"Reich" ist kein absoluter Begriff, daher müssen wir eher eingrenzen, was die Kriterien sind, nach denen jemand als "reich" gilt - ggf. in Relation zu anderen Parametern, wie dem allgemeinen Lebensstandard im Aufenthaltsland, den persönlichen Anforderungen an die Lebenshaltung und -führung, sowie den Umgang mit Risiken im Leben.
Wenn Du ein Vermögen von 550 kEUR mit 25 hast, dann ist das gut, aber bei einem Bedarf von vielleicht 40-50 kEUR pro Jahr für Lebensunterhalt wird das in ca. 10-12 Jahren aufgebraucht sein. Daher würde ich für "derzeit vermögend" plädieren.
Der Begriff "reich" hat in meinen Augen etwas mehr Nachhaltiges, d.h. Du solltest aus dem Kapital (frei oder gebunden verfügbar) langfristig das Leben mit den üblichen Annehmlichkeiten, die Dir wichtig sind, bestreiten können. Ob dazu der Besitz eines Hauses oder einer Jacht (oder mehrere davon) gehört, wäre Deine persönliche Ausgestaltung, die dann die montetäre Grenze bestimmt.
Bist Du also 25 und rechnest mit 75 weiteren Lebensjahren, sowie beispielsweise 200 kEUR an Bedarf pro Jahr, so wären das statische Rücklagen von 15 Mio EUR, die aufgezehrt würden. Bei einer Verzinsung dieses Betrags von 2% nach Steuern würdest Du in etwa die Inflation ausgleichen, also die Kaufkraft der Anlage erhalten. Hättest Du mit 20 eine Firma gegründet und mit 25 für diesen Betrag verkauft, dann wäre das durchaus nicht unrealistisch.
"Reich" ist für mich jemand, der das Einkommen für den persönlichen Lebensstil langfristig gesichert hat und sich daher um Erwerbstätigkeiten oder Fragen, ob man etwas Bestimmtes nun wirklich erwerben will, keine großen Gedanken machen muss. "Reich" bedeutet auch, das man nicht den gewöhnlichen Zwängen des Lebens unterworfen ist, sondern freier den hedonistischen Aspekt des Lebens betonen kann. Das persönliche Glück steht im Vordergrund. Dazu gehört für viele "Reiche" auch, wie sie einen Teil ihres Überschusses an Mitteln sinnvoll in soziale Vorhaben investieren, d.h. Aktivitäten, die keinen Profit abwerfen, sondern einfach in der Gesellschaft benachteiligten Gruppen zugute kommen.
Viel wichtiger als die Frage, ob ich als "reich" gelte oder angesehen werden, ist für mich die Frage, was der Staat denn von mir denkt. Die 20% bestverdienenden Steuerpflichtigen in Deutschland tragen derzeit über 80% der Steuerlast. Das sollte man nicht vergessen, wenn die Neiddiskussion um nicht Reiche, aber einfach Gutverdiener beginnt. Es kann nicht immer nur um Umverteilungen gehen, sondern Leistung muss honoriert werden.