Wieso bleiben mir von 55000€ Brutto nur knapp 32000€ Netto?

5 Antworten

Die Berechnungsgrundlagen sind unterschiedlich.

In D ist in der Angabe des Nettolohns die Summe aller gesetzlichen Abzüge bereits enthalten; allerdings ist der Umfang selbiger in der Schweiz anders. Auch auf der verlinkten Seite ist die Krankenversicherung zusätzlich abzuziehen; die nämlich ist in der Schweiz Privatsache. Und die "ab CHF 194.--" Einträge kannst du vergessen. Rechne mal mit monatlich mindestens CHF 300.-- + X.

Bei einer angebotenen Stelle als Absolvent bleiben mir von 55k€ Jahresgehalt nur 32k€ in der eigenen Tasche. Also wurden ca. 42% abgezogen :/

Ja, das stimmt soweit. Aber bitte Versicherungen und Steuern nicht immer in einen Topf werfen.

Selbst wenn ich dort in zwei Jahren auf über 100k Franken komme, werden nur 28% an Steuern fällig.

Du musst allerdings bedenken, dass die Lebenshaltungskosten in der Schweiz auch um ein Vielfaches höher liegen. Insofern bleibt dir unterm Strich - außer als Grenzgänger - gar nicht so viel mehr übrig. Und als Grenzgänger wiederum ist die Versteuerung teurer.

Nachtrag:
Selbst eine ALDI-Kassiererin verdient in CH mittlerweile als Mindestlohn (!) CHF 4300.--/mtl.

https://www.blick.ch/news/wirtschaft/coop-migros-abgehaengt-aldi-angestellte-kriegen-noch-mehr-lohn-id7674182.html

Und davon alleine kann man in vielen Teilen der Schweiz nicht leben.

@FordPrefect

In Deutschland muss eine Kassiererin vermutlich noch zwei schwarze Nebenjobs machen, weil man mit einem noch nicht überleben kann.

Verlegst du auch deinen Wohnsitz in die Schweiz? Nur so kämst du an die günstigere Versteuerung.

Hätte ich die Wahl, würde ich das genau so machen.

Ja, das würde ich machen.

Ich lese hier nun sehr oft Empfehlungen den Weg in der Schweiz einzuschlagen.

Danke auch Dir!

@thesisman

Die Schweiz ist teuer. Der Einkauf in D wird es allein nicht rausreissen. Informiere dich rechtzeitig darüber!

Ich würde mich vorher sehr genau nach der Kaufkraft in der Schweiz erkundigen. Was kostet die Miete z. B.

Bist Du krankenversichert - oder musst Du da privat zahlen? Arbeitslosenversichert? Was ist mit Rentenversicherung? Wird die Zeit in der Schweiz später in Deutschland anerkannt?

Ich kenne einige, die es bitter bereut haben, in die Schweiz gegangen zu sein, weil das Leben dort so wahnsinnig teuer ist.

Der Mann einer Arbeitskollegin ist vor 10 Jahren in die Schweiz arbeiten gegangen. Er hatte damals ein gutes Angebot für ein Jahr mit deutlich mehr Geld als er in Deutschland verdient hat und wollte es mal versuchen. Er hatte im Grenzgebiet in Deutschland eine kleine Wohnung. Es hat ihm dann so viel Spaß gemacht, dass er das 10 Jahre gemacht hat bis in den Vorruhestand jetzt und hat es nie bereut.

Am Wochenende fuhr er heim oder seine Frau besuchte ihn.

Wenn du die Chance hast, probiere es doch einfach aus in der Schweiz.

Was für eine Crux, wir haben nun einmal hohe Steuern, niedrige Löhne und sammeln zur Rente Pfandflaschen. Wenn die Schweiz zur Auswahl steht, dann ab dahin. Wobei auch die 55k noch sehr gut sind, im Norden oder Osten könntest du wahrscheinlich froh sein, wenn das übrig gebliebene Netto dein Brutto wäre.

Wir sind nun einmal mittlerweile ein Niedriglohnland gemessen an unseren Lebensunterhaltskosten und den Kosten der Dienste und Produkte. Hat schon einen Grund warum wir im Export so gut dastehen.

und sammeln zur Rente Pfandflaschen.

Da ist sie ja wieder: Die Werbeikone der Linken aus dem Bundestagswahlkampf 2017!

