Wie ist die beste Vorgehensweise bei einer Beschwerde beim Vermieter?

6 Antworten

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Gegenfrage: Wie würdest du eine Lohnkürzung finden, wenn du 5 Minuten zu spät zur Arbeit erscheinst?

Wegen des unstreitigen Mietmangels fordert man ebengleich zunächst zugangssicher, etwa per Einwurfeinschreiben, Beseitigungsverlangen unter konkreter, angemessener Fristsetzung. Und zwar gegenpüber dem mietvertraglich genannten Vermieter, nicht der Hausverwaltung oder dem Hausmeister!

Erst wenn die auf taube Ohren stieße, kündigt man Ersatzvornahme gegen Verrechnung mit Mietzahlung und Mietminderung an.

Ich weiß nicht, ob es klug wäre, hier für alle sprechen zu wollen. Deutlicher gesagt: Ich rate davon ab.

Schreiben 1:

...  in meiner Mietwohnung (2. OG re.) in der Mustergasse 12 ist Befall mit Silberfischchen aufgetreten. Sie sind aufgefordert, die geschuldete Tauglichkeit zum vertragsgemäßen Gebrauch der Mietsache innerhalb von 10 Tagen nach dokumentiertem Zugang dieses Mängelbeseitigungsverlangens wiederherzustellen."

Schreiben 2:

... leider blieb mein Mängelbeseitigungsverlangen vom (Datum) zu dem Silberfischchenbefall in meinen Mieträumen fruchtlos. Sie sind letzmalig aufgefordert, nunmehr innerhalb vom 5 Tagen ab dokumentiertem Zugang dieses Schreibens für dauerhafte Beseitigung zu sorgen. Nach erneut fruchtlosem Fristablauf werde ich in Ersatzvornahme einen Fachbetrieb mit Beseitigung beauftragen und dessen Rechnung mit der übernächsten Miete verrechen. Gleichzeitig kürze ich wegen des Mietmangels ab Ihrer Kenntnis des Befalls mit (1.) Schreiben vom (Datum) bis zu dessen Behebung taggenau 10% meiner Monatsgesamtmiete".

G imager761

Der Vergleich mit der Lohnkürzung ist nicht passend. Die Beeinträchtigung liegt bei täglich ca 15 - 20 Silberfischen. Und da das eben nicht nur in unserer Wohnung der Fall ist, sondern im ganzen Haus, ist das ein ernst zu nehmendes Problem, was ich mit den Unterschriften verdeutlichen möchte. Letztendlich wird es glaube ich schwierig alle dazu zu bekommen, sich beim Vermieter eigenständig zu beschweren. Immerhin sind die Menschen heutzutage ja so beschäftigt ..

Danke jedenfalls für die gute Antwort, die Tipps zu den beiden Schreiben werden mir sehr weiterhelfen!

Also... Das Hauptproblem ist, dass Druck automatisch Gegendruck erzeugt. Jetzt mal offiziell: Rein Rechtlich kannst du den Vermieter abmahnen und ihm eine Frist zur Mängelbeseitigung geben. Und wenn die Mängelbeseitigung nicht erfolgt mit Mietkürzung drohen.

Ich würde das ganze in einem Gespräch machen. Bereite dich möglichst gut auf das Gespräch vor. Bringe vor allem Argumente vor, was der Vermieter von der Schädlingsbeseitigung hat (Erhalt des Wohnraums, zufriedene Mieter, die auch weiterhin pfleglich mit dem Wohnraum umgehen, etc.). Das sind alles Argumente, die du bei einem Gespräch einbringen kannst. Einen Vermieter wird es nicht interessieren, dass euch die Viecher stören. Zeige ihm seine Vorteile!

Dann mache es ihm ganz einfach. Hole dir vorher (kostenlos) ein paar Angebote ein und lege die dem Vermieter auf den Tisch. Wenn es geht, gleich mit einem Formular des Schädlingsbeseitigers für die Auftragserteilung. So, das der Vermieter einfach nur seine drei Kreuze unter das Formular setzen muss. Dadurch reduzierst du einfach die Aktionen des Vermieters, von denen jede einen Widerstand bereitet. Die Telefonnummer eines Schädlingsbeseitigers rauszusuchen kostet Zeit. Dort anzurufen kostet Zeit. Sich mit ihm zu treffen kostet wieder Zeit. Mache es dem Vermieter möglichst einfach euch zu helfen.

Wende bei deinem Gespräch möglichst das AIDA-Schema an. Sorge für eine guten Einstieg, erhalte die Aufmerksamkeit. Wecke das Interesse des Vermieters. Sorge für (D=Desire) Sehnsüchte (jetzt kommt es hier auf den Vermietertyp an). Und sag, was die Aktion des Vermieters sein soll.

