Wieso halten sich so wenige Radfahrer an die StVO?

23 Antworten

Wieso denken die Fahrradfahrer, dass die sich nicht an die Regeln halten müssen

Es gibt unter allen Verkehrsteilnehmern einen erschreckend hohen Anteil an Individuen, die sich für wichtiger als die Allgemeinheit halten und die StVO für einen persönlichen Angriff halten. Oder für eine freundliche Empfehlung gegenüber Losern. Das ist kein spezifisches Radfahrer-Problem,sondern betrifft Motorradfahrer, Autofahrer, LKW-Fahrer und Fußgänger im gleichen Maße.

Bei Radfahrern hat es aber quasi keine Konsequenz. Trotz vieler gefährlicher Situationen passiert kaum je etwas. Und die Überwachung von Regelverstößen getaltet sich auch sehr schwierig, weil man ja kein Kennzeichen hat, Gesichtserkennung nicht erlaubt ist und man vor Fußstreifen schnell abhauen kann. Man fühlt sich also sicher und denkt gar nicht erst daran, etwas ändern zu müssen.

Dazu kommt sicher auch ein stück "wie du mir, so ich dir". Mal ehrlich: 80% der Autofahrer regen sich tierisch auf, wenn sich ein Radfahrer vollkommen StVO-Konform als gleichberechtigtes Fahrzeug in den Verkehr einordnet. Dann wird man angeschrien "das ist eine Straße und kein Radweg!" und dergleichen. Wenn du als Radfahrer auf einer Vorfahrtstraße kommst, kannst du dich quasi darauf verlassen, dass dir jemand die Vorfahrt nimmt. Er hat dich nicht wahrgenommen oder hält dich für minderwertig. Und Fußgänger nehmen Radwege gerne als Gelegenheit, zu mehreren nebeneinander zu flanieren und kümmern sich nicht um Fahrradklingeln.

meine Hauptfrage, wieso unternimmt NIEMAND was dagegen?

Mache doch mal einen konstruktiven Vorschlag. Möchtest du eine Kennzeichenpflicht und "Blitzer" auf Radwegen? Möchtest du an jede Ampel eine Kamera mit Fahrradhelmtauglicher Gesichtserkennung installieren?

Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie man mit vertretbarem Aufwand eine flächendeckende Überwachung realisieren sollte.

extrem langsam in der Mitte der Straße fahren und somit alles blockieren

Genau das meinte ich oben: Radfahrer müssen z.B. von geparkten Autos so viel Abstand halten, dass sei nicht von plötzlich geöffneten Fahrertüren gefährdet werden. Also locke 1,5m. Dann landest du nunmal zwangsweise in der Mitte der Fahrspur! Und ja: Du darfst nur mit 1,5m Abstand überholen, also musst definitiv mit dem kompletten Fahrzeug auf die Nachbarspur fahren. Und ja: Dann eierst du eben mal mit 15km/h hinterher. Wenn das deinen Terminplan durcheinander bringt, bist du zu spät losgefahren.

Müssen sich die Fahrradfahrer wirklich nicht an die StVO halten bzw. gibt es da ein besonderes Gesetz, wieso sie privilegien genießen dürfen?

Selbstverständlich müssen sich Radfahrer an die StVO halten.

Komisch nur, das es früher mit dem "Vorbeifahren" an geparkten Autos prima geklappt hat.....*mal so anmerke*

@RedPanther

ja hat es.....oder ist die BRD "Bevölkerungslos" ???

@OlafausNRW

Das Vorbeifahren an parkenden Autos wird sehr leicht unterschätzt. Der Radfahrer achtet mehr auf ein Auto, was gerade vor ihm einparkte, als auf eines, was schon längere Zeit unbeweglich am Straßenrand steht. Doch in beiden schlummert die gleiche latente Gefahr. Man kann nie wissen, wann sich eine Autotür plötzlich öffnen kann. Und besitzt das Auto gar getönte Scheiben, hat man noch schlechtere Karten.

@OlafausNRW

Wenn da nie etwas passiert wäre, warum gibt es dann Gerichtsurteile und Empfehlungen, dass Radfahrer entsprechden Abstand halten sollen?

Nach dem Argument "es sind ja noch Menschen übrig" war die spanische Grippe übrigens auch vollkommen harmlos.

@TimeosciIlator

Ja weil die Radfahrer ja auch rasen wie sonst was :-)

@RedPanther

Diese Urteila sind aber aus neuerer Zeit und die Empfehlung, Abstand zu halten brauchten früher die Radfahrer gar nicht, die hatten nämlich ihren Kopf noch zum Denken und haben das von sich aus gemacht.

@OlafausNRW

Was bitteschön hat das Rasen mit dem Abstand zu tun ?

Und würde man tatsächlich rasen: Du als Hinterherfahrender müsstest doch eigentlich froh sein, wenn Du nicht mit den oben von RedPanther erwähnten 15km/h hintertuckeln müsstest :-)

@TimeosciIlator

Nun, zu hohe Geschwindigkeit ist auch bei Radfahrern eine verbreitete Unfallursache. Und 15 Km/h fahren doch nur ältere Semester.....die Jüngeren sind mit 40 oder mehr unterwegs.

@OlafausNRW

Wenn sich die Tür auf gleicher Höhe öffnet, ist die Geschwindigkeit irrelevant. Ein ausreichender Abstand ist notwendig!