Ich sammel auch Pfandflaschen und bring sie zum Getränkemarkt. Na und?

@lesterb42

Nun schön ist es nicht, auch mit einen vermeintlich gefragten Job zu wissen, dass die Rente nicht ausreichen wird. Und die Leute, die das betrifft, die haben i.d.R. auch nicht groß was über um da privat vorzusorgen.

Das geht eben immer mehr Leuten so und wir reden hier nicht von Putzfrauen und Friseurinnen, obwohl natürlich auch die von ihrer Rente leben können sollten.

Grob überschlagen wird es bei mir später vermutlich auch nicht für Wohnung und Strom ausreichen, ohne mal über Sachen wie Essen nachzudenken.

Mit links hat das wenig zutun. Als Einzelnen fehlt einen aber das Druckmittel gegen Arbeitgeber, um höhere Gehälter raus zu schlagen, solange der Arbeitsmarkt gefüllt ist mit Leuten die darüber nicht nachdenken.

@apachy

Da muss man sich auch einmal Gedanken über eine private Vorsorge machen. Eigene abbezahlte Wohnung wäre schon einmal eine Größe. Jeder bezahlt in seinem Leben eine Wohnung, entweder die eigene oder die des Vermieters.

Mit Druckmitteln ist das wie mit einem Furz. Wenn der Druck zu hoch wird, wird es Sch...

wir haben nun einmal hohe Steuern,

Nein. Hohe Sozialabgaben, das schon. Nur sind Sozialabgaben eben gerade keine Steuern.

niedrige Löhne

Käse.

und sammeln zur Rente Pfandflaschen.

Wer´s glaubt.

Wobei auch die 55k noch sehr gut sind,

Als Einstiegsgehalt OK. Dafür aber im Normalfall mit relativ schnellen Steigerungen, je nach Qualifikation.

im Norden oder Osten könntest du wahrscheinlich froh sein, wenn das übrig gebliebene Netto dein Brutto wäre.

Ich werde wohlh nie verstehen, warum Menschen jammern, dass es da und dort so wenig Gehalt gibt, wenn es innerhalb Deutschlands jederzeit die Möglichkeit gäbe, mit einem Umzug etliche Tausend Euro pro Jahr mehr zu erhalten.
Das muss wohl der finanzielle Analphabetismus sein - selbst wenn ich Neto nicht mehr verfügbares Einkommen erziele aufgrund höherer Preise, habe ich doch trotzdem wesentlich mehr Geld u.a. in die DRV eingezahlt, und bekomme also auch später mehr Rente.

@FordPrefect
Nein. Hohe Sozialabgaben, das schon. Nur sind Sozialabgaben eben gerade keine Steuern.

Mein Fehler. Da hast du natürlich recht. Zusammengenommen sind wir aber damit in Europa auf den zweiten Platz nach Belgien was die Gesamtabgaben angeht.

Käse

Wie gesagt Deutschland besteht eben nicht ausschließlich aus München und Bawü. In der Summe haben sich die Löhne seit den 80igern kaum geändert, Inflationsbereinigt, während die Produktivität massiv hoch ist. Klar an einigen Stellen hat sich was getan, beim Vorstand, bei Investoren und co. Mal über Deutschland hinaus geschaut ist die Kaufkraft in vielen anderen europäischen Ländern durchaus höher, ebenso ist Wohneigentum in anderen Ländern sehr viel verbreiteter. Hängt sicher auch mit der Mentalität zusammen, sicher aber auch mit dem Zaster.

Wer´s glaubt.

Ganz grob werde ich z.B. als ITler in 40 Jahren knapp unter 700 Euro Rente (inflationsbereinigt) raus bekommen. Ne zwei Zimmer Bude kostet mich hier aktuell schon 700 Euro warm, wie viel Geld da übrig bleibt, kann man sich leicht ausrechnen. Dass es besser wird als man es sich heute ausmalen kann bezweifel ich mal.

Als Einstiegsgehalt OK. Dafür aber im Normalfall mit relativ schnellen Steigerungen, je nach Qualifikation.

Einstiegsgehalt wäre schön. Bei uns gibt es neben dem Chef und Vertriebsleiter genau einen Kollegen der so ein Gehalt hat, der ist nun über 30 Jahre im Betrieb und geht dieses Jahr in Rente. Einsteigen tun die Leute bei uns mit Ausbildung um 24k p.a. mit Studium ggf. mit 30k. Gleicht sich anschließend aber relativ fix an.

