Wie finden sich ältere Menschen mit dem Tod ab?

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Wie finden sie sich damit ab?

Ich selber habe früher im Bereich der Seelsorge gearbeitet & alte Menschen auf den Weg in ihren Tod begleitet. Ich kann sagen, dass die Menschen sehr ambivalent reagieren. Auffällig aber ist, dass die Biografie maßgebend dafür ist, wie die Menschen ihrem Tod entgegengehen. Meiner Beobachtung nach noch bedeutsamer, wie die Jenseitsvorstellung der Betroffenen. Auch spielt es gar nicht so eine große Rolle, ob das Leben rückblickend als schön oder schlimm empfunden wird.

Viel mehr scheint es für Ältere Menschen wichtig zu sein, dass sie mit allem in Frieden abschließen konnten. Ältere Menschen, die ein Lebensziel aufgrund einer Fehlentscheidung nicht erreichen konnten, sind viel weniger bereitwillig sich mit dem Tod abzufinden. Genauso Menschen, welche den Kontakt zu einem Familienmitglied oder ehemaligen Freund abgebrochen haben & keine Gelegenheit mehr haben, sich mit diesem auszusprechen. Anders ist es mit Senioren, welche auf eine abgeschlossene Lebensbilanz schauen können. Wenn sämtliche Ziele erreicht wurden, wenn das Verhältnis zu den wichtigsten Menschen geklärt ist, wenn innere Laster überwunden werden konnten & wenn alle Fragen geklärt sind.

Gleichzeitig gibt es Senioren, die versuchen das älter Werden & folglich auch den Tod zu überspielen. Bspw. in dem sie versuchen nie wirklich alt zu werden: Sie versuchen sich immer wieder neu zu erfinden, immer auf Achse zu sein, manchmal auch die Rolle eines Wohltäters & aktiven Helfers übernehmend. Oft schlüpfen sie dann auch in andere ablenkende Rollen, bspw. in die des zänkischen Griesgrams oder die des liebenswerten & oft (ungewollt) peinlichen Kauz. Wieder andere fangen an penibel ordentlich zu werden. Denn wenn man schon nicht das Altern & Sterben verhindern kann, so will man anderweitig Kontrolle & Ordnung realisieren.

Denken ältere Menschen mehr über den Tod nach? 

Diese Frage kann man glaube ich recht allgemein mit Ja beantworten. Ältere Menschen, ob gesund & fit oder nicht, sprechen deutlich häufiger über den Tod. Wie ich gezeigt habe, gibt es Menschen die im Alter diesem Gedanken ausweichen. Aber mir wäre kein Fall bekannt, wo das Denken über den Tod mit dem Alter abnimmt. Mir würde auch kein Grund einfallen, warum das anders sein sollte. Also dass man in jungen Jahren mehr darüber nachdenkt.

Ja, je älter ich werde, umso weniger Zeit wird mir bleiben.

Ich habe schon viele liebe Menschen verloren und damit die Endlichkeit erlebt.

Ich denke eigentlich täglich darüber nach, dass der Tod näher rückt, Sorgen mache ich mir darum, dass entweder mein Partner, oder ich alleine zurück bleiben müssen.

Das ist eigentlich das, womit ich mich nicht abfinden kann, irgendwann steht einem von uns Beiden dann bevor, alleine weiter zu leben.

Da ich an ein Wiedersehen nach dem Tod glaube, tröstet es mich, alle Lieben wieder zu sehen.

Im Augenblick kommen solche Gedanken eher - auch Dank Corona. Aber ich mache mir auch häufig bewusst, dass ich bis hierhin gekommen bin. Ich habe mit 15 einen Freund verloren, der nur 16 Jahre alt werden durfte. Allerdings nimmt die Sorge zu, wie man in Zeiten wie diesen als alter Mensch noch sicher durchs Leben kommen soll, wenn man mal alleine übrig bleiben sollte.

@gutehush

Du hast Schlimmes erlebt, das tut mir leid- Deine Gedanken bezüglich des Alters teile ich, die Vorstellung übrig zu bleiben ist grausam.

