Sondertilgung in welcher reihenfolge?

4 Antworten

Es gibt zunächst bis 2030 zwei Optionen:

  1. Anlage der ansparbaren 65 kEUR und dann Tilgung des KfW-Restdarlehens in 2030.
  2. Sondertilgungen in Höhe von ca. 42 kEUR auf dem ersten Bankdarlehen. Es verbleibt ein Rest von ca. 20 kEUR.

Im ersten Fall wird die Geldanlage im risikofreien Bereich bei > 0,8% zu finden sein (Festgeld auf max. 5 Jahre, jährliche Zinsausschüttung). Steuern dürften hier nur in sehr kleinem Umfang anfallen, wenn die jeweiligen Freistellungsaufträge ausgenutzt werden. Der Anlagebetrag hat damit eine höhere Wertsteigerung als die Darlehenszinsen. Ein etwa vorhandener Überschuß kann in eine Sondertilgung des Bankdarlehens in 2030 fließen. Dann erfolgt die laufende Tilgung und jährliche Sondertilgung auf dem Bankdarlehen bis 2035, das damit vorzeitig zurückgezahlt wäre (die regulären Tilgungsraten werden ja weiterhin eingerechnet, nicht nur die Sondertilgungen).

Im zweiten Fall ist das KfW-Darlehen in 2030 mit 65 kEUR umzuschulden (mit einem sehr wahrscheinlich deutlich höheren Zinssatz), wobei dies bis 2035 dann auch getilgt werden könnte (es verbleibt höchstens ein Betrag < 8 kEUR an Mehraufwand für die höheren Zinsen). Die Zinsen kannst Du angesichts der geplanten Tilgung drücken, indem Du ein Darlehen mit variablem Zinssatz vereinbarst (ca. 1-2% Zinsvorteil). Dieses wird aus dem frei zur Verfügung stehenden Einkommen bis 2035 getilgt. Die regulären Tilgungsraten werden das verbleibende Bankdarlehen dann auch bis vor 2035 getilgt haben.

Die zweite Option hat den Risikopunkt der höheren Zinsen in 2030, den man zwar reduzieren kann, aber letztendlich ist dies eine Unbekannte.

In der ersten Option ist nur Deine Einkommenslage ggf. ein Risiko - kannst Du die Stabilität Deines für die Darlehenstilgung verfügbaren Einkommens auf diesen Horizont sicher planen?

Ich würde aus Risikogründen daher die erste Option empfehlen. Ist Dein Einkommen durch Bonuszahlungen und Zulagen geprägt, die über die Zeit hin als Zusatzeinkommen anfallen können, wäre das Risiko der zweiten Option geringer, da die zusätzliche Zinsbelastung durch die möglichen Bonusspitzen abgefangen werden könnte. Potentiell kannst Du jedoch auch in der ersten Option dann Bonuszahlungen dennoch als Sondertilgungen in das Bankdarlehen einbringen, d.h. wir sind wieder bei der Option 1 mit geringerem Zinsrisiko.

DaRkn3ss 
Fragesteller
 01.01.2023, 17:35

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Das Einkommen ist soweit Planbar, da selbst bei Berufsunfähigkeit genügend reinkommt.
Desweiteren geht meine Frau ab August wieder mehr arbeiten, was das Einkommen sogar steigert.

Festgeld hatte ich tatsächlich aktuell nicht auf dem Schirm, da meine Bank ein Startguthaben von 10k verlangt, diese liegen aktuell nur nicht vor :D
Aber ich schau mich dort nochmal um.

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Ich halte Deinen Plan für genau richtig.

Ansparen des Betrages für die KfW und dann versuchen auch das andere anzusparen. Vermmutlich werden ja auch noch die Sparzinsen weiter steigen und Du kannst ja bei einem Zeitraum von 7 und mehr Jahren auch noch auf ein anderes Sparprodukt mit mehr Rendite umsteigen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn du weiterhin das ansparen kannst, sehe ich keinerlei Risiko. Soviel Sondertilgen wie möglch. Dann hast du nach Ablauf 2030 immernoch 15.000 € übrig musst also max. 50.000 refinanzieren. Und bei deinem Überschuss von etwa 5.000 € im Jahr ist das problemlos möglich.

Und dazu kommt, dass du in 10 Jahren eigentlich mehr Geld in absoluten Zahlen übrig haben musst. Es ist also wahrscheinlich, dass viel weniger als die 50.000 übrig bleiben.

Wenn du dich sicherer fühlen willst... Sondertilge noch die nächsten 3 bis 5 Jahre. Je früher, desto mehr Zinsvorteil und spare dann an. Bis dahin kannst du auch dein Überschuss besser kalkulieren.

Ich würde auch bis 2030 ansparen um das KFW Darlehen abzulösen. Das hat aus meiner Sicht zwei Vorteile. Du eliminierst das Zinsrisiko der Anschlussfinanzierung und du kannst das Geld jetzt zu einem höheren Zinssatz anlegen.

Eine Sondertilgung bei dem Kredit mit 1,6% Zinsen macht wenig Sinn, wenn du für Festgeld über zwei Prozent Zinsen bekommst.