Wirtschaftsrecht oder "normales" Jura studieren?

8 Antworten

Mein Sohn hat in Mannheim angefangen Unternehmensjura zu studieren (Bachelor, dann Master). Hätte ich gut gefunden, weil man nach dem BA auch den Master in BWL hätte anschließen können.

Mittlerweile ist er nach Heidelberg gewechselt. Die unterrichten Jura noch nach dem alten System (1. und 2. Staatsexamen).

Ich denke, die neustrukturierten Studiengänge gibt es noch nicht lange genug, um wirklich Aussagen treffen zu können, wie diese Abschlüsse in den Unternehmen ankommen und welche beruflichen Perspektiven man damit hat. Solange es noch Universitäten gibt, die klassisch Volljuristen ausbilden, werden die vermutlich für bestimmte Positionen weiter vorgezogen werden, weil einfach ein breiteres Spektrum abgedeckt werden kann.

Andererseits solltest du dich nicht davon abhalten lassen, das zu studieren, was dir entspricht.

Da ich im Moment mitten in einem Studium "Wirtschaftsjurst" stecke, kann ich dir ganz genau berichten, was die Vor- und Nachteile sind.

Eigentlich hätten auch die Jurastudiengänge auf Bachelor bzw. Master Studiengänge umgestellt werden sollen, leider ist das nicht geschehen.

Im Studiengang Wirtschaftsrecht hat man dennoch viele Chancen in der Wirtschaft, da man in vielen Bereichen einen Volljuristen ersetzen kann. Wie bereits genannt kann man das Unternehmen nicht vor Gericht vertreten. Jedoch geht es oftmals nur um einen juristische Einschätzung, die man auch mit diesem Studiengang voll und ganz abgeben kann.

Unsere Professoren sind der Meinung, dass Wirtschaftsjuristen die Jurastudenten in Unternehmen bald (zum Teil) ablösen werden. In diesem Bereich muss man sich jedoch durchsetzen können. Ein Jurist Zweifelt zu Recht einen Bachelorabsolventen an, der das gleiche Wissen mit der Hälfe der Studienzeit vermittelt bekommt. Natürlich fehlen einige Bereiche im Vergleich zum Jurastudium, jedoch sind diese in Unternehmensbeziehungen auch nicht wichtig.

Bei einem Vollabi würde ich den Jurastudiengang empfehlen. Aber auch bei der Hochschule ist der Studiengang Wirtschafts(privat)recht durchaus eine Empfehlung wert.

Hi,

also ich habe mir nun ca. 10 Min. lang die Antworten gelesen. Ich hoffe meine Antwort kommt nicht zu spät für dich. Ich habe selbst sowohl BWL als auch WR und Jura hinter mir. Ich weiß, ich weiß... zuviele Studien :-)

Worauf keiner der Antwortgebenden eingeht ist die Möglichkeit in der Wirtschaft präventiv tätig zu sein. Bspw. Vertragsgestalterisch, als Mediator, mit Zustatzqualifikation als Prüfer in großen Gesellschaften etc.

Grundsätzlich gilt: Sobald sich zwei streiten freuen sich die Dritten (deren Anwälte) Ich bin zwar nicht gegen den Berufsstand, aber in der Wirtschaft verdienen sie sich eine goldene Nase und das nur, weil durch das Rechstdienstleistungsgesetz einem Nicht-Anwalt eine Rechtsberatung untersagt wird. Bei einer aufkommenden Unstimmigkeit, rennt der eine zum Anwalt und dieser rät ihm zu einer Klage. Denn Geld verdient der Rechtsanwalt nur durch die Klage. Dann müsste man nur noch sagen: "Wohin mit der Kohle?"

Aber: Überlegen wir Mal praktisch. Hätten sich die Parteien VORAB überlegt was sie wie in einem Vertrag festhalten möchten, dann würden sie dadurch viel sicherer aufkommenden Probleme aus der Welt räumen können. Ein Wirtschaftsjurist ist je nach Hochschule auf einigen Gebieten viel qualifizierter als ein Volljurist der eben die VOLLE BREITE abdecken muss. Bspw. die Wirtschaftsjuristen in Mainz sind auf dem Gebiet Gesellschaftsrecht, Europarecht, Arbeitsrecht um einiges besser als die (voll)Kommilitonen 300 Meter weiter an der Uni. Ich selbst habe in meinem WR-Studium bei einem zugelassenen Rechtsanwalt ein Praktikum absolviert. Hier hat mich der Anwalt nach ca. 1 Woche bereits volle Stellungnahmen für seine Mandanten (Vereine, Gewerkschaften und Unternehmer) schreiben lassen und diese ohne Änderung rausgeschickt. Nach ca. 4 Wochen "durfte" ich dann selbständig sogar Klagen im Zivilrecht (Mietrecht) verfassen und diese wurden lediglich in "Form" gebracht abgeschickt!!!

