Schweißfachmann & Meister oder staatlich geprüfter Techniker?

1 Antwort

Ich vermute du weißt selbst mehr über die beiden genannten Qualifikationen / Entwicklungsmöglichkeiten als alle anderen hier. Ich persönlich habe jedenfalls keine Erfahrung im Bereich Metallverarbeitung.

Nachdem was du schreibst verstehe ich den grundsätzlichen Zielkonflikt folgendermaßen:

Du magst eigentlich das handwerkliche Arbeiten und aus diesem Grund wäre der Meister die naheliegende Option. Als Techniker wäre deine Arbeit abstrakter, weiter weg vom Metall, aber man verdient besser.

Ich habe mal mit Technikern in einer anderen Branche zusammengearbeitet. Sie kannten sich extrem gut aus in ihrem Fachbereich und hatten sehr wichtige die Aufgabe verschiedene Großanlage im laufenden Betrieb an mehreren Standorten in Europa zu warten und zu optimieren. Gleichzeitig haben sie Industriekunden bei Umsetzungsfragen beraten. Die haben über ihren Beruf gesagt: Man findet kaum noch jemand, der diesen Weg gehen möchte. Man verdient zwar ordentlich, aber die Anforderungen sind auch hart, weil das Privatleben leider und man eine:n Partner:in braucht, die:der das mitmacht. Sonst ist es sehr einsam und Familie ist eher unmöglich, wenn man nicht bloß Wochenenden mit den Kindern verbringen möchte.

Die Rolle des Meisters ist im Vergleich sicher bodenständiger und näher an dem was du kennst. Dafür sind auch die Möglichkeiten weniger weitläufig.

Was ich immer empfehle bei solchen schwierigen Entscheidungen:

  1. Überleg dir, welche Option mehr Türen aufmacht. Es zählt nicht bloß der unmittelbare Job nach der angestrebten Qualifikation, sondern auch die Rollen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die danach in vielleicht 5 oder 10 Jahren in Fragekommen. In deinem Fall: Was machen Meister bzw. Techniker 5/10 Jahre nach der Qualifikation. Wir leben in einer Zeit des Lebenslangen Lernens, jeder Job ist immer auch Vorbereitung für den nächsten Job.
  2. Sprich Menschen an, die diese Wege gegangen sind. Entweder im privaten oder beruflichen Umfeld. Oder auch über Plattformen wie Xing oder LinkedIn, vielleicht gibt es über die IHK auch Netzwerke, die du anzapfen kanntest. Frag diese Menschen, was sie im Rückblick gern früher gewusst hätten, was sie jüngeren Kolleg:innen empfehlen würden, was sie rückblickend gern anders gemacht hätten. Die meisten Menschen sind geschmeichelt, wenn man sie höflich um Rat bittet, und viele nehmen sich gern Zeit für ein Telefonat. Wenn du drei solcher Gespräche je Richtung führst, wirst du viel lernen.

Alles Gute! 🍀