Warum ist es aus der Mode gekommen etwas zu lernen, statt es mit "durchwurschteln" zu versuchen?

Das Ergebnis basiert auf 3 Abstimmungen

Andere Ansicht 67%
Fehleinschätzungen der Schulabsolventen über eigene Fähigkeiten 33%
Die Schulabsolventen haben keine Lust zu arbeiten 0%
Die Schulabsolventen haben zu schlechte Noten 0%
Das Bild von Millionären, ohne Abschlüsse macht falsche Hoffnung 0%

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Andere Ansicht

Im Grunde genommen ist es von allem etwas:

Das mit dem Millionär werden ohne Abschluss hat immer schon funktioniert. Ich muss da nur an einen Mandanten meines Vaters denken. Der hatte sich zunächst nach Kriegsende durch Schrotthandel ein Vermögen verdient, ist dann auf Herstellung von Hundebürsten und den Betrieb einer (seriösen) Sauna umgestiegen. Ob der jemals einen Schulabschluss gemacht hat bezweifle ich. Außer seiner Unterschrift jedenfalls hat er nie etwas Schriftliches abgegeben.

Das kann also klappen. Nur muss man dafür ein Gespür für Geschäfte und Tendenzen haben. Wer nichts anderes kann als die Ideen anderer im Internet zu bestaunen wird nie zum Millionär werden können.

Unser Schulwesen ist das nächste Problem. Niemand wagt heute noch einem Schüler zu sagen, dass er aufgrund seiner Leistungen für die gewählte Schulart nicht geeignet ist. Man will doch niemandem weh tun. Und außerdem fürchtet jeder Lehrer doch hysterisch werdende Helikoptereltern.

Also streicht man die Noten Ungenügend und Mangelhaft ganz und gibt ein Ausreichend nur noch ausnahmsweise.

Folge ist, dass 50% eines Jahrgangs Hochschulzugangsberechtigung haben und wenn man die hat, will man die auch ausnutzen. Dass man anschließend schlechter dasteht als ein Schulabgänger der eine betriebliche Ausbildung gewählt hat sagt diesen Leuten Niemand und wenn es jemand täte, würden sie es dem nicht glauben.

Aussicht auf Hoffnung gibt es da so gut wie nicht. Das wird dazu führen, dass auslagerbare Leistungen immer mehr im Ausland angeboten werden. Brillen kann man sich längst in China bestellen. Feinmechanik wird dort und in vielen anderen Ländern der " dritten" Welt auch schon hergestellt.

Vielleicht bietet man Steuerberatung irgendwann aus Indien und Co an. Da ist man sich nämlich nicht zu schade zu arbeiten und ein riesiges Potenzial an Talenten hat man da ebenfalls.

wfwbinder 
Fragesteller
 08.08.2023, 08:11

So einen Fall hatten wir in meinem Heimatort auch. Der Opa, Fleischermeister hat die größte Schlachterei der Gegend aufgebaut, dann ein Sägewerk übernommen und noch einiges anderes. Seine Söhne haben einer die Fleischerei, der andere das Sägewerk übernommen, der Dritte mit Unterstützung des alten, die damals modernste Druckerei Europas aufgebaut.

Der Enkel, in meinem Alter hat mit Hinweis auf den Opa das Gymnasium verweigert.

Aber er hat eine Lehre gemacht und das Sägeweek übernommen.

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Andere Ansicht

Die jungen Leute reagieren nur darauf, was sich geändert hat und die Unternehmen lernen erst langsam, damit umzugehen.

Eine kaufmännische Ausbildung dauert (fast) so lange wie wenn wer Elektriker, Installateur oder Metzger werden will. Was auf den erste Blick normal wirkt, passt auf den zweiten nicht zum Bachelor, den man schneller hat, der aber mehr Möglichkeiten bietet, sich noch nicht zu entscheiden.

Dazu gibt es den Bachelor in einigen Bundesländer auch noch in dual.

Die Berufsschule wird dadurch logischerweise ausgehungert. Das duale System auf das Abstellgleis gestellt.

