Warum ist es zu risikohaft mit wenig Geld in Aktien zu investieren?

8 Antworten

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Weil man damit keine vernünftige Risikostreuung schafft. Erst ab ungefähr einem dutzend verschiedenen Aktien hat man ein vernünftiges Risiko-Ertrags-Verhältnis. Wenn man das mit 2.000 Euro machen will, dann hat man nur ungefähr 150 Euro pro Aktienkauf und das lohnt sich dann nicht. Daher sollte man bei so geringen Beträgen mit Aktienfonds arbeiten, die splitten das Geld auf verschiedene Unternehmen auf und sorgen so für die notwendige Risikostreuuung.

Cliche 
Fragesteller
 30.03.2015, 22:59

Danke, klingt logisch. Also ist damit einfach nur gemeint, dass eine Einzelaktie risikohafter ist und somit mehr Verlust bringen kann, aber eben auch mehr Gewinn

Traveller24  30.03.2015, 23:17
@Cliche

Ja, die Einzelaktie ist risikohafter, aber bringt aber nicht unbedigt mehr Gewinn. Kurze Erklärung: willst Du ein unternehmerisches Risiko eingehen oder Zocken?

Lange Erklärung: Der Unterschied zwischen systematischem und unsystematischen Risiko. Wenn Du in Aktien investierst, gehst Du ein Risiko ein. Das unterliegt jetzt aber Abstufungen. Nehmen wir mal an, Du geht davon aus dass das Rohölgeschäft eine lohnende Investition ist. Das ist Deine grundlegende Einschätzung. Also kaufst Du Aktien von eienm dutzend Rohölförderern. Wenn Jetzt der Ölpreis abstürzt, verlierst Du Geld. Dagegen kann man nichts machen, deine grundlegende Einschätzung war falsch und Du verlerst Geld, weil der gesamte Markt abstürzt. Das ist das systematische Risiko, ich nenne es gerne auch das unternehmerische Risiko. Für dieses Risiko wirst Du aber auch mit einer entsprechenden Gewinnchance entlohnt, denn wenn der Ölpreis steigt, dann steigen die Aktien der Ölunternehmen und du machst Profit. Wenn Du nun aber nur Aktien eines einzelnen Unternehmens gekauft hast, dann hast du mehr Risiken. Zusätzlich zum Risiko des Ölmarktes hast Du auch nich das Risiko, dass bei diesem einen Unternehmen etwas unvorhergesehenes passiert. Der Ölpreis steigt, alle Ölfirmen gewinnen, aber deine stürzt ab, weil deren Haupt-Ölfeld versiegt oder eine Ölbohrplattform abbrennt oder der CFO seit Jahren die Bilanzen gefälscht hat. Für dieses erhöhte Risiko erhältst Du aber keine zusätzlichen Gewinnaussichten. Wenn Deine ursprüngliche grundlegende Annanme eintritt und der Ölpreis steigt, dann steigt der Kurs Deiner einen Aktie nicht höher als der Kurs der anderen. Du geht also beim Kauf einer Aktie ein höheres Risiko ein, wirst aber für das gelingen deiner Investition nicht höher belohnt. Das nennt man das unsystematische Risiko. Die Standard-Portfoliotheorie sagt, dass man dieses unsystematische Risiko ausgeglichen hat, wenn man so ca. 12 verschiedene Aktien besitzt.

Merke: Wenn man aussichten auf höhere Renditen sucht, dann muss man automatisch höhere Risiken eingehen. Aber wenn man höhere Risiken eingeht, dann erhält man dadurch nicht automatisch höhere Chancen.

Cliche 
Fragesteller
 01.04.2015, 17:04
@Traveller24

Danke für diese ausführliche Erklärung :)

jenshiller  31.12.2016, 16:39
@Traveller24

Ja, wirklich eine sehr gute Erläuterung.

Warum verrät mir "mein Banker" nicht solch Sachverhalte?

Dafür muss man doch kein Raketenforscher sein....

Ist es per se auch nicht!