Ich werde wohlh nie verstehen, warum Menschen jammern, dass es da und dort so wenig Gehalt gibt, wenn es innerhalb Deutschlands jederzeit die Möglichkeit gäbe, mit einem Umzug etliche Tausend Euro pro Jahr mehr zu erhalten.
Das muss wohl der finanzielle Analphabetismus sein - selbst wenn ich Neto nicht mehr verfügbares Einkommen erziele aufgrund höherer Preise, habe ich doch trotzdem wesentlich mehr Geld u.a. in die DRV eingezahlt, und bekomme also auch später mehr Rente.

Das hat nix mit jammern zutun, das sind lediglich die Fakten. Das werden die meisten wohl machen, weil sie Familie und Freunde über das Gehalt stellen, ggf. auch Erinnerungen und co. an der Stadt hängen, in der man aufgewachsen ist. Abgesehen davon wie oben bereits gesagt, sollen wir alle in den Süden ziehen? Warum dann überhaupt noch in Deutschland bleiben, warum ziehen wir nicht alle in die Schweiz? Oder wenn wir die Sprache nicht scheuen dann eben weiter nördlich in die EU.

Überleben kann man aktuell eben auch so. Die Rente wäre das einzige, weshalb ich darüber nachdenke aber ob und was in 40 Jahren sein wird, das kann einen auch keiner sagen, sich dafür nun entwurzeln, keine Ahnung. Das es da unten für die selbe Tätigkeit das Doppelte gibt, ist mir durchaus bewusst aber da alle Verwandten und Freunde hier leben, hängt man eben am Wohnort.

@apachy
Wie gesagt Deutschland besteht eben nicht ausschließlich aus München und Bawü.

Das ist wohl wahr - nur: D besteht auch nicht nur as Niedriglohngebieten.

In der Summe haben sich die Löhne seit den 80igern kaum geändert,

Falsch. Tatsächlich lag die Gehaltsentwicklung innerhalb der letzten 23 Jahre - bis auf wenige Ausreißer (1997, 2003, 2005 und 2009) stets im positiven Bereich. Das Durchschnittsgehalt betrug brutto 1990 rd. € 21500.--, in 2016 lag es bei € 33400.-- (die Zahlen für 2017 liegen amtlich noch nicht vor, dürften aber aufgrund der Lohnsteigerungen etwa bei € 34000.-- landen). Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/75731/umfrage/entwicklung-der-bruttoloehne-in-deutschland/

Mal über Deutschland hinaus geschaut ist die Kaufkraft in vielen anderen europäischen Ländern durchaus höher,

Das liegt aber vor allem an politischen Vorgaben (zum Beispiel in der Energiepolitik und im Geschossbau). Das verteuert die entsprechenden Güter künstlich um mehrere 100%. Das ist aber keine Inflation, auch wenn sie sich im Portemonnaie so auswirkt, sondern schlicht (in vielen Fällen) hausgemachte Blödheit.

ebenso ist Wohneigentum in anderen Ländern sehr viel verbreiteter.

Dito. Zudem ist D kein Flächenstaat; Immobilien sind für die meisten schon aufgrund der horrenden Grundstückspreise nicht zu bezahlen (und zwar nicht erst seit 2007), und der Staat dreht selbst am Kräftigsten an der Gebührenschraube. EFHs werden hier nie denselben Nomalitätsgrad erreichen wie sonstwo - ujnd das ist auch gut so. Wir brauchen ja schon die Mehrheit der bestehenden EFHs in absehbarer Zeit nicht mehr, weil die Bevölkerung ab 2025 drastisch schrumpfen wird. Statt mit irren Kosten die energetische Sanierung voranzutreiben (haha), hätte man den meisten Besitzern dieser EFHs und DHHs aus den 70ern lieber schonungslos klarmachen sollen, dass diese Hütten wirtschaftlich nur abzureißen und neu zu bauen waren. Das wollte sich aber keiner trauen.

Ganz grob werde ich z.B. als ITler in 40 Jahren knapp unter 700 Euro Rente (inflationsbereinigt) raus bekommen.

