Was macht man da? (LKW-Fahrtzeit etc.)

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nun ja, lange hab ich mich geweigert auf diese Frage eine Antwort zu geben, weil ich mich bei so was immer besonders aufregen muss und sinnlose Diskussionen entstehen...

Aber bei manchen Antworten, bzw. Kommentaren stehen mir die Haare zu Berge, also gebe ich nun doch eine Antwort ab.

Ich kommentiere nicht jede Antwort oder jeden Kommentar, da dann alles so auseinandergerissen und zerhackt wäre. Ich schreibe alles in meine Antwort, hoffe aber dennoch dass andere dann trotzdem meine Antwort sehen und lesen, und evtl. meine Meinung und die Tatsachen die ich aufführe registrieren und verstehen...

Zuerst mal: Mausi und Crack sind die einzigen, die die Situation, die gesetzliche Lage und den Spagat den der Fahrer dazwischen machen muss, richtig erkannt haben.

Natürlich zählt das Parkplatz suchen zur gesetzlich erlaubten Lenkzeit. Lenkzeit ist Lenkzeit, egal ob Richtung Ziel gefahren wird, oder Parkplatz gesucht wird. Gesetzlich muss also rechtzeitig ein geeigneter Parkplatz angefahren werden.

Nur stellt der Fahrer seine Arbeitskraft zu 100% seinem Chef zur Verfügung. Ergo: Ich verdiene mein Geld damit, dass ich die erlaubte Lenkzeit wenn möglich VOLL und EFFEKTIV ausnutze. Also im besten Fall 9 bzw. 10 Stunden Richtung Ziel fahre und auf den letzten Drücker einen Parkplatz ansteuere. Wegen der momentanen Lage ist dies jedoch nicht möglich.

Die Parkplätze auf der Autobahn, an Raststätten, sogar abseits der Autobahn auf Autohöfen und Industriegebieten sind viel zu wenig. Das ist in ganz Europa so, besonders in den Transitländern.

Die Lage spitzt sich weiter zu, da der Verkehr weiter zunehmen wird und in immer mehr Industrie- und Gewerbegebieten, sowie an großen Ausfallstrecken an großen Städten, immer mehr Parkverbote für LKW ausgeschildert werden.

Zudem einfach so an eine Tankstelle stellen und seine Tagesruhe verbringen, das mach ich oft in Italien, aber im "LKW-Hasser-Land" Deutschland geht das schon mal gar nicht. Sofort wird vom Hausrecht gebrauch gemacht und man wird weg geschickt.

Teilweise, und ich lüge jetzt nicht, braucht man an gewissen Autobahnen und in gewissen Regionen bis zu 3 Stunden um einen Parkplatz zu finden. Fahre ich nun meine 9 Stunden Lenkzeit aus und suche 3 Stunden einen Parkplatz, habe ich 12 Stunden auf der Uhr. Das ist teuer im Fall einer Kontrolle und unverantwortlich. Suche ich aber nach 6 Stunden Richtung Ziel dann 3 Stunden einen Parkplatz, "betrüge" ich meinen Chef um 3 Stunden wirtschaftliche und effektive Lenkzeit. Deswegen finde ich Cracks Kommentar mit den 20min. früher das Arbeiten aufzuhören um sich umzuziehen als sehr guten Vergleich!

Natürlich ist das für den Chef nicht gut, anders ist es für den Fahrer nicht gut, aber dennoch wird kein, oder wenige Chefs die Fahrer anweisen außerhalb der gesetzlichen Lenkzeit einen Parkplatz zu suchen, denn bei wiederholtem male, wenn der Betrieb bei der Gewerbeaufsicht auffällt, wird der Chef mit dem vielfachem Bußgeld des Fahrers bestraft. Das geht sogar soweit dass der Chef im Wiederholungsfall die Lizenz für den Güterverkehr verliert und somit seine Existenz verliert. Somit ist der Spediteur, bzw. der Frachtführer benachteiligt gegenüber anderen Chef in anderen Branchen, den der "normale" Arbeiter zieht sich erst nach der vollen Arbeitszeit um...

Zum Thema Google & Co. in Verbindung mit Parkplätzen: Sicher findet man in vielen Navis und in Smartphone-Apps Parkplätze. Tja, dann weiß man wo die sind, das heißt aber nicht die sind FREI.

