Wie entkomme ich der kalten Progression?
Hallo Zusammen,
ich verdiene relativ gut Geld. Ich benötige etwas mehr, da ich Alleinverdiener bin und ein paar Kredite abbezahlen muss. Bin Verheiratet St.Kl. 3. Was mich nervt ist, dass ich von meinem Chef eine Gehaltserhöhung möchte. Er würde mir ja eine geben, aber er will das nicht, weil ich sonst in eine andere Gehaltsklasse komme und dadurch wieder mehr Abzüge habe. Er meinte dass dann die kalte Progression mir nicht gut tun würde. Ich habe das schon gemerkt, als diesen Monat mein Urlaubsgeld kam. Ich habe im Monat zuvor mehr Geld verdient als wie jetzt mit Urlaubsgeld.
Schade dass nicht mehr Geld raus kam. Ich bin auf das Geld angewiesen da Versicherungen usw. wieder fällig sind und ich verfluche Vater Staat dafür, dass die so eine dumme Einteilung haben. Grad Menschen, die Alleinverdiener sind und das Geld brauchen für Miete und offene Kredite zum abbezahlen... Eine Schande.
Frage: Kann man irgendwie diese kalte Progression umgehen? Kann mir jemand Tipps & Tricks geben, wie meine Lohnabrechnung in Zukunft besser aussehen könnte? Kann man den Staat irgendwie umgehen oder kann der sogar irgendwie helfen?
Vielleicht kann mir die Frage ein Steuerberater oder sogar einer vom Staat beantworten.
9 Antworten
Ja, der Steuersatz steigt mit dem Einkommen.
Aber das man weniger netto hat, weil man mehr brutto bekommt, ist eine Legende.
3.000,- brutto bei St-Kl. III sind 2.172,36 netto.
3.300,- brutto sind 2.340,63 netto, 300,- brutto mehr, 168,27 netto mehr
3.600,- brutto sind 2.510,55 netto. 300,- brutto mehr, 169,92 netto mehr
3.900,- brutto sind 2.678,71 netto, 300,- brutto mehr, 168,15 netto mehr
Die reine Steuerquote ist übrigens bei 3.900,- nur knapp über 10,- % (ca. 414 Euro.
Selbst wenn man um einiges höher geht:
5.000,- brutto sind 3331,69 netto
6.000,- brutto sind 3.921,11 netto
also auch hier, aus 1.000, brutto bleiben 590,- netto.
Aus bei 6.000,- brutto sind bei steuerklasse III die Steuern gerade mal 1.011,56, gerade mal Steuern von 16,86 %.
Aber macht doch etwas anderes. sehr mal nach, was Dein Chef Dir netto zahlen kann.
Wenn Du 30 Kilometer zur Arbeit fährst, kannst Du in der Steuererklärung 2.070,- Entfernungspauschale ansetzen vor der sich nur 1.070,- auswirken, weil 1.000,- Pauschale sowieso abgezogen werden. Bringt für dich evtl. gerade 150,- - 200,- Erstattung.
Zahlt er Dir statteiner Gehaltserhöhung von 200,- Euro, vor der Du 120,- netto hast, einfach 172,50 Fahrtkostenerstattung, hast Du die auf jeden Fall BaK (Bar auf Kralle).
Oder gehst Du in ein Sportstudio? Dann kann Dir Dein Arbeitgeber 500,- Euro netto pro Jahr für die Beiträge steuerfrei erstatten.
Einfach mal mit den Steuerberater der Firma die möglichen steuerfreien Erstattungen durchgehen, um Netto zu optimieren.
Übrigens hilft das auch dem Arbeitgeber, denn auf die Dinge, die für Dich keine steuern und Beiträge kosten, spart er auch die Arbeitgeberanteile.
Das mit der "kalten Progression" ist ein Schreckgespenst, das von Leiten an die Wand projiziert wird, die vom Steuerrecht keine Ahnung haben.
Ein Beispiel: Selbst wenn Du durch Gehaltserhöhungen in die höchste Progressionsstufe kommen solltest, beträgt des Spitzensteuersatz 45 %.
Dazu kommt noch der Solidaritätszuschlag und möglicherweise die Kirchensteuer.
Also: Auch in dieser Gehaltsgröße bleibt noch die Hälfte der Gehaltserhöhung übrig.
Es gibt keine Gehaltserhöhung, die komplett von der Lohnsteuer "aufgefressen" wird.
sagen wir mal so, besonders deinem Chef würde es wohl nicht gut tun, wenn er mehr zahlen müsste, da kommt ihn die kalte Progression gerade recht als Gegenargument. Klar, wer mehr verdient, kommt in einen höheren Steuersatz. Trotzdem wird dir bei einer Erhöhung IMMER mehr Netto bleiben als vorher, würde dir also immer gut tun.
Dein Jammern ist auf hohem Niveau, jeder hat Verpflichtungen, mit der Steuerklasse 3 bekommst du weitaus mehr Netto als andere und dein Ehepartner könnte ja auch arbeiten, wenn das Geld nicht reicht. Es wird in Deutschland sicher reichlich Menschen geben, die keine Angst vor Lohnerhöhungen haben brauchen, weil sie kaum was zum Leben haben.
Es gibt übrigens auch noch Möglichkeiten neben der Gehaltserhöhung, die steuerlich besser sind, da musst du dich mal informieren. Dein AG kann sich z.B. an Fahrkosten beteiligen oder einen Firmenwagen stellen, Zuschüsse für Kinderbetreuung, Essen, private Rentenversicherungen
Google doch mal steuerfreie Arbeitgeberleistungen
@ Armageddon82
Was willst du dagegen machen? So geht es vielen Arbeitnehmer und am besten ist derjenige dran, der keine oder so wenig als möglich Kredite bedienen muss.
Viele kaufen alles auf Abzahlung, mit Sachen, die man nicht unbedingt sofort oder das neueste haben muss, wenn altes auch noch funktioniert. Wenn man Statistiken glauben darf, ist heute jeder dritte Haushalt überschuldet und dann noch die üblichen lebenserhaltenden Kosten, dann ist es kein Wunder. Aber das muss jeder selber wissen.
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber könnte deine Frau mitarbeiten?
Also ich glaube nicht, dass hier ein Staatsbeamter oder ähnliches sitzt und sich dazu äußern kann.
Ich bin Landesbeamter.
Kalte Progression ist ein Buhgespenst um die Leute zu polarisieren.
Ja, der Steuersatz steigt mit dem Einkommen. Dennoch ist es immer gegeben, dass mit einer Steigerung des Bruttolohns auch der Nettolohn steigt. In nahezu allen Fällen. Das sind schon sehr seltene Ausnahmen und besondere Kombinationen, wo eine Bruttolohnsteigerung eine Nettolohnminderung ausgemacht hätte (dicht an einer Steuersatzschwelle und eine sehr geringe - lächerliche - Bruttolohnsteigerung).
Rechne doch einmal selbst nach, was eine Bruttolohnsteigerung bei dir netto bewirken würde. Gehaltsrechner gibt es im Internet genug.
Weniger netto raus durch Urlaubsgeld...
Da muss dein Arbeitgeber in der Abrechnung gehörig was falsch gemacht haben!
Ich vermute mal, dass das Urlaubsgeld als Regelbezug und nicht als Einmalbezug versteuert wurde.
Ist aber auch nur halb so schlimm, denn davon kriegst du was bei der Einkommenssteuererklärung wieder zurück.