Christentum: Warum können Totschläger kein ewiges Leben haben?

9 Antworten

Es wird bestimmt gemeint, dass Personen die Totschläger sind unrein sind und nicht Gottes Kinder. Und wenn man unrein ist kann man halt nicht in den Himmel

"Weil halt die Christen immer sagen, es würden ALLE Sünden vergeben."

Welche Christen sagen das denn?

Es gibt etliche Voraussetzungen, damit die Vergebung gewährt wird.

Z.B. muss man

... seine Sünden bereuen

... Gott und evtl. Menschen um Vergebung bitten

... sich vornehmen, diese Sünde nicht mehr zu tun

... sich vornehmen, den Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen

... anderen Menschen ebenso vergeben

aookel 
Fragesteller
 01.10.2020, 14:56
Welche Christen sagen das denn?

Gibt es welche, die das nicht sagen? Echt eine schlaue Frage.

anonymos987654  01.10.2020, 14:58
@aookel

Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, führt hier nicht weiter. Mit meiner Antwort habe ich dir ja ein paar Beispiele genannt, die zeigen, dass Christen es eben nicht so pauschal sehen.

aookel 
Fragesteller
 01.10.2020, 15:07
@anonymos987654

diese Art der Antwort muß ich mir echt merken; da kommt man ja nicht selber drauf ...

Hallo aookel,

ich mag da eher etwas genauer hinschauen - und das "ewige Leben" betrachten. Wir können es nämlich ontologisch - wie man in der Philosophie sagt - darstellen: als ein raumzeitloses Sein, quasi unsere Seele synonym mit diesem Sein.

Anlass zu einer solchen Modellbildung gibt die Frage nach der eigenen Identität, die nicht mehr mit Mitteln der Raumzeit zu beantworten ist. Das legt einen eigenen Anteil an etwas "jenseits" der Raumzeit plausibel raumzeitlos nahe.

Etwas komplizierter wird es, wenn wir Umstände betrachten, die einem die Raumzeitlosigkeit (oder Ewigkeit) eröffnen oder nicht eröffnen. Unsere Seele können wir so beschreiben, dass sie raumzeitlos nur die Eigenschaften hat, dass etwas von ihr nur ausgehen kann, sie auch etwas erreichen darf; ferner, dass sie Seelen alle eins sind.

Das von der Seele ausgehen - und nur das ist möglich - schafft für alle gleichermaßen Fülle und Freiheitsgrad. Letzteres und die Einheit brauchen wir dann für den "Totschläger".

Ein Mensch hat dementsprechend insbesondere den Freiheitsgrad, sich dafür zu entscheiden, in einer eigenen Lebenseinstellung seine Seele im Leben wirken zu lassen oder nicht. Nennen wir die Einstellung, in der jemand seine oder ihre Seele wirken lässt, Göttlich.

Wenn jemand seinen Bruder - oder wen auch immer - hasst, entsteht keine Einheit. Da sind wir von Göttlichkeit weit weg. Wenn jemand eine Person tötet, nimmt er oder sie der Person die Freiheitsgrade, zu leben - ggf. zu Gunsten eigener Fülle - auch nicht Göttlich.

Wir dürfen davon ausgehen, dass unsere Seele mit unserem Leben eng verbunden ist - und damit sind wir für unsere Seele verantwortlich. Sie regiert uns nicht, aber wie eher sie. "Eröffnet" hätten wir sie in Göttlichkeit: damit geht von ihr etwas aus und mag sie erreichen - und das zeitlos. Im Gegenteil dazu hätten wir sie quasi "getötet" - oder um in dem Beispiel zu bleiben "totgeschlagen".

Sündenvergebung dürfen wir im Zusammenhang mit einer Buße betrachten: sie bedeutet in den meisten Fällen, von einer eher nicht-Göttlichen zu einer Göttlichen Lebenseinstellung zu wechseln, damit die eigene Seele zu "eröffnen". Die Vergebung von Sünden ist dann der Moment, wo alles, was vorher nicht-Göttlich war, der Geschichte angehört und für die Seele keine Bedeutung mehr hat.

Ein Mensch kann sich von Hass zur Liebe (Göttlichkeit) umkehren - und so manchen Schaden auch wieder gut machen (Fülle, Freiheitsgrad). Somit entsteht in dem Beispiel mit dem Bruder die Einheit zu dem Bruder.

Ein Mensch, der jemanden umgebracht hat, kann das nicht mehr gut machen. Dennoch kann er Buße tun, seine Lebenseinstellung zur Göttlichkeit verändern. Damit ist der Totschlag im Sinne der Seele vergeben.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:Hobby

Ja, alle Sünden werden uns vergeben, wenn wir Gott im Gebet ernsthaft darum bitten:

  • "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).