@DianaValesko

Ich bin inzwischen 61 und das mit dem Freund ist somit schon lange her. Aber ich denke immer noch ab und zu daran, dass er lebensfroh war und gerne noch gelebt hätte. Im Dezember habe ich meinen Vater an Corona verloren und ich war irgendwie für ihn froh, dass er gehen durfte - wenn auch unter wenig schönen Umständen.

@gutehush

Mein Beileid zum Verlust Deines Vaters, Corona hat so vielen Menschen einen lieben Familienangehörigen genommen

@gutehush

Wünsche Dir alles Gute 🌹

@gutehush

Du auch, dankeschön

Unterschiedlich, denk ich mal. Wer mit 80+ noch gut beieinander ist, geistig und körperlich fit, der hätte vielleicht gerne noch etwas mehr Zeit. Wer aber krank und schwach ist, vielleicht auch schon all seine Angehörigen hat gehen sehen und noch als Einziger übrig ist, der denkt sich vermutlich eher: Wird jetzt auch mal Zeit.

Irgendwann hat man auch genug vom Leben. Meistens bleibt es ja nicht immer so schön, wie es sich einem in der Jugend präsentiert hat. Als Kind träumt man oft noch von Dingen wie dem "ewigen Leben". Aber irgendwann stellt man fest, dass Unsterblichkeit eigentlich die größte Strafe wäre.

Denken ältere Menschen mehr über den Tod nach?

Mehr als wer ?

Wie finden sie sich damit ab?

Je älter man wird/ist umso näher rückt die Wahrscheinlichkeit bzw. Sicherheit, dass sich das eigene Leben dem Ende neigt.

Da sich das nicht vermeiden lässt,

  • kann man die davor verschließen
  • sich damit abfinden
  • das Beste daraus in der verbleibenden Zeit (noch) zu machen

Dem Einen oder Anderen lassen gesundheitliche Umstände, wenig Gelegenheit dazu.

Manche sehnen den Tod herbei um z.B. von ihren Leiden erlöst zu werden.

Wie das gesamte Leben, ist auch diese Phase individuell verschieden.

Wieso ist bei mir der sterbe Angst bin erst 35 Jahre habe zwangsgedanken und Panik

@Ronya3031

Das hat sicher Gründe, die ich nicht kenne.

Doppelt so alt, habe ich keine Zwangsdanken in dieser Richtung oder Panik.

Kein Mensch weiß, ob er morgen noch lebt. Allein der Gedanke, morgen tot zu sein, lässt einen sicher in "Starre" versinken.

Das macht keinen Sinn.

@GutenTag2003

Wollte einfach mal Sage so was ich habe

@Ronya3031

Geh damit mal zum Doc, das ist recht leicht behandelbar. Hatte meine Frau auch, war nach 4 Monaten wieder gut.

Das dürfte individuell verschieden sein. Ob jemand sich mit dem eigenen Tod beschäftigt, ist vielleicht eher eine Frage der Persönlichkeit als des Alters. Was mich betrifft, fast einer meiner schönsten Sonntagsausflüge mit meinen Eltern war der Gang auf den Friedhof gewesen. Das ist eine Weise, den Tod von Kindesbeinen an quasi als einen netten Bekannten kennenzulernen. Wegen Schlechtigkeiten in die Hölle zu kommen, daran glauben wohl die Wenigsten. (Es war vielleicht nicht schlecht, als wir es noch glaubten.) Das Problem dürfte eher das Sterben sein. Wer möchte qualvoll sterben?

Anders kann der Tod einer geliebten Person eine große Belastung für einen Menschen bedeuten, von der er sich vielleicht nie wieder erholen wird. Ein alter Mensch etwa hat weniger Hoffnung auf ein wieder gutes Leben, wenn der Ehepartner bzw. die Ehepartnerin verstorben ist oder ein echter Freund, als ein junger Mensch. Derjenige, der stirbt, wird aller Sorgen und Schmerzen enthoben sein. (Wie gesagt, außer er glaubt an Fegefeuer und Hölle.)

Was ihm aber großen Kummer bereiten dürfte, wenn er sein Sterben bewusst miterlebt, vorausgesetzt, er muss einen Menschen oder auch mehrere verlassen, die er wirklich liebt, ist, dass er ihm bzw. ihnen in Bälde nicht mehr helfen können wird.