Warum kann ein "Liger", Kreuzung von Tiger und Löwen, sich nicht fortpflanzen? Oder ein Maultier, die Kreuzung von Pferd und Esel?

4 Antworten

Das wird jetzt eine längere Antwort, weil ich wirklich jeden Aspekt deiner Frage abdecken möchte.

Bei den meisten Kreuzungsversuchen zwischen verschiedenen Arten wird die erfolgreiche Befruchtung durch inkompatible Oberflächen der verschiedenen Geschlechtszellen verhindert, wodurch Spermium und Eizelle nicht verschmelzen und keine diploide Zygote entstehen kann, aus der sich der Nachwuchs entwickeln würde. Das ist eine Art der prä-zygotischen Isolation zwischen Arten.

Bei anderen Kreuzungen findet die Verschmelzung der Geschlechtszellen zur Zygote statt, aber die weitere Entwicklung ist gestört. Oft liegt das daran, dass Vater und Mutter unterschiedliche Gene für die Embryonalentwicklung vererben, die sich gegenseitig in ihrer Funktion stören. Das führt dann zu Fehlern in der Entwicklung des Embryos und damit zum Schwangerschaftsabbruch.

Pferde und Esel sind sich genetisch offenbar so ähnlich, dass sowohl die Oberflächen ihrer Geschlechtszellen zueinander passen, als auch die Gene, die die Embryonalentwicklung steuern. Aus der Kreuzung dieser beiden Arten kann darum ein prinzipiell gesundes und funktionsfähiges Lebewesen heranwachsen, ein Maultier oder -esel, je nachdem.

Dass die Eltern des Maultiers unterschiedliche Chromosomensätze haben, ist für die Entwicklung des Maultiers erstmal unerheblich. Es besitzt zwar einen ungeraden Chromosomensatz von 63 Chromosomen, es wächst aber durch die bloße Vermehrung seiner Zellen (Mitose), wobei alle Chromosomen verdoppelt werden, sodass jede Tochterzelle die gleiche Ausstattung erhält. 

Die Paarbildung von väterlichen und mütterlichen Chromsomen spielt erst bei der Meiose, also der Bildung der Geschlechtszellen eine Rolle. Hier wird das Genom einer Zelle auf zwei Geschlechtszellen aufgeteilt, wobei von jedem Chromosomenpaar das väterliche und das mütterliche Chromosom getrennt werden, wobei sie evtl. vorher Teile ausgetauscht haben (Crossing Over).

Beim Maultier oder jedem anderen Lebewesen mit ungeraden Chromosomensatz findet aber nicht jedes mütterliche (Pferde-)Chromosom einen Partner unter den väterlichen (Esel-)Chromosomen, da die entsprechenden Informationen eines bestimmten Eselchromosoms bei Pferden auf zwei Chromosomen aufgeteilt werden. Das überzählige Chromosom wird darum zufällig in eine der Tochterzellen gesteckt, was in der Hälfte der Fälle dazu führt, dass sie funktionsunfähig werden, weil ihnen ein wichtiges Stück DNA fehlt oder in zwei Ausführungen vorliegt, wo nur eine sein sollte. 

Das Prinzip entspricht der Bildung einer gewöhnlichen Trisomie, die ja auch beim Menschen meist mit Schwangerschaftsabbruch endet (außer wenn sie z.B. nur das Chromosom 21 betrifft).

Jedenfalls wären in der Theorie die Hälfte der Maultiergeschlechtszellen immer noch funktionsfähig, da das überzählige Chromosom zufällig in der richtigen Zelle gelandet ist, und da ein Liger einen geraden Chromosomensatz von 38 besitzt, wäre er uneingeschränkt fortpflanzungsfähig, wenn ungerade Chromosomensätze der einzige Grund für Unfruchtbarkeit bei Hybriden wäre.

In Wirklichkeit sind aber Löwen- und Tigerchromosomen nicht beliebig austauschbar. Sie enthalten zwar homologe Gene, die die gleichen Funktionen erfüllen, diese können aber unterschiedliche Längen aufweisen oder an leicht unterschiedlichen Positionen auf dem Chromosom liegen. Wenn in den Geschlechtszellen eines Ligers Crossing Over zwischen den benachbarten Abschnitten der Chromosomen seines Löwenvaters und seiner Tigermutter stattfindet, ist die Wahrscheinlichkeit deshalb sehr groß, dass dabei lebenswichtige Gene zerstückelt werden, mit dem Ergebnis, dass der Liger keine oder kaum gesunde Geschlechtszellen erzeugen kann.

Mich stört keineswegs die Länge eines Kommentars, außer er enthält hohle
Phrasen, welches bei dir nicht der Fall ist. Danke für die fundierte Antwort!

Auszug aus Wikipedia am. Beispiel des Maultiers:

Bei der Vermischung des Erbgutes von Pferdestute (64 Chromosomen) und Eselhengst (62 Chromosomen) entsteht ein ungerader Chromosomensatz, welcher meist keine Geschlechtszellenbildung erlaubt. Gleichwohl können Maultiere den Geschlechtsakt ausführen und verfügen auch über einen natürlichen Geschlechtstrieb, wenn auch nicht so stark wie Pferde. Hengste sind stets unfruchtbar, gelegentlich kommen jedoch fruchtbare Stuten vor.

Weil die Anzahl der Chromosomen nicht mehr stimmt. 

Das versteh ich, aber warum können sie selbst überhaupt entstehen, wenn sie selbst nich zeugen können. Die Kausalität kann ich nicht nachvollziehen.

@Loggenreggy

Wusste ich mal, hab ich vergessen.

Aber du hast jetzt ein Stichwort, das du googeln kannst.

@exxonvaldez

Außerdem hat sich ein hybrid Delfin/Wal fortpflanzen können in Sea Life,( glaub es heißt so) Hawaii. 

Sind ja auch Säugetiere. Keine Regel ohne Ausnahme. :-)