Was wird passieren, wenn die Zivilamerikaner längere Zeit weiterhin kein Geld erhalten?

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Die Schuldenobergrenze (Debt Ceiling) liegt derzeit nicht bei 18 Bio USD, sondern bei 16,4 Bio USD, nachdem im August 2011 die Grenze von 14,3 Bio USD um weitere 2,1 Bio USD angehoben wurde.

Die tatsächlichen Schulden auf nationaler Ebene betragen sogar etwa 16,8 Bio USD, wenn man die ausstehenden Verpflichtungen ingesamt aufsummiert.

Dazu kommen allerdings noch ein paar Dinge, für die die USA als Staat gerade stehen müßten, die jedoch im "nationalen Schuldenberg" überhaupt nicht eingerechnet sind. Die Bundesstaaten und Municipalities sind nämlich nochmals mit ca. 5-8 Bio USD verschuldet, je nachdem wie man rechnet. Rechnet man noch Pensionszusagen und Kosten für Bürgschaften etc. ein, kommen manche Wirtschaftswissenschaftler auf 50-70 Bio USD an Gesamtschulden in USA. Das wären also ungefähr 300-400% des BIP.

Es ist bereits jetzt so, daß bei einer guten Wirtschaftsprognose und florierenden Wirtschaft ein solcher Schuldenberg nur über Inflation und durch massive Sparpläne über eher ein Jahrhundert hinweg, als im Bereich von Jahrzehnten abzutragen wäre. Das wollen die USA aber auch gar nicht. Solange ihnen jemand die Bonds abkauft, funktioniert doch alles. Die USA haben ein Handelsbilanzdefizit und ihre Handelspartner wie China und Japan kaufen dafür Treasuries. Diese devaluieren über die Zeit und geben sozusagen einen Zeitrabatt auf das Handelsbilanzdefizit :-) Solange da alle mitspielen, ist doch die Welt in Ordnung.

Nun gibt es leider das Problem, daß Europa recht stark geworden ist und sogar als Wirtschaftsraum im Sinne von BIP und Menschen die USA übertrifft. Also entstehen hier auch liquide Bondmärkte und die Exportnationen China und Japan kaufen vermehrt EUR-Bonds, nicht nur USD-Bonds. Das bringt das Gefüge zum Kippen. Da kommt doch eine Finanzkrise gerade recht, in der die Bonität dieser EUR-Bonds in Frage gestellt wird und die abtrünnigen Staaten wieder in die Arme von Uncle Sam treibt.

In Deutschland ist ein Arbeitgeber, der seinen Lohnzahlungsverpflichtungen nicht nachkommt, im Sinne des Gesetzes insolvent. Eigentlich könnte jeder entsprechende Angestellte nun Antrag auf Insolvenz der jeweiligen US-Behörde beim zuständigen Gericht stellen :-) Anscheinend ist das bisher noch nicht passiert.

Warum? Nun, das immer wieder für Überraschungen gute US-Arbeitsrecht sieht nämlich vor, daß Furloughs (unbezahlte Freistellungen) und Salary Cuts (Kürzungen von Arbeitszeit und Arbeitsentgelt) mit dem Gesetz im Einklang stehen können.

Arbeiter, die nach einer täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Arbeitszeit bezahlt werden und daher auch Gleitzeitkonten etc. unterhalten können, können im Umfang ihrer Arbeitsinanspruchnahme jederzeit eingeschränkt werden. Das ist eine etwas radikalere Form von Kurzarbeit, denn Gehaltsausgleich gibt es dafür keinen. Es ist noch keine Kündigung, die aber auch recht schnell ausgesprochen werden kann.

Angestellte, die unabhängig von ihrer tatsächlichen Arbeitszeit mit einem Gehalt bezahlt werden (anhand von Zielvereinbarungen), können verpflichtet werden, weniger zu arbeiten, würden jedoch das gleiche Gehalt bekommen. Kürzt der Arbeitgeber ihre Arbeitszeit und ihr Gehalt, so würde das bedeuten, daß sie ab sofort auch Überstunden separat vergütet bekommen müssen, d.h. nicht mehr ein Festgehalt bekommen. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten ist es jedoch auch hier möglich, Arbeitnehmer im Leistungsumfang einzuschränken.

Mit anderen Worten: das Risiko wird hier komplett auf die Arbeitnehmer abgewälzt. Das führt dazu, daß es jetzt bereits eine Abwanderung von vor allem Akademikern im Staatsdienst gibt, die Jobs in der gerade wieder anlaufenden Privatwirtschaft finden, wo die Gehälter auch noch etwas besser sind. Letztendlich tut man sich mit diesem politischen Tauziehen keinen Gefallen.

So richtig spannend wird es aber erst um den 17. Oktober herum, wenn nämlich die USA technisch zahlungsunfähig sind.

Hallo - ich arbeite in einem mittelständischen Unternehmen. Es kam schon einige Male vor, dass mein Gehalt erst mit drei Wochen Verspätung gezahlt werden konnte. Meine Miete musste ich trotzdem bezahlen! Tja, darüber spricht nur niemand.

Ich glaube nicht, dass die Situation für die Amerikaner sooo lange anhalten wird.