Was bedeutet "absolute Loyalität" in einer Stellenanzeige?

7 Antworten

Letztendlich kommt es auf die Stelle und das Unternehmen an. Wie bei so vielen Buzzwords in Stellenausschreibungen müsste man auch hier im Vorstellungsgespräch genauer nachfragen.

Im Bereich der Geschäftsführungsassistenz kann hinter dieser absoluten Loyalität lediglich die Erwartungshaltung stecken, dass man wirklich komplett verschwiegen ist, was all das, was man dort von unternehmerischen Interna mitbekommt, betrifft. Also kein Weitertratschen in der Kaffeeküche, wessen Entlassung gerade diskutiert wird oder welcher Konflikt innerhalb der Führungsetage zwischen den Akteuren besteht. Und natürlich auch, dass man den Chef und das Unternehmen nach außen immer gut dastehen lässt (und ja, dafür auch mal zu kleinen Notlügen greift wie "Er ist gerade in einer Besprechung." anstatt "Er hockt gerade auf dem Topf" ;)).

Genau so gut kann sowas aber darauf hindeuten, dass in dem Unternehmen irgendwelche krummen Dinge laufen. Und dass man darüber hinwegsehen, schweigen oder sogar mitmachen soll.

Und ebenfalls kann es sein, dass so eine Formulierung entsteht, weil es irgendwelche negativen Vorerfahrungen gab, zum Beispiel ehemalige Mitarbeiter, die dann krampfhaft nach irgendwas gesucht haben, womit sie vor Gericht gehen konnten oder so.

Von daher, bewirb dich ruhig und frag, wenn du eingeladen wirst, im Gespräch genauer nach, was damit gemeint ist!

Familiengerd  14.05.2020, 12:41

Dabei ist Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber eine - selbstverständliche - arbeitsvertragliche Nebenpflicht des Arbeitnehmers!

Auffällig ist darum, dass in der Stellenbeschreibung diese selbstverständliche Nebenpflicht ausdrücklich genannt und durch "absolut" auch noch besonders betont wird - aber das mag vielleicht auch an von Dir als Möglichkeit genannten "negativen Vorerfahrungen" liegen.

Kuestenflieger  14.05.2020, 17:13
@Familiengerd

Der erste Satz gilt leider bei vielen nicht mehr . Pünktlich ! ist es bei denen auf die Minute am Werktor zu stehen.

Familiengerd  14.05.2020, 17:24
@Kuestenflieger

Keine Ahnung, was Du in Zusammenhang mit "pünktlich" damit sagen willst.

Loyalität bedeutet jedenfalls nicht, vor dem vereinbarten Arbeitsbeginn schon und nach dem vereinbarten Arbeitsende noch arbeiten zu müssen - und dann aus "Loyalität" dem Arbeitgeber gegenüber vielleicht auch noch unbezahlt.

Ich wette, dass Loyalität für Dich sowieso nur eine Einbahnstraße ist - und zwar nur die des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber.

Darunter verstehe ich absolute Treue zum Unternehmen. Kein Geheimnisverrat, nach der Anstellung keine Bewerbungen bei anderen Unternehmen, Treue dem Arbeitgeber gegenüber und Widerspruchslose Befehlsausführung.

Wenn ich diese Formulierung in einer Stellenausschreibung lesen würde käme eine Bewerbung für mich NICHT in Frage, denn es zeichnet ein deutliches Bild über ein Unternehmen und dessen toxische Personaleinstellung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Familiengerd  14.05.2020, 12:51

Mit "Loyalität" wird hier Selbstverständliches verlangt, denn sie gehört zu den arbeitsvertraglichen Nebenpflichten des Arbeitnehmers dem Arbeitgeber gegenüber.

Auffällig ist darum nur, dass sie hier ausdrücklich gefordert und mit "absolut" auch noch besonders betont wird.

Du hast keine eigene Meinung zu haben und du hast dem Chef jeden Morgen seine Füße zu küssen.

Rheinflip  14.05.2020, 07:47

Da ist kein Fußkuss gefragt, der Chef will woanders geküsst werden.

Niyaha22  14.05.2020, 07:50
@Rheinflip

Weniger geküsst als reinkriechen. Am Eingang gibt es extra Taschenlampen, damit auch der hinterste Winkel gefunden wird.

Familiengerd  14.05.2020, 12:45

Das ist Unsinn!

Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber ist eine - selbstverständliche - arbeitsvertragliche Nebenpflicht des Arbeitnehmers!

Auffällig ist nur, dass diese Pflicht hier überhaupt erwähnt und mit "absolut" auch noch besonders betont wird.

Es bedeutet, wie schon von anderen Antwortern geschrieben, dass Du 100%ig zu Deinem Arbeitgeber hältst, alles für ihn tust, und nichts nach außen plauderst.

Bei so einer Formulierung würden bei mir die Alarmglocken schrillen. Es klingt für mich so, als ob die Firma kriminelle Sachen machen würde, und Mitarbeiter sucht, die dabei brav und still mitmachen.

Sonntagskinder  14.05.2020, 13:14

warum soll da was Kriminelles sein? Ein Dieb würde kaum so etwas inserieren und auf sich aufmerksam machen?!

Es gibt aber durchaus Firmen, in denen Personen auf einem Gebiet arbeiten, die sensibler sind. Sei es Merger & Acquisition vor Firmenfussionen oder bei Suche nach Nachfolgern, seien es Forschungsthemen, auch bei kritischen Firmensanierungen ... Alles sensiblere Themen, als bei der Arbeit in einem Supermarkt.

Da die/der Fragesteller/in aber keine Angabe zur Firma und zum Jobprofil macht, kann hier nur fleissig spekuliert werden.

man arbeitet als Service-Kraft in einem Hotel. und verhält sich zu den Gästen stets freundlich und neutral, egal ob es ein Spieler vom verhassten Fussballclub-Gegner ist, ob es der angehimmelte Musicstar ist, oder einfach nur Lieschen Müller. Ebenso redet man mit niemanden (auch nicht mit der besten Freundin) darüber, dass der bekannte Politiker sich eine Flasche Sekt aufs Zimmer bestellt hat oder rosa Socken trägt oder diese im Zimmer rumliegen lässt.

Hinzu kommt: auch wenn der Arbeitsvertrag mal beendet ist, bleibt man loyal und verschwiegen, und plauert das oben genannte nicht aus, aber auch keine anderen Interna zu Abläufen im Hotel etc.

das ist mit Loyalität gemeint. und sollte eigentlich in jedem Beruf eine Tugend sein.

Rheinflip  14.05.2020, 07:36

Du beschreibst im wesentlichen professionelles Verhalten, das ist in jedem Beruf gefordert.

Absolute Loyalität zum Arbeitgeber ist etwas grundsätzlich anderes.

Sonntagskinder  14.05.2020, 07:58
@Rheinflip

super Begründung und perfekte Beispiele dafür, dass es etwas grundsätzlich anderes ist.

um auch für dich ein Beispiel zu bringen: vom Polizeianwärter wird absolute Loyalität erwartet. auch wenn er vielleicht anderer perönlicher Meinung wäre zB zur Demonstration die er grad zu schützen hat, muss er den Auftrag erfüllen, den er vom Dienstherrn erhalten hat. Das hat nichts mit Feudalismus zu tun. Und ja, bevor das grosse ABER kommt, auch da lernt jeder, dass auch Befehle verweigert werden dürfen, die ganz offensichtlich falsch sind.