zusammen unternimmt. Jetzt haben sie gemeinsam die Wohnung für die Kleine eingerichtet. Nach ihren Wünschen und Vorstellungen. Ich bin durchaus der Meinung, dass sie eine Therapie braucht, vielleicht auch mit der ganzen Familie. Denn sicherlich ist Verlustangst nicht zu unterschätzen und die Mutter hat wichtige Schritte in Kindheit und Erziehung verpasst. Leider ist das in diesen Länder auch absolut üblich, sich als Mutter so zu verhalten, um der Armut zu entkommen. Aber das alles rechtfertigt nicht den kompletten Respektverlust!

Ab 16 hat Deine Stiefschwester das Recht, sich für ein betreutes Wohnen in einer Wohngruppe/Wohngemeinschaft zu entscheiden - allerdings wird das genau vom Jugendamt geprüft und es muss auch konkrete Gründe dafür geben, die sie vorbringen muss. Allerdings sollte sie sich schnell abschminken, dass sie dort machen kann, was sie will - auch in einer betreuten Wohngemeinschaft gibt es Regeln, an die sie sich zu halten hat!! Bei Nichteinhaltung kann sie nämlich auch der Wohngruppe verwiesen werden. Hier steht auch etwas dazu: http://www.helpster.de/betreutes-wohnen-bei-der-jugendhilfe-in-anspruch-nehmen-darauf-sollten-sie-achten_30737

Danke für den Link. Das klingt ja schon ganz anders. Nichts von den Gründen für so eine Wohngruppe trifft auf sie zu. Aber, wenn wir es mal überziehen, Gründe die dagegen sprechen. Drogen: Sie ist neuerdings der Meinung, dass in anderen Ländern "Gras" als Medizin angeboten wird. Daher ist Kiffen ja so gesund und hier nur verboten, damit die Pharmaindustrie weiterhin verdient. Suizidgefährdung: Wir nehmen ihre Drohungen zwar nicht ernst, aber jedesmal, wenn sie etwas machen soll, was sie nicht will, droht sie, vom Hochhaus zu springen. Da könnten wir ihr doch ganz schnell mal das betreute Wohnen vermiesen oder? Aber was ist die Alternative? So respektlos kann sie nicht zuhause bleiben, dann eskaliert das täglich. Aber in ein Internat können wir sie gegen ihren Willen nicht bringen.

@DieMoneypenny

Und zum Thema betreutes Wohnen und Regeln: Die Freundin mit der Alkohol abhängigen Mutter lebt ja im Heim. Sie geht mit unserer in die Schule und macht dann tagsüber was sie will. Neulich war sie in den Ferien sogar um 23:00 Uhr noch zu Besuch. Nach Regeln klingt das für mich nicht, macht mir eher Angst und es wundert mich nicht, dass unser Tyrann auch von einem solchen Leben träumt.

@DieMoneypenny

Der Elternteil von Euch, der das Erziehungsrecht hat, muss auf jeden Fall (ebenso wie Deine Stiefschwester) beim Jugendamt erscheinen - und dort werden die Sachbearbeiter ganz sicher auch Alternativlösungen anbieten und mit Euch besprechen. Wenn aber die ganze Familie unter dem "Terror" des Mädels leidet, stellt sich eben die Frage, ob es nicht besser wäre, sie ziehen zu lassen - auch wenn es ganz hart klingt, aber manche Menschen müssen ihre Erfahrungen erst schmerzhaft selber machen und auch dabei auf die Nase fallen. Und das wird sie früher oder später. Das kann dann aber auch einen sehr heilsamen Effekt haben

Deine Eltern behalten ja das Sorgerecht,somit können sie auch in Zukunft mitsprechen.Und es gibt feste Regeln in einer Wohngruppe,da wird sie schon an ihre Grenzen treffen.Denn es sind Erzieher und keine Eltern die aus Liebe handeln.Aber es ist bestimmt gut das sie auch solche Erfahrung machen wird.Es gibt ja das Jugendschutzgesetzt wo sich in der Gruppe dran gehalten wird.Es wird bestimmt spannend wenn sie denn zuhause steht und sagt ich will zurück.Sie braucht Konsequenzen dabe müß ihr sie unterstützen.

Das ist nichts besonderes. Das Kind kann entscheiden wo es leben will und wenn es nicht mehr in der Familie leben mag, dann hat das Jugendamt das Recht zu enscheiden wohin das Kind kommt, weil sie ja noch minderjährig ist. Dann ist entweder Heim, Krisencenter oder anderes Familienmitglied angesagt. Mit 16 ist die Kleine ja schon fast erwachsen und setzt ihren Schädel durch. Strafen wie Handy wegnehmen oder Kleider anzünden, tragen nicht gerade zum guten Einvernehmen bei, weil Gewalt, egal wie sie aussieht nie der richtige Weg ist und sich das Mädchen noch mehr von der Familie entfernt.