Viel Spaß beim Überzeugen und Verhandeln!

Seit wann verhandelt man vertragsgemäßen Gebrauch der Mietsache, für den man einen festgelegten Mietzins zahlt?

Man fordert diese vertragliche Mängelfreiheit ein :-O

Ob man von Anfang an 1,66 EUR pro Tag seiner Warmmiete bei 500 EUR WM kürzen sollte, nur weil man es darf, sei dahingestellt.

G imager761

@imager761

Ich vermiete auch einige Immobilien selbst. Würde ich eins von dir oben genannten Schreiben bekommen, dann würden die bei mir eine derartige Trotz-Reaktion auslösen, dass ich a) dem Mieter nun auf gar keinen Fall mehr bei dem Problem helfen will und b) ihn schnellstmöglich wieder loswerden möchte. 

Wenn Verträge nicht eingehalten werden, dann verhandelt man! Man setzt nicht den Vertragspartner unter Druck!

Die Idee eines persönlichen Gesprächs ist meines Erachtens prinzipiell gar nicht so verkehrt, passt aber nicht wirklich in diese Situation hinein. Wäre der Vermieter eine Privatperson, würde ich diese Vorgehensweise natürlich befürworten. In dem Fall haben wir aber eine große Dachgesellschaft, wo die wichtigen Leute wo anders sitzen und man mit netten Worten in den schon meist auftretenden Fällen leider nichts bezwecken konnte.

Ich glaub eigentlich, dass es nicht die Aufgabe des Vermieters ist, die Silberfischchen zu beseitigen. Denn der Befall wurde vermutlich nicht durch einen Mangel an der Wohnung bzw. der Bausubstanz ausgelöst - Silberfischchen sind ja praktisch überall. Von daher denke ich, dass das die Sache der Mieter ist.

Probleme mit Silberfischen

Nein, nicht doch! Silberfischchen sind nicht schädlich, sondern übernehmen nur die Putzarbeit, die die menschlichen Bewohner nicht ausführen. Sie ernähren sich nun mal von herum liegenden Hautschuppen etc.

Sie beisse, kratzen, zwicken, stechen nicht. Sie sind auch kein Hygieneproblem, sondern beseitigen höchstens solche. Sie sehen nur nicht allzu gut aus.

Dafür aber verschwinden sie sofort wieder in ihren Ritzen, wenn Licht angeht. Wenn Du also künftig Licht anmachst und einen Moment wartest, bevor Du den Raum betrittst, wirst Du vermutlich so gut wie keine Silberfischchen mehr sehen und folglich haben sie künftig Ruhe vor Dir, da Du keine mehr zertreten musst (oh, wie eklig!).

Wenn sie nach Deiner Meinung zu viele werden, musst Du künftig einfach gründlichst putzen und zwar viel öfters als bisher und Du wirst feststellen, dass die Tierchen gar nicht mehr so häufig auftreten, weil sie sonst verhungern würden.

Würde ich als Vermieter von einem Mieter also wegen seiner derartigen Tierzucht einen Brief bekommen, würde ich davon ausgehen, dass dieser Mieter nicht ausreichend seinen Pflichten zum pfleglichen Umgang mit der Mietsache nach kommt und würde zunächst einmal genau die o. a. Empfehlung aussprechen.

Wäre das Problem damit nicht gelöst, würde ich über eine Mieterhöhung nachdenken, denn der Aufwand mit diesem Mieter wird plötzlich viel mehr.

Bezogen auf das ganze Haus: Du kannst niemals für alle Mieter, bzw. im Namen aller Mieter schreiben. Da muss schon jeder selbst ran. Wenn sich aber alle an die Empfehlungen zur Sauberkeit halten, ist das Problem auch bald im ganzen Haus zumindest deutlich reduziert, denn ganz ohne die putzigen Tierchen wird man nie auskommen.

allen Wohnungen gibt es enorme Probleme mit Silberfischen

Enorm heißt? Das sagt nichts über den Befall aus.

Vorrangig sollte es doch um die Beseitigung der Tierchen gehen, im Fokus scheint hier aber "Mietminderung" zu stehen.

Solange der Vermieter nichts von der Beeinträchtigung weiß, kann er auch keine Schritte einleiten.

Insbesondere in Altbauten, lassen sich solche Mitbewohner nicht ausschließen und je nach Befall kann es durchaus zumutbar sein, drei- oder viermal im Jahr Fallen in der Apotheke zu erwerben um die Anzahl zu dezimieren.

Enorm heißt, dass man im Schnitt pro Tag 15 Silberfische vernichten muss. Und Fallen Helfen da leider auch nicht weiter aus. 

Eine Mietminderung steht hier übrigens nicht im Fokus, sondern wirklich die Problembehebung.