David und Mose haben auch Menschen ermordet. Nach der Bibel besteht kein Zweifel, dass sie das ewige Leben in Gottes Herrlichkeit haben werden. Also scheint es im 1. Johannesbrief um etwas anderes zu gehen.

Zu 1. Johannes 3,15 zitiere ich mal den Bibelkommentar von William MacDonald: "In den Augen der Welt ist Hass nicht so schlimm, aber Gott bezeichnet ihn als Mord. [...] Wenn Johannes sagt, dass kein Menschenmörder ewiges Leben bleibend in sich hat, dann meint er damit nicht, dass ein Mörder nicht errettet werden könne. Er meint damit einfach, dass ein Mensch, zu dessen Wesen es gehört, seine Mitchristen zu hassen, ein potenzieller Mörder und somit nicht gerettet ist."

chrisbyrd  01.10.2020, 23:22

Ergänzung zum Thema "unvergebbare Sünde":

Die Sünde, die nicht vergeben werden wird, besteht in der Lästerung gegen den Heiligen Geist, indem man die durch Christus bewirkten Wunder der Macht Satans zuschreibt (Matthäus 12,31.32). Die Pharisäer wussten sehr wohl, dass Jesus durch den Geist Gottes die bösen Geister austrieb. Aber wider besseres Wissen nannten sie den Heiligen Geist lästernd "Beelzebub" (Matthäus 12,24.27). Diese Sünde konnte, wie der Herr sagt, nicht vergeben werden.

Es ist die Frage, ob sie heute überhaupt noch begangen werden könne. Viele meinen "nein", weil es Wirkungen des Heiligen Geistes in solch überzeugender Kraft wie in jenen Tagen nicht mehr gibt. Jedenfalls müssten ganz außergewöhnliche Umstände vorliegen.

Der Bibelkommentar von Dr. John Walvoord zu Matthäus 12,30-37 beantwortet diese Frage ebenso mit "nein": "Die Menschen waren dabei, die Macht des Heiligen Geistes, die Jesu Handeln bestimmte, fälschlicherweise Satan zuzuschreiben und sich damit gegen den Geist zu versündigen und ihn zu lästern. Diese Sünde kann in dieser Form heute nicht mehr begangen werden, sie entzündete sich an Jesu leiblicher Gegenwart auf Erden und an den Wundern, die er durch die Macht des Geistes tat. Wenn nun die religiösen Führer der Juden, die ja für das Volk handelten, zu dem abschließenden Urteil kamen, daß Jesu Macht vom Satan stamme, dann begingen sie eine Sünde, die weder dem Volk noch dem einzelnen je vergeben würde (weder in dieser noch in jener Welt). Als Konsequenz dieser Verfehlung würde das Gericht Gottes über die ganze Nation und über jeden einzelnen, der bei dieser verkehrten Überzeugung blieb, kommen."

Der messianische Jude Dr. Arnold Fruchtenbaum ist der Meinung, dass diese Sünde geschichtlich einmal geschah (als die Juden die Wunder Jesu dem Teufel zuschrieben) und mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels 70. n. Chr. durch die Römer unter Titus bestraft wurde. Das ergibt viel Sinn. Denn wir lesen, dass einzelne Pharisäer noch nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu zum Glauben kamen. Es könnten auch welche von denen gewesen sein, die Jesus zuvor ablehnten. Ihnen wurde natürlich vergeben, sie werden das ewige Leben in Gottes Herrlickeit sehen. Aber als gesamtes Volk traf Israel die Bestrafung, die wegen der Sünde gegen den Heiligen Geist unvergebbar war: Zerstörung Jerusalems und des Tempels.

Ich tendiere zur Auslegung von Fruchtenbaum, denn nach der Bibel vergibt uns Gott unsere persönlichen Sünden, wenn wir ihn darum bitten. Von daher passt diese Auslegung recht gut zum Kontext der Bibel.

Aber auch die Auslegung von Walvoord zeigt, dass die "Sünde gegen den Heiligen Geist" heute eigentlich nicht mehr begangen werden kann.

Lies dir dazu auch mal den folgenden Artikel durch, der m. E. zur Frage sehr empfehlenswert ist: https://www.gesunde-gemeinden.de/artikel/die-suende-gegen-den-heiligen-geist/

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Matthäus 6,14

Wer seinen Bruder hasst, der vergibt ihm nicht. Jesus sagt ganz klar, nur wer selbst bereit ist zu vergeben, dem vergibt auch Gott.

jonathanbb7  01.10.2020, 13:14

Für das bessere Verständnis Matthäus 18,21-35: Vom unbarmherzigen Schuldner: Vergebung kennt keine Grenzen