Damit will ich nur sagen, dass zurzeit die Akzeptanz der Wirtschaftsjuristen nicht gegeben ist, wogegen man ankämpfen sollte. Es ist klar, dass die legislative sehr oft mit Volljuristen besetzt ist und diese nun Mal gerne sich als Volljurist als eine besondere Gattung zählen und getreu dem Motto "je weniger desto wertvoller" dafür sorgen wollen so wenig Konkurrenz wie möglich zuzulassen.

In der Wirtschaft sind Wirtschaftjuristen "im kommen"

So... genug gelästers. Ich hoffe dir weitergeholfen zu haben...

Gruß

Möchte mich auch kurz äußern: Kurz zu mir: Volljurist, 3 Jahre Anwalt, dann in ein Unternehmen als Unternehmensjurist gewechselt (Amerikanischer IT-Konzern mit Tochter in Deutschland). Neben der Arbeit einen L.L.M. Wirtschaftsrecht an einer Hochschule mit den hier beschriebenen Inhalt gemacht. Meine Sicht der Dinge: Natürlich versucht jeder der beiden Lager sich seine Sache "schön zu reden". Die Realität sieht aber m.A. nach so aus: Die vermeintlichen Vorteile, die die Wirtschaftsjuristen für ihren Studiengang beanspruchen, sind in Wirklichkeit keine. Zwar hören die Wirtschaftsjuristen evtl. bereits im Studium von mehr Spezialthemen (Markenrecht, Vergaberecht, UWG etc. etc.) aber diese Themen werden absolut oberflächlich behandelt. Man kann sagen, dass Wirtschaftsrechtler mit einem gefährlichen Halbwissen ausgestattet werden. Ich würde niemals einen Wirtschaftsjuristen bspw. bewerten lassen, ob bei einem mehrere Millionen schweren Deal die Haftungsklausel hält oder nicht. Das kann er schlichtweg nicht, weil er die Grundlagen nicht beherrscht. Das Argument, man würde als Volljurist ja nur unsinnige Sachen für die Wirtschaft wie Verwaltungsrecht oder Strafrecht lernen, ist natürlich Quatsch. Um die juristische Arbeitsweise v.a. im Zivilrecht zu erlenen und zu durchschauen, braucht es eben Jahre. Zum angeblich fehlenden wirtschaftlichen Verständnis der Volljuristen: Es mag sein, dass der Wald und Wiesenanwalt, der sich nur mit Familienrecht und Strafrecht beschäftigt keine Ahnung von IFRS oder US-GAAP Rechnungslegungsvorschriften hat. Mag auch sein, dass er im Arbeitsrecht schwach ist. Nur: Mit diesen Volljuristen konkurriert der Wirtschaftsjurist nicht. Wenn die großen Konzerne und Unternehmen eine Stelle im juristischen Bereich ausschreiben, dann werden fast ausschließlich Volljuristen gesucht. Diejenigen Volljuristen, die sich auf diese Stellen bewerben bringen sehr wohl wirtschaftliches Verständnis mit und haben sich entsprechend weiterqualifiziert. Daher ist es ein Irrglaube, dass man hier mit Wirtschaftsrecht die große Karriere in der Juristerei starten kann. Ich habe in meiner beruflichen Praxis fast ausschließlich mit Rechtsabteilungen von Unternehmen zu tun, die 10.000 + manche weit über 100.000 Mitarbeiter haben. Mit einem Wirtschaftsjuristen hatte ich bis dato, sorry to say, noch nicht zu tun.

Ich denke dass man mit diesem Studiengang bei einem Mittelständler, der sich keinen teuren Volljuristen leisten möchte ganz ordentlich auskommt. Für mich war der Studiengang eine gute Abrundung und Ergänzung des Profils. Tiefgründiges Wissen wird aber letztlich nicht vermittelt.

Es wird zu diesem Thema immer viel geschrieben: Allerdings muss man einfach die Fakten sprechen lassen. Geht doch mal auf Monster.de oder Stepstone.de. Sucht nach juristischen Berufen und schaut mal, wieviele der dicken Fische (attraktive, gut bezahlte Jobs bei großen Konzernen) nach Wirtschaftsjuristen suchen. Ich denke das Ergebnis spricht für sich.

Könnte ich sowas studieren würde ich auch Jura studieren, dann hat man auch Grundlagen für andere juristische Bereiche sollte es in der Wirtschaft nicht klappen