Hoch verschuldet durch Vater
Hallo!
Ich stecke momentan ziemlich im Schlamassel und weiß nicht weiter. Also ich bin 22 Jahre alt, weiblich und studiere 700km entfernt von dem Wohnort meiner Eltern. Frisch nach dem Abitur 2009, im Alter von 19 Jahren, baten mich meine Eltern um einen Gefallen, den ich seither täglich bereue. Meine Eltern waren immer schon selbstständig, aber seit 2004 war mein Vater in Insolvenz und es war ihm nicht mehr möglich selbstständig zu sein. 2007 verloren wir aufgrund einer Zwangsversteigerung unser Haus und unser Café. Bis 2009 waren meine Eltern arbeitslos und ich hatte neben dem Abitur 3 Jobs um meine Familie zu "ernähren". Trotzdem war das nicht genug und wir waren recht verzweifelt. Meine Eltern wollten wieder arbeiten und selbständig sein, aufgrund der Insolvenz konnten sie jedoch nichts machen und warteten bis ich mit dem Abi fertig war, damit ich ein Restaurant für sie eröffne. Über meinen Namen. Ich war mit der Idee gar nicht glücklich, da ich Angst hatte, dass es schief geht und unter keinen Umständen dort bleiben wollte, da ich studieren wollte. Unter Flehen und Bitten wurde ich jedoch überredet und stimmte zu ein kleines Restaurant zu eröffnen welches bis 2010 über meinen Namen laufen sollte. Aus 2010 wurde später aber Februar 2011. Für dieses Jahr blieb ich dort auch, und fing erst im WS 2010 mit dem Studium an. Alles schön und gut, wie meine Eltern es sich ausgemalt hatten, aber schnell ging es den Bach unter. Februar 2010 waren die ersten Gerichtsvollzieher da, da mein Vater dem Finanzamt nichts zahlen konnte. Ich wusste davon nichts, das war alles neu für mich. Ich drohte damals schon insolvent zu gehen, aber den Betrag konnten wir zahlen. Das war der Punkt, an dem dieses verfluchte Restaurant hätte schließen sollen - aber nein! Mein Vater glaubte an Wunder. Ich zog aus, ging weg zum studieren. Bald war endlich das Restaurant auf Vaters Namen umgeschrieben, doch kurz danach kamen wieder Gerichtsvollzieher. Ich zahlte c.a. 2000€ selber neben dem Studium ab. Mittlerweile kann ich nicht mehr arbeiten, da das Studium zu viel Zeit einnimmt. Die Schulden betragen c.a. 35.000€. 20.000 davon sind Miete +Zinsen, ein Betrag der eingefroren werden kann. Der restliche Betrag jedoch nicht. Heute wurde meinen Eltern das Gas zugedreht. 6000€ sind an EON offen, weil mein Vater einfach NIE eine Rechnung zahlte. Er versteckte sie stets und log uns alle an. Auch hat er mich bisher nie umgemeldet.
Ich weiß nicht was ich tun soll. Gibt es eine Möglichkeit für mich? Zwar wurde ich gedrängt, aber ich war zum Zeitpunkt des Vertragsabschluss volljährig und unterschrieb freiwillig im eigenen Namen. Dennoch konnte ich die Situation nicht richtig einschätzen und ich finde, dass die Rechtsgeschäfte sittenwidrig waren.
Ich bin furchtbar verzweifelt. Denke viel an Suizid und habe es auch bereits mehrmals versucht. Bin momentan in Behandlung und nehme Antidepressiva. Aber Besserung ist nicht in Sicht. Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll...
3 Antworten
Bei diesem Schuldenstand und der fehlenden Perspektive die Schulden wieder abzubauen kann man Dir eigentlich nur zum Insolvenzverfahren raten. Ob das nun das sogenannte Regelinsolvenzverfahren oder die Privatinsolvenz ist, kann abschließend nach Deiner Sachverhaltsschilderung nicht beurteilt werden.
Mein Ratschlag an Dich ist, Dich von einer Schuldnerberatung beraten zu lassen über die dahingehend bestehenden Möglichkeiten. Solche Schuldnerberatungen gibt es bei kirchlichen und gemeinnützigen Organisationen und den Kommunen.
