Warum kann sich ein Staat nicht beliebig verschulden?

16 Antworten

Aus denselben Gründen, aus denen auch Du Dich nicht beliebig verschulden kannst: Irgendwann sehen Kreditgeber keine Chance mehr, ihren Kredit von Dir zurück zu bekommen, selbst wenn die Zinsen extrem hoch sind. Aus diesem Grund sind auch die Zinsen in Ländern mit einer geringen Bonität hoch - und umgekehrt. Meine Bonität zum Beispiel ist so schlecht, dass mein Überziehungskredit nicht in einen "normalen" Kredit umgewandelt wird. Ich muss also knapp 10% für meinen Kredit bezahlen - jemand mit einer "guten" Bonität vermutlich nur um die 5%, da er den Kredit wandeln kann. Verkehrte Welt: Wer viel hat, dem wird gegeben, wer aber wenig hat, dem wird auch das genommen, was er hat. Das nennt man den "Matthäus-Effekt." Schau mal im Internet nach. Lohnt sich!

Weil er auf die Dauer keine Geldgeber mehr findet.

Um Kredite aufnehmen zu können, bedarf es stets jemanden, der einem das Geld leiht. Wären die Schulden eines Staates zu hoch, könnte der Geldverleiher berechtigte Zweifel haben, dass der Staat das Geld zurückzahlen kann.

Nun hast du die Möglichkeit aufgezeigt, dass ein Staat ja "Geld drucken" kann und somit seine Schulden tilgen könnte. Der Haken an der Sache ist der Geldwert. Je mehr Geld im Umlauf ist, desto niedriger ist die Kaufkraft (Inflation). In unserem Fall würde der Gläubiger des Staates zwar den Nennwert seines verliehenen Geldes zurück erhalten, könnte aber damit jetzt (dank Inflation) weniger damit anfangen (also kaufen), als zu dem Zeitpunkt, als er das Geld verliehen hat.

Um dieses Risiko zu verringern wird der Geldgeber beim verleihen seines Geldes Zinsen verlangen, die über der Inflationsrate liegen. Würde der Staat sich nun mittels "Gelddruck" seiner Schulden entledigen, würde letztlich der Kreditgeber den Verlust (durch Kaufkraftverlust) bezahlen. Durch den Kaufkraftverlust wäre aber nicht nur der Kreditgeber betroffen, sondern die gesamte Bevölkerung, samt Firmen. Es versteht sich von selbst, dass der auf vorgenannte Weise geprellte Kreditgeber keinerlei Bereitschaft mehr verspürt, erneut dem Staat Geld zu leihen und auch potentiell andere Kreditgeber davon abstand nehmen.

Das Ergebnis wäre, dass der Staat sich zwar seiner Schulden entledigt hätte, die Wirtschaft des Landes aber durch den Kaufkraftverlust der Währung (Inflation) zusammenbrechen würde und der Staat keine Möglichkeit mehr hat, Geld zu leihen. Statt dessen steigen aber die Kosten des Staates, durch wegbrechende Steuereinnahmen und rasant steigende Sozialausgaben. Der Staat ginge bankrott.

Fazit: Staatsschulden stellen so lange kein Problem für die betroffenen Staaten dar, solange die geliehenen Gelder pünktlich zurückbezahlt werden können und dies nur in einem vernünftigen Rahmen durch Geldentwertung (Inflation) geschieht. Dies wäre bei ausufernden Staatsschulden aber nicht mehr gewährleistet.

Empfehlung: Um etwas mehr Verständnis vom Ganzen zu haben, solltest Du Dir ein paar Grundkenntnisse aneignen. Schau Dir dazu mal bei Wiki "Wirtschaftskreislauf" an. Das ist ganz gut erklärt vom einfachen Kreislauf mit Gütern und Geld bis zu einem aktuellen Kreislauf mit Staat, Banken und Ausland. Zu Deiner Frage reicht eigentlich schon der einfache Kreislauf. Da gibt es den Güterkreislauf, der alle marktgehandelten Güter umfasst und, damit das im Austausch überhaupt funktioniert, als Tauschmittel den Geldkreislauf. Von den Menschen werden die Güter bewertet. Das Geld dient nur, um die Werte zu transportieren, d.h. egal wie viel Geld Du in den Kreislauf gibst, dessen Gesamtwert und damit auch Stückwert richtet sich nach dem Gesamtwert des Güterkreislaufs aus. Sprich: Geld schafft keine Werte! Wenn Du im nächsten Schritt Banken (Geldsammelstellen) einführst, bekommt Geld auch eine Wertaufbewahrungsfunktion.

Was ändert sich, wenn jetzt der Staat in diesen Kreislauf eintritt. Er entzieht den Privaten Geld um es für gemeinschaftliche Zwecke auszugeben. Verschuldet er sich für seine Ausgaben, tritt er auf dem Kreditmarkt als Konkurrent zu den Privaten auf. Damit wird der Staat immer mehr zu einem Wirtschaftslenker durch seine Einnahme- und Ausgabemacht. Er kann aber nicht mehr Kredite aufnehmen, als gespart wurde. Dann muss er seine Einkünfte erhöhen.

Was ändert sich, wenn der Staat selbst die Geldmenge kontrolliert? In einer geschlossenen Wirtschaft (nur ein Land) ändert sich nicht viel, vorausgesetzt die Privaten würden angemessen reagieren. Das Geld würde in dem Maße weniger wert, wie es die Gesamtgütermenge übersteigt. Solange sich alle Preise (Güterpreise und Produktionsfaktorenpreise (z.B. Löhne)) gleich anpassen, geschieht gar nichts. Das ist aber nicht zu erwarten und der Inflationssog bringt einen Preis- und Verteilungskampf in Bewegung, bei dem z.B. Rentner Verlierer sein können, weil der Staat ihre Rente festlegen kann. Der Staat schafft Unfrieden, wo er doch Frieden garantieren sollte!

