Warum hat die Zeitarbeit einen so schlechten Ruf?

9 Antworten

Den haben sich die ZAF's in und vor vielen Jahren "erworben".

In den letzten Jahren hat sich bei der Zeitarbeit einiges getan. Schwarze Schafe gibt es zwar immer noch, die gibt es allerdings auch in anderen Branchen.

Ich kann mich an Arbeitsverträge von Zeitarbeitnehmern erinnern, da hat es mir gegraust. Davon mal abgesehen, dass viele Dinge gerade mal am noch erlaubten gesetzlichen Minimum geregelt waren, gab es Paragrafen und Vereinbarungen, die klar gesetzeswidrig waren.

Von solchen Zeitarbeitsfirmen haben wir uns ganz schnell getrennt und arbeiten seither nur noch mit den seriösen ZAF's zusammen.

Mittlerweile gibt es Mindeststandards und viele ZAF's haben einen Tarifvertrag. Außerdem wurde Equal Pay eingeführt und Entleihbetriebe können nicht mehr über viele Jahre die gleichen AN als Leiharbeitnehmer beschäftigen, nur damit sie diese bei Bedarf schnell "loswerden".

Es gibt schon einige Zeitarbeitsfirmen, die z.T. mehr bezahlen und auch mehr Urlaub gewähren als so manch anderer AG.

Man darf also nicht pauschalisieren und alle über einen Kamm scheren.

Na ja, ein Zeitarbeiter verdient deutlich weniger, als die Festangestellten, mit denen er zusammen arbeitet.

Außerdem ist er immer nur kurzfristig in einem Betrieb - also mit etwas Pech hat er sich gerade an Arbeit und Kollegen gewöhnt und dann steht ein Wechsel an.

Für die Firmen sind Zeitarbeiter positiv: Die holt man, wenn gerade die dicken Aufträge abgearbeitet werden müssen und bei Flaute sind sie dann wieder weg.

Das ist aber schon ziemliche Verallgemeinerung. ;)

Ein Zeitarbeiter verdient nicht immer konsequent weniger. Der Mindestlohn in tarifgebundenen Zeitarbeitsfirmen liegt deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn, also sind alle Leiharbeiter, die in Tätigkeiten des Mindestlohns eingesetzt werden, besser gestellt als feste Mitarbeiter. Zudem gibt es sowas wie Equal Pay unter gewissen Voraussetzungen.

Einsätze sind auch jetzt nicht "immer nur kurzfristig", es gibt dauerhafte Überlassung bis zum Maximum sowie Übernahme nach einem Leiharbeitsverhältnis.

Für Firmen hat es auch andere positive Nebeneffekte, trotz der höheren Kosten, aber das geht hier zu weit.

Grundsätzlich ist das allgemein schon korrekt was du schreibst, aber man sollte es schon genau nehmen.

@floppydisk

Ich habe IMMER wesentlich weniger verdient. Und ich war auch immer wieder sofort weg, wenn die Arbeit weniger wurde oder es in Richtung Übernahme ging. Ich kenne keinen, dem es in Zeitarbeit anders ging. Und ich kenne eine Menge Zeitarbeiter bedingt durch meine problematische Zeit als junger Erwachsener. Mag sein, dass es bei hochgebildeten Leiharbeitern besser läuft. Als jemand mit 08/15 Ausbildung bist du als Leiharbeiter der Depp vom Dienst. Meine Erfahrungen decken sich zu 100% mit diesem Post.

Danke für die Präzisierung

Vor über 15 Jahren musste (!) ich mal Zeitarbeit machen. War kein schönes Erlebnis!

Mein Stundenlohn lag bei 4,60 € ! Das reicht kaum zum Leben, zumal ich für die Einsatzstelle eine Monatskarte für 90€ benötigte und Arbeitskleidung (Hosen, Sicherheitsschuhe, etc.) selber zahlen musste.

War keine schöne Zeit, zumal ich jeden Tag Überstunden gemacht habe, um ein paar Euro mehr in der Tasche zu haben. Nervig war auch: Die Einsatzorte waren teils sehr weit weg. Im Prinzip war ich nur zu Hause um ein paar wenige Stunden zu schlafen.