Gewiß, das Insolvenzverfahren dauert auch seine Zeit, bei der Privatinsolvenz 6 Jahre, und hat Einfluß auf Deine Bonität (den "Schufa-Status") für etwa 10 Jahre. Aber zumindest siehst Du dann wieder eine Perspektive in Deinem Leben.
An anderen Möglichkeiten verbliebe für Dich nur die Abzahlung der Schulden. Eine von Dir angenommene Sittenwidrigkeit sehe ich nicht und zwar schon deswegen nicht, weil Du ja nicht von Deinem Vertragspartner bedrängt worden bist, sondern von Deinen Eltern.
Deine Verzeiflung ist verständlich: Überschuldet zu sein ist nicht schön! Insolvenz ist eine Lösung - Selbstmord ist aber KEINE Lösung!!!!
Es ist gut, dass Du Dir schon Hilfe suchst, nur musst Du diese auch annehmen. Es wird nicht leicht und man bekommt auch nichts geschenkt, aber ist ein Weg, eine Lösung.
Und während des Verfahrens bleibt der sogenannte Selbstbehalt, der deutlich über Hartz4 liegt und zum Leben reicht: Da ist auch mal n Kinobesuch oder ein kleiner Jahresurlaub drin (wenn man das möchte und dafür spart). Also bitte KOPF HOCH, durchatmen und nach Vorne schauen: sich Lösungwege zeigen lassen und einen davon angehen.
Treff Deine Entscheidungen bitte nicht in dieser Stimmung sondern überlege sachlich. Natürlich stimmt es, dass ein Insolvenzverfahren Deine Möglichkeiten einengt. Dafür hast Du aber anschließend eine Perspektive. Bei Ende des Verfahrens bist Du 30 und damit immer noch jung genug, Dein Leben zu genießen.
Die Alternative zur Insolvenz ist eine Vereinbarung mit Deinen Gläubigern über eine Stundung und ratenweise Rückführung der Außenstände. Gläubiger haben für einen solchen Vorschlag durchaus ein offenes Ohr, denn sie können mehr von ihrem Geld wiedersehen als bei der Insolvenz. Nur muß man ja in der Lage sein, etwas anbieten zu können und da bist Du bedingt durch Dein Studium ja zunächst einmal in einer ungünstigen Lage. Du kannst derzeit einfach nicht Vollzeit arbeiten. Aber, wie gesagt: Einen Versuch ist es wert.
...mir gehts genauso wie dir...ich studiere auch... und hab auf " Wunsch" nenn ichs jz mal fuer meine Eltern ein Geschaeft uebernommen...mit Krediten.. leider hat mein Vater nur Schuldn damit gemacht... und hilft mir auch nicht..in gerningster weise..ich arbeite auch neben dem Studium.. Und kann dennoch nichts zurueckzahlen... ich frag mich wie eltern sowas machen koennen...
Hallo Leliel,
lass Dir den Rat von Privatier mal ganz in Ruhe durch den Kopf gehen
Wenn Du auch während einer Insolvenz einiges an Einschränkungen in Kauf nehmen musst, so hast Du doch einen monatlichen Selbstbehalt von 1030 €, die nicht gepfändet werden dürfen. Damit kann man einigermaßen gut über die Runden kommen.
Die Zeit vergeht schnell und in Deinem Alter stehen Dir dann für einen Neuanfang alle Türen wieder offen.
Also: Augen zu und durch!!
Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute.
Hallo,
Danke für die Antwort. Ich habe bereits mit einem Anwalt über ein Insolvenzverfahren gesprochen. Ich möchte keines. Ich weiß, dass dies eine Lösung wäre. Ich zögerte es hinaus, weil mein Vater immer versprach er zahle es, er zahle es. Mit Hilfe von Verwandten, mit den Grundstücken die wir in unserem Heimatland hatten.
Ich hab momentan keinen Lebenswillen mehr und eine Insolvenz würde mir jegliche Freiheit nehmen. Ich könnte keine Verträge mehr abschließen, sei es Wohnung, sei es Telefon. Ich könnte nicht mehr reisen oder tun was ich möchte (was ich momentan ohnehin nicht tue). Ich wäre gefangen. Und lieber bin ich tot als das.