Warum sagen viele, dass jura studieren schwer ist?

12 Antworten

Die Durchfallquoten in den Examensprüfungen belegen wie schwer die juristische Ausbildung ist. Wenn Du glaubst, in den Prüfungen würden Gesetzestexte abgefragt, hast Du noch nicht allzu große Kenntnis von der Sache. Es geht um Gesetzesanwendung. Dazu muß man die Gesetzesauslegung und die aktuelle Rechtsprechung dazu kennen. Der Bestand eines durchschnittlichen juristischen Hauptseminars umfasst einige hunderttausend Bände Fachliteratur und wöchentlich kommt neue dazu.

Nicht mal alle Gesetze auswendig lernen?

Kennst du einen Menschen, der alle Gesetze auswendig lernen könnte? Ich nicht. Es gibt tausende Gesetze und Verordnungen mit wiederum tausenden von Seiten. Und zu jedem Gesetz gibt es auch noch mal Bücher, wo geschrieben steht, wie diese auszulegen sind und es gibt Bücher, wo Urteile genannt werden, wie in bestimmten Fällen vom Gericht entschieden wurde.

Es wäre auch wenig sinnvoll, so was auswendig zu lernen, vielmehr muss man lernen, wo man die passenden Gesetze genau findet, wie sie auszulegen sind und wie in ähnlichen Fällen entschieden wurde. Und das kann man im Einzelnen natürlich nachschlagen.

Ausgangsbasis ist ja immer ein Fall mit den spezifischen Besonderheiten und da muss man halt nachschlagen können und beurteilen können, wie die Aussichten für den Mandanten sind. Kannst du das, wenn man dir einfach ein Gesetzbuch in die Hand drückt?

Nicht auswendig lernen ist daher der Lerninhalt von Jura, sondern anwenden können. Und das ist eben nicht so einfach.

Es gibt tausende Gesetze und Verordnungen mit wiederum tausenden von Seiten.

... und dann ändern sich auch noch alle Naselang irgendwelche Paragraphen. Gesetze auswendig zu lernen wäre allein schon eine Lebensaufgabe. Von der Anwendung völlig abgesehen. ;-)

Ich versuche mal, es dir ein wenig besser zu erklären.

Man bekommt einen Sachverhalt. Es wird eine Angelegenheit geschildert. Nun musst Du erstmal bestimmen, welches Gesetz hier greift - welches der vielen Bücher du also nehmen musst. Da geht es um die genaue DEFINITION der Lage, denn nur dann findet man das Gesetz und den maßgeblichen §. Man muss also alle § = Straftatbestände aller Gesetzbücher kennen, um zu wissen, auf welche Seite man blättern muss.

Dann musst du entscheiden, welche Parapraphen hierfür geltend gemacht werden. Dabei geht es dann auch um Prioritäten. Die schwerste Straftat sozuagen zuerst. Erst im Inhaltsverzeichnis eines mehrtausend-seiten-starken Buches zu schauen, dürfte die Klausurzeit sprengen. Innerhalb des Sachverhaltes ist auf Kleinigkeiten zu achten, um richtig zu beurteilen, ob z.B. eine Täuschung vorliegt, eine arglistige Täuschung, ein Betrug, ein Betrug mit Vorsatz ...

Dieser Paragraph bestimmt dann, was weiterhin zu prüfen ist und es ergeben sich mehrere Pfade, Verweise usw. Wenn also deine erste Entscheidung zur Prüfung des Sachverhaltes falsch ist, ist dein ganzer Lösungsweg falsch. Wenn man aber das jeweilige PRÜFSCHEMA verstanden hat, ist es leicht.

So einfach ist es also nicht. Nur ein Gesetz LESEN KÖNNEN ist längst nicht alles.

Gruß S.

Hallo :)

Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die sagen, dass das Jura-Studium schwer ist, überhaupt keinerlei Bezug zu diesem Studium haben.

Auch die Rechtswissenschaft ist eine Sache des Lernens. Natürlich muss man nicht alle Gesetze auswendig kennen. Bestimmte Gesetze bzw. deren Inhalte, gesetzlichen Voraussetzungen musst du draufhaben.

In den Prüfungen darfst du selbstverständlich Gesetzesbücher verwenden. Dies ist jedoch je nach Prüfung unterschiedlich.

Wenn du dich für ein Jura-Studium interessieren solltest, dann gibt es hierfür zahlreiche und hilfreiche Informationen im Internet. Zudem hast du die Möglichkeit, dich im BIZ (= Berufsinformationszentrum) zu informieren.

Alles Gute :)

dass diejenigen, die sagen, dass das Jura-Studium schwer ist, überhaupt keinerlei Bezug zu diesem Studium haben.

Klar. Und weil Jura so einfach ist, verdient niemand auch nur einen Cent mit Repetitorien. Keine Ahnung, warum z.B. hemmer sowas immer noch anbietet...

Mir ist zumindest kein anderer Studiengang bekannt, wo sich ein so großer Anteil (afaik fast 90%) der Prüfungskandidaten professionelle (und in diesem Fall: teure) Hilfe außerhalb der Hochschule sucht.

@RobertLiebling

Was aber nicht zwingend etwas mit dem Anspruch des Studiums zu tun hat. Das liegt hauptsächlich darin begründet, dass die einzig wichtigen Noten nur aus den beiden Examina stammen und die Note bei Jura wichtiger ist als in jedem anderen Studium.

Na, wenn du alle Gesetze azswendig lernen willst brauchst allein für die bestehenden Gesetze, ohne Nachträge usw. ca 2500 Jahre um das zu schaffen. Das Problem bei Jura sind nicht die Texte, sondern die Auslegung dieser. Schon einmal ob als Kläger oder Angeklagter.

Ganz so schwer kann Jura allerdings auch nicht sein, sonst würden wesentlich höhere Anforderung an die Studiumzulassung gestellt werden und lange nicht soviel Leute Jura studieren.

sonst würden wesentlich höhere Anforderung an die Studiumzulassung gestellt werden

Das hängt ausschließlich vom Verhältnis Bewerber/Studienplätze ab.