Wie es aktuell ist - bzw. ob das Agenturabhängig ist - kann ich nicht beurteilen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Vor über 15 Jahren musste (!) ich mal Zeitarbeit machen.

wieso MUSSTEST du das machen? (ernst gemeinte Frage, interessiert mich)

@BackupBone

Weil ich nach meiner Ausbildung keine Arbeitsstelle in NRW* gefunden habe.

Damals war die Branche total überlaufen, so dass auch meine Bewerbungen (über 400 Stück!) keinen Erfolg hatten. Und das hatte nichts mit meiner Qualifikation etc. zu tun.

Da ich aber arbeiten wollte - und gemäß Arbeitsamt auch musste - habe ich eine Liste von Zeitarbeitsfirmen vom Amt erhalten, wo ich mich bewerben musste (!). Und natürlich haben die mich zu diesen Konditionen gerne eingestellt.

Was mir natürlich auch nicht gepasst hat: Bin PC-Mensch, Programmierer, Entwickler und gelernter Medien Designer/Gestalter. Oder anders, übertrieben formuliert: "Woher sollte ich als Tipper wissen, wie man einen Hammer benutzt?!" :)

*Bin dann doch fündig geworden und habe meinen gelernten Beruf ausüben können. Dafür musste ich allerdings aus NRW wegziehen ... seitdem wohne ich 780km von meiner Heimatstadt entfernt :-/

@PeterP58

Muss man denn jeden Job annehmen, den das Jobcenter vermittelt?

@BackupBone

Ja! Außer Du hast eine gute Ausrede!

Die sollen ja einen Job vermitteln - welcher Job das ist, spielt keine Rolle. "Du bist Dr. Dr. Prof. Meier?"- "Wunderbar! Am Kiosk suchen die noch eine Putzkraft!". *grummel

Wenn Du den Job nicht machst, dann bekommst Du eine Sperre - sprich kein Geld vom Amt.

So: Welche Möglichkeit wählst Du, bzw. welche Entscheidung triffst Du?

@PeterP58

Mit anderen Worten arbeitet man bei durch das Amt vermittelten Jobs für MIndestlohn, bis man sich selbst was passendes gesucht hat.

@BackupBone

So könnte man das formulieren, ja! Die sind ja nur dafür da, dich von der Straße (also aus der Arbeitslosigkeit) zu holen. Wo und wie Du arbeitest, was Du verdienst und ob das ein Job ist, der zu Dir passt, spielt letztendlich keine Rolle.
Du bist raus aus der AL-Statistik und damit ist die Arbeit vom Amt erfolgreich erledigt. Das ist zumindest mein persönlicher Eindruck.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, aber ich versuch es mal.

  1. Man wird weniger entlohnt, als Festangestellte. Der Auftraggeber zahlt vielleicht mehr als für seine Festangestellte, aber die Leihfirma will ja auch Profit machen.
  2. Man hat keine oder wenig Info über die Firma an die man ausgeliehen wird. Man wird vor vollendete Tatsachen gestellt.
  3. Als Leiharbeiter ist man in der betreffenden Firma eh das letzte, weil man ja Leiharbeiter ist und bekommt oft die schlechteste Arbeit oder wird von Festangestellten sehr oft als ein NICHS betrachtet, weil die sich für besser halten.
  4. Der Auftrag kann von Heute auf morgen enden und man muss sich dann mit einer neuen Firma auseinandersetzen. Alles wieder auf Anfang also.
  5. Wenn kein neuer Auftrag da ist, werden Überstunden abgebaut oder man muss gar Urlaub nehmen, auch wenn man das gar nicht möchte oder den Urlaub anders geplant hatte.
  6. In der Zeit wo kein Auftrag da ist, ist man in Bereitschaft. Der Überstundenabbau/Urlaub kann von einem Tag auf dem nächsten beendet werden.
  7. Wenn keine Überstunden/Urlaub mehr da ist und kein neuer Auftrag, kann man sich einen neuen Job suchen, weil man entlassen wird.
  8. Manche (nicht alle!) Leihfirmen gehen mit einem auch vom Verhalten mit einem so um, als wenn man der letzte Dreck wäre, denen gehören würde, sie eine persönliche Abneigung gegen einen hätten. Wissen somit nicht was Kundenfreundlichkeit ist.
  9. Es kann auch passieren, das man für mehrere Tage in einer anderen Stadt arbeiten muss. Manche kommen damit klar, andere benötigen aber die Geborgenheit des eigenen Heims als Rückzugsort und ihre Freunde/Bekannte.