In einer offenen Wirtschaft mit Ausland kann der Staat auch Schuldverschreibungen an Ausländer geben, die dann gegenüber den Inländern Forderungen haben und Zinsen verlangen. Wenn dann Ausländer merken, dass sie ihr Geld nicht mehr zurückbekommen und auch die Zinszahlungen unsicher werden, wird der Staat im Ausland keine Kredite mehr bekommen oder sie werden immer teurer. Letztlich übersteigen die Gesamtschulden gegenüber dem Ausland das Inlandsvermögen und der Staat hat im Prinzip die Vermögen seiner Bürger "verramscht". Das ist im Prinzip in Griechenland so, nur dass man aufpassen muss - wer ist der Staat und wohin sind die geliehenen Gelder geflossen und in wessen Taschen?

Anders ist es in USA. Diese haben die Sonderrolle, dass der Dollar Leitwährung ist. Das gibt den USA die Möglichkeit, ihre immensen Schulden auf andere abzuladen. Die tun zwar gern so moralisch - lassen sich aber in Wirklichkeit ihre Schulden von den anderen Nicht-Leitwährungsländern bezahlen. Nahezu alle Länder halten Dollars als Reservewährung zur Deckung ihrer eigenen Währung. Wenn also der Dollar ins Rutschen kommt, rutschen alle anderen mit! Darum hält man den Dollar künstlich hoch und holt sich die Zinsen durch Überhöhung bei anderen, am meisten bei den ärmeren. So plündern z.B. die USA die dritte Welt aus, auch Länder wie Spanien, denn die müssten nicht so hohe Zinsen zahlen, würden die USA nicht den Kreditmarkt leerfegen.

Wie lange ein Staat Schulden machen kann ist also einmal eine Machtfrage und zum andern eine Frage seiner Wirtschaftskraft, wie lange diese ausreicht, um die ständig steigenden Zinsen bezahlen zu können. Wenn ein Staat Schulden macht, dann leben die Jetzigen auf Kosten der Zukünftigen in dem Maße, wie den Schulden keine Investitionen gegenüberstehen, die die Wirtschaftskraft steigern. Schulden z.B. für sozialen Frieden jetzt sind eine Verlagerung des sozialen Unfriedens in die Zukunft! Unsere Politiker sind längst zu Schulden-Alkoholikern geworden und wollen uns vorgaukeln, dass man Alkoholiker nicht in der Entzugsanstalt heilt sondern am besten in der Schnapsfabrik.

Die Menschen wollen Inflation, das ist das Problem:

  • wenn dein Nachbar heute eine Gehaltserhöhung (trotz gleicher Arbeit) bekommt wirst du es ihm gönnen.

  • wenn du trotz gleicher Arbeit auf einmal weniger bekommst wird dir das eher nicht recht sein.

(letztendlich hat sich die Gehaltsschere zwischen dir und deinem Nachbarn nicht geändert)

Unternehmer zahlen die Gehälter (die also eher steigen), somit müssen die Preise auch steigen, ergo wird das Geld weniger Wert

Würden die USA sich beliebig viel Geld drucken hat dies eine Inflation zur Folge, richtig.

Das Problem bei dem Geld ist, dass es keine existierende Menge mehr ist, sondern nur auf dem Papier existiert. Bei dem Brot wäre das demnach nicht so einfach. Ich kann mir nicht einfach 100 Mrd. Brot gutschreiben, die Güter welche fürs Geld gekauft werden sind nunmal häufig endlich.

Das Geld was der Staat investiert fließt wieder in die Wirtschaft. Würde sich nun keiner mehr um die Differenz von Einkommen und Ausgaben des Staathaushaltes kümmern, weil ja genug da ist, fließt immer mehr Geld in die Wirtschaft. Davon provitieren jedoch nur einige wenige und andere Menschen nagen am Hungertuch.

Wenn ich durch Aufträge durch den Staat zu unermesslichem Reichtum gelange, ist das zwar schön für mich, jedoch bleibt das Geld dann bei mir. Um das Geld gerecht zu verteiln und eine gesunde Wirtschaft zu erzeugen muss jedoch der Preis der Produkte an die auf dem Blatt existierende Menge Geld angepasst werden.

Ist ein wenig schwer zu verstehen, hoffe aber, du weißt was ich meine.

TheKoko  22.08.2012, 10:43

Wenn man durch Staatsaufträge Geld verdient, bezahlt man aber auch seine Angestellten und Zulieferer. So haben die USA die Great Depression überstanden

m4ever 
Fragesteller
 22.08.2012, 13:23

Dass dem Geld grundsätzlich kein echter Wert gegenübersteht, ist ja seit Aufhebung des Goldstandards sowieso der Fall. Wie die letzten Jahrzente zeigen, muss das nicht unbedingt mit einer hohen Geldentwertung einhergehen.

Wenn der Staat trotzdem einen solidem Staatshaushalt macht, und sich selbst nur Geld zuschreibt für gelegentliche Zahlungen wie etwa Zinsen aus Altschulden, muss davon ja nicht der Geldkreislauf gestört werden. Klar, es besteht natürlich die Gefahr, dass die Politik es dann übertreibt..

Vielleicht liegt das Hauptproblem einfach in dem Außenwert der Währung, weil ja hier die Geldmenge des US-Dollars viel größer wäre als die Geldmenge der anderen Währungen. Ohne Exporte zu leben ist unangenehm (besonders bzgl. Öl), aber möglicherweise vorübergehend das kleinere Übel.