Zu einer anderen Antwort und einem anderen Kommentar: Ja, ich wohne auch in einem Dorf und ich kann Dir in meinem Dorf, in meiner Marktgemeinde und in meinem Landkreis 100 Parkmöglichkeiten für LKW sagen, aber da steht nun mal keiner. Denn erstens gehört der Grund irgendwem, der möglicherweise das Parken verbietet, oder er erlaubt das Parken nur für Einheimische, die am Wochenende hier den LKW abstellen oder wenn sie mal unter der Woche heimkommen.

Zudem sind Dörfer die mal evtl. 50Km von der Autobahn weg sind relativ uninteressant. Denn keiner fährt 50Km von der Autobahn weg um mal zu schlafen und dann wieder 50Km zur Autobahn. Da stehen dann nur die, die zufällig in der Nähe beim Be- oder Entladen waren. Außerdem wird der Chef bei 100Km Umweg durch Ortschaften, bergauf und bergab, mit stehenbleiben und anfahren sicherlich nicht erfreut sein, denn bei topografisch schwierigen Strecken schluckt der Motor bei 40t schon mal lässig 50l im Schnitt. Bei den 100Km sind das 50l gesamt die mal bis zu ca. 65€ kosten können. Das ist der halbe Reingewinn eines Transportes, wenn nicht sogar der gesamte Erlös!

Von zahlreichen Durchfahrtsverboten ganz zu schweigen, diese Parkmöglichkeiten sind dann gesetzlich gar nicht zu erreichen.

Weiter mit Teil 2 im folgendem Kommentar...

Teil 2:

Oft bleibt gar nicht die Zeit um abseits der Autobahn einen Parkplatz zu suchen. Sicher drängen manche Chefs ihre Fahrer und machen Streß. Aber zu einem großen Teil ist der Chef da gar nicht verantwortlich, der Stress und die fehlende Zeit geht von Industrie und Gewerbe, vom Handel und von großen Logistikern aus. Selbst von Privatleuten, also der gesamten Gesellschaft.

Wir fuhren eine Linie für Stückgut, reine Fahrzeit waren ca. 6 Stunden, eine Lenkzeitunterbrechung von 45 min. muss da gemacht werden. Also liegt der Zeitaufwand für den Fahrer bei ca. 7 Stunden. Nun, der große Logistiker gibt die Abfahrzeit im Verteilerzentrum vor. Dieser gibt aber auch den Termin an seinem Empfänger-Verteilerzentrum vor. Die Zeit dazwischen beträgt 7 Stunden. Bleiben dem Fahrer des Frachtführers nur 15min. Handlungsspielraum. Da ist keine Zeit zum abfahren von der Autobahn oder lange Parkplatzsuche...

Schuld an diesem Dilemma wie schon geschrieben: Die allgemeine Gesellschaft. Sogar die Privatperson. "Gestern bestellt, heute schon geliefert..." lautet der Werbeslogan von Amazon, Zalando und was es sonst noch gibt. Nein, nicht der Versandhandel war "gut" weil das Paket so schnell da war. Der Frachtführer war "gut", weil sein Fahrer die ganze Nacht über Vollgas fuhr, im Überholverbot überholte, Elefantenrennen veranstaltete und über rote Ampeln fuhr...

Mal drüber nachdenken...

Zum Thema "einfach mal irgendwo" hinstellen. Und am nächsten morgen fehlen Rücklichter, Spiegelverkleidungen, Reserveräder, Anbauteile und vor allem Diesel.

Der Diebstahl von Material am LKW wird immer mehr. Auf finsteren Parkplätzen genauso wie an belebten, beleuchteten Raststätten.

Planen aufgeschlitzt, Ladung geklaut, Material geklaut. Alleine der Verlust von Lichtern und Anbauteilen oder Reserverad übersteigt den Gewinn der Tour. Ein deutscher Fuhrunternehmer hat nur einen Gewinn von ca. 3% des Frachtumsatzes. Das ist so, weil er sonst nicht mit den Billiglohn-Preisen von anderen mithalten könnte. Ich führe 1200l Diesel bei mir im LKW mit, wenn nur 400l gestohlen werden, das sind dann sagen wir 500€, dann fahr ich ca. einen Monat meine Touren und der Chef verdient in diesem Monat keinen Cent um den Verlust dieses Diebstahls aufzufangen. Das ist existenzbedrohend!

So, genug geschrieben. Ich hoffe Ihr lest das und versteht das und denkt drüber nach.

Einfach mal drüber nachdenken, bitte.

Danke.

@RainerB76

Ach ja, noch vergessen: Im Falle von besonderen Transporten mit evtl. besonders genehmigter Route (Schwertransport, Großraumtransport, Gefahrguttransport mit vorgegebener Route) oder diebstahlgefährdeter Ware Darf die vorgegebene Route NICHT VERLASSEN werden!

