Ab wann sollte man einen Anwalt hinzuziehen?
Ich habe Schimmel, Feuchtigkeit und Salzausblühungen in der Wohnung, was nach dem Hochwasser alles aufgetreten ist. Dies betrifft lediglich eine Wand, welche unterhalb der Erdoberfläche liegt (Souterrainwohnung) Nachdem ich dies bemerkt habe, hatte ich alles per Fotos dokumentiert und meinem Vermieter eine Mängelanzeige per Post geschickt sowie ihn angerufen und eine Email geschrieben. Er hat sich jetzt über 1 1/2 Wochen später gemeldet und für Ende dieser Woche einen Termin mit einer Architektin gemacht. In dieser Zeit hat sich der Zustand der Wohnung enorm verschlechtert. An der betroffenen Wand ist die Tapete abgefault, überall kommt der schwarze Schimmel raus und der ganze Boden liegt voller Salz. Ich habe ihn darüber informiert, dass ich den schwarzen Schimmel bereits jetzt mit Ethanol vorbehandeln werde, aber da das ganze Mauerwerk betroffen ist, macht das wenig Sinn.
Am Telefon sagte er, dass meine Versicherung das zahlen muss. Wie gehe ich damit jetzt um? Und wieso holt er eine Architektin, die das Haus nicht mal gebaut hat? Wäre ein Gutachter da nicht angebracht? Oder kann eine Architektin ebenfalls ein Gutachten erstellen?
Wenn mein Vermieter sich weigert dagegen etwas zu unternehmen und die Kosten zu tragen, wäre es dann sinnvoll einen Anwalt einzuschalten? Was sind da meine rechtlichen Möglichkeiten?
5 Antworten
Für einen Anwalt ist es noch zu früh und so schnell bekommst Du dort auch keinen Termin.
Dein Vermieter war nicht untätig, wie man sieht. Einen Termin mit einer Architektin oder einem anderen Gutachter zu bekommen, ist auch nicht ganz einfach. Alle diese Experten werden in Deiner Gegend gerade sehr viel zu tun haben.
Mich wundert, dass Du offenbar immer noch in der Wohnung wohnst, wo Du doch schon vor 11 Tagen die Situation beschrieben hast. 100 % Mietminderung und Umzug in ein Hotel, Pension oder Ferienwohnung wären jetzt die absolut nötige Konsequenz, um Deine Gesundheit zu schützen.
Welche Kosten soll Dein Vermieter tragen? Die für die Trocknung der Wohnung und die notwendige Renovierung? Da wird er sowieso nicht drum herum kommen und möglicherweise, je nach Ereignis und Versicherung, wird er das von seiner Versicherung bezahlt bekommen.
Was Schäden an Deinen Sachen anbelangt, falls Dein Mobiliar durch Nässe und/oder Schimmel zerstört wurde, ist er im Recht, wenn er die Bezahlung verweigert. Immerhin kann man solche Schäden über die Hausratversicherung selbst versichern und der Vermieter ist nicht verantwortlich, wenn ein unvorhersehbares Naturereignis die Wohnung zerstört.
Nach meiner Einschätzung von Ferne dürfte die Wohnung jetzt sowieso unbewohnbar sein. Selbst wenn der Schimmel derzeit nur an der Wand im Schlafzimmer sichtbar ist, so sind die Sporen schon in der ganzen Wohnung und im Souterrain wirst Du die Wohnung nicht so schnell trocken bringen, dass er sich nicht noch weiter ausbreitet. Such Dir eine andere Wohnung und ziehe vorübergehend ins Hotel.
Die Sache mit den Kosten und wer diese übernimmt, ist zweitrangig. Erst geht es um die Gesundheit. Dann macht es durchaus Sinn, sich anwaltlichen Rat zu holen, der ggf. auch Verhandlungen mit Vermieter und Versicherung auf professioneller Ebene führt.
Dem entnehme ich, dass Du in einer Gegend wohnst, die stark von Hochwasser betroffen ist. Sehr viele Menschen haben dort wohl ihre Wohnung bzw. ihr Haus verloren und anscheinend bist Du auch eines der Opfer.