Nein. Geht man mal von einem Einstiegsgehalt von € 35k aus und einer Einzahlungsdauer von 45 Jahren (Eckrentner) mit regelmäßigen Gehaltssteigerungen, landet man eher bei € 1700.--, je nach Gehaltshöhe. Entscheidend ist zudem immer der eigene Versicherungsverlauf; insoferne sind Bespielrechner oder statistische Mittelwerte sinnfrei.

Einsteigen tun die Leute bei uns mit Ausbildung um 24k p.a. mit Studium ggf. mit 30k

Zu billig. Kann man machen, um einen Schuh in die Tür zu bekommen, aber nach 12 - 18 Monaten ist der Wechsel angesagt.

Das werden die meisten wohl machen, weil sie Familie und Freunde über das Gehalt stellen, ggf. auch Erinnerungen und co. an der Stadt hängen, in der man aufgewachsen ist.

Dann darf man sich aber auch nicht beschweren, dass das Gehalt so niedrig ist. *Gerade* in Hinblick auf die Rente ist es entscheidend, den Schwellenwert von € 3000.-- brutto möglichst früh zu erreichen. Dann sieht nämlich selbst die gesetzliche Rente durchaus ordentlich aus. Leitende Angestellte mit € 5000.-- brutto plus X in mittleren Jahren landen da schonmal bei deutlich über € 2000.-- - weil dann noch viel Luft nach oben ist in der Karriere.

Abgesehen davon wie oben bereits gesagt, sollen wir alle in den Süden ziehen?

Wenn´s um den Verdienst geht, über den man sich beklagt - wieso denn nicht? Eigenverantwortung bedeutet eben auch, zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn am bisherigen Standort schlicht zu wenig gezahlt wird, müssen die AG eben was draufleen, um das Personal zu halten. Wenn das Personal sich natürlich gefallen lässt, keine angemessene Entlohnung zu erhalten, ja dann - Nachgeworfen wird einem das Geld nun nicht gerade.

Warum dann überhaupt noch in Deutschland bleiben, warum ziehen wir nicht alle in die Schweiz?

S.o. - der Lebenshaltungsindex in CH ist so irrsinnig hoch, dass sich ein Umzug eigentlich nur lohnt, wenn man wenigstens das Doppelte (je nach Region auch das Dreifache) verdient wie zuhause - und zwar in €.

@FordPrefect
Falsch. Tatsächlich lag die Gehaltsentwicklung innerhalb der letzten 23 Jahre..

Ich habe das bewusst ins Verhältnis gesetzt mit der Produktivität, die durch Automatisierung massiv gestiegen ist, sowie die Inflation mit erwähnt. Rechnen wir die Inflation raus, so sind wir schon nahe 0. Die Produktivität ist hingegen auf 125% hoch. Dazwischen klaffen über 2 Billionen Euro, Exportweltmeister Deutschland usw.

Das liegt aber vor allem an politischen Vorgaben (zum Beispiel in der Energiepolitik und im Geschossbau). Das verteuert die entsprechenden Güter künstlich um mehrere 100%. Das ist aber keine Inflation, auch wenn sie sich im Portemonnaie so auswirkt

Korrekt, ich sagte auch die Kaufkraft ist geringer. Gründe gibt es für so gut wie alles viele und es gibt immer Vor- und Nachteile. Am Ende bleibt, dass ein normaler Arbeiter in der Schweiz eher BMW fährt als in Deutschland, dass sich der Schwede eher ein teures 5.1 System ins Wohnzimmer stellt als ein Deutscher und selbst in den osteuropäischen Ländern eher ein Häuschen finanziert werden kann und damit der Lebensabend ein wenig gesichert werden kann als hier und das ist traurig.

Nein. Geht man mal von einem Einstiegsgehalt von € 35k aus und einer Einzahlungsdauer von 45 Jahren (Eckrentner) mit regelmäßigen Gehaltssteigerungen, landet man eher bei € 1700.--, je nach Gehaltshöhe.

Auch hier sagte ich Inflationsbereinigt. Zahlen technisch sagen wir, wenn man die Inflation rausrechnet nämlich das selbe. Dazu steigen aber einige Kosten wie z.B. Mieten deutlich höher, was am Ende wahrscheinlich bedeutet, dass die reale Kaufkraft unter den errechneten ~700€ liegt.