Also: Parkplatz da suchen wo offensichtlich keiner ist, kein verlassen der Autobahn.

Man darf natürlich nicht auf dem Seitenstreifen halten. Und man weiß als LKW-Fahrer, wann seine Lenkzeit zu Ende ist und kann, bzw. sollte sich frühzeitig um einen Platz kümmern wo man stehen kann. Fahrzeitüberschreitungen sind teuer.

Fahrzeitüberschreitungen sind teuer.

Richtig.

Aber: Die Fahrzeit ist zum Fahren da, nicht zur Parkplatzsuche und für Umwege um diese zu erreichen.

Dein Chef würde Dich doch auch in den Ars... treten wenn Du ihm 20min vor Feierabend sagst: "Ich geh mich schon mal umziehen..."

@Crack

Klar, die Fahrtzeit ist zum Fahren da und dein Vergleich mit dem Ich geh mich mal umziehen hat mit einem LKW Fahrer ABSLOUT nichts zu tun. Wann würdest du dir denn einen Parkplatz suchen? Das musst du doch innerhalb deiner Fahrtzeit erfüllen oder wann sonst?

@Daedric

Genau so sieht es aus. Denn es warten viel zu viele Fahrer wirklich bis zum letzten Moment mit der Parkplatzsuche und stehen dann auf einemParkplatz mit dem Hänger bis auf den Seitenstreifen der Autobahn. Und das ist extrem gefährlich, da sie manchmal noch nicht einmal ausreichend beleuchtet sind. Es spricht doch absolut nichts dagegen, wenn man schon einige Minuten eher auf einem Parkplatz steht und nicht auch noch sich und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet.


Auch schreibt einem keiner vor, dass man unbedingt auf einem Rastplatz stehen muss, es gibt genügend Autohöfe, die sehr viel Platz für Brummis haben. 

@YK1972

Es gibt genügend Autohöfe, die sehr viel Platz für Brummis haben.

Klar, wenn man tagsüber auf die Parkplätze schaut, sehen sie sehr groß aus. Aber fahr die mal Nachts an. Da klappst Du zum Teil die Spiegel des LKW ein, damit Du durch kommst.

@Daedric

Das musst du doch innerhalb deiner Fahrtzeit erfüllen oder wann sonst?

Ja natürlich.

Idealerweise sollte das aber so funktionieren das man die Fahrzeit möglichst ausreizen kann und nicht 20 oder 30min verschenken muss weil die Angst besteht dann keinen Parkplatz mehr zu finden.

@YK1972

Auch schreibt einem keiner vor, dass man unbedingt auf einem Rastplatz stehen muss, es gibt genügend Autohöfe, die sehr viel Platz für Brummis haben. 

Es gibt nicht wenige Autobahnen die einen Abstand der Parkplätze von 20km und mehr haben - entsprechend stark sind diese dann auch frequentiert. Bei Autohöfen sind diese Entfernungen noch sehr viel größer, das heißt die Fahrer verschenken vielleicht eine Stunde die dann für den nächsten Tag fehlt.

Auf dem Seitenstreifen zu stehen ist verboten und gefährlich für dich und die Anderen. Die Rasthöfe an den Autobahnen sind meistens schon ab 17:00 voll. Da bleiben dann noch die Autohöfe abseits der Autobahn. Die wollen aber pro Nacht gleich 10 Euro Parkgebühren haben. Das kann sich aber nicht jeder Fahrer jeden Tag leisten wenn man das Geld nicht gerade von seinem Arbeitgeber wieder bekommt. Ich bin selbst Fernfahrer und spreche aus Erfahrung.

Auf dem Seitenstreifen darfst Du nicht anhalten. Laut Gesetz musst Du Dir rechtzeitig einen Parkplatz suchen.

Irgendwo neben der Autobahn anhalten, wie in einer anderen Antwort geschrieben wurde, ist nicht mehr so einfach, weil in den Industriegebieten immer mehr Halteverbote für LKW aufgestellt werden. Am Besten ist es immer noch, wenn man ortskundig ist und überall "seine Ecken" kennt, in denen man über Nacht stehen kann.

Wenn man das sieht wie voll die Autobahnparkplätze sind dann können einem die Kapitäne der Landstraße schon mal Leid tun. Da bleibt in den meisten Fällen nur von der Bahn runter und Parkplatz suchen.

Super Antwort. Ist halt immer wieder das Problem mit dem Parkplatzmangel