10) Wenn kein neuer Auftrag im eigenem Job vorhanden ist, kann es schon passieren das man in einem anderen Job als Aushilfe eingesetzt wird. Ein Maler/Maurer/Elektriker wird dann zum Lagerarbeiter.

11) Es kann (!) passieren, das man wegen der Leiharbeit auf keinen finanziellen grünen Zweig kommt.

12) Es kann (!) ebenfalls passieren, das durch den ganzen Stress und Ärger die eigene Gesundheit leidet.

13) "Aussicht auf Übernahme vom Kunden" ist seeeehr oft nur ein Köder um Bewerber zu bekommen. Eine Übernahme passiert in den seltensten Fällen oder auch gar nicht.

Positives: Weil Leihfirmen immer neue Leute suchen, kann man relativ schnell in Arbeit kommen.

Sehr gut.

@Aslan6ek

Sind LEIDER meine Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich glaube, ich kann noch ergänzen (das ist aber eher Gefühlsbezogen) wenn man eine lange/gewisse Zeit NUR in Leihfirmen beschäftigt war, das man dann nur noch dort unterkommt. Im Sinne von "Ein mal ein Dieb, immer ein Dieb." Also quazi: "Ein mal Leiharbeiter, immer Leiharbeiter." Das ist aber Gefühlsmäßig gesehen.

Es kann auch an etwas komplett anderem liegen. Derzeit ist es bedauerlicherweise bei mir so, das ich nach 4 Jahren Arbeit, Arbeitssuchend bin*Doppelseufz* Und ich bewerbe mich derzeit zu 99% bei RICHTIGEN Firmen und nur zu 1% bei Leihhfirmen, wegen meinen Erfahrungen.

Ergebnis: Bei den Leihfirmen kriege ich IMMER ein Vorstellungsgespräch wo ich seeehr oft mit denen sogar per DU am ende bin. Man ist bei denen auf einer Augenhöhe, weil sie einen selber auch eher wie ein quasi "Kunden" sehen. Persönliche Beziehung aufbauen, um vertrauen und sympathie aufbauen, damit man sie besser "einfangen" kann. *g Dürfte logisch sein. Bin derzeit bei 3 Leihfirmen "gemeldet" und selbst davon kommt derzeit gar nichts an Jobvorschlägen. Und WENN, dann eher ein Job zum Mindestlohn, wovon ich gar nicht leben kann!

Erstaunlicherweise aber wiederum, wie ich erst gestern durch zufall gesehen habe: Eine Leihfirma sucht eine Person in einem bestimmten Bereich. Zufällig betrifft dies genau meinen Arbeitsbereich. Zufällig bin ich bei dieser Leihfirma sogar bekannt. Komisch aber, das die mich gar nicht kontaktiert haben! Es KANN natürlich sein, das MEINE Gehaltsvorstellungen über dem liegt, was deren Auftraggebern vorschwebt. Es KANN sein, das die mein Profil vorgelegt haben und der Auftraggeber mich abgelehnt hat (Ohne das ich es erfahre). Aber komisch finde ich es dennoch, das ich nicht informiert/gefragt werde....

Hallo KeinName26,

den schlechten Ruf der Zeitarbeit haben sich Entleihfirmen über Jahre hart erarbeitet.

In den Zeiten der hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland hatten diese Ihre Blütezeit. Viele Arbeitslose und schlechte Bezahlung war ein Turbolader für die Zeitarbeit. Dazu kam es das die Zeitarbeit nicht wirklich einen richtigen Tarif hatten. Viele Firmen, welche Leiharbeiter im Einsatz hatten, nutzen diese um eigene Tariflöhne zu unterwandern.

Dies ist zum Glück heutzutage nicht mehr so. Die Tarifverbände (DGB, Verdi, IGZ, BAP) haben einen Manteltarifvertrag für die Zeitarbeit abgeschlossen. Auch die differenz zwischen der Entlohnung des Festangestellten und die des Leiharbeiters wurden durch Branchenzuschläge minimiert.

Quelle: https://starke-jobs.com/zeitarbeit-tarif/

Wenn Zeitarbeitsfirmen sich nicht an diese Tarife halten machen Sie sich starfbar und verliehren Ihre Zulassung.

LG Danilo

Woher ich das weiß:Berufserfahrung