Hier werden fast täglich Fragen gestellt, wo ein Anfänger mit 1000€ oder etwas mehr an der Börse in Aktien investieren möchte und das notwendige 1x1 dann nachrangig ist. In genau diesem Kontext ist das sehr risikoreich und alles andere als klug. An der Börse regiert Angst & Gier. In diesem Fall führt die Gier dazu, dass man das Geld nicht so anlegt, wie man es gerne hätte. Ganz abgesehen davon, dass man zuerst das Geld sieht und erst nach dem Verlust einem das fehlende aber notwendige Verstehen dahinter klar wird.

Mit diesem Kontext ist es zu risikoreich. Ordergebühren meistens 5€ stimmt allerdings nicht, gibt es auch aber eben nicht meistens und bei den Banken der 'Anfänger' i.d.R. nicht.

Ein wichtiger, nicht zu vernachlässigender Punkt ist allerdings, dass der genannte Betrag oft der Gesamtbetrag ist, der übrig ist und genau das ist sehr risikoreich. Je nach Anlagestrategie muss man damit rechnen, dass das Kapital eine Weile gebunden ist und bei 1000 oder 2000€ ist die fehlende Diversifizierung ein dritter K.O.-Punkt hinsichtlich Risiko. Von dem verfügbaren Kapital sollte nur ein kleiner Teil in risikoreiche Anlagen fliessen, nicht gleich alles.

Cliche 
Fragesteller
 30.03.2015, 23:04

Bei mir sind es 4,99 Euro :)

Mich12  30.03.2015, 23:05
@Cliche

glaube ich dir ungesehen, ich unterbiete ;)

Cliche 
Fragesteller
 30.03.2015, 23:13
@Mich12

Dann muss ich den Broker wechseln :D

Wenn du die 2000 Euro entbehren kannst, dann kannst du dein Glueck bei Aktien sicher versuchen. Nur haben Aktien keinen garantierten Gewinn, im Gegenteil. Sie koennen im Wert steigen, dann machst du tatsaechlich Gewinn, sie koennen aber auch fallen, dann machst du eben Verlust. Vielleicht fallen sie nur leicht und du haeltst durch, bis sie wieder steigen.

Im Ernstfall koennen sie aber auch komplett wertlos werden oder ins bodenlose fallen, im Hoechstfall ist dein Einsatz von 2000 Euro weg. Mehr Risiko hast du nicht. Daher wie schon gesagt, wenn du mit dem Verlust deines Einsatzes klar kommst und noch genug Reserven hast,  kein Problem.

Manche neigen halt dazu, das Geld dort anzulegen, wo man besonders viel Gewinn in kurzer Zeit erwarten kann. Das sind aber auch genau die Aktien, wo man viel Verlust in kurzer Zeit machen kann. Sicherere Aktien sind oft nicht so attraktiv, weil man nichts zieht von einem schnell erhofften Gewinn.

Es ist nicht "zu" risikobehaftet, sondern einfach risikobehaftet.

Die Frage zeigt mir aber schon wieder sehr viel. Der Punkt, dass man das Risiko augenscheinlich in den Kosten sieht, lässt tief blicken.

Die Kosten sind tatsächlich zu vernchlässigen, aber das Risiko liegt im Marktwert, und , auch wenn es komisch klingt, steigt das Risiko mit jedem Punkt, den der DAX nach oben steigt.

Und deshalb ist es fatal zu glauben, die Kosten seinen nur ein kleiner Teil des "Gewinnes" ( Gewinn ist eben alles andere als garantiert , wenngleich, da wir uns in dank Niedrigzinsen in der Blase aller Blasen befinden, relativ wahrscheinlich ), sondern sie sind ein Teil des Investments, oder noch besser, ein "per Start" entstandener Sofortverlust,  oder modern : Handicapstart.

Das ist eher so zu verstehen, dass jemand, der ohnehin nur wenig Geld hat, besser nicht (ausschließlich) in Aktien investiert, sonst ist das wenige Geld möglicherweise auch (teilweise) weg. Jemand, der Geld im Überfluss hat, kann mit dem Risiko leben - dem tut selbst ein Totalverlust nicht weh.

Cliche 
Fragesteller
 30.03.2015, 22:52

Achso, danke :)