@OlafausNRW

Tja, und dann gibt es eben noch die, die eigentlich gerne Abstand halten würden, aber dann ständig von Autofahrern zur Schnecke gemacht werden, und sich dann doch lieber eng an den Rand drücken. Merkst was?

Ist angenehmer, wenn man sich auf die geltende Rechtsprechung berufen kann.

@TimeosciIlator

Nein eine angepaßte Geschwindigkeit ist notwendig

@RedPanther

Nö, es ist angenehmenr wenn man das Radfahren richtig kann :-)

Oha danke für diese gute Antwort!

Bin deiner Meinung. Ich kenne beide Seiten. Fahre selber gerne Fahrrad und auch Auto und Moped. Also kann ich von allem ein Lied singen.

jedenfalls hast du recht mit den Aussagen, dass bei rot über den Bürgersteig gefahren wird oder rechts vor links für viele ein Fremdwort ist.

leider wird auch bei uns diesbezüglich zu wenig kontrolliert. Allerdings habe ich letzte Woche auch erst 10 Euro bezahlt, weil ich auf dem Gehweg mit dem Rad gefahren bin (die Einbahnstraße war nicht für Radfahrer beidseitig freigegeben und da bin ich auf dem Gehweg gefahren, um abzukürzen). Passiert, aber das ist in meinen Augen eine Lappalie. Auch das „Geisterradeln“, also entgegen der Fahrtrichtung auch dem Radweg fahren, ist saugefährlich und sollte mehr kontrolliert werden.

ich kann es auch nur allen Radlern sagen: haltet euch an die Regeln, auch was die richtige Beleuchtung angeht: ihr habt keinen Airbag, keine knautschzone, keinen Gurtstraffer oder sonstiges. Ihr liegt mit ganzem Körpereinsatz auf der Straße. Wenn es auch das wert ist, dann macht da, aber ohne dabei andere zu beteiligen!

Ich habe da eine Theorie: "Früher", d.h. vor ein paar Jahrzehnten fielen Radfahrer eigentlich nur auf, indem sie ohne Licht auf der Straße rumfuhren (was bei den damaligen Lichtanlagen häufig vorkam, weil die ständig im Eimer waren.

Dann setzte sich die Idee durch, daß Radfahrer möglichst auf Radwegen fahren sollten; leider reichen weder der Wille, der Platz noch das Geld für echte Radwege aus und es wurden massenhaft sog. "Radwege" auf GEHwegen gebaut. Wo noch Platz für ein schmales Streifchen war, wurde ein blaues Schild drangenagelt und fertig waren wieder 500 m "Radweg" für das gegenseitige Schulterklopfen für die Zeitung und die Statistik.

Reichte der Platz nur auf einer Seite, wurde die schmale Konstruktion halt in beide Richtungen mit blauen Schildern versehen.

Was passierte: Die Radfahrer "verschwanden" von der Fahrbahn, d.h. die Autofahrer waren es irgendwann nicht mehr gewöhnt, mit Radfahrern auf der Fahrbahn umzugehen und natürlich ist es lästig, wenn man mal für 10 Sekunden wegen Gegenverkehrs mit 20 km/h hinter einem Radfahrer fahren muß und die "verlorenen" 5 Sekunden dann später nicht gemütlich an der roten Ampel stehen darf... Ergebnis: Radfahrer auf der Fahrbahn werden illegal angehupt, eng überholt, angeschrien usw. Ergebnis: Ein "IrgendwieDurchschlager" mehr...

Die Radfahrer gewöhnen sich an völlig abstruse, enge Verkehrtführungen und entwöhnen sich vom normalen Fahrbahnradeln und schlagen sich dann halt auch ohne blaues Schild irgendwo irgendwie durch.

Damit gehen sie den Fußgängern auf die Nerven; sitzen diese später im Auto und laufen auf einen Radfahrer auf, steigt dann der Blutdruck und s. oben.

Und nein, niemand hat das "Recht" gegen die StVO zu handeln...

Lösung: Schwierig, Das Kind sitzt tief im Brunnen; ich könnte mir höchstens eine Mischung auf Aufklärung (GEHwegradeln ist saugefährlich, Radfahrer müssen auf der Fahrbahn fahren und dürfen nicht drangelisiert werden) und konsequenter Ahndung von Fehlverhaltens.

Aber ein Eindruck ist falsch: Die Quote von Fehlverhaltens ist bei Auto- und Radfahrern gleich; die einen parken falsch und fahren zu schnell, beide fahren sehr gerne bei Rot und die anderen fahren auf GEHwegen oder ohne Licht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Tja, das liegt einfach an deren Rücksichtslosigkeit. Nicht alle Radfahrer sind so. Ich als Radfahrer kenne viele rücksichtlose Autofahrer und sogar Fußgänger. Wer schnell unterwegs ist, stellt schon mal eigene Bequemlichkeit und Geschwindigkeit über das Wohl anderer. Da ist keiner ausgenommen.

Das ist verzerrte Wahrnehmung. Dir fallen negativbeispiele besonders stark auf. Das es tausende Radfahrer gibt die die Regeln befolgen ist eine unbemerkte Selbstverständlichkeit. Auch LKW-Fahrer, Radfahrer und Fußgänger werden dir von dreisten bis gemeingefährlichen Autofahrern berichten.