Wenn es so ist, solltest Du Dich dringend an soziale Dienste der Kommunen, Wohnungsamt, Hilfswerke, wie Caritas oder Diakonie etc. wenden, um eine andere Unterkunft zu organisieren. Die Hilfsbereitschaft in den betroffenen Gebieten ist riesig groß und ich bin mir sicher, dass es viele Privatleute gibt, die in ihren unversehrten Häusern noch Platz haben, um wohnungslose Menschen vorübergehend aufzunehmen. Da reicht oft schon das leere Kinderzimmer der bereits "ausgeflogenen" Kinder, um wenigstens einen gesunden Schlafplatz zu haben.
Denke jetzt nicht in erster Linie an das Geld, was die Ersatzunterbringung kostet, sondern an Deine Gesundheit. Ergreife die Initiative und glaube mir, auch Dein Vermieter wird froh sein, wenn er Deine Wohnung dann in Ruhe und mit der nötigen Sorgfalt wieder in Stand setzen kann, sofern das überhaupt möglich ist.
Es ist auch gut möglich, dass Du nach dem Besuch der Architektin sowieso aufgefordert wirst, Deine Sachen zu packen, weil die Wohnung auf längere Sicht unbewohnbar sein wird.
Da der Vermieter sich bereits jetzt quer zu stellen scheint würde ich direkt einen Anwalt einschalten und wichtig: Immer alles so penibel wie möglich dokumentieren. (Fotos, Videos mit Erklärungen und Meldungen beim Vermieter mit Einschreiben)
Hier gibt es einen interessanten Absatz zur Beweislast und Mit-Verschulden bei gesundheitlichen Schäden:
Der Mieter einer durch Hochwasser schimmelpilzverseuchten Wohnung ist verpflichtet, Schaden von seiner eigenen Person (gesundheitliche Beeinträchtigungen) abzuwenden. Er kann verpflichtet sein, zumindest vorübergehend aus der Wohnung auszuziehen oder sich gar eine neue Wohnung zu suchen. Tut der Mieter dies nicht, so liegt ein (Mit-)Verschulden „gegen sich selbst“ vor, was zu einer Minderung der Schadensersatzansprüche des Mieters führt. (BGH Beschluss vom 22.11.2005 – VI ZR 330/04).
Siehe dazu: https://www.mietrechtslexikon.de/a1lexikon2/s1/schimmel.htm
Ich habe Schimmel, Feuchtigkeit und Salzausblühungen in der Wohnung, was nach dem Hochwasser alles aufgetreten ist.
Am Telefon sagte er, dass meine Versicherung das zahlen muss.
Wovon träumt dieser Vermieter denn nachts?
Das ist wenn Sache seiner Elementarschadenversicherung. Hat er keine - sein Problem, dann muss er selbst die Kosten übernehmen.
Elementarschäden im Sinne der Versicherungswirtschaft sind Schäden, die durch das Wirken der Natur verursacht werden. Als Elementarschäden gelten beispielsweise Schäden durch Sturm, Hagel, Überschwemmung, Erdbeben, Lawinen, Schneedruck und Vulkanausbrüche. Wikipedia
Die vorerst günstigere Variante wäre, soweit Du keine Rechtschutzversicherung hast, ein Mieterbund
Grundsätzlich hat der Vermieter ein Recht auf Schadensfeststellung. Dabei kann er einen "Sachverständigen" hinzuziehen. Dies kann über einen x-beliebigen Archtiekten erfolgen.
Die Problematik die wir bei dem Hochwasser haben, wir haben so gesehen zwei Schadensfälle. Ein Schadensfall der die Gebäudeversicherung betrifft, sowie einen Schaden der die Hausratversicherung betrifft.
Für Schäden an dem Gebäude haftet die Gebäudeversicherung.
Für Schäden an der Einrichtung Deine Hausratsversicherung, insofern die Versicherung einen Elementarschaden beinhaltet.
Ich würde an Deiner Stelle erstmal abwarten.
Es währe sinnvoller erstmal zum Mieterschutzbund zu gehen.
Ist billiger als ein Anwalt und die Beratung dort ist genauso gut. Die kennen sich gut aus und werden dir dann auch sagen können ab wann ein Anwalt nötig ist.
Sehr guter Vorschlag!
Wie du schon festgestellt hast, ist es im Moment schwer hier einen Architekten etc. zu organisieren. Demnach ist es noch schwerer eine Wohnung zu finden, da eben sehr viele Menschen garkeine Wohnungen mehr haben. Vorallem in der Preisklasse, da ich relativ wenig Miete zahle und mit einem 450€ Job nicht mal eben eine teurere Wohnung oder gar ein Hotel mir leisten kann.