Gelöst werden könnte das, wenn Gehilfen und Bachelor entweder direkt nach dem Abschluss das gleiche verdienen würden oder wenn man den Ausbildungsberuf abspeckt. Man lernt ja doch einen Großteil später und vergisst das wieder, was man nicht täglich braucht. Warum also nicht 18 Monate oder kürzer je zur Hälfte in der Schule und am Ausbildungsplatz das lernen was nun wirklich jeder wissen sollte.

Was die technischen Ausbildungen anbelangt, sollte klar sein, dass sich die Menschen in Zukunft noch mehr spezialisieren werden. Warum muss einer, der den Rest seines Lebens mit Ventilen aller Art zu tun hat, nicht sehr genau wissen, wie man an alle in einem Haus vorkommenden Ventile rangeht - gleichzeitig aber in irgendwas durchfallen, das er in Zukunft nicht braucht. Ein "Fach- oder Werksgesellen", den man auch mit dne Deutschkenntnissen schafft, die die Leute nunmal haben, einen "Gesellen", der dem aktuellen vergleichbar ist und ein Meister, der einem Master fachlich weit überlegen ist (und auch so verdient) wäre das, was Zukunft hat.

Eine klarere Abgrenzung zwischen Bachelor und Gehilfen wäre jedenfalls der entscheidende Punkt, um auch wieder Menschen, dei etwas lernen wollen, in dei Ausbildung zu bekommen. Und natürlich sollte das Einstiegsgehalt bei Gehilfen oder Gesellen einerseits und nach knapp drei Jahren Studium andererseits angepasst werden.

wfwbinder 
Fragesteller
 08.08.2023, 16:10

Interessante Position.

Aber wenn ich einen Steuerfachgehilfen brauche, der qualifiziert Buchhaltungen erstellt, nehme ich bestimmt keinen Bachelor von der Uni, der anSelbstüberschätzung leidet, aber nicht kann. Das habe ich hinter mir. Einen Absolventen einer privaten "Eliteuniversität", der nach 8 Wochen das Handtuch schmiss, weil ihm Steuerberatung dann doch zu anstrengend war (dabei hatte ich ihn mit Buchhaltung nicht behelligt, sondern nur mit dem normalen Alltag.

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Rat2010  09.08.2023, 10:55
@wfwbinder

Ich komme aus dem Steuer- und WP-Fach und meine Tochter jobt als Werksstudentin bei einem Steuerberater und WP.

Wenn die einfachen Einkommensteuererklärungen vom Finanzamt fertig ausgefüllt kommen (was bei euch noch nicht, privat aber ganz perfekt funktioniert; was macht eigentlich ein Lohnsteuerhilfeverein?), wenn die Buchhaltungen von den Banken übernommen werden (was bis auf die Spesen auch sehr gut funktioniert; interessanterweise geht auch die Bank immer auf ;) ) und wenn das, was noch nicht automatisch geht (Vermietung) nur jedes Jahr ein Ersetzen der Zahlen ist (was sich auf den Kunden übertragen ließe, bis die Zahlen auch automatisch übertragen werden), brauche ich jetzt keine Steuerfachgehilfen auszubilden, die zwar genau wissen, was sie tun, die aber immer weniger zu tun haben, weil es für die Eingabe nur einen Klick auf den Übernahmebutton und für die Verantwortung einen Steuerberater braucht.

Töchterchen gefällt der Job und natürlich wollen sie sie davon überzeugen, dass es spannender ist als Studienrätin. Auch das Gehalt wäre in Ordnung. Ich sehe nur, dass die Rationalisierung, die ganz ohne KI Menschen ersetzt, eher zeitnah eine Menge Arbeitsplätze kosten wird. KI wird dann nicht die Gehilfen sondern Steuerberater und Anwälte überflüssig machen.

Was Bachelor anbelangt, habe ich eine ähnliche Einstellung. Ob wer im Steuerbüro oder an der Uni drei oder fünf Jahre älter wird, ist einerlei. Man sollte halt auch davon ausgehen, dass gleiche Arbeit auch gleich bezahlt werden muss und steht dann - als Steuerberater, also Chef von dem Laden - der Modernisierung im Steuerfach sehr